Originaltitel: La Cueva__Herstellungsland: Spanien__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Alfredo Montero__Darsteller: Marta Castellote, Xoel Fernández, Eva García, Marcos Ortiz, Jorge Páez u.a. |

Effektiver Klaustophobie-Schocker: „Die Höhle“
Dass die Spanier Found Footage können, haben sie mit „[REC]“ hinlänglich bewiesen. Mit dem wirklich extrem effektiven Klaustrophobie-Schocker „Die Höhle“ legen sie nun eindrucksvoll nach. Dieser beruht angeblich auf der wahren Geschichte mehrerer junger Touristen, die in genau der Höhle verschwanden, in der „Die Höhle“ nun gedreht wurde.
Formentera. Ein paar Tweens aus Madrid genießen hier ihren wohlverdienten Urlaub. Man lacht, wandert, feiert und vögelt sich die Seele aus dem Leib. Bis man an einem Strandabschnitt auf einen Höhleneingang stößt. Die jungen Leute sind sofort angefixt von der Idee, die Höhle zu erkunden und kriechen hinein. Aus lauter Leichtsinn dringen sie immer weiter in die Höhle vor, bis es vor allem den beiden Frauen im „Team“ zu unheimlich wird. Man will wieder zurück ans Tageslicht, doch man findet den Ausgang nicht mehr. Ganz im Gegenteil, man verfranzt sich noch mehr in dem weit verzweigten Höhlensystem. Ohne Essen und ohne Wasser darben die fünf Eingeschlossenen dahin und fallen mehr und mehr der Verzweiflung anheim. Vollkommen entkräftet und dehydriert fassen sie einen unmenschlichen Entschluss…
httpv://www.youtube.com/watch?v=eMKtUzrICMk
„Warnung! Dieser Film kann Atemnot und Beklemmungen verursachen. Anschauen auf eigenes Risiko!“ Natürlich wissen wir alle, was man von solchen Warnungen auf DVD-Covern zu halten hat. Würden wir diese ernst nehmen, hätten wir schon zig „schockierendste Filme aller Zeiten“ gesehen oder irgendwelche „Grenzen übertreten“. Doch bei „Die Höhle“ sollten vor allem Klaustrophobiker die Warnung schon als gut gemeinten Hinweis verstehen, denn in den ersten 50 Minuten baut der Film schon ein irre beklemmendes Gefühl auf. Mehr als einmal robben die Protagonisten durch engste Gänge und mehr als einmal muss der Zuschauer – vertreten durch eine alles filmende Kamera – mit durch engste Gänge und Spalten, immer wieder untermalt von Schreien, dass jemand feststecke oder nicht mehr weiter könne.

