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Open Grave

Gewinnt “Open Grave” auf DVD plus eine Profi-Tastatur!

Originaltitel: Open Grave__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Gonzalo López-Gallego__Darsteller: Joseph Morgan, Sharlto Copley, Thomas Kretschmann, Erin Richards, Josie Ho, Max Wrottesley, M. Frakes u.a.
Open Grave

Sharlto Copley in “Open Grave”

Ein Mann erwacht in einer tiefen Grube. Die Geräusche, die seine Knochen machen, als er sich wieder zu bewegen beginnt, lassen darauf schließen, dass er länger in der Position gelegen haben muss, in der er erwacht ist. Vielleicht war auch der Sturz in die Grube alles andere als gut für seine Knochenstruktur. Auf jeden Fall bemerkt er schnell, dass er ohne Hilfe nicht aus der Grube herauskommen wird. Da erleuchtet ein Blitz den Ort des Geschehens und sogleich wird dem Mann klar, dass er inmitten eines Massengrabes sitzt. Ein metallisches Glitzern entpuppt sich obendrein als Revolver inmitten der toten Körper. Was ist hier nur geschehen?

Da erblickt er einen Schatten am Rand der Grube. Er ruft der Gestalt hinterher, die kurz darauf ein Seil zu ihm herablässt. Er klettert das Seil empor, trifft oben angekommen aber niemanden mehr an. Er bahnt sich seinen Weg durch einen dichten Wald, bis er plötzlich vor einem Haus steht, aus dem Stimmen dringen. Mit dem Revolver im Anschlag betritt er das Haus und trifft vier aufeinander einredende Menschen vor. Als er sie zur Rede stellt, muss er erfahren, dass die anderen wie er keine Ahnung haben, wer sie sind oder was sie in dem Haus machen. Da erwacht eine am Boden liegende fünfte Person ebenfalls aus einem tiefen Schlaf. Gemeinsam beschließt man, am nächsten Morgen das Haus und das angrenzende Grundstück zu erkunden. Dabei stolpert man über in einer Hütte angekettete Personen und an Bäume gefesselte Tote. Doch die Erinnerungen, was hier passiert sein könnte, kehren nur ganz allmählich zurück…

httpv://www.youtube.com/watch?v=n7h-c7FWobQ

In meinem Kopf ist die Hölle los!

Open Grave

Wer ist Wer?

Mehr über die Handlung von „Open Grave“ zu schreiben, wäre einerseits müßig und andererseits unfair. Müßig, weil eigentlich klar ist, wie der Film weiter gehen wird. Man wird freilich versuchen, zu ergründen, was an diesem Ort passiert ist. Unfair wären mehr Einblicke in die Handlung, weil bei diesem Film der verschlungene Weg zur großen Auflösung das Ziel ist. Bruchstückhaft kehren in der Folge die Erinnerungen der einzelnen Figuren zurück. Nicht immer geordnet, eher im Gegenteil. Was Regisseur Gonzalo Lopez-Gallego ausreichend Möglich- keiten an die Hand gibt, in seiner Handlungs-Schnitzeljagd mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen und die Beziehungen der Figuren untereinander mit Konflikten aufzuladen.

Dabei sorgt der „Apollo 18“ Regisseur in den ersten 30 Minuten zunächst für eine beständig ungewisse, zum Schneiden dichte Atmosphäre, die von ganz alleine eine hervorragend funktionierende Spannungskurve etabliert und den Zuschauer einlädt, munter mit zu raten, wie die Erkenntnis-Puzzle-Teile zusammenpassen könnten. Das macht ordentlich Spaß und sorgt auch dafür, dass sich die Sympathien in Bezug auf die handelnden Figuren mit dem einen oder anderen Erinnerungsfetzen komplett verschieben können. Plötzlich könnten Figuren Dreck am Stecken haben. Teil einer Verschwörung sein. Was auch immer. Das hält „Open Grave“ in Bewegung und macht ihn interessant. Dieses grundlegende Handlungskonstrukt, dass an „Amnesie“ leidende Figuren gemeinsam herausfinden müssen, wo sie da reingeschlittert sind, kennt man freilich vor allem aus „Hangover“, genreverbundener käme einem „Unknown“ in den Sinn, der eine solche Grundprämisse für eine Thrillerhandlung nutzte. „Open Grave“ setzt dieses storyantreibende Moment nun ebenfalls für einen stimmigen Thriller ein, um gegen Ende deutlicher in Richtung Horror-Genre abzudriften.

Open Grave

Wie kommt der Kerl in den Stacheldraht?

