Die titelgebenden „21 Bridges“ umgeben den New Yorker Stadtteil Manhattan und genau diese lässt der leitende Ermittler Andre Davis (Chadwick Boseman) absperren, um zwei Copkiller dort einzukesseln. Doch bei seinen Ermittlungen stößt er auf die kriminellen Machenschaften Kollegen. Brian Kirks Film ist ein Cop-Actionthriller der alten Schule.
Originaltitel: 21 Bridges__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Brian Kirk__Darsteller: Chadwick Boseman, Sienna Miller, J.K. Simmons, Stephan James, Taylor Kitsch, Keith David, Alexander Siddig, Louis Cancelmi, Victoria Cartagena, Gary Carr u.a. |
Es mag verwundern, wenn die Produzenten bei einem Film fast häufiger genannt werden als der Regisseur. Fairerweise muss man sagen, dass Anthony und Joe Russo mit den „Avengers“-Filmen „Infinity War“ und „Endgame“ Kassenrekorde gebrochen hatten, während „21 Bridges“-Regisseur Brian Kirk vor allem Episoden für Serien wie „Game of Thrones“, „Dexter“ und „Luther“ verantwortete.
Der Cop-Actionthriller aus der Feder von Adam Mervis („The Philly Kid“) und Matthew Michael Carnahan („World War Z“) dreht sich um den Cop Andre Davis (Chadwick Boseman), der beruflich in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Der wurde von drei Angreifern getötet, als Andre 13 war, weshalb der smarte Polizist besonders hart gegen Copkiller vorgeht. Wegen mehrerer im Dienst getöteter Verbrecher hat er Stress mit dem Internal-Affairs-Department, doch Andre konnte jedes Mal Notwehr geltend machen. Daheim kümmert sich Andre um die demente Mutter, aber er ist ein klassischer Held des Polizeifilms: Einer, der für den Job lebt, seinen eigenen Gerechtigkeitssinn hat und diesen verteidigt.
Derweil läuft ein Coup der beiden Ex-Soldaten Michael Trujillo (Stephan James) und Ray Jackson (Taylor Kitsch) aus dem Ruder. Als sie ein Drogenlager in einem Weinladen ausrauben, finden sie anstatt der angekündigten 30 Kilo Kokain ganze 300 vor und kurz darauf stehen auch noch Cops auf der Matte. Die beiden Kriminellen erledigen ganze acht Polizisten, werden damit aber auch zu den meistgesuchten Verbrechern New Yorks. Denn auch das ist altbekanntes Polizeifilmterrain: Copkiller werden von den Ordnungshütern besonders emsig verfolgt.
Aufgrund seines Rufs bekommt Andre den Fall von Captain McKenna (J.K. Simmons) zugeteilt, als Partnerin soll ihm Frankie Burns (Sienna Miller) vom Drogendezernat zur Seite stehen. Als sich herausstellt, dass die Kriminellen in Manhattan sind, lässt Andre alle 21 Brücken zu dem Stadtteil absperren und startet eine Hatz auf die Verbrecher…
Schaut euch den Trailer zu „21 Bridges an
Wobei der Zuschauer zu dem Zeitpunkt schon längst Lunte gerochen hat ob der seltsamen Umstände des Überfalls. Wieder mal geht es um korrupte Cops und wieder mal versuchen diese dermaßen offensichtlich ihre Verbrechen zu vertuschen, dass sich der Zuschauer fragt, wieso sie so lange damit durchgekommen sind. Bei manchen Figuren ist man marginal unsicher, ob sie aus Hass auf Copkiller oder anderen Gründen besonders schießfreudig sind, aber letztendlich sind fast all jene kriminell, von denen man es von Anfang an vermutet. Auch sonst sind die Rollen klar verteilt, auch unter den Verbrechern: Michael ist der Umsichtige, der keine Toten wollte, sein Kumpel Ray der perfekt ausgebildete Killer mit weitaus weniger Gewissensbissen. Auch das sonstige Figureninventar bietet Standards wie den überheblichen Drogendealer, den kultivierten Fälscher und den netten Versager-Mittelsmann auf, die sich fast alle erwartbar verhalten, sodass es nur im letzten Drittel zu einer echten Überraschung kommt.
Leider verschenkt das Script auch viel von seiner titelgebenden Prämisse. Für die Verbrecherjagd macht es quasi keinen Unterschied, ob Manhattan nun abgesperrt ist, da der Film nichts aus den räumlichen und zeitlichen Limitierungen in Sachen Handlungszeit und -ort macht. Das Spielfeld ist immer noch recht groß, Michael und Ray unternehmen noch nicht einmal einen fehlgeschlagenen Versuch es zu verlassen. Das ist schade, denn Brian Kirk erweist sich als brauchbarer Handwerker, der trotz aller Klischees und bekannten Handlungsverläufe Spannung aus einzelnen Passagen zu ziehen weiß, wobei ihn ein stimmiger Score von Alex Belcher („Predator – Upgrade“) und Henry Jackman („Jumanji – The Next Level“) unterstützt. Auch die Atmosphäre des nächtlichen New York, in dem Cops und Killer Katz und Maus spielen, ist ihm gelungen.
Ebenfalls recht kompetent gemacht kommt die Action daher, für die der erfahrene Spiro Razatos („Bad Boys for Life“, „Kong: Skull Island“) als Stunt Coordinator und Second-Unit-Regisseur verantwortlich zeichnet. „21 Bridges“ setzt seine Spektakelszenen nur punktuell ein, aber die besagten Passagen haben es in sich. Egal ob der verhängnisvolle Überfall zu Beginn, eine Attacke auf den Unterschlupf eines Fälschers oder der Showdown – die Shoot-Outs sind stets sehr gut choreographiert und um Realismus bemüht. Denn hier beharken sich ausgebildete Cops und Ex-Militärs, die taktisch vorgehen, Deckung suchen und (vor allem im Falle von Ray) ausgeschalteten Gegnern noch den Fangschuss verpassen.
Auch in Sachen Casting ist „21 Bridges“ eine saubere Sache. Chadwick Boseman, der schon bei „Captain America: Civil War“ und den erwähnten „Avengers“-Filmen mit den Russos zusammenarbeitete, macht sich gut als Cop mit Prinzipien. Das Drehbuch lässt ihn manchmal im Stich, aber er haucht dieser Standardrolle Leben ein. Mit Sienna Miller („Die versunkene Stadt Z“) als Sidekick, die an den Methoden ihres Partners zweifelt, hat er eine gut aufgelegte Mitspielerin gefunden und J.K. Simmons („Boston“) ist in der Rolle des bärbeißigen Captains eh ein Gewinn. Taylor Kitsch hat die Rolle des Elitesoldaten nach „Battleship“, „Savages“, „Lone Survivor“ und „American Assassin“ hervorragend drauf, wobei seine Darbietung hier etwas an letzteren Film erinnert, während Stephan James („Lost After Dark“) als detailorientierter Kamerad da mithalten kann. Der Rest der Darsteller ist solide, wobei Keith David („Savage Dog“) als Vorgesetzter und Alexander Siddig („Doomsday – Tag der Rache“) als Fälscher die einzigen bekannteren Gesichter im Nebencast sind.
„21 Bridges“ verfügt über Atmosphäre, gut Hauptdarsteller sowie wenige, aber stark inszenierte Actionszenen. Und doch will der Funke nicht komplett überspringen, weil das Script mit den sonstigen Qualitäten nicht mithalten kann. Ein Copthriller nach bekanntem Schema, bis auf ein, zwei Überraschungen recht vorhersehbar. So bleibt brauchbares Futter für Genrefans, aber aus seiner vielversprechenden Prämisse macht „21 Bridges“ leider zu wenig.
„21 Bridges“ wurde am 6. Februar 2020 von Universum Film in die deutschen Kinos gebracht und lief mit FSK 16 ungekürzt. Ab 12. Juni bringt Universum ihn dann auf DVD und Blu-Ray hierzulande raus.
© Nils Bothmann (McClane)
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