Originaltitel: Extraterrestrial__ Herstellungsland: Kanada__ Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Colin Minihan__ Darsteller: Brittany Allen, Freddie Stroma, Melanie Papalia, Jesse Moss, Anja Savcic, Gil Bellows, Michael Ironside, Sean Rogerson, Mike Kovac, Ian Brown, Fred Keating, Reese Alexander, Emily Perkins, … |
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httpv://www.youtube.com/watch?v=AtXj7ZmhPAg
Anfang September 2014 hatte es die beiden „Vicious Brothers“ – ihres Zeichens die in keinerlei Weise miteinander verwandten Kanadier Stu Ortiz und Colin Minihan – nach Hamburg in das wohlig-schicke „Savoy“-Kino verschlagen, wo sie den Zuschauern des „Fantasy Filmfests“ (unter denen ich mich nunmehr bereits im sechzehnten Jahr in Folge befand) ihr neustes Werk „Extraterrestrial“ vorstellten. Gemeinsam verfasst sowie von Colin in Szene gesetzt, erzählt dieser (ebenso generisch betitelte wie geartete) Science-Fiction-Horror-Thriller die Geschichte Aprils (Brittany Allen), welche zusammