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Recoil

Originaltitel: Recoil__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Terry Miles__Darsteller: Danny Trejo, Serinda Swan, Steve Austin, Lochlyn Munro, Noel Gugliemi, Tygh Runyan, Patrick Gilmore, Keith Jardine, Camille Solari, Connor Stanhope, Adam Greydon Reid u.a.
Recoil

Steve Austin kickt Danny Trejos Arsch in „Recoil“

Drei Typen auf Hasenjagd. Einer von ihnen hat sein automatisches, großkalibriges Gewehr mitgenommen, was vermuten lässt, dass die Hasen in der Gegend ziemlich robust sein müssen. Doch keine Angst, „Recoil“ ist kein Creature Feature. „Recoil“ ist der neue Steve Austin Actionhammer. Und darum steht selbiger auch auf einmal vor dem Typ mit der automatischen Kanone, packt ihn am Hals und hält ihn locker mit einer Hand über einen Abgrund. Er fragt den Typen, ob er sich an jemanden namens Mary Anne da Rosa erinnere. Als der Typ verneint, umschließt die Hand seinen Hals wie ein Schraubstock. Man hört es schon knacken und dem Typ fällt auf einmal wieder ein, dass er den Namen doch kenne und sich erinnere. „Gut“ brummend schmeißt Austin den Kerl in die Schlucht. Kick Ass!

Danach reitet Steve Austin alias Ryan Varrett mit seinem Muscle Car in ein kleines Städtchen namens Hope ein. Dieses hat schon am Stadteingang eine Graffitierweiterung des Stadtnamens zu Hopeless erhalten. Warum, das soll Varrett bald herausfinden, denn die Stadt ist in der Hand einer Motorradgang, die sich „The Circle“ nennt und sich mit Waffen- und Drogendeals ein nettes Zubrot verdient. Die städtischen Cops sind weitgehend geschmiert und die Einwohner halten lieber das Maul. Nicht so Varrett, der mit der Gang ein Hühnchen zu rupfen haben scheint. Vor allem mit Drayke, dem Latinochef der Gang, dessen Vergewaltiger-Bruder Varrett kurz nach seiner Ankunft in Hope in die ewigen Jagdgründe schickt. Nun haben beide eine Rechnung mit dem jeweils anderen offen …

httpv://www.youtube.com/watch?v=ESAR52_Lizg

Eine persönliche Vendetta, ein Kofferraum voller Knarren, in Zeitlupe und ohne Regung von einem explodierenden Auto weglatschen, ordentlich Wut im Bauch und ein Bodycount am Unterarm, den Varrett mittels Branding immer weiter erweitert. Steve Austin hat endlich sein erstes waschechtes Racheflick abbekommen und eigentlich stehen auch alle Zeichen auf kurzweiligen Fun, doch leider will das nicht so recht klappen. Woran hängt es? Zunächst einmal fällt auf, dass Regisseur Terry Miles seinen Film so old School wie irgendmöglich inszenieren will: Keine Spielereien, keine stylischen Flashbacks, keine schnellen Schnitte, kein Hip Hop, keine witzigen Sidekicks. Das nimmt man als Actionfan auch dankbar zur Kenntnis. Leider verwechselt der Regisseur von „Recoil“ allerdings irgendwann old School mit altbacken. So ist die Story ultrabräsig aufgezogen. Warum man beispielsweise um den Grund für Varretts Wut so ein Geheimnis macht und dies erst nach und nach im Film aufklärt, erschließt sich nie so wirklich. Zumal von Anfang an klar ist, dass Varrett erstens auf einer Rachetour ist und das zweitens, weil seine Familie gemeuchelt wurde. Auch verliert sich der Rachefeldzug zunehmend in belanglosem Geschwafel, vor allem auf Bad Guy Seite. Der sinnfreie Storystrang um Lochlyn Munro, der dem Film wirklich Null bringt, verschleppt das Tempo zusätzlich. Und leider kickt auch die Action nicht.

Die kommt nämlich erstaunlich hüftsteif daher und setzt leider in einigen ziemlich blöd gesetzten Momenten auf Zeitlupen, die den ansonsten hübsch brachialen Boxeinlagen Steve Austins amtlich die Wucht rausnehmen. Warum man des Weiteren Varretts Kofferraum voller Knarren zeigt und dem Zuschauer dann einen entsprechend bleihaltigen Showdown vorenthält (stattdessen gibt’s eine Runde Fratzengeballer …), ist genauso ein seltsames Versäumnis, wie die Tatsache, dass das Massaker an Varretts Familie so blutleer und beliebig geraten ist, dass man überhaupt nicht ausreichend in den Rachefeldzug Varretts involviert wird. Dieser wirkt aufgrund des lasch inszenierten Mündungsfeuergemetzels an der Familie richtiggehend menschenverachtend, denn Varretts Kills sind im Vergleich dazu dann doch von einem ganz anderen Kaliber. Da krachen die Knochen, werden Männer von Bergen geschmissen, reißen Shotguns dicke Wunden, werden Bäddies auf Motorhauben gebunden, um sie hernach in ein explodierendes Haus rasen zu lassen, und geht ein Bäddie schon einmal mir nichts dir nichts in Flammen auf. In diesen Momenten fühlt sich „Recoil“ an, wie er sicher gedacht war. Wie ein ziemlich hartes Rachebrett, garniert mit hübschen One Linern des „Helden“ out of Control. Leider verliert der Film diesen Ansatz dann immer wieder aus den Augen. Und obwohl die Action eigentlich ganz hübsch über den Film verteilt ist (Wuchtige Prügeleien, männliches Posing, Geballer), schleppt sich der Film ziemlich über die Runden …

Daran recht schuldlos ist Steve Austin. Vielleicht nicht mit dem sympathischsten Äußeren gesegnet, gebietet sein Ryan Varrett doch unbedingten Respekt, wenn er sich hünenhaft vor den Gegnern aufbaut und ein paar tödliche Blicke losschickt. Auch humortechnisch kann Austin hier und da mit netten Momenten glänzen. Köstlich eine Szene, wenn er unter Beschuss stehend eine Türe aus den Angeln reißt und wegwirft und ihn die Besitzerin des Gebäudes, zu dem die Tür gehörte, darauf hinweist, dass sie nicht einmal verschlossen gewesen sei, was Austin mit einem verächtlichen Grunzer abtut. Kurzum, er ist eigentlich das größte Pfund am Film und er ist eigentlich das einzige Element, das einen immer wieder denken lässt, dass der Film noch in die Pötte kommen könnte. Was er leider nicht tut. Sein Antipode wird von einem erstaunlichen Danny Trejo gegeben. Erstaunlich deshalb, weil er ein paar Drehtage erwischt zu haben scheint, bei denen er wohl wirklich spielen wollte! Kein Overacting, kein gewohntes Augengefunkel, stattdessen setzt es einen irre ruhigen, souveränen und physisch ungemein präsenten Bösewicht, dem man im Showdown sogar abkauft, dass er eine Chance gegen Austin haben könnte. Und vor allem geht von dem Bösewicht dank Trejos zurückhaltenderem Spiel eine ordentliche Portion Charisma aus. Die restlichen Darsteller (unter anderem verwammst Austin erneut Keith Jardine, dem er schon in „Tactical Force“ eine einschwenkte) geben mehr oder weniger gutes Fallobst ab und lecker Serinda Swan als Helferin von Varrett sorgt für etwas Eyecandy.

Das geht dem funktional und unaufgeregt bebilderten Streifen weitgehend ab. Man filmte „Recoil“ irgendwo in Kanada und setzte auf dessen ohnehin etwas rauere Anmutung. Der Schauplatz des ganzen Treibens, also Hope, wirkt ein wenig zu muffig und spießig für den Film, weswegen man auch pünktlich zum Showdown plötzlich ein Schiff als Schauplatz hervorzaubert, ohne dass dies bisher irgendeine Rolle gespielt hätte. Diesen Schauplatz verschenkt man dann auch großräumig, eben weil Varrett sich hier nur kloppen darf anstelle mal richtig den Hammer rauszuholen.

Die Nasser Group, die ja schon die letzten Steve Austin Vehikel lancierte, wird anscheinend nicht müde, Steve Austin als neuen Actionhelden für den B-Markt aufzubauen. Und auf dem Papier liest sich das auch immer ziemlich gut. So auch hier! Dieser Schrank von einem Kerl in einem old School Actioner auf Rachetour? Was will man(n) mehr!? Nunja, rockendere und mehr Action vielleicht? Ein stimmigeres Tempo? Weniger Gelaber? Und verdammt noch mal einen richtig geilen, in Blut und Tränen ersaufenden Showdown! Ist das denn so schwer??? So bleibt … ja was … ein belangloses Filmchen für zwischendurch. Ein, zwei One Liner zünden, die Kills sind hübsch zynisch und Austin macht schon amtlich was her als Motherfucker fickender Motherfucker. Dazu ein erstaunlich guter Danny Trejo. Leider ist das aber nicht genug Erinnerungswürdiges …

In England erschien „Recoil“ mit einer Freigabe ab 15 von dem Label eone auf Blu Ray und DVD. Bild und Ton der Blu Ray sind ordentlich. Die Tatsache, dass man es erneut nur mit einer Vanilla Disc zu tun hat, geht einem inzwischen aber auch amtlich auf den Sack. Kann man denn Austin nicht mal interviewen oder so? Dafür gefallen Cover und Backcover mit inhaltlichen Fehlern, derbsten Spoilern (im Bezug auf die Grundgeschichte gesehen) und fetten Hubschrauberexplosionsactionszenen, von denen im Film jedwede Spur fehlt. Da gibt es nicht einmal Helikopter … Köstlich. In Deutschland erschien der Film von Studiocanal auf DVD und Blu-ray und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman


Seit die Generation um Stallone und Schwarzenegger dem Altersheim näher und näher rückt, gibt es im Actionmarkt einen neuen Typus Actiondarsteller. Wrestlingstars, die sich redlich bemühen, die offene Lücke zu schließen, welche die beinahe überlebensgroßen 80er Jahre-Ikonen dereinst hinterlassen werden. The Rock, John Cena, Bill Goldberg, Dave Bautista, Kane – oder „Stone Cold“ Steve Austin.

Inhalt:
Der Ex-Cop Ryan Varrett (Steve Austin) ist auf einem Rachefeldzug, da seine Familie von einem Killertrupp des Gangsters Drayke (Danny Trejo) brutal über den Haufen geschossen wurde. Im kleinen Kaff „Hope“ kommt es zum finalen Aufeinandertreffen…

In Zeiten von Filmen wie „Transformers“ oder „Battleship“ sind es die kleineren Filme, auf welche man sich immer mal wieder verlassen kann. Die Erwartungshaltung ist niedrig, die Enttäuschungsrate dementsprechend auch. Und hin und wieder entdeckt man eine kleine Perle, welche als Geheimtipp natürlich sofort weitergegeben werden muss.

Leider ist „Recoil“ kein solcher Geheimtipp. Dabei hätte der Film beste Grundvoraussetzungen, um ein prächtiger kleiner Kracher zu sein. Gedreht irgendwo in Kanada bringt der Film genau das richtige Flair mit sich, welches ihn von vielen in Osteuropa gedrehten B-Actionern abhebt. Und mit Steve Austin wurde ein Hauptdarsteller verpflichtet, welcher nun über genug Erfahrung verfügt, um einen solchen Film zu tragen. Ebenso an Bord ist „Machete„-Mann Danny Trejo. Also, an der Besetzung gibt’s nichts auszusetzen.

Meines Erachtens ist der Film einfach zu zahm. Klar, Austin schickt routiniert einige Fieslinge über den Jordan. Aber die Umsetzung einfach zu zahm. Hätte sich Regisseur Terry Miles doch mal den Seagal-Klassiker „Hard to Kill“ angetan. „That’s for my wife! Fuck you and die!“, bellte damals vor 22 Jahren Steven Seagal, nachdem er soeben ein abgebrochenes Billard Queue in des Bösewichts Hals gerammt hatte. DAS nenne ich mal einen Rachefeldzug. Austin hingegen wirkt doch eher ruhig als aufbrausend und bekommt solche Szenen vom Drehbuch gar nicht erst zugesprochen. Zudem lässt der Rachetrip von Austins Figur den Zuschauer doch eher kalt. Man nimmt relativ trocken zur Kenntnis „Ah, da wurde die Familie gekillt, verstehe“. Dabei würde ich doch lieber denken „Hoffentlich bläst Austin dem Schwein bald das Kleinhirn an die Wand“.

Technisch wurde der Film total bodenständig gedreht. Keine technischen Spielereien, kein billiges CGI, der Film könnte locker auch zehn Jahre älter sein, man würde keinen Unterschied bemerken.

Die Darstellerriege weiß zumindest irgendwie zu gefallen. Austin macht einen ordentlichen Job. Trejo wirkt motiviert und voll bei der Sache. Der scheint echt jede Screentime zu genießen, die er als Ü60er zur Zeit in beinahe jedem zweiten Actionfilm bekommt. Und Schauspielerin Serina Swan macht zumindest optisch was her.

Fazit: Die fehlende Action bricht dem Film leider das Genick. Das Essen war angerichtet, aber der Koch hat’s dann leider versalzen. Schade.

© DomPatHug

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Copyright aller Filmbilder/Label: eone__Freigabe: ab 15__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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