Originaltitel: 3 From Hell__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Rob Zombie__Darsteller: Bill Moseley, Danny Trejo, Clint Howard, Matthew Willig, Dee Wallace, Sheri Moon Zombie, Richard Brake, Sid Haig, Dot-Marie Jones, Daniel Roebuck, Richard Riehle, Emilio Rivera u.a. |
Achtung: Diese Kritik enthält einen Spoiler zu der von Sid Haig gespielten Figur des Captain Spaulding. Wer allerdings um das Schicksal des Schauspielers weiß, kann die Kritik bedenkenlos lesen.
Bill Moseley im Making-of zu „3 From Hell“: Wenn jemand mich fragt, „Gibt es eine Fortsetzung von ‘Devil’s Rejects’?“, rufe ich: „Sid! Gibt es eine Fortsetzung?“
Sid Haig: Nein!
Bill Moseley: Warum nicht?
Sid Haig: Weil wir tot sind, verdammt.
14 Jahre nach „The Devil’s Rejects“ wagte Rob Zombie dennoch das Comeback. Sein dritter Streich rund um Otis, Baby und Captain Spaulding beginnt mit einer Dokumentation. In der werden unsere Serienkiller noch einmal vorgestellt und von irgendwelchen schräg gepolten Fanboys zu Helden verklärt. Im Zuge dessen bringt Rob Zombie unsere drei wahnsinnigen Killer im Handumdrehen zurück ins Reich der Lebenden. Einfach, indem er uns erklärt, dass alle drei ihre bis zu 20 Schusswunden vom Vorgängerfilm wie durch ein Wunder überlebt haben.
Alle drei bekommen es daraufhin vom System so richtig besorgt. Otis und Baby fahren mehrmals lebenslänglich ein und Captain Spaulding wird hingerichtet. Eine Karte, die Rob Zombie aufgrund des besorgniserregenden Gesundheitszustandes des Darstellers Sid Haig („Bone Tomahawk“) ziehen musste. Und man sieht in jeder einzelnen Einstellung, wie sehr der kranke, ausgemergelte Schauspieler von den Dreharbeiten für seine wenigen Szenen gefordert wurde (Rund um die Premiere des fertigen Filmes verstarb der Mime im Kreise seiner Lieben.).
Damit Rob Zombie sein Drehbuch, das Haigs Captain Spaulding natürlich eine wichtige Rolle zuschanzte, nicht vollends verwerfen musste, führte er in höchster Not eine neue Figur ein. Den Midnight Wolfman. Der Bruder von Otis hilft diesem, bei einem Gefangenentransport auszubüxen. Dabei killen sie wahllos alle anderen Mitgefangenen von Otis, was sich noch extrem rächen wird. Derweil dreht Baby im Frauenknast vollkommen ab. Unter fleißiger Mithilfe von Otis gelingt aber auch ihr irgendwann die Flucht.
Wiedervereint wollen Otis und Baby mit dem Midnight Wolfman gen Mexiko fliehen. Warum und weshalb, das wissen sie gar nicht so recht. Einem kommt das aber sehr gelegen. Der sinistre Aquarius hat vor allem mit Otis und dem Wolfman eine Rechnung zu begleichen und fiebert dem Showdown in einem mexikanischen Dörfchen entgegen.
Schaut in Rob Zombies Brutalo-Streifen hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=TpCC67jijh4&t=5s
Zu Beginn von „3 From Hell“ kann man sich ein Feixen nicht verkneifen. Wie frech Rob Zombie die beliebten Irren zurück ins Leben holt, das hat schon Chuzpe. Und es lässt sofort wieder dieses gewisse „Devil’s Rejects“-Feeling aufkommen. Doch leider hält diese Begeisterung nicht lange vor. Spätestens nach den doch recht sadistischen Ereignissen rund um die Befreiung von Baby fällt „3 From Hell“ ziemlich in sich zusammen. Vor allem das ziellose Mäandern der „Story“ im Mittelteil des Filmes strapaziert die Geduld der Zuschauer enorm.
Man weiß lange Zeit gar nicht, was Rob Zombie uns eigentlich erzählen will. Klar, da sind viele Ingredienzien, die seine Filme ausmachen: Gefluche, Mittelfinger, Gewalt, Nacktheit, Hässlichkeit und Ekel. Aber es fehlt das Narrativ. Der Motor, der die Figuren antreibt. Beispielsweise wäre Zombie schlau beraten gewesen, hätte er einen ähnlich hartnäckigen Jäger wie Sheriff Wydell in „The Devil’s Rejects“ installiert. Genau so eine Figur fehlt „3 From Hell“ komplett.
