Originaltitel: Lung Ji Yan Che__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1982__Regie: Corey Yuen__Darsteller: Hiroyuki Sanada, Conan Lee, Hwang Jang-Lee, Kwon Yeong-mun, Tai Bo, Hiroshi Tanaka, Chin Lung, Ma Chin-Ku, Tien Feng, Kaname Tsushima u.a. |
Jay ist zwar ein Meister des Kung Fus, ansonsten aber ein echter Taugenichts, der mit seinem Kumpel einfach nur in den Tag hinein lebt. Aufgewachsen ist Jay bei „seinem“ Onkel Li. Einem Japaner, der einst aus seinem Land fliehen musste, aber nie über das Warum sprach. Eines Tages holt ihn jedoch die Vergangenheit in Form des Ninjas Jin-wu ein. Der will Li töten, weil dieser einst seinen Vater verriet. Angeblich… Kurz vor seinem Tod kann Li Jin-wu davon überzeugen, dass die Wahrheit eine ganz andere ist. Als Jay Jin-wu dabei beobachtet, wie dieser seinen Onkel tötet, fordert er seinerseits Rache von dem Ninja. Und als wäre dies nicht schon verzwickt genug, taucht auch noch eine dritte Partei auf, die wiederum Jay ans Leder will…
Der Produzent Erwin C. Dietrich hatte Zeit seines Wirkens ein großes Herz für den Exploitationfilm. Titel wie „Der Würger vom Tower“ oder „Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London“ sprechen dahingehend eine deutliche Sprache. Von seinen Sexklamotten ala „Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill“ ganz zu schweigen. Doch auch Actiongülle wie „Geheimcode Wildgänse“, „Kommando Leopard“ und „Der Commander“ ging auf sein Konto. Und in seiner Funktion als Verleiher ebnete er gar asiatischen Martial Arts Flicks den Weg in die deutschen Kinos. Einer dieser Vertreter gilt so manchem Fan als einer der besten Ninja-Flicks überhaupt. Sein Titel: „Ninja Kommando“. Einer dieser Filme, die RTL Plus kurz nach seiner Gründung in seinem Mitternachtsprogramm gerne versendete, um ganze Heerscharen unschuldiger Jugendlicher von der Droge „Actionfilm“ abhängig zu machen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=UKRAWpRaPOM
Den extrem guten Ruf von „Ninja Kommando“ kann man aus heutiger Sicht aber nur noch schwer nachvollziehen – selbst wenn man nostalgische Gefühle heraufbeschwört und sich an Momente erinnert, als man als kleiner Bube vor dem TV hockend die Ninjas und ihre Fähigkeiten bewunderte. „Ninja Kommando“ ist nicht sooo gut gealtert, was vor allem an der seltsam zerdehnten, erst im letzten Drittel echte Konturen annehmenden Handlung liegt. Schon der Einstieg ist total ungelenk. In Japan bekriegen sich zwei verschiedene Ninja-Clans. Irgendwie geht es um Ereignisse in der Vergangenheit, um einen Verrat und dass der eine Clan den anderen dumm dastehen lassen will. Inmitten der Konfrontation beschließt dann die eine Fraktion, einfach gen China abzureisen. Gesagt getan. Damit verschwinden erst einmal alle Ninjas aus dem Film und es beginnt ein wirklich langes Kasperletheater rund um Jay und seinen grenzdebilen Kumpel. Dumme Witzchen brechen sich Bahn und die deutsche, noch deutlicher auf „witzig“ getrimmte Synchron-Nachbearbeitung schadet dem Film zusätzlich. Im Grunde erfahren wir in den folgenden 30 – 40 Minuten nur, dass Jay ein echter Springinsfeld ist, dem es ausschließlich darum geht, mit seinem Können zu posen.
Glücklicherweise ist diese Angeberei Grundlage für diverse Actioneinlagen, die nun in steter Regelmäßigkeit auf den Zuschauer herniedergehen und für ihre Zeit sehr stark choreografiert sind. Zumal das Bestreben des Regisseurs Corey Yuen (genau der!) offensichtlich wird, den Fights immer ein bestimmtes Alleinstellungsmerkmal mitzugeben. Da wird auf Stelzen gekämpft oder auf aufeinander getürmten Tischen. Und immer sind die Fights angenehm lang ausgespielt. Wirework kommt nur in den Momenten zum Einsatz, wo man ohne tatsächlich nicht mehr ohne Gefahr für Leib und Leben auskäme. Ansonsten gibt man sich sehr geerdet aufs Fressbrett. Nicht sonderlich hart, aber doch angenehm spektakulär.
Wenn der Film dann endlich seine Story auf den Tisch packt und mit der extrem bemüht ins Geschehen eingebundenen dritten Partei in Richtung Showdown marschiert, gibt Corey Yuen (Co-Regisseur von „The Transporter“, „Karate Tiger 2“) noch einmal richtig Gas. Zu Beginn steigt dabei ein gewitzter Fight zwischen Jay und Jin-wu, der wirklich Spaß macht und unter Einbeziehung der in dem Setting versteckten Fallen einige schlitzohrige Momente heraufbeschwört. Abrundend müssen die beiden dann gegen magisch gepimpte Superfighter ran, wo es zum einen noch einmal ordentliche Martial Arts Action und zum anderen sehr sehr blöde Humorspitzen zu bestaunen gibt. Nur die Ninjas, die lassen irgendwie auf sich warten. Von einem Kommando ganz zu schweigen…
Die Darsteller sind offensichtlich allesamt wegen ihrer Kampfsportfähigkeiten gecastet wurden. Vor allem Conan Lee („Tiger on the Beat“) macht dabei als Jay in den Martial Arts Szenen ordentlich Druck, overacted sich abseits der Action aber um Kopf und Kragen und lässt jedwedes Charisma missen. Zumindest bekommt er den Taugenichts- Appeal seines Figur ganz gut transportiert. Sein japanischer Kontrahent Jin-wu wirkt da deutlich souveräner in den Schauspielszenen, rockt aber ebenfalls erst in den Martial Arts Szenen so richtig los. Gegeben wird Jin-wu von einem damals noch irre jungen Hiroyuki Sanada („47 Ronin“, „Wolverine: Weg des Kriegers“).
Am Ende bleibt ein Film, der mit einem eintägigen Trainingseinsatz von Ninjas beginnt, dann aber große Mühe hat, seinem deutschen Titel gerecht zu werden. Letztlich geht es um einen Ninja und viele Kung Fu Chinesen. Diese kloppen sich in beeindruckenden Fights durch eine megadünne Handlung und sorgen durchgehend für Bewegung. Die ganz große Begeisterung bleibt heutzutage aber aus. Das Overacting und der teilweise arg klamaukige Humor lassen „Ninja Kommando“ immer wieder straucheln, zumal die Witzchen durchgehend mit deftigen „Rübe ab“ Szenen konterkariert werden. Am Ende passt das alles irgendwie nicht so recht zusammen, macht aber dank der Action durchaus Laune! Und einen kleinen Nostalgiebonus gibt es trotz allem Geunke trotzdem! Gebt RTL die Schuld!
Ascot Elite hat den Film im Rahmen seiner Cinema Treasures Edition endlich uncut auf DVD und Blu-ray gepackt. Als Master diente eine 35 mm Kopie, deren Laufrollenschäden und Drop Outs es allesamt in den Film geschafft haben. Was andere vermutlich bemängeln würden, macht für mich viel von dem Charme des Filmes aus, fühlt er sich so doch noch mehr nach einem Bahnhofskino-Streifen an. Die Schärfe ist ordentlich und die Farben sind frisch. Besser dürfte der Film auf noch keinem Datenträger ausgesehen haben. An Bord befinden sich neben der klamaukigen deutschen Synchronisation (mit Topsprechern!) eine englische und eine kantonesische Tonspur sowie Deleted Scenes, Biografien, eine Bildergalerie und diverse Trailer zum Film. Vormals in der deutschen Fassung geschnittene Szenen wurden aus einer anderen Quelle „importiert“ und fallen qualitätsmäßig stark zum Rest des Filmes ab. Machen allerdings auch nur einige Sekunden aus.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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