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Erlöse uns von dem Bösen

Originaltitel: Deliver Us From Evil__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Scott Derrickson__Produktion: Jerry Bruckheimer u.a.__Darsteller: Eric Bana, Édgar Ramírez, Olivia Munn, Sean Harris, Joel McHale, Dorian Missick, Antoinette LaVecchia, Scott Johnsen, Valentina Rendón, Daniel Sauli, Olivia Horton, Chris Coy u.a.
Erlöse uns von dem Bösen

Scott Derricksons „Erlöse uns von dem Bösem“ wurde von Jerry Bruckheimer produziert

Nach einer Rückblende in den Irak des Jahres 2010, die uns verdeutlichen soll, wo die folgenden Ereignisse ihren Ursprung haben, rückt „Deliver us from Evil“ den New Yorker Cop Ralph Sarchie in den Fokus der Erzählung. Der knallharte Cop hat schon alles gesehen und gehört zu den besten und erfahrensten Gesetzeshütern der Stadt. Dabei geht er vollends in seinem Beruf auf. So sehr, dass seine kleine Familie unter seinen steten Nachtschichten enorm zu leiden hat. Doch auch er selbst wirkt von seinem Job und dessen Auswirkungen ab und an sehr überfordert und es scheint, als müsse er innerlich diverse Kämpfe ausfechten, um nicht der Abstumpfung anheim zu fallen.

Ausgerechnet in dieser Phase kommt es für ihn besonders dicke: Da wird er zum Fundort eines toten Babys gerufen, dann fordert ein Fall häuslicher Gewalt seine Aufmerksamkeit und zur Krönung wartet am Ende des Tages ein Tatort im städtischen Tierpark auf ihn. Eine Frau sei hier von einem Mann angesprochen und davon „überzeugt“ worden, ihr Baby über einen Zaun ins Löwengehege zu werfen. Irgendwie scheinen all diese Vorgänge zusammenzuhängen. Doch mit seiner rationalen Herangehensweise an diese Fälle wird Sarchie diesmal nicht weit kommen. Meint zumindest der Priester Mendoza, der überzeugt ist, dass dämonische Kräfte ihre Hände im Spiel haben…

httpv://www.youtube.com/watch?v=3hUni74i8AY

Nach seinem großartigen Streifen „Sinister“ wagte sich Regisseur Scott Derrickson unter der produzierenden Hand von Jerry Bruckheimer erneut an einen finsteren Nachtmahren sondergleichen. Derrickson scheint wie schon in „Sinister“ jegliches Licht von seinen Drehorten verbannt zu haben und arbeitet mit wirklich harten Kontrasten, Dauerregen und riesigen pechschwarzen Flächen, in denen so manche Details komplett vor dem Auge des Zuschauers verborgen werden. Die beste Voraussetzung für wirklich irre präzise und gleichwohl sehr effektive Jump Scares, die einen auch dank der beklemmenden und düsteren Atmosphäre des Filmes mehr als einmal voll erwischen.

Erlöse uns von dem Bösen

Eric Bana ermittelt in dämonischen Gefilden.

Die Geschichte von „Erlöse uns von dem Bösen“ kann da nicht so recht mithalten. Der Prolog verrät im Grunde schon zu Beginn viel zu viel. Die Ermittlungen von Sarchie sind auch alles andere als zügig umgesetzt und vor allem aus der Paarung Sarchie und Mendoza kann der Film meines Erachtens nicht all das herausholen, was möglich gewesen wäre. Auch bleibt einem vor allem der Priester seltsam fremd, was freilich sehr schade ist, da er eigentlich einen recht interessanten Background abbekom- men hat (Stichwort: Mehrfach gefallener Engel). Eric Bana („Hulk“) kann da aus seiner Rolle als Cop mehr herausholen als Edgar Ramirez („Zorn der Titanen“), wenngleich seine Figur freilich auch deutlich vielfältiger angelegt ist.

Leider leistet sich die Story mit voranschreitender Laufzeit auch den einen oder anderen Logikpatzer. Da wird lang und breit erklärt, dass die Dämonen über dahingekritzelte Botschaften Menschen zu übernehmen versuchen. Und dann sehen wir den Hauptbesessenen andauernd, wie er diese Botschaften überpinselt. Sind keine Dämonen mehr da? Müssen erst welche für weitere Menschen nachgezüchtet werden? Seltsam ist auch der ziellose Subplot um Sarchies Tochter, die zur billigen Spannungsgenerierung immer wieder von einer unsichtbaren Macht heimgesucht zu werden scheint. Ein Umstand, der ein paar echt gruselige Momente generiert, am Ende aber nur in einer blöden Entführung endet, die dann bekannte Genretopoi bedient (Sprich: Die Bedrohung des Familienmitgliedes des Helden).

Und in derlei Klischeefallen tappt Derrickson häufiger. Dennoch kommt man nicht umhin, festzuhalten, dass sein Streifen über lange Zeit richtig gut funktioniert und eine nette Spannungskurve etabliert. Doch kurz vorm Ende fällt der Film dann vollkommen in sich zusammen. Zu Derricksons Leidwesen ist der Autor dieser Kritik ein Horrorfan, der die verschiedensten Szenarien des Genres zu schätzen weiß, aber ausgerechnet bei Exorzismen keinerlei Toleranz kennt. Und nun ratet, womit „Erlöse uns von dem Bösen“ endet… Genau, mit einem Exorzismus.

Erlöse uns von dem Bösen

Ob er etwas mit den unheimlichen Vorgängen zu tun hat?

Und was für ein langweiliger. Derrickson bedient sich dabei wirklich aller sattsam bekannter Motive. Ein gefesselter menschlicher Körper, Dröhnestimme, dahingesprochene Bibelverse, Kreuzsymboliken, aufbrechende Wunden,… alles drin, alles öde. Irgendwann zerbersten dann sogar ganz effektvoll die Fenster im Raum und oh Gott!, danach regnet es IN!! den Raum hinein!!! Wie spannend! Ich gebe gerne zu, dass Derrickson auch hier sehr effektiv inszeniert und sich gemeinsam mit den Maestros der Tonspur mit Leibeskräften müht, dem Publikum etwas zu bieten. Doch leider macht er den Fehler, einen echten Antiklimax in den Showdown einzubauen. Er lässt den Zuschauer nämlich wissen, dass es verschiedene Stufen bei einem Exorzismus gibt. Und Priester Mendoza informiert auch beständig darüber, an welchem Punkt wir uns gerade befinden. Dass man als Zuschauer damit aber auch automatisch weiß, dass da noch der eine oder andere Kartentrick auf ihn wartet, das scheint man irgendwie vergessen zu haben.

Am Ende gibt es das obligatorische Gewäsch, dass alles irgendwie auf Tatsachen beruht, Priester und Cop noch immer zusammenarbeiten und dies der schlimmste Fall überhaupt war. Ich will mich gar nicht darum streiten, für wie wahrscheinlich ist das halte… Viel lieber attestiere ich „Erlöse uns von dem Bösen“ einen netten Spannungsaufbau, eine richtig düstere Atmosphäre, ordentliche Schauspielleistungen, wirklich herrliche Jump Scares und einige echt creepy Momente. Auch die Grundprämisse um die Verknüpfung von Copthriller und Besessenheitsgrusel hat was und mutet noch recht unverbraucht an. Gleichzeitig muss ich aber auch festhalten, dass der Film zu viele Möglichkeiten nutzt, um sich selbst sehr effektiv in seiner eigenen Wirkung zu beschneiden. Und am Ende fährt der Film dann so richtig vor den Baum. Egal, ob man Exorzismen für unspannende Kinkerlitzchen hält oder nicht.