Doch mit zunehmender Laufzeit hat man auch das Gefühl, dass die grundlegende Handlungsidee nicht ausreicht für einen knapp 100minütigen Film. Es schleichen sich Längen ein, das Tempo bricht überdeutlich ein und diverse Hand- lungen wirken einfach extrem repetitiv. „Open Grave“ tritt auf einmal beständig auf der Stelle und wird nur von einigen tollen Bild-Ton-Collagen, in denen intensive Bilder auf eine eher verstörende Soundkulisse treffen, halbwegs am Leben gehalten. Und „Open Grave“ braucht eine Weile, um sich von diesem Einbruch zu erholen und wieder Fahrt aufzunehmen. Zum Glück gelingt dies in den letzten 30 Minuten vortrefflich, in denen sowohl das Tempo als auch die Spannung wieder gewaltig anziehen.

Für die Darsteller sind die Rollen, die sie verkörpern müssen, im Grunde nicht sehr dankbar. Da sich keiner an etwas erinnern kann, sind sie zu Beginn allesamt eigenschaftslose Hüllen. Was es ein wenig schwer macht, in die Figuren hineinzufinden. Mit der Zeit erinnern sich die Figuren mehr und mehr und wirken geringfügig plastischer, so dass der Zuschauer etwas mehr Bezug zu ihnen aufbauen kann. Trotzdem bleibt das Publikum durchweg auf die Figur fixiert, mit der es zu Beginn in dem Massengrab in die Ereignisse gestartet ist. Diese Figur wird von Sharlto Copley („Elysium“) mit viel Intensität und ohne großes Overacting zum Leben erweckt. Flankiert wird er von Thomas Kretschmann („Blade 2“), der meines Erachtens von seinen Selbstsynchronisationen allmählich absehen sollte, da er im Deutschen immer ein wenig phlegmatisch wirkt, im Film aber richtig wuchtig aufspielt, was irgendwie nicht so recht zusammenpasst. Joseph Morgan („Krieg der Götter“) und Max Wrottesley („Guardians of the Galaxy“) gehören eher zu der Kategorie: Ferner liefen…

Open Grave

Wer sind die Menschen in dem Massengrab?

Erin Richards („The Quiet Ones“) kommt leider nie so wirklich im Film an, während Josie Ho („The Courier“) in der anderen Frauenrolle deutlich mehr überzeugt, ihre Figur aber leider sehr klischeehaft angelegt ist. Denn natürlich ist die einzige Figur, die etwas zur Lösung beitragen könnte, taubstumm und kann sich schriftlich nur über chinesische Schriftzeichen ausdrücken. Ähnlich billige Spannungsbringer sind Lopez-Gallego noch häufiger recht und billig. So stolpert man sich natürlich in diversen Spannungsmomenten ordent- lich einen ab.

Technisch gesehen ist „Open Grave“ absolut überzeugend ausgefallen. Die düster dreckigen Bilder überzeugen und bewirken eine beständig ungemütliche Atmosphäre. Das simple Wald und Wiesen-Setting wird zu unheimlichen Leben erweckt und die Kamera bebildert das Treiben weitgehend unaufgeregt. Der Score ist eher düster dräuend, bleibt aber ziemlich im Hintergrund und hat bis auf das tolle Abspannstück keinerlei memorable Themen zu bieten. Die präzise gesetzten Bluteffekte sind handmade umgesetzt und kommen sehr direkt und drastisch rüber, ohne allerdings in einem Blutbad zu münden. Der einzige CGI-Shot, der wirklich ins Gewicht fällt, sorgt dann für die düstere Schlusspointe und funktioniert prächtig.

Unterm Strich ist „Open Grave“ ein atmosphärischer kleiner Reißer, der mittels ungemütlicher Bilder und ebensolcher Atmosphäre punktet. Zudem steigt der Streifen sehr stark in seine Handlung ein und klingt beinahe noch stärker aus. Nur im Mittelteil hängt der Film heftig in den Seilen. Lopez-Gallego versucht zwar auch hier, ordentlich Atmosphäre zu pumpen, inhaltlich tritt er jedoch vollkommen auf der Stelle. Darstellerisch ist „Open Grave“ überdeutlich auf Publikumsliebling Sharlto Copley ausgelegt. Der reißt den Film mit Macht an sich und kann sich selbst in den Momenten, in denen sich andeutet, dass seine Figur vielleicht nicht ganz koscher sein könnte, aller Sympathien sicher sein. Derweil darf sich der Zuschauer über eine sich allmählich entfaltende Handlung, einige hübsche Finten, nicht unbedingt vorhersehbare Entwicklungen und frischen Wind in einem mittlerweile vollkommen ausgebluteten Horror-Subgenre freuen.

Die deutsche DVD/Blu-ray kommt am 26. September 2014 von Universum Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Kleinere Featurettes zum Film erlauben eine etwas tiefergehende Auseinandersetzung mit „Open Grave“.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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