Originaltitel: The Phantom of the Opera__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Dwight H. Little__Darsteller: Robert Englund, Jill Schoelen, Alex Hyde-White, Bill Nighy, Stephanie Lawrence, Terence Harvey, Nathan Lewis, Peter Clapham, Molly Shannon, Emma Rawson, Mark Ryan u.a. |
Ende der 1980er kam, vermutlich angeheizt durch den Erfolg des Webber-Musicals, „Das Phantom der Oper“ wieder in Mode: Dario Argento erkundete ein ähnliches Sujet mit „Opera“, Sam Raimi nahm die Idee mit „Darkman“ auf und Dwight H. Little verfilmte die Geschichte direkt.
Eingebettet ist die Chose hier in eine Rahmenhandlung im Manhattan der Gegenwart, wo die junge Christine Day (Jill Schoelen) zum Vorsingen für eine Oper geht und infolge eines Bühnenunfalls ohnmächtig wird. Der Rahmen ist dem Horrorkino der 1980er sehr verschrieben, präsentiert am Ende noch mal einen zweiten, aber leider konventionell-biederen Showdown – dabei hätte es die Andeutung eines die Jahre überdauernden Vermächtnisses an sich schon getan.
In der Haupthandlung erwacht Christine nun im Paris des ausgehenden 19ten Jahrhunderts, wo sie bereits Opernsängerin ist, allerdings nur zweite Geige hinter der Diva des Hauses, La Carlotta (Stephanie Lawrence). Doch sie hat einen Mentor, das allseits bekannte Phantom (Robert Englund). Dieser hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen (ganz unsubtil spielt das Opernhaus auch „Faust“), infolgedessen seine Musik beliebt, sein Gesicht aber entstellt wurde. Mit dem verbrutzelten Antlitz erinnert das Phantom dann sehr stark an Freddy Krüger; ein Schelm, wer angesichts des Hauptdarstellers daran denkt.
Nun hat sich das Phantom den Kopf gesetzt Christine zum Star zu machen und hilft gern auf mörderische Weise aus, wenn Sangestalent nicht ausreicht. Natürlich fahndet man allerseits nach dem mysteriösen Killer…
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„Das Phantom der Oper“ kommt hier also als Gruselmelodram mit Einflüssen des 1980er-Jahre-Horrorfilms daher. Insofern sind die Bluttaten mit leichten Slasher- bzw. Splatterelementen aufbereitet, die für Härten zwischendrin sorgen, aber auch das Phantom erinnert durchaus an die Filmkiller dieser Periode: Es taucht unvermittelt aus dem Nichts aus, besitzt übermenschliche Kräfte (hier z.B. in einer Straßenkampfszene zu bewundern) und hin und wieder ist sogar mal ein Oneliner drin, wenn ein arrogantes Opfer dran glauben muss. Es sind jedoch diese Szenen, die dem Genre verhaftet bleiben und durchaus spannend sind.
Die meiste Zeit dreht sich das Melodram um Christine und das Phantom, das sie für sich gewinnen will – Christines Lover hat natürlich was dagegen. Insofern wird viel geeifersüchtelt und geredet, mal sehr pathetisch, mal durchaus interessant (z.B. der Prostituiertenbesuch, bei dem das Phantom seine warmherzige Seite zeigt). Insgesamt überwiegen die positiven Momente, jedoch wird klar, dass Little Probleme hat damit auf 90 Minuten zu kommen – deshalb gibt es zwischendrin Hackepeter und die Rahmenhandlung drumherum, die Spielfilmlänge garantiert.
Dwight H. Little („Zum Töten freigegeben“) macht einen guten Job, holt das Bestmögliche aus den offensichtlichen Studiokulissen raus, doch insgesamt kann er die dramaturgischen Probleme nicht ganz verschleiern: Horror und Melodram beißen sich gelegentlich, zudem gewinnt Little der Geschichte wenig Neues ab. Das ist schade, denn rein handwerklich ist „Das Phantom der Oper“ wirklich ein gelungener Film, gerade das Finale in den Katakomben des Phantoms ist ziemlich spannend in Szene gesetzt und entschädigt für so manche vorige Länge.
Robert Englund („Ford Fairlane“) verkörpert das Phantom ziemlich gut, schafft es nicht wie eine Franzosen-Varianten von Freddy zu wirken, sondern kann die Ambivalenzen seiner Figur gelungen ausdrücken. Jill Schoelen („The Stepfather“) als weibliche Hauptfigur überzeugt ebenfalls, Bill Nighy („I, Frankenstein“) als arroganter Fatzke muss zwar in einer etwas klischeehaften Rolle agieren, aber holt das Beste heraus. Nur Alex Hyde-White („Mars – The Dark Secret“) als Christines Lover ist doch reichlich blass und gewinnt so wenig Profil, dass man dem Phantom gelegentlich den Sieg wünschen möchte.
Alles in allem ist „Das Phantom der Oper“ kein Vorzeigefilm, aber doch eine recht solide Mischung aus Horror und Melodram. Nicht immer eine gelungene Symbiose, in der Mitte mit einigen Längen, aber handwerklich gut in Szene gesetzt und mit zwei überzeugenden Hauptdarstellern.
Nachdem die VHS-Fassungen gekürzt waren, hat Ascot Elite/Infopictures den Film 2012 ungekürzt aufgelegt. DVD und Blu-Ray sind ab 18 Jahren freigegeben und besitzen an Bonusmaterial lediglich den Originaltrailer sowie Trailer für einige weitere Veröffentlichungen des Labels, ausländische Veröffentlichungen sind in der Hinsicht aber auch nicht besser bestückt.
© Nils Bothmann (McClane)
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