In diesem Sinne:
freeman


……


Erlöse uns von dem Bösen

Schlüssel(zahn)kette

Nachdem sein Remake „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ bei den Kritikern und dem Publikum weitestgehend durchfiel, konnte Scott Derrickson mit seinem für gerade mal 3 Millionen Dollar gedrehten Schocker „Sinister“ wieder einen Erfolg feiern. Mit zehnmal mehr Budget schlägt „Deliver Us From Evil“ nun in eine ähnliche Kerbe.

In der Auftaktsequenz stoßen amerikanische Soldaten im Jahr 2010 im Irak auf eine unbekannte dämonische Macht, deren Entdeckung von dem massiven Auftreten verschiedener Wildtiere begleitet wird – eine Metaphorik, die den Film auch im weiteren Verlauf konsequent durchzieht. Das Böse, das in die USA kommt, das bietet sich natürlich für viele Lesarten an, vom verklausulierten Kriegstrauma der geschädigten Soldaten bis hin zum fremdländischen Übel, das die Soldaten ungewollt aus einem der Länder der Achse des Bösen mitbringen. Doch zu politischen Beurteilungen in die eine oder andere Richtung lässt sich Derrickson gar nicht erst hinreißen, sondern versucht sich an reiner, extrem düsterer Genreware.

Wie im stilprägenden „Sieben“ ist auch in Derricksons Mix aus Copthriller und Dämonenhorror Regen ein Dauerzustand und der New Yorker Cop Ralph Sarchie (Eric Bana) meist nachts im Einsatz. Dessen Erlebnisse zeichnet Derrickson als Waten in einem Moloch, in dem er an jeder Ecke mit sinnloser Gewalt konfrontiert wird: Im Müll findet er eine Babyleiche, ein heimgekehrter G.I. misshandelt seine Frau, eine Mutter wirft ihr Kind in den Graben eines Löwenkäfigs im Zoo. Während Ralph seinen Glauben verloren hat und nur durch verbitterte Anteilnahme durchhält, ist sein Partner Butler (Joel McHale) ein streitsuchender Adrenalinjunkie, der so mit dem Job klarkommt.

Mit seinem instinktiven Riecher kommt Sarchie einer Verbindung zwischen mehreren Vorfällen auf die Spur: Alle haben mit den drei Kriegsheimkehrern zu tun, die man in der Auftaktsequenz sah. Und diese haben eben einen Dämonen in die US of A gebracht…

httpv://www.youtube.com/watch?v=F_q_S8frmdE

Erlöse uns von dem Bösen

Cop Ralph Sarchie (Eric Bana) und Priester Mendoza (Édgar Ramírez) müssen im Kampf gegen das Böse gemeinsame Sache machen

Die Mischung aus Copthriller und Horrorfilm ist durchaus eine reizvolle, wurde aber bisher im Mainstreambereich nur in „Dämon“ mit Denzel Washington durchgespielt, während andere Beispiele, etwa „House III“ mit Lance Henriksen, „Pentagramm“ mit Lou Diamond Phillips, „Hellbound“ mit Chuck Norris oder „Defender – Der Schutzengel“ mit Mario van Peebles, in Low-Budget-Regionen blieben. Den meisten dieser Filme gemein ist das Motiv des Körper wechselnden bzw. Körper besetzenden Dämonen oder Killers, dessen Vorgehen in diesem Falle aber nicht ganz klar ist: Er kann anscheinend mehrere Menschen kontrollieren, die er über Botschaften infiziert, hat aber einen Hauptwirt, der die Botschaften danach aber direkt wieder übermalt, obwohl diese Einfallstore des Dämonen größte Stärke sind. Wie einfach (und verständlich) waren da noch die Zeiten, in denen Filmdämonen einfach nur einen Menschenkörper aus boshafter Freude übernahmen um ungestört Unheil anrichten zu können.

Stellenweise ist „Deliver Us From Evil“ ein ganz schön wilder Genremix, der den Copthriller auf das Übernatürliche treffen lässt, typische Polizeifilmmomente wie den Trashtalk zweier Cops im Auto mit grausigen okkulten Funden, wie etwa einer gekreuzigten Katze, konterkariert, seinen langsamen Wandel aber ganz nett an den verschiedenen Buddykonstellationen durchspielt: Anfangs ist Sarchie noch mit seinem Cop-Partner unterwegs, der aber zunehmend von dem engagierten Priester Mendoza (Édgar Ramírez) verdrängt wird. Dem will Sarchie natürlich anfangs keinen Glauben schenken, doch ist im Rahmen der Ereignisse irgendwann dazu gezwungen.

Erlöse uns von dem Bösen

Ebenfalls mit von der Partie: Adrenalinjunkie Butler (Joel McHale), Sarchies Partner

Während der Copthrillerpart noch mit einigen Momenten physischen Spektakels aufwartet, darunter ein fetzig choreographierter Messerkampf, der den Film für eine Szene gar in Actiongefilde, wie von Produzent Jerry Bruckheimer („Der Staatsfeind Nr. 1“) gewohnt, manövriert, ist der spätere Filmverlauf von den üblichen Okkultthrillertopoi geprägt. Will heißen: Das Finale besteht aus dem obligatorischen Exorzismus, in dem der Übelwicht unter Verwendung des üblichem Brimboriums ausgetrieben wird, was hier leider wesentlich weniger spannend als in anderen Genrevertretern abläuft. Dass am Ende Sarchie seinen Glauben wiedergefunden hat und gleichzeitig alle familiären Probleme gelöst hat, dürfte all jenen, die Exorzismusfilme eh schon als Werbung für die katholische Kirche ansehen, ganz besonders sauer aufstoßen, ist aber auch so gesehen etwas sehr kitschig.

Das starke Nachlassen gegen Ende ist schade, denn davor macht „Deliver Us From Evil“ viel richtig: Die Stimmung ist angemessen düster, die Verzweiflung des Protagonisten, der Nacht für Nacht menschliche Abgründe sieht, nachvollziehbar. Und obwohl für den Zuschauer klar ist, wer da am Werke ist, sind die Nachforschungen der Cops relativ spannend gehalten, da sich die Ungereimtheiten bezüglich der Natur des Dämons erst später häufen. Noch dazu verfügt „Deliver Us From Evil“ über einige hervorragende Schockeffekte, die zwar größtenteils aus handelsüblichen jump scares bestehen, aber die setzt Derrickson sehr kompetent in Szene.

Ein weiterer Pluspunkt ist Eric Bana („Lone Survivor“), der seinen Cop mit der nötigen Abgeklärtheit, aber auch den sensiblen Seiten, die unter der harten Oberfläche brodeln, extrem überzeugend verkörpert und den Film über weite Strecken trägt. Nicht ganz so stark, aber ebenfalls recht gut ist Édgar Ramírez („Zero Dark Thirty“) als Priester, dem nichts Menschliches fremd ist. Der sonst eher als Komiker bekannte Joel McHale („Ted“) schlägt sich recht wacker als Cop, der Ärger sucht, kann sich aber nicht in den Vordergrund spielen, was auch dem Rest des Ensembles kaum gelingt. Allenfalls Sean Harris („A Lonely Place to Die“) als Besessenheitsopfer hat noch starke Szenen, in denen er Akzente setzen kann.

So ist „Deliver Us From Evil“ ein durchaus stimmiger, kompetent inszenierter Mix aus Copthriller und Okkulthorror, der leider im letzten Drittel seinen Faden verliert: Es häufen sich die Unstimmigkeiten und das Exorzismusfinale ist auch kein überzeugender Höhepunkt. Was schade ist, denn bis dahin ist Scott Derricksons Schauerstück schön düster, weiß zu erschrecken und gleichzeitig ein stimmiges Copfilmflair zu verbreiten.

„Erlöse uns von dem Bösen“ läuft ab 4. September 2014 in den deutschen Kinos.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sony__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 4.9.2014 in den deutschen Kinos

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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