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Im Tresor ist die Hölle los

Originaltitel: Disorganized Crime__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Jim Kouf__Produktion: John Badham, Rob Cohen u.a.__Darsteller: Rubén Blades, Corbin Bernsen, Fred Gwynne, Ed O’Neill, Lou Diamond Phillips, Daniel Roebuck, William Russ, Hoyt Axton, Cliff Buhler, Mitch Carter, Marie Butler, Patrick Collins u.a.
Im Tresor ist die Hölle los

Gaunerkomödie mit Lou Diamond Phillips: „Im Tresor ist die Hölle los“

1989 produzierten John Badham und Rob Cohen einen Film für ihren Weggefährten Jim Kouf, seines Zeichens in erster Linie selbst Drehbuchautor und Produzent: Seine zweite Regiearbeit „Disorganized Crime“.

Eine der Arbeitstitel des Films lautet „Waiting for Salazar“ und tatsächlich ist Ganovenass Frank Salazar (Corbin Bernsen) für seine Crew den Film über abwesend, ähnlich wie Godot in dem Theaterstück, an das sich der Arbeitstitel anlehnt. Der Schlaukopf, der gerade einen besonders komplizierten Bankeinbruch plant, wird nämlich von den übereifrigen Cops George Denver (Ed O’Neil) und Bill Lonigan (Daniel Roebuck) zu Beginn des Films hochgenommen, wegen eines anderen Verbrechens.

So wundern sich die Komplizen, die einander nicht kennen, als sich zwar gegenseitig, aber keinen Frank antreffen: Fluchtwagenfahrer Ray Forgy (Lou Diamond Phillips), Safeknacker Nick Bartkowski (William Russ) Sprengstoffexperte Max Green (Fred Gwynne) und Schießeisenträger Carlos Barrios (Rubén Blades) haben bestenfalls voneinander gehört und bilden nicht unbedingt eine Einheit, als sie auf den abwesenden Frank warten. Das einander unbekannte Team ist bekannt aus Heist-Movie-Klassikern wie „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, doch „Disorganized Crime“ geht der Frage nach: Was wäre wenn die organisierende Kraft hinter dem Ganzen fehlt?

So gibt es bald die ersten Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern des Quartetts, aber auch Pläne Einbruch ohne Frank durchzuziehen, auf Basis von rudimentären Plänen, die jener zurückließ. Der Gesuchte versucht derweil seinen Bewachern zu entkommen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=rM6qtaVodvw

Ein komödiantische Variante bekannter Heist-Filme also, die allerdings weniger unorganisiertes Verbrechen liefert als der Originaltitel erahnen lässt. Mit Freude schlachtet Regisseur und Drehbuchautor Jim Kouf die Pannen aus, mit denen das Team fertig werden muss, doch für echtes Chaos verhalten sich die kriminellen Profis dann doch zu kompetent: Souverän wird der Coup ohne große Vorbereitungszeit geplant, man entzieht sich der Polizei und selbst wenn einer in die Bredouille gerät, etwa (von den Cops unbemerkt) von einem Streifenwagen mitgeschliffen wird, dann stört dies das Vorwärtskommen nur marginal. Insofern macht „Disorganized Crime“ überraschend wenig aus seiner Prämisse, denn ein paar trampende Gauner mal in Schweinemist treten zu lassen, das ist schon sehr harmlose und wenig pointierte Komik.

So wird der Film dann zu dem, was er parodieren oder zumindest mit einem besonderen Twist präsentieren wollte: Zu einem Heist-oder Caper-Movie. Und da hat Jim Koufs Film dann durchaus seine Reize, auch wenn die Planung etwas langsam vonstattengeht und die erfolgreiche Durchführung des Coups nie so wirklich gefährdet erscheint. Es mangelt gleichzeitig ein wenig an Fallhöhe, da mögen die Gangster noch so gern beteuern, dass sie das Geld gern in ihren Taschen hätten, doch ein Beinbruch wäre es für anscheinend keinen, würde man das Unternehmen absagen und sich eine andere Einnahmequelle suchen. Und bestimmte Komplikationen, etwa eine Herzschwäche beim gealterten Max, werden in Einzelszenen kurz angerissen, danach aber nie wieder aufgegriffen.

Exquisit dagegen ist die Besetzung aus Hollywoods zweiter bis dritter Reihe: Rubén Blades („Safe House“) als Mann der Tat wird so von der Leine gelassen wie sonst kaum in seinen Filmen, während Lou Diamond Phillips („Pentagramm“) seine damals gewohnte Rolle als junger Wilder mit viel Spaß an der Sache spielt. Zusammen mit dem altehrwürdigen Fred Gwynne („Cotton Club“) und William Russ („Gesucht: Tot oder lebendig“), der als schlitzohriger Opportunist hier mit Laune die Sau rauslässt, bilden sie ein starkes Hauptdarstellerquartett. Etwas weniger präsent, aber ebenfalls überzeugend ist Corbin Bernsen („Kiss Kiss, Bang Bang“), der sich vor allem mit Ed O’Neill („Ford Fairlane“) und Daniel Roebuck („Auf der Flucht“) die Bälle zuspielen darf, die zwar meist im Bereich der Körperkomik liegen, aber darin gehen alle drei auf.

Tatsächlich hat „Disorganized Crime“ im Slapstick seine vielleicht stärksten Szenen: Wenn Denver auf der Jagd nach Salazar die Hose, den Dienstwagen und seine Würde verliert, dann ist das schon sehr amüsant und zumindest passagenweise entfesselt, während der Film sonst nie so wirklich Gas gibt. Da helfen auch spaßige Momente nicht, in denen die Gauner die Polizei alt aussehen lassen, gewieft mit Problemen umgehen oder für den einen oder anderen Vehikelstunt sorgen – Jim Koufs Zweitling könnte einfach mehr Pfeffer vertragen.

Insofern ist es schade um die toll aufgelegte Besetzung und die durchaus pfiffige Grundidee, die den Film stellenweise zu tragen wissen. Für eine Topkomödie ist das Ganze dann allerdings nicht pointiert genug und für ein waschechtes Heist-Movie ist der Spannungsbogen dann doch nicht stark genug. Ein netter Film, sicher, aber einer, der die Chance auf mehr verpasst.

Die deutsche DVD von Buena Vista/Touchstone ist ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben und enthält keinerlei Bonusmaterial.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Buena Vista/Touchstone__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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