Ausflug ohne Wiederkehr…
Wenn dann noch ein Protagonist unter Wasser stehende Höhlenabzweigungen untersucht und als Lichtquelle die Kamera mit sich führt, könnte das für einige Klaustrophobiker echt zu viel des Guten sein. Wenn Regisseur Alfredo Montero dann auch noch mit den Lichtquellen als Spannungsbringer spielt und den Zuschauer auf engstem Raum mit sich und der Dunkelheit alleine lässt, braucht es tatsächlich keine Monstren oder brutale Killer, um eine irre Spannung zu etablieren.
Etwa 20 Minuten vor Schluss hat Montero dann ein Einsehen und lässt den Zuschauer ein Stück weit vom Haken. Ab sofort darf der Mensch sich selbst der größte Feind sein und werden in dem Höhlensystem plötzlich aus Freunden Feinde. Natürlich deutete sich diese Entwicklung zuvor schon an, denn in dem Höhlensystem kristallisiert sich schnell heraus, wer besonders labil und wer besonders Willens ist, zu überleben. Hier wird „Die Höhle“ erzählerisch deutlich konventioneller und purzeln diverse sattsam bekannte Klischees (vor allem die Charaktere werden dann schon sehr überspitzt gezeichnet), aber das Ganze mündet ziemlich effektiv in nur kurz angedeutete, dafür aber umso intensiver nachwirkende Momente, die dem Zuschauer durchaus einen stabilen Magen abverlangen. Und sogar einen kleinen Showdown weiß „Die Höhle“ aufzubieten. Einen fies endenden obendrein…
Inszeniert wird das Ganze im Found-Footage-Stil. Allerdings eingerahmt in eine Klammer aus edleren Bildern, die uns die schöne Landschaft Formenteras nahe bringen, um hernach ein paar leere Zelte und den Eingang zu einer Höhle zu fokussieren. Wir hören Textmessages an Leute, die seit gut einer Woche verschwunden sein sollen. Dann zoomt die Kamera in die Höhle und ab sofort übernimmt die Found-Footage-Optik. Die Kamera wird dabei von einem Charakter geführt, der schöne Bilder für seinen Blog aufnehmen will. Dabei entstehen zunächst durchaus glaubwürdige Urlaubsbilder. In der Höhle dann bleibt die Kamera organischer Bestandteil der Handlung, denn sie wird sowohl als Lichtquelle als auch als Zeugnis für die Ereignisse benötigt. Natürlich gibt es dennoch Szenen, in denen man sich schon fragt, wieso da noch gefilmt wird. Und erstaunlicherweise ist der kameraführende Charakter natürlich bei jeder Schlüsselszene rein zufällig mit seiner Kamera vor Ort. Aber naja, ganz wird man wohl innerhalb dieses Subgenres nie um solche dämlichen Szenen herumkommen…

Die Bestie Mensch…
Das einzige, was verwundert, ist, wie behände der kameraführende Charakter mit der Kamera durch das Höhlensystem zu krauchen vermag. Hier entstehen richtiggehend dynamische Kamerafahrten, weshalb Momente, in denen der „Kameramann“ plötzlich nicht weiter kommt, umso stärker als bedrohliches Element nachhallen. Vom Genre gewohnte wilde Wackelorgien bleiben über weite Strecken aus, da in der Höhle freilich kein ausreichender Spielraum für entsprechende Sperenzchen (Verfolgungsjagden, Gerenne,…) vorhanden ist.
Im Übrigen kreucht und fleucht in der Höhle neben einer Ratte und den fünf Helden nichts in der Höhle herum. Der Horror entsteht also rein über die zunehmend eskalierende Situation und lanciert darüber vor allem gegen Ende ein paar sehr effektive Jump Scares, die sich zwar weithin abzeichnen, aber dennoch auf den Punkt einschlagen. Nach dem Höhlenpart übernimmt wieder die edlere Optik und es ertönt zum ersten Mal ein Stück Musik. Selbige hat man vorher kein Stück vermisst, da die Umgebungsgeräusche, das Gewimmer und Gejammer der Charaktere und die dumpfen Schläge gegen die Kamera für eine durchgehende, den Horror verstärkende Klangkulisse sorgten.
Die Darsteller rekrutieren sich weitgehend aus eher unbekannten Gesichtern. Sie bringen den Stress und die Angst ihrer Charaktere trotz kleiner Overacting Momente ebenso gut herüber wie die körperliche Erschöpfung und die Verzweiflung. Sie lassen den Zuschauer insgesamt sehr gut nachvollziehen, in was für einer abgefuckten Ausnahmesituation sich ihre Charaktere da befinden. Unterm Strich bleibt somit ein extrem effektiver, fieser, kleiner Reißer, der mit simplem Setting und ebensolchen Mitteln ein Maximum an Wirkung erzeugt. Regiert in den ersten zwei Dritteln noch ein irrer Klaustrophobie-Faktor, erlaubt „Die Höhle“ gegen Ende mal wieder einen tiefen Einblick in die tiefen Abgründe der Bestie Mensch und verstört in beiden Parts wirklich nachhaltig…
Die deutsche DVD und Blu-ray von „Die Höhle“ erscheint am 14. Oktober 2014 von Ascot Elite und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
PS.: Auf Seite zwei stellen wir euch ein paar weitere Found-Footage-Filme vor!
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |