Originaltitel: The Professionals__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1966__Regie: Richard Brooks__Darsteller: Burt Lancaster, Lee Marvin, Robert Ryan, Jack Palance, Ralph Bellamy, Claudia Cardinale, Woody Strode, Joe De Santis, Vaughn Taylor, Rafael Bertrand u.a. |
In den 1960ern lösten die zynischen Spätwestern zunehmend den optimistischen klassisch-amerikanischen Western ab, wobei auch Richard Brooks’ „The Professionals“ zur den neueren, härteren Genrevertretern gehörte.
Die Professionals des Originaltitels bzw. die gefürchteten Vier des deutschen Titels werden auch alle stilgerecht eingeführt: Waffenexperte Henry ’Rico’ Fardan (Lee Marvin) demonstriert die Wirkungsweise eines MG, Pferdespezialist Hans Ehrengard (Robert Ryan) verdrischt jemanden, der eines der Tiere überhart einreitet, Kopfgeldjäger und Scout Jake Sharp (Woody Strode) liefert einen Gefangenen beim Sheriff ab, während Sprengstoffexperte Bill Dolworth (Burt Lancaster) aus einem fremden Ehebett antreten muss als der gehörnte Gatte das Schlafgemach betritt. Ein Ensemblewestern und was für ein Ensemble, sowohl was die mit Liebe geschriebenen Rollen als auch ihre Besetzung angeht.
Das Söldnerquartett wird von dem Grundbesitzer Joe Grant (Ralph Bellamy) angeheuert, da dessen Ehefrau Maria (Claudia Cardenale) von dem Banditen Jesus Raza (Jack Palance) entführt wurde. Pikantes Detail: Rico und Bill haben einst an dessen Seite gekämpft, sind genau deswegen angeheuert worden, hatten aber mal ähnliche Ideale wie der Bandit, der gleichzeitig Räuber und Revolutionär ist. Doch wie es sich für Spät- oder Italowestern gehört haben die Helden ihre Ideale verloren, verbittert ist es die klingende Münze, welche den Lauf der Welt bestimmt.
Also machen sich die gefürchteten Vier auf ins Feindesland um ihren Auftrag durchzuführen, auch wenn Rico und Bill die Tat ihres ehemaligen Freundes nicht ganz begreifen können. Dessen Hazienda ist schwer bewacht, also muss ein guter Plan her…
httpv://www.youtube.com/watch?v=qD07cao4O2k
Neben „Agenten sterben einsam“ und „The Wild Bunch“ gehört „The Professionals“ zu jenen Filmen der 1960er, die den später entstehenden Actionfilm prägen sollten, in diesem Falle vor allem den Söldnerfilm. Die militärisch geschulten Antihelden verständigen sich wortlos mit Kommandotrupp-Zeichen, sind jeder Experte auf ihrem Gebiet und mögen auch besser mit dem Colt umgehen können als ihre Gegner, vor allem sind die jedoch diejenigen, welche am besten mit moderner Waffentechnologie umgehen können, durch den Einsatz von Repetiergewehren, Dynamit und MGs die Oberhand behalten. Werke wie „Die Wildgänse kommen“, „Predator“ oder „The Expendables“ sind da schon als Nachfolger zu erkennen.
Die zunehmende Technisierung des Krieges und das damit verbundene Aussterben des „fairen“ Kampfes geben „The Professionals“ dann einen zynischen Spätwesterncharakter, der das Ende des klassischen Western verkündet, aber auch reichlich spektakuläre Actionszenen, die ihrer Zeit voraus sind und auch heute noch wirklich viel hermachen. Mit viel Feuerkraft, aber auch ziemlich spannenden Passagen, in denen die Helden sich anschleichen, ihre Attacke vorbereiten usw. werden die Konfrontationen von „The Professionals“ zu wirklich zeitlosen Highlights.
Noch dazu lebt der Film von seinen Figuren, die zwar ihre Ideale verloren haben, aber gerade dadurch tragisch sind. Gerade die Hintergrundgeschichte um Ricos Frau und seine Revoluzzervergangenheit verpasst dieser Figur viel Profil, aber auch sonst erweisen sich die Charaktere als wunderbar geschrieben: Schwarze Cowboys wie Jake gab es damals selten im Western, hier kämpft er gleichberechtigt mit drei Weißen, denn für die zählt nur der Mann, nicht wie er aussieht – lediglich der arrogante Grundbesitzer fragt noch, ob er jemand Probleme hätte mit einem Schwarzen zusammenzuarbeiten.
Dementsprechend kann auch die Besetzung glänzen. Burt Lancaster („Das Osterman Weekend“) als fröhlicher Lebemann zieht da mit Freude vom Leder, wird aber vom bärbeißigen Lee Marvin („Delta Force“), der dem harten Hund eine tragische Ader verleiht, noch überflügelt, auf Augenhöhe spielt Woody Stroode („Schneller als der Tod“) als tougher Scout. Robert Ryan („Das dreckige Dutzend“) kann da nicht ganz anknüpfen, was aber auch an der etwas schwächer geschriebenen Rolle liegen kann. Jack Palance („Tango & Cash“) spielt den Banditen mit Schlitzohrigkeit, Charme und Charisma, während Claudia Cardinale noch nicht in der Bestform ist, in der man sie einige Jahre später in „Spiel mir das Lied vom Tod“ sah. Ralph Bellamy („Der Prinz aus Zamunda“) als Schmierlappen ist dagegen herrlich.
Über weite Strecken ist „The Professionals“ dann auch ein extrem gradliniger, auf den Punkt inszenierter Western – bis das letzte Drittel anfängt. Hier strauchelt der Film etwas, hat ein paar Längen, die erst in zwei kleinen Showdowns aufgelöst werden. Das Ende ist dann angesichts des vorigen Zynismus vielleicht ein wenig zu versöhnlich und optimistisch, stellt seine Helden aber glücklicherweise nicht als Gewinner dar, wodurch es immer noch punkten kann.
So ist „The Professionals“ trotz dieser kleinen Schwächen im letzten Drittel ein gradliniger und gerade deshalb packender Western, dessen Shoot-Outs bereits den Actionfilm antizipieren und dessen Besetzung groß aufspielt. Sehenswert, vor allem für Freunde des etwas härteren, etwas zynischeren Western.
Starke:
Die DVDs und Blu-Rays von Sony, früher Columbia Tristar, bieten den Film (einzeln oder im Doppelpack mit „Silverado“) in gewohnt guter Qualität und uncut, das Bonusmaterial der DVD ist allerdings reichlich spärlich (Filmographien und Trailer). Die Blu-Ray besitzt dagegen drei kleine Featurettes.
© Nils Bothmann (McClane)
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