Originaltitel: Tapped Out__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Allan Ungar__ Darsteller: Cody Hackman, Michael Biehn, Krzysztof Soszynski, Martin Kove, Nick Bateman, Anderson Silva, Celeste Desjardins, Jerry A. Ziler, Jess Brown, Lyoto Machida u.a. |
Michael hat gerade den schwarzen Gürtel im Karate erworben. Seine mächtig stolzen Eltern wohnten dem Ereignis bei und sind mit ihm gerade in der Familienkutsche auf dem Heimweg, als zwei finstere Gestalten den Wagen mit vorgehaltener Waffe zum Anhalten zwingen. Sogleich bedrohen sie Michaels Eltern. Der kann sich derweil zwischen den Vordersitzen und der Rückbank verstecken und muss von hier mit ansehen, wie die beiden vermummten Gestalten seine Eltern umbringen.
Sieben Jahre später lebt Michael bei seinem Großvater und ist deutlich vom rechten Kurs abgekommen. Seine schulischen Leistungen sind eine Katastrophe, sein Opa bekommt ihn kaum unter Kontrolle und auf seinem Konto häufen sich die abzuleistenden Sozialstunden für diverse Verfehlungen. Da bietet ihm ein Freund seines Vaters einen Job an. Michael soll das Dojo des Karatelehrers sauber halten. Und Michael fügt sich. Kaum in dem Dojo angekommen, erinnert er sich an früher. Die Karate-Stunden sind ihm noch präsent und er beginnt sich sowohl mit seiner Aufgabe als auch wieder mit dem Kampfsport an- zufreunden. Eines Abends nimmt ihn die Nichte seines neuen Arbeitgebers zu einer Mixed Martial Arts-Veranstaltung mit. Hier erspäht Michael an dem gewaltigen Stiernacken des unbesiegten Champions der regelmäßig abgehaltenen „Turniere“ ein Tattoo, das der Killer seiner Eltern ebenfalls an ebenjener Stelle trug…
Michael wendet sich an die Polizei, doch jene wird nicht wirklich aktiv. Also beschließt er, sich dem Mörder seiner Eltern im Ring zu stellen. Verbissen beginnt er auf ein großes Turnier hinzuarbeiten, bei dem jeder sein Glück versuchen kann. Schlägt man dann noch den bisherigen Champion, kann man 50 000 Dollar gewinnen. Klar, dass Michael das Geld vollkommen egal ist…
httpv://www.youtube.com/watch?v=AOfD0rYAVKo
Zugegeben, die Story von „Tapped Out“ klingt so beliebig wie egal: Ein Kampfsportler rächt den Tod seiner Eltern gegen einen übermächtig erscheinenden Gegner. Das hat man so schon zigfach gesehen. Und dennoch weiß „Tapped Out“ verdammt gut zu unterhalten. Wieso? Nun, er nimmt seine Geschichte und seine Figuren wirklich ernst! Vor allem die Zeichnung von Michael weiß durchgehend zu gefallen. Wie er vom Problemkind allmählich zum Fighter mit Herz mutiert, funktioniert hervorragend und involviert den Zuschauer über die gesamte Laufzeit hinweg. Den Hauptverdienst dafür leistet die ruhig entwickelte Story, die diese Wandlung absolut glaubhaft macht und nicht von einem Ereignis zum nächsten springt und ihre Glaubwürdigkeit einem hohen Tempo opfert. Die starke Leistung des mir bis dato vollkommen unbekannten Cody Hackman, der hier nicht nur Michael verkörpert, sondern auch mitproduzierte und die Story zum Film lieferte, besorgt dann den Rest und zieht den Zuschauer mitten in die Story hinein.
Auch die Figuren rund um Michael funktionieren hervorragend. Vor allem Michael Biehn („Navy Seals“) in der ungewohnten Rolle eines Kampfsportlehrers ragt hierbei meilenweit aus dem Cast heraus. Der Veteran, der sich bärbeißig des neuen Eleven annimmt und in ihm schnell mehr sieht als alle anderen, steht dem sympathischen Mimen hervorragend und Biehn bedient sowohl die dramatischeren Schlenker als auch die humorigen Momente seiner Figur absolut souverän. Selbst ein Martin Kove („Red Sky“), der als Michaels Schuldirektor vollkommen gegen den Strich gebürstet wird, liefert eine erstaunliche, eine mal nicht overactete Leistung ab! Und selbst Michaels Love Interest, einnehmend von Jess Brown verkörpert, ist mal nicht das stromlinienförmige 0815 Bunny, sondern ein echter Mensch mit Ecken und Kanten. Die Gegner von Michael werden von diversen MMA-Profis verkörpert, die freilich vor allem in den Fights loslegen sollen und dürfen.
Diese Fights werden vor allem zu Beginn komplett auf Krzysztof Soszynski („The Package“) als Dominic Gray, und damit den Mörder von Michaels Eltern, ausgerichtet. Dieses unfassbare Tier macht mit seinen Gegnern in sekundenkurzen Kämpfen ein Halbes und wird damit trefflich zum übergroßen Goliath aufgebaut, den David alias Michael niemals im Leben niederringen kann. Ein lang und breit aufgezogenes Training sorgt dann freilich dafür, dass er es vielleicht doch kann. Auch in diesem Abschnitt macht „Tapped Out“ alles richtig. Michael muss sich erst allmählich an seine alte Form herantasten und er muss freilich lernen, dass er mit seinen Karate-Kenntnissen allein in einem MMA-Fight keinerlei Chancen haben wird. Und so sind wir quasi live dabei, wie seine bisherigen Kenntnisse mit denen des Mixed Martial Arts verschmelzen und aus Fallobst einen ernstzunehmenden Gegner machen. Michael darf in dieser Phase auch nur einen einzigen Fight bestreiten. Da er diesen mit einem Lucky Punch beendet, weiß man als Zuschauer bis zum Start des Turniers auch nicht wirklich, wie sich Michael wohl schlagen wird. Hier funktioniert dann eben auch die Spannungskurve auf den Punkt. Auch verzichtet der Film auf die üblichen Haken der Turnierfilme. Sprich, es wird niemand aus Michaels Umkreis als Geisel genommen und auch sonst wird nicht irgendwie auf ihn eingewirkt.
Und damit kann dann das Turnier steigen. Hier präsentiert man uns kurze und extrem knackige Fights, in denen Michael dann endlich richtig hinlangen darf. Eine sehr dynamische Kamera, flotte Schnitte, ordentliche Ringübersicht und zwischen Hip Hop und Rock schwankende Mucke sorgen für ein hohes Tempo und kleinere Gewaltspitzen für roten Lebenssaft. Richtig ausladend wird aber natürlich erst das Finale zwischen Michael und Dominic inszeniert, in dem dann auch Knochen gebrochen und Gesichter zu Brei geschlagen werden. Hier funktioniert auch die Kampfsportchoreographie am besten, da man Michael gegen den hünenhaften Dominic freilich überwiegend aus der Distanz agieren lässt, so dass Cody Hackman ein paar hübsche Kicks und eingedrehte Sprünge zeigen darf. Sobald Krzysztof Soszynski Michael dann zu fassen bekommt, wird es richtig wuchtig, denn dann regnen die Schläge beim Ground and Pound nur so auf Michael ein. Angenehm ist auch die realistische Umsetzung des Fights. Hier wird der Held nicht minutenlang verdroschen, um dann zu epischer Mucke zurückzuschlagen. Eher geht es munter hin und her und wird schnell darauf geachtet, bestimmte neuralgische Punkte beim Gegner zu bearbeiten.
Auch abseits der Action ist „Tapped Out“ stark inszeniert. Die breiten Widescreen-Bilder und der Verzicht auf eine zu glatte Digitaloptik verpassen dem Streifen einen angenehm filmischen Look. Nur bei den Schauplätzen wird offensichtlich, dass der Film nicht wirklich viel Geld zur Verfügung hatte. So sieht das Dojo von Michael Biehns Charakter schon ziemlich abgerissen aus. Doch selbst daraus macht der Film eine Tugend und bettet diesen Umstand erstaunlich gelungen in die Handlung ein.
Was bleibt, ist endlich mal wieder ein Turnier-Prügler, der richtig Spaß macht! Dabei erfindet „Tapped Out“ definitiv das Genre nicht neu, nimmt es aber ernst und bedient die grundlegenden Topoi gekonnt. Die sich ruhig, aber immer zwingender entwickelnde Story funktioniert auf den Punkt und zieht den Zuschauer dank sehr guter Darsteller und nett geskripteter Charaktere mitten ins Geschehen hinein. Auch die Spannungskurve funktioniert und die Fights werden seit langem mal wieder tatsächlich als Highlights des Filmes inszeniert und nicht inflationär in jede vermeintlich freie Minute gepresst. Zudem umschifft man das eine oder andere Klischee gekonnt, nimmt aber manch anderes auch beherzt mit. Nunja, es ist ja nunmal ein Turnierprügler. Und als solcher ist der auch technisch stark umgesetzte „Tapped Out“ definitiv eine echte Empfehlung wert!
In diesem Sinne:
freeman
StS ist mit dem Streifen ebenfalls recht zufrieden…
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Ich muss gestehen, dass mich Allan Ungar´s 2014er Spielfilmdebüt „Tapped Out“ tatsächlich positiv zu überraschen vermochte: Im Vorfeld hatte insbesondere das amerikanische DVD-Covermotiv bei mir nämlich die unschöne Befürchtung erweckt, dass es sich bei dem Werk wohlmöglich um einen weiteren tumben „Mixed Martial Arts“-Streifen in der „zweifelhaften Tradition“ von solch unterdurchschnittlichen artverwandten Veröffentlichungen á la „Circle of Pain“, „Death Warrior“ oder „Beatdown“ (etc. pp.) handeln könnte. Umso erfreulicher meine Feststellung im Rahmen des Sichtens, dass dem geneigten Betrachter in diesem Fall ein durchaus unterhaltsames wie solide realisiertes Kampfsport-B-Movie-Action-Drama geboten wird, das überdies gar ein Stück weit „sympathisch“ daherkommt und im Ganzen eine geradezu „klassisch“ geartete, mit vereinzelten Rache- und „Coming of Age“-Elementen angereicherte Geschichte erzählt, die einem unweigerlich offenkundige „cineastische Vorbilder“ (wie z.B. „the Karate Kid“ oder „Never back Down“) ins Gedächtnis ruft…
Als Kind musste Michael Shaw mit ansehen, wie seine Eltern eines Nachts im Zuge eines „aus dem Ruder gelaufenen“ Carjackings brutal getötet wurden – wobei es ihm (unerkannt) gelang, einen Blick auf ein markantes Nacken-Tattoo des Täters zu werfen. Leider aber führten die polizeilichen Ermittlungen zu keinerlei Ergebnis – worauf er in den folgenden sieben Jahren im Hause seines Großvaters (James Neely) zu einem rebellischen jungen Mann (Cody Hackman) heranwuchs, der regelmäßig „in Schwierigkeiten gerät“ und aktuell nun (obendrein) ein weiteres Mal in der Highschool sitzenzubleiben droht. Um das doch noch irgendwie abzuwenden, lässt er sich auf einen Vorschlag seines Rektors (Martin Kove) ein, Sozialstunden in einem örtlichen Karate-Dojo abzuleisten, der von dem ehemaligen Soldaten Reggie (Michael Biehn) geleitet wird, welcher einst auch mit seinem Vater befreundet war. Mit allgemeinen Hausmeister-Tätigkeiten (wie Fegen und Sanitärräume Reinigen) betraut, erwacht schon bald jedoch sein neuerliches Interesse an eben jenem Sport, den er früher selbst (bis zum besagten traumatischen Erlebnis hin) relativ erfolgreich ausgeübt hatte…
Da Michael Engagement beweist und absolut zufrieden stellend arbeitet, lässt ihn Reggie fortan beim Unterrichten einer Gruppe junger Schüler assistieren sowie die Räumlichkeiten in seiner Freizeit zum Zwecke des eigenen Trainings nutzen. Schritt für Schritt „stabilisiert“ sich sein Leben wieder. Eines Abends nimmt ihn Reggie´s Nichte Jen (Jess Brown) spontan mal mit zu einer angesagten „Cage Fight“-Veranstaltung – auf der ihm allerdings plötzlich der Mörder seiner Eltern begegnet: Seines Zeichens ausgerechnet der bislang ungeschlagene Kämpfer Dominic Gray (Krzysztof Soszynski). Als die Behörden seiner Aussage „nicht gerade energisch“ nachgehen, entschließt er sich dazu, selbst für „Vergeltung und Genugtuung“ zu sorgen – bringt es letzten Endes jedoch nicht fertig, mit einer sich zuvor beschafften Waffe auf Gray zu feuern. Es ist just dann, dass ein Turnier seine Ankündigung erfährt, bei dem der Sieger gegen den amtierenden Champion antreten darf: Sich darauf einlassend, steht Reggie Michael dabei (trotz anfänglicher Ablehnung) „mit Rat und Tat zur Seite“ – u.a. aus Jen´s Zureden, seinem „Pflichtgefühl“ sowie dem gezeigten Potential und „eisernen Willen“ seines Schützlings resultierend…
„Tapped Out“ eröffnet düster und ernst – und zwar in Gestalt des Überfalls, bei dem Gray das Ehepaar Shaw (Kelly-Marie Murtha und Colin Paradine) kaltblütig aus nächster Nähe erschießt, während sich ihr Sohn im hinteren Bereich des Wagens versteckt halten kann: Eine eigentlich höchst unnötige Tat – schlichtweg da die Tötungen überhaupt nicht erforderlich gewesen wären, um das Fahrzeug zu stehlen – welche im Verlauf auch nie mit einer Erklärung (z.B. mit einem Hintergrund oder Motiv) versehen wird. Nach dem Zeitsprung in die Gegenwart wird dem Zuschauer ein rebellisch-aufsässiger Michael präsentiert und die Stimmung sogleich ein wenig „aufgelockert“ – primär mit Hilfe der gewählten Musikuntermalung sowie der Art des Ausgangs einer (erfolglosen) Flucht vor einigen am Ort einer „ausufernd-feucht-fröhlichen“ Party eingetroffenen Cops. Sein Opa hatte sich redlich darum bemüht, ihn so gut es nur geht weiter großzuziehen – war gegen das Verhalten des Teens irgendwann aber kaum mehr angekommen. Im Angesicht der momentanen Situation – u.a. Probleme mit dem Gesetz und seinen Noten – einigt man sich schließlich auf einen „Arbeitseinsatz“ in dem von Reggie (mit klaren Regeln, Werten und Normen) geführten Dojo…
Nicht bloß aufgrund der Hinzugabe einer unaufdringlichen Dosis Humor (inklusive eines amüsanten „Wax on, wax off“-Spruchs) entfalten sich die Sozialstunden-Szenen angenehm kurzweilig: Michael erledigt seine Aufgaben vernünftig, zeigt Eigeninitiative und entdeckt in diesem Zusammenhang auch seine „alte Leidenschaft“ für den betreffenden Sport wieder. Er hilft beim Unterrichten der Kids mit, nimmt sein eigenes Training erneut auf und setzt veränderte Prioritäten – wodurch es ihm gelingt, sich fokussierter „aufs Wesentliche“ (also auf seine schulischen Leistungen sowie das generelle Vermeiden von Ärger) zu konzentrieren. Zwischen ihm und Reggie entsteht eine Freundschaft, die auf Respekt und Vertrauen basiert – und so erhält er von ihm freien Zugang zu den Räumlichkeiten, ergänzt um nützliche Tipps und Ratschläge. Die Betreibung bzw. Aufrechterhaltung des Ladens wird indes jedoch von finanziellen Problemen geplagt: Die jungen Leute würden sich heutzutage kaum noch für „klassisches Karate“ interessieren, so heißt es – sondern eher für „modernere Kampftechniken“, wie sie gern im Fernsehen gezeigt werden. Eigenschaften wie Traditionen oder Philosophien seien ihnen da weitestgehend egal…
Reggie selbst ist ein nicht uncharismatischer Kerl, der eine „bewegte Vergangenheit“ hinter sich hat (belastende Militäreinsätze, Alkoholprobleme etc.), eine Menge Kraft und Herzblut in seine kleine Übungseinrichtung steckt sowie regelmäßig seitens seiner Nichte Jen besucht wird. Sobald sie die Bildfläche betritt, ist klar, dass sie und Michael ein Paar werden – wobei angemerkt werden muss, dass „Unvorhersehbarkeit“ grundsätzlich kein Begriff ist, mit dem sich der Streifen zutreffend charakterisieren ließe – und so begleitet er sie dann auch prompt „in gespannter Erwartung“ in ein Gewerbegebiet, in welchem gewiefte Geschäftsleute immer mal wieder „Fight Nights“ für das diese spezielle Form von Entertainment schätzende Publikum abhalten. Als er Gray dort wiedererkennt und die Polizei seinem Hinweis in diese Richtung nicht mit dem gewünschten Nachdruck begegnet, beschließt er kurzerhand, selbst für „Gerechtigkeit“ (sprich: Rache) zu sorgen: Er fährt ihm nach, schleicht sich an sein Haus heran, richtet eine mitgebrachte Waffe auf ihn – kann sich letztlich allerdings nicht dazu durchringen, den Abzug zu betätigen. Fortan sieht er seine einzige Alternative darin, irgendwie eine Möglichkeit zu finden, gegen ihn im Ring anzutreten…
Ein angekündigtes Turnier würde Michael die angestrebte Gelegenheit bieten – doch sind die Teilnahmeplätze streng begrenzt. Sein beharrliches Auftreten dem Verantwortlichen (Daniel Faraldo) gegenüber führt allerdings dazu, dass ihm dieser (im Prinzip um seiner Ruhe willen) tatsächlich eine Chance einräumt: Ein nächtliches „Street-Match“ auf einem Parkhausdach – bei dem er mächtig einstecken muss, welches er am Ende aber dank eines effektiv platzierten Treffers für sich entscheiden kann. Als Reggie davon erfährt, kommt es (vorerst) zu einem „Bruch“ zwischen den beiden, da er ein solches Verhalten weder zu unterstützen noch zu dulden gedenkt. Bis zum „Tage X“ bleiben Michael nun knappe sechs Wochen – und so beginnt er seine eigenen Vorbereitungen, primär daheim im Garten. Dass seine Aussichten gegen die Kampf-erprobten Widersacher nicht gerade „rosig“ einzustufen sind, ist allen wohlbewusst – nichtsdestotrotz kommt für ihn ein Aufgeben unter keinen Umständen in Frage. Sich um ihn entsprechende Gedanken machend, sucht Jen daher das Gespräch mit ihrem Onkel – welcher in Anbetracht des „Gesamtbilds“ (die Gefühle seiner Nichte, Michael´s Motivation und Lage) „natürlich“ nachgibt und im Folgenden die Rolle seines Trainers einnimmt…
Michael Biehn („the Rock“) verkörpert hier also quasi den „Mr. Miyagi“-Part: Eine durchaus leicht ungewöhnliche Wahl – schließlich ist er zwar ein „Action-Held“, nicht aber unbedingt einer, den man spontan mit Karate in Verbindung bringen würde – doch macht er seine Sache anständig und liefert im Zuge dessen sogar seine beste Performance seit geraumer Zeit ab. Da Reggie weiß, dass Michael noch zusätzliche Moves und Techniken erlernen muss, um gegen jene Art von Kontrahenten bestehen zu können, arrangiert er für ihn einige spezielle Übungsstunden bei zwei „MMA“-erfahrenen Kumpels, welche ihm u.a. lehren, wie man so etwas wie einen „Armbar“ oder „Triangle Choke“ optimal ausführt. Man merkt sofort, dass die beiden „UFC“-Veteranen Lyoto Machida („Unrivaled“) und Anderson Silva („Never Surrender“) Spaß am Set hatten – und das nicht nur, da sie sich zuweilen ausgelassen auf Portugiesisch unterhalten: Ein weiteres Beispiel für den vereinzelt erfreulich „lockeren Ton“ des Films. Nun aber noch einmal zurück zum US-DVD-Cover: Trotz ihrer Cameos sind Silva und Machida auf diesem hochgradig prominent abgebildet – während Hackman dagegen bloß „hinten am Rande“ sowie Biehn gar überhaupt nicht zu entdecken bzw. zu erspähen ist…
Ich für meinen Teil empfand die „Struktur“ des an einem einzigen Tag abgehaltenen Turniers als nicht allzu glaubwürdig: Nach den Runden-Matches tritt der Sieger im eigentlichen Finale gegen den „Champ“ an, welcher das Treiben bis dahin aus dem „V.I.P.-Bereich“ des Publikums mitverfolgen darf. Es winkt ein Preisgeld von 50.000 Dollar. Mein „Problem“ daran: Im Laufe der Veranstaltung muss Michael mehrere zehrende Fights binnen weniger Stunden absolvieren – nur um am Abend dann gegen den ausgeruhten Titel-Verteidiger in den Metall-Käfig zu steigen?!? Nunja, Fairness wird ohnehin „dem Spektakel untergeordnet“ – spätestens als der Schiri beim Kampf gegen Gray „ausgesperrt“ wird, um dadurch nicht auf eine Einhaltung der Regeln achten zu können. Wird Michael sein Ziel schlussendlich erreichen – oder werden ihm seine Wut und Rache-Absichten dabei im Wege stehen? Ich denke, so ziemlich jeder dürfte wissen, wie die ganze Schose ausgeht – und dennoch fühlt man sich auch in dieser Phase echt passabel aufgehoben; relativ harter, ansehnlicher, kompetent geschnittener und weitestgehend realistisch gehaltener Auseinandersetzungen (eingefangen frei übermäßiger „Shaky Cam“-Verwendung) sei Dank…
Die Vorstellung, dass Michael binnen 90 Tage dazu gebracht wird, die ihm zugeteilten Gegner zu besiegen, erfordert schon ein gewisses „Augezudrücken“ – speziell wenn er dem Hünen-haften Dominic gegenübersteht. Ihre individuellen Stile – in Kombination mit einer effektiven Inszenierung sowie dem einen oder anderen verwendeten „Kniff“ – verhindern jedoch, dass eben jener Aspekt des Gebotenen je einen wirklich ablenkenden oder gar störenden Eindruck heraufbeschwört. Als einschüchternder, brutaler Villain überzeugt Schwergewichtler Krzysztof Soszynski („Here comes the Boom“) in erster Linie aufgrund seiner „physischen Eigenschaften“ – im übertragenen Sinne genauso wie der (für die Hauptrolle eigentlich einige Jahre zu alte) fünffache Karate-Weltmeister Cody Hackman („Gridlocked“), der seinen Sport zweifelsohne prima beherrscht, ansonsten aber eher ausdrucksarm (sowie mit zu schwachem Charisma) auftritt. Jess Brown (TV´s „Omega“) schlägt sich indes wacker als (belanglos konzipierte) Jen, Daniel Faraldo („Anything Goes“) sorgt für manch „lockeren Spruch“ und als Schuldirektor Vanhorne gibt sich Martin Kove („Cobra Kai“-Ausbildungsleiter „John Kreese“ höchstpersönlich) für ein paar Minuten die Ehre. Insgesamt kann man wohl von einer „brauchbar-zweckdienlichen“ Besetzung sprechen…
„Tapped Out“ verknüpft die klassischen Inhalte von Streifen á la „the Karate Kid“ mit einer dramatischen Rache-Geschichte und siedelt diese im modernen „Ultimate Fighting“-Umfeld an: Leider komplett mit nahezu allen altbekannten Klischees (wie diverse „Hürden“, die es für den „Underdog“ erst einmal zu überwinden gilt, eine obligatorische Love-Story, Trainings-Montage etc. pp.) – was die Geschehnisse arg „formelhaft“, unoriginell und vorhersehbar gestaltet. Dazu dann noch maue Dialoge, bestimmte kitschige Momente, die man sich hätte sparen können – beispielsweise die Einbindung einiger alter Home-Video-Aufnahmen sowie dass Michael am Ende seine Eltern im Publikum sitzen „sieht“ – ebenso wie ein belangloser Sub-Plot um einen Cop, der den neusten Hinweisen (überaus zurückhaltend) nachgeht. Alles in allem sorgt der gewählte Aufbau jedoch für eine solide Handlungs-Entwicklung und einen ansteigenden Action-Gehalt, hat mir der injizierte Humor zuzusagen gewusst, sieht man dem fertigen Ergebnis sein geringes Budget zu keiner Zeit irgendwie negativ an und geht die Regie-Arbeit Allan Ungers im Grunde genommen absolut in Ordnung…
Kurzum: Trotz verschiedener Schwächen haben wir es bei diesem kleinen kanadischen B-Movie mit einer recht unterhaltsamen Genre-Veröffentlichung zutun, welche man sich (bei Gelegenheit und einem entsprechenden Interesse an der Materie) durchaus ruhig mal ansehen kann…
In den USA konnte man den Film bereits seit langer Zeit auf DVD (aus dem Hause “Lionsgate”) erwerben, welche zum besseren Verständnis auch englische Untertitel bietet. Eine HD-Version gibt es dort indes nur bei bestimmten Online-Streaming-Diensten. Freigabetechnisch wurde ein R-Rating vergeben. In manchen Ländern (wie z.B. Australien) ist er übrigens unter dem Alternativtitel “Tapped” veröffentlicht worden. In Deutschland heißt er nun “Knock Out” und kommt ungeschnitten mit einer FSK 18 Freigabe von dem Label Tiberius Film/Sunfilm. Hier erschien dann auch eine Blu-ray, die, wie die DVD, mit einer Empfehlung unsererseits aufwartet!
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Lionsgate/Umbrella Ent./Sunfilm/Tiberius Film__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |