Originaltitel: Battleship__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Peter Berg__Darsteller: Taylor Kitsch, Alexander Skarsgård, Rihanna, Liam Neeson, Brooklyn Decker, Alan Abad, Teresa Alvarez, Kasey Amanda, Luing Andrews, Reila Aphrodite, Tadanobu Asano u.a. |
„Schiffe versenken“ ist eigentlich ein ganz simples Spielchen. Zwei Spieler bereiten sich jeweils einen 10 mal 10 Felder großen Spielplan vor, der an einer Seite mit Buchstaben und an der oberen Kante mit Zahlen versehen wird, so dass jedem der 100 Felder eine konkrete Koordinate zugeordnet werden kann. In diese Pläne zeichnen beide Spieler nun, ohne dass der Mitspieler es sehen kann, ihre „Flotte“ ein. Das sind Gebilde, die sich über mehrere Kästchen erstrecken können, wobei man sich vorher absprechen sollte, wie groß die Flotten sein sollen und wie viele Kästchen man als Standard für die jeweilige Schiffsklasse (Zerstörer, U-Boot usw.) hernehmen will. Nun wird gespielt. Dabei benennt man abwechselnd Koordinaten und der andere Mitspieler gibt mit „Wasser“, „Treffer“ oder „versenkt“ (alle Kästchen eines „Schiffes“ wurden getroffen) an, ob der Gegenspieler ein Schiff „erspäht“ hat. Das geht solange, bis eine der beiden Flotten vollends versenkt wurde. Da die papierne Varianten dieses Spiels vielen nicht reichte, wurde sie immer weiter verbessert. So auch von „Hasbro“, die für ihre technisch weiterentwickelte Variante namens „Battleship“ die Lizenz halten. Bei ebenjenem Spielzeuggiganten zeigte man sich von den überlangen Werbespots zu „Transformers“ so begeistert, dass man beschloss, weitere Spiellizenzen zu filmischem Gold zu machen. Freilich ohne großartig anzudeuten, was es für einen Sinn machen soll, ein Spiel zu verfilmen, das weder eine vernünftige Mythologie noch den Hauch einer Geschichte transportierte. Sehr abstrus …
Und gleichzeitig war diese vollkommene Abstinenz einer Art Geschichte auch die größte Chance des Filmes. Denn unter diesen Bedingungen konnte man sich freilich eine richtig wilde Story zusammenreimen, ohne irgendwelche Puristen zu verärgern. Warum es freilich wieder einmal eine Alieninvasion sein musste, weiß nur der große Drehbuchgott oder der Gott der Poilitcal Correctness, der den Film „Battleship“ häufiger umkreist und auch potentiell interessantere Konfliktgegner wie Nordkorea weitläufig umschifft. Dennoch trägt die präsentierte Geschichte den Streifen ziemlich gut bzw. hält die irren Spektakelszenen vernünftig zusammen. Viel darüber nachdenken sollte man freilich nicht. Während des Filmes bekommt man dazu eh kaum Gelegenheit, doch auch danach sollte man sich lieber an die Spektakelwerte erinnern und sich weniger an klärenden Fragen versuchen. Fragen, die versuchen könnten, zu klären, warum Aliens eine Kontaktaufnahme als Anlass zur Welteninvasion nehmen, was sie überhaupt auf der Erde wollen, warum sie so einen komischen Bart haben und wieso sie allgemein sind, wie sie sind. Derartige Rätsel sollten einem so egal sein, wie sie es „Battleship“ selbst sind. Dann klappt es auch mit dem Film.
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Der steigt ziemlich gewitzt ein und präsentiert einen jungen Querkopf namens Alex Hopper, der für die schnelle Eroberung einer Dame sogar über Burritoleichen gehen würde und dafür einen ganzen Laden verwüstet. Leider darf Hopper nicht dieser Querkopf bleiben. Stattdessen verdonnert ihn sein Bruder Stone (nicht verwechseln mit dem steinernen Mimenspiel von Hot Shot Alexander Skarsgård!!!) zum Dienst am Vaterland, immerhin hat dieser auch ihn zu einem echten Mann gemacht. Und auch Alex wird durch den Abenteuerspielplatz Navy mehr und mehr zum gleichgeschalteten Langweiler, weswegen man auch als Zuschauer ein wenig die Bindung zu ihm verliert. Zwar bleibt er in Ansätzen noch ein Rebell, wirklich witzig sind seine Eskapaden allerdings nicht mehr. Was sich auch sofort auf die Wahrnehmung der Leistung von Taylor Kitsch auswirkt, der, wie bei „John Carter“, nach furiosem Auftakt zum blassen Bravoposterboy verkommt. Zum Glück wird er aber nicht so farblos und steif wie in „John Carter“. Sein Verblassen als Zugpferd des Filmes fällt aber insofern nicht sonderlich auf, weil Regisseur Peter Berg auf einmal zu inszenieren beginnt, wie es eigentlich nur Michael Bay kann.
Er reiht einen optisch genialen Moment an den Nächsten und bläst Fragen zum Plot, die nicht vorhandene Figurenzeichnung und gigantische Logiklöcher ohne großes Federlesen über den Jordan. Seine immer enthemmtere Orgie der Superlative lässt dabei das kleine Kind im Zuschauer wieder wach werden. Denn seien wir doch mal ehrlich: Warum schauten wir als Kinder so gerne Piratenfilme? Genau, wegen den Seeschlachten. Doch warum wurden diese genialen Actionhighlights früherer Filme eigentlich so selten auf den modernen Actionfilm übertragen? Es gibt doch wirklich kaum gelungene Beispiele für fette Schiffsschlachten mit modernen Kriegsschiffen. Klar, die heutigen Riesen der Meere waren Zielscheiben in „Pearl Harbor“ oder „U 571“, Schauplatz für den wohl besten Steven Seagal Brecher „Alarmstufe Rot“ und Starthafen der „Top Guns“, aber echte Schlachten? Fehlanzeige. Und diese kredenzt uns nun Peter Berg.
Da werden Schiffe mit Hohlspitzgeschossen zerlegt und außerirdische Dosenöffner schneiden gigantische Zerstörer der Länge nach auf. Ungesehene, ungeahnt brillante Bilder OHNE die sonst so typische Peter Berg Shaky Cam machen den Zuschauer nur Staunen und sogar eine gewitzte „Schiffe versenken“ Runde wird zum echten und vor allem unerwarteten Spannungsbringer! Zwischendrin söhnt man sich mit den Japanern aus (ich erwähnte die PC-Verliebtheit des Filmes bereit), ein versehrter Veteran darf Durchhaltereden schwingen und diverse humorige Einlagen brechen den vermehrt auflaufenden, heftigen Pathos gelungen auf. Einzig eine Parallelhandlung um Hoppers Freundin bremst den Film hier und da ein wenig aus. Gegen Ende findet dieser Storystrang zwar mit dem eigentlichen Gerumpel zusammen, wirklich zünden will dieser Abschnitt trotz dickbemoppter Brooklyn Decker nie so wirklich. Doch dies ist nur ein kleiner Makel im „Industrial Light und Magic“ Trickgewitter von baygantischen Ausmaßen.
Und dann ist da der Moment, wo „Battleship“ eigentlich erst so richtig durchstartet, sich frei strampelt und vom Baywidergänger zum eigenen Film wird. Denn wo ein Bay in Kuba einmarschiert oder Hochhäuser zerlegt (was Berg auch eindrucksvoll beherrscht, wie er in „Battleship“ beweist) und damit meist mit etwas zuviel Ernst die letzte Bedrohung hinwegfegen lässt, lanciert Peter Berg ungelogen eine Rentnerkaffeefahrt als Showdown und was soll ich sagen … es funktioniert! Spätestens hier bricht Berg dann den bisherigen Ernst seines Filmes komplett auf und lässt zu ACDC Mucke alle Vernunft und Hemmungen fahren. Da wird ein Schlachtschiff zum Driften gebracht, überschlägt sich der Pathos fasst und wird gebombt, dass einem Hören und Sehen vergeht und die Leinwand förmlich brennt. Das ist dumm, keine Frage. Und hohl. Und pathetisch. Und dumm!!! Und wie gewohnt werden Hunderte feingeistige „Filmfans“ den Säbel rasseln hören und anderen den Spaß verderben wollen. Aber lasst sie labern, wirklich. Und genießt! Lacht! Erbebt dank dem Sounddesign! Reckt von mir aus die Pommesgabel in den Himmel! Und warum? Weil der Showdown einfach mal so ziemlich das geil rockendste Spektakel der jüngeren Filmgeschichte darstellt.
Da wird auch zur Nebensache, dass Liam Neeson eigentlich nichts in dem Film zu tun bekommt, keiner der Darsteller irgendwie sonderlich charismatisch rüberkommt, eine Story quasi nicht vorhanden ist und der Score irgendwie nie so recht rockt und viel zu sehr an „Transformers“ erinnert. Alles egal. „Battleship“ ist reinstes Style over Substance, das man keine Sekunde ernst nehmen kann und sollte und das schafft, was man nicht für möglich gehalten hätte: Eine Vorlage filmisch umzusetzen, bei der sich so mancher gefragt haben wird, wie das denn funktionieren soll. Es funktioniert und es rockt! Zumindest wenn man noch Spaß an Gigantismus der Güteklasse A haben kann, sich für einige schräge Ideen zu begeistern vermag und nichts dagegen hat, auf die Abschussliste diverser „Filmkenner“ zu geraten. Spätestens jetzt freue ich mich auf Monopoly und Tetris – der Film!
“Battleship” erschien auf DVD und Blu Ray und ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut. Wobei zu vermerken ist, dass der Hauptfilm nach wie vor ab 12 freigegeben ist, das Bonusmaterial aber in Teilen ab 16 eingestuft wurde.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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