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47 Ronin

Originaltitel: 47 Ronin__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Carl Rinsch__Darsteller: Keanu Reeves, Rinko Kikuchi, Hiroyuki Sanada, Cary-Hiroyuki Tagawa, Tadanobu Asano, Rick Genest, Yorick van Wageningen, Haruka Abe, Togo Igawa, Kô Shibasaki, Jin Akanishi, Yuriri Naka u.a.
47 Ronin

Die amerikanische Interpretation einer japanischen Geschichte um bedingungslose Treue: “47 Ronin”

Alles beginnt mit einem Jungen namens Kai, der aus einem Wald geflüchtet ist, der vielen Einwohnern der Gegend als verflucht gilt. Der Junge wird beinahe getötet, da man befürchtet, dass er mehr Dämonisches als Menschliches in sich haben könnte. Doch Asano, der Landesfürst der Gegend, verschont den Jungen und nimmt sich seiner an. Kai wächst als eine Art Diener des Herrschaftshauses auf und verliebt sich in Mika, die Tochter des Fürsten, wovon freilich niemand erfahren darf. Da wird Kai Zeuge, wie Kira, Fürst einer benachbarten Provinz, mithilfe einer Hexe gegen Asano intrigiert und dessen Sinne derart vernebelt, dass er beinahe den bei ihm nächtigenden Kira tötet. Für diesen „Mordversuch“ wird Asano vom großen Shogun des Landes zum Tode verurteilt. Zumindest darf Kais Herr ehrenvoll durch Seppuku, also durch seine eigene Hand, sterben. Alle Gefolgsleute Asanos werden ab sofort der Herrschaft von Kira unterstellt, der zudem Kais Geliebte ehelichen will, die treuen Samurais von Asano zu Ronin erklärt und ihren Anführer Oishi in ein Verlies werfen lässt.

Ein Jahr später steht die Hochzeit zwischen Kira und Mika an. Gleichzeitig wird Oishi aus seinem Verlies entlassen und beschließt, den Tod seines Herren Asano zu rächen. Dazu braucht er allerdings die Hilfe von Kai, denn dieser scheint zu wissen, wie man mit einer Hexe umzugehen hat. Zudem erweist sich Kai auch bei der Beschaffung von Waffen und neuen Anhängern als äußerst nützlich. In kürzester Zeit fühlen sich Oishi und Kai gewappnet, gegen Kira zu Felde zu ziehen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=br74pB2TS68

Die eigentliche Geschichte hinter „47 Ronin“, die zu den Nationalmythen Japans zählt, geht auf ein Ereignis zurück, bei dem 47 bedingungslos treue Krieger den Tod ihres Herren rächten. Zwischen der geschichtlichen Vorlage und der neuerlichen filmischen Umsetzung liegen derweil Welten. Das liegt vor allem an der Fantasy-Komponente von „47 Ronin“, die über Wohl und Wehe des Filmes entscheiden wird. Denn obwohl sie früh im Film mittels der Jagd auf ein Waldungetüm etabliert wird und häufig im Film wiederkehrt – etwa in Form von Hexen, Drachen, Dämonen, Geistern und coolen Schauplätzen, wie einer Stadt auf dem Wasser, die aus miteinander verbundenen Schiffen besteht – ist das Ergebnis nicht ganz das, was man von dem Film erwartet hätte. Auch und vor allem aufgrund des pathetischen Sprechers, der im Prolog die Aufbereitung der Ereignisse verspricht und im Epilog ebenfalls von der Wichtigkeit dieser Vorgänge erzählt und wie diese 47 Ronin noch heute in Japan gefeiert und verehrt werden. Dies steht im krassen Widerspruch zu den tatsächlichen Inhalten von „47 Ronin“, der es sich aufgrund jeglicher Abstinenz von Ironie oder Humor selbst nicht unbedingt leichter macht. So stehen die Fantasy-Aspekte häufig in deutlichem Kontrast zu dem präsentierten Gemetzel, gleichzeitig verhindern sie aber auch, dass „47 Ronin“ zu „Last Samurai 2“ mutiert, eine Gefahr, die ebenfalls gegeben war. Damit sind die Fantasy-Einlagen Segen und Fluch zugleich …

47 Ronin

Keanu Reeves als Kai in “47 Ronin”

Mir persönlich hat dieses Gebräu formidabel gemundet. Die Gründe dafür sind schnell genannt: Zum einen fand ich die grundlegende Geschichte und wie Regisseur Carl Rinsch sie immer weiter zuspitzt und dramatisiert sehr gelungen. Die charismatischen Darsteller ziehen einen mitten ins Geschehen und ihr Schicksal berührt, auch wenn ich gerne zugebe, dass die Figurenzeichnung von klischeehaft über platt bis extrem eindimensional reicht und der Film nur wenige Figuren etwas ausführlicher fokussiert. Stattdessen konzentriert er sich auf die Lancierung wirklich eindrücklicher Schauwerte. Die in Ungarn und den Pinewood-Studios errichteten japanischen Kulissen sind detailverliebt und herrlich anzuschauen. Die tatsächlich in Japan gedrehten Naturaufnahmen sind äußerst spektakulär und machen die japanischen Inseln gefühlt zu einer zweiten Art Mittelerde. Die agile Kamera fängt deren Schönheit mit tollen Kamerafahrten und elegischen Einstellungen ein. Auch sonst ist die Kamera immer Herr der Lage und verwöhnt das Auge des Zuschauers mit erlesenen Bildern und ungewohnten Perspektiven. Präzise gesetzte, starke Special Effects runden das optisch eindrucksvolle Bouquet ab, das zudem nach einem herrlich farbenfrohen Einstieg mit zunehmender Laufzeit immer düsterer und rauer wird und eine unangenehme, sehr dichte Atmosphäre erschafft. Einzig die 3D Postkonvertierung hätte man sich getrost sparen können…

47 Ronin

Ausstattungstechnisch ist “47 Ronin” ein wahres Schmankerl!

Des Weiteren ist „47 Ronin“ immer in Bewegung. An jedem größeren Setpiece zündet er vielleicht nicht spektakuläre, dafür aber sehr großformatige, leider etwas arg unblutige Action, in der Swordplayfans und Anhängern von Feuersbrünsten einiges geboten wird. Highlight ist dabei freilich der große Showdown, der angenehm breit ausgewalzt wird und in dessen Verlauf der Bodycount munter ansteigt. Sowohl unter der Action als auch unter den ruhigen Abschnitten ertönt ein brillanter Soundtrack, der hier und da zwar die Grenze zum Kitsch überschreitet, dennoch oder gerade deshalb äußerst memorabel daherkommt, einige starke Themen lanciert und beinahe länger nachwirkt als der Film!

Dieser ist freilich die große Bühne für Keanu Reeves’ („Speed“) Comeback. Und sobald man ihn auf seine unnachahmliche Weise laufen oder den Dackelblick aufsetzen sieht, denkt man unweigerlich, dass man Keanu doch ganz schön vermisst hat, seit er nach „Matrix“ scheinbar vollkommen abgetaucht bzw. nur noch in DtV-Produktionen zu sehen war. Wie gewohnt ist es weniger ein diffiziles Minenspiel als viel mehr die Mischung aus Charisma und leichter Unbedarftheit, die Reeves’ Spiel auszeichnet, weshalb er sich gerne und oft hinter seinem Rauschebart und einer Wallemähne versteckt, sobald es dramatischer wird. Vor allem in der Action aber zeigt er, dass er noch lange nicht eingerostet ist. Er darf ein paar coole Kicker- und Swordplayeinlagen zum Besten geben. Zu seinem großen Pech wird er allerdings von fast allen Co-Stars ganz schön an die Wand gespielt. Vor allem Hiroyuki Sanada, der es Tom Cruise in „Last Samurai“ schon nicht wirklich einfach machte, wird mit jeder Szene immer mehr zum Showstealer und hat irgendwann tatsächlich deutlich mehr Screentime als der eigentliche Star des Films. In einer kleineren Nebenrolle als großer Shogun des Landes schaut auch Cary-Hiroyuki Tagawa („Nemesis“) vorbei und zelebriert seinen finsteren Blick und eine sehr versteinerte, missmutige Miene.

47 Ronin

Die Fantasy-Elemente sind Segen und Fluch von “47 Ronin”. Doch nicht vom zu sehr auf die Fantasy setzenden Trailer täuschen lassen!

Am Ende bleibt ein Film, der sich selbst ein wenig im Wege steht. Die Fantasy-Aspekte, die teilweise so gar nicht zu dem todernst erzählten und sehr düster abgehandelten Rest passen wollen, werden einige Zuschauer gehörig vergrätzen. Vor allem das extrem konsequente Ende, das sich zwar früh abzeichnet, aber entgegen aller Erwartungen tatsächlich knallhart durchgezogen wird und für die handelnden Figuren durchaus ein Happy End bedeuten mag, den westlichen Zuschauer aber eher verstört denn glücklich in die Realität entlässt, zeigt auf, wie sehr dieser Film zwischen den Stühlen sitzt und ein relativ unvoreingenommenes Publikum benötigt. Dieses erlebt einen wilden Ritt voller Tempo, großer Bilder, fantastischer Musik, toller Darsteller, flotter und stark choreographierter Action und einer ganzen Wagenladung dieses fantastischen Asiaflairs, das einen entweder sofort packt oder sofort an Kitsch Deluxe denken lässt. Ich persönlich fand wirklich viel Gefallen an dieser Rachemär, kann aber die Probleme des Filmes am internationalen Boxoffice auch absolut nachvollziehen.

Der Film ist ab Donnerstag, den 30. Januar 2014, in den deutschen Kinos zu sehen und kommt von Universal Pictures.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures__FSK Freigabe: ab ??__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 30.1.2014 im Kino

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