Originaltitel: The Outlaws__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Joey Palmroos, Austen Paul__Darsteller: Eric Roberts, Liam James Collins, Dallas Hart, Arthur Sylense, Jonathan Peacy, Jeremiah Crosby, Mason Greer, Celeste Wall, Aria Maco, Jackson Horton u.a. |
Es gibt keine Helden in dieser Geschichte … (Erzähler von „5 Outlaws“)
William Higgins hat die drei Gesetzlosen Henriette Parker, John Tulsa und Boone Collins um sich versammelt, um mit ihnen einen Zug zu überfallen. Dieser verspricht reiche Beute in Form von Goldmünzen. Der Überfall verläuft reibungslos. Die vier Banditen flüchten mit dem Gold in den Wald. Hier warten sie an einem Treffpunkt auf einen fünften Mann: Thomas Higgins. Der Vater von William und der alles organisierende Kopf hinter dem Überfall.
Doch Thomas Higgins verspätet sich. Die Banditen frönen dem Alkohol und schlafen angeklingelt ein. Am nächsten Morgen fehlt von dem Gold jede Spur. Sofort verdächtigen sich die Banditen untereinander. Fortan wird sich ausgiebig belauert, um herauszufinden, wer hier ein falsches Spiel spielt. Alsbald gibt es die ersten Toten.
Western mit Eric Roberts
Während die eigentliche Story sehr simpel klingt, wird sie beileibe nicht derart simpel gereicht. Denn die Regisseure und Drehbuchautoren Joey Palmroos und Austen Paul springen in der Erzählzeit, arbeiten mit „Was wäre wenn?“-Szenarios, zeigen Szenen aus verschiedenen Perspektiven, arbeiten mit Kapiteln, stellen bereits Gesehenes auf den Kopf und setzen immer wieder auf kurze Einschübe zu den wesentlichen Charakteren, bei denen sie ein Stück weit offenlassen, ob diesen Hintergrundinformationen wirklich zu trauen ist.
Dazu gesellen sich Standbild-Einführungen von Charakteren – mit grundlegenden Informationen wie die Höhe des auf ihre Köpfe ausgeschriebenen Kopfgeldes – und Dialogzeilen, die tarantinoesk oder ritchiesk angehaucht sind. Wobei hier die wenig schöne deutsche Synchronisation vermutlich einiges an Wirkung nimmt. All diese Eigenschaften machen das „Kammerspiel“ in freier Flur interessant, weil hier durchaus gelungen falsche Fährten gelegt werden und auch Spannung aufkommt.
Allerdings arbeitet die Handlung mit zahlreichen Klischees und so manche überraschend gemeinte Entwicklung ist doch arg schnell durchschaut. Auch das Erzähltempo wirkt durch die Art der Darreichung der Informationshappen immer mal wieder verschleppt. Entsprechend fühlt sich der knapp 80-minütige Western deutlich länger an, als er ist.
Ein echter Pluspunkt ist die technische Umsetzung. Das sein Regie-Debüt gebende Duo arbeitet mit stark gesättigten, dunklen Farben, die immer mal wieder ins Erdige weisen und mit starken Kontrasten daherkommen. Allgemein scheint auf künstliche Lichtquellen verzichtet worden zu sein. Harte Schatten schlucken infolgedessen viele Details, ein satter Schwarzwert sorgt für teils vollkommene Dunkelheit. Selbst wenn mal in Gebäuden agiert wird, sind es hier gefühlt nur Kerzen und Kaminfeuer, die für Licht sorgen und einen eindrücklichen Dunkellook erzeugen.
Schnittbilder von wunderschönen Naturaufnahmen verwöhnen das Auge. Die Kamera darf auch mal aus total ungewohnten Blickwinkeln filmen. Dazu kommt eine insgesamt glaubwürdige Ausstattung. So sehen die Outfits nicht aus, als wären sie soeben aus dem Kostümladen von um die Ecke weggekauft worden. Sie wirken abgewetzt und getragen. Und die Hauptfiguren blenden einen nicht mit schneeweißen Zähnen. Eher im Gegenteil: Dunkle Bärte verbergen bei den Männern die Zahnstumpen und bei der „schönen“ Henriette wird einem regelrecht schlecht, wenn man den Zahnbestand sieht.
Die Darsteller machen durch die Bank einen ordentlichen Job. Einzig Dallas Hart als John Tulsa wusste mir nicht wirklich zu gefallen. Er bleibt – angesichts der Wichtigkeit seiner Figur – viel zu blass und langweilig. Sehr gut hingegen gefiel mir Arthur Sylense („Kingsman: The Golden Circle“) als William Higgins, der seine von einem Kriegstrauma gebeutelte Figur hervorragend im Griff hat und mit kleinen und kleinsten Gesten viel bewirkt.
Als Bloody Tom aka Thomas Higgins erleben wir Eric Roberts („Runaway Train“), der erst in den letzten 30 Minuten zur Handlung stößt. Roberts, der hier mal keine seiner zuletzt typischen „Ich hocke am Bürotisch“-Szenen hat, wirkt dabei engagiert und bringt mit seinem relaxten Spiel die Souveränität seines Charakters sehr gut rüber.
„5 Outlaws“ ist insgesamt ordentliche B-Western-Kost
Das unterhaltsame Whodunit im Westerngewand, das im Übrigen mit sehr wenigen handgemachten Shootouts auskommt, dreht anderen aktuellen Western der Güteklasse B aufgrund seiner insgesamt sehr gelungenen technischen Umsetzung, seinen guten Darstellern und seiner nicht zu flott durchschauten Story eine lange Nase. Leider enthält „5 Outlaws“ das eine oder andere Klischee zu viel und einige Entwicklungen wirken zu vertraut – was der Spannung schadet.
Dafür überraschen diverse erzählerische Stilmittel, die man dem Western so nicht zugetraut hätte. Allerdings übertreiben es die Regisseure damit auch ein wenig, etwa wenn Episoden eingeflochten werden, die mit der eigentlichen Handlung nicht zusammenfinden. Das geht dann zulasten des Erzähltempos und kreiert auch Momente der Langeweile. Trotzdem können Western- und Eric-Roberts-Fans hier durchaus mal einen Blick wagen!
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt am 25. Oktober 2024 von Lighthouse Home Entertainment. Die Datenträger kommen mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Streamen kann man den Film auch.
In diesem Sinne:
freeman
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