Auch wäre es sicher nicht verkehrt gewesen, den Midnight Wolfman richtig in das Figuren-Interieur zu integrieren. Auch das verpasst Zombie. Weshalb der in Zombies „31“ so starke Richard Brake hier niemals im Film ankommt. Und Zombie hätte wirklich sehr sehr gerne seine Ehefrau Sheri Moon Zombie an die Kette legen dürfen. Die überzieht ihre Baby einfach viel zu sehr, overacted sich um Kopf und Kragen und nervt irgendwann einfach nur noch. Zumal es nicht eine Szene gibt, in der Baby halbwegs wie von unserem Planeten stammend wirkt.
In der Folge hängt der Mittelteil von „3 From Hell“ komplett durch. Bietet weder Spannung noch irgendwie brauchbare Dialoge, Figuren oder Ereignisse. Beinahe nebenbei wird dann noch eilig ein neuer Antipode installiert, damit der Film wenigstens noch ein halbwegs rundes Ende bekommt. Wenigstens das hat es durchaus in sich.
In dem Showdown dürfen unsere Antihelden vollends zu Helden mutieren. Immerhin killen sie nun nur noch fiese Fieswichte. Zumindest macht das daraus folgende Abschlachten durchaus Laune. Mit Pfeil und Bogen, Messern und großkalibrigen Waffen werden diverse menschliche Körper zerlegt und der ohnehin alles andere als harmlose Streifen bekommt noch einen hübsch harten Abgang. Wären einem zu diesem Zeitpunkt nicht alle Figuren egal oder würden einem nicht alle Charaktere komplett auf die Eier gehen, wäre das Finale sicherlich sogar richtig nett gewesen. So zieht es allerdings ohne großen Impact am Zuschauer vorbei und weckt nicht zwingend die Lust nach mehr.
Optisch ist „3 From Hell“ relativ typische Rob-Zombie-Kost. Nicht mehr ganz so grobkörnig, finster und dreckig, aber dennoch noch weit genug vom glatten Mainstream-Look entfernt. Die in dieser Optik gezündeten Gewalttätigkeiten haben in ihren besten Momenten immer noch höchste Terrorwirkung, die gerade in diesen Szenen eingesetzte(n) heftige(n) Wackelkamera(Schnittkaskaden) glaubte man allerdings längst hinter sich. Erstaunlich oft setzt Zombie in den Ballereien auf deutlich als solche zu erkennende CGI-Treffereffekte – was auch zeigt, dass Zombie inzwischen sehr mit Budget-Begrenzungen zu kämpfen hat. Ein toller Pluspunkt ist der feine Soundtrack zum Film, den Zombie natürlich wieder mitproduzierte.
“3 From Hell” ist ein gerade noch nettes Wiedersehen mit alten Bekannten…
bei dem man aber nicht zwingend traurig wäre, wenn es aus Gründen nicht zu dem Wiedersehen gekommen wäre. Denn so richtig rund läuft „3 From Hell“ nicht. Lässt der freche Einstieg noch hoffen, dass Rob Zombie noch einmal zu alter Größe auflaufen könnte, offenbart sich danach schnell, dass da keine Pfeile mehr im Köcher zu sein scheinen, die noch treffen könnten. In seinem Mittelteil schmiert der Film beinahe komplett ab. Lässt Baby wüten und nerven, Otis in seinen White-Trash-Behavourismen absaufen und den Midnight Wolfman elendig verhungern. Auch Gastdarsteller wie Danny Trejo („Machete“) oder Clint Howard („Carnosaurus“) können da nichts mehr richten.
Bis zum immerhin gelungenen Showdown passiert einfach gar nichts mehr. Und das bekommt man bei einem knapp zweistündigen Werk definitiv zu spüren. Vereinzelte Momente echten Wahnsinns und der noch immer dicke Mittelfinger in Richtung Political Correctness retten dem Film hier und da allerdings gerade noch den Kragen.
Die deutsche DVD / Blu-ray kommt am 21. November 2019 von Studiocanal und hat die ungeschnittene R-Rated Fassung an Bord. Diese bekam man rund um die Heimkino-VÖ erst nach einer Berufungsrunde uncut durch die FSK. In den USA gibt es auch eine 30-40 Sekunden längere Unrated Fassung.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Studiocanal__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein (R-Rated-Fassung)/Es existiert auch eine Unrated Fassung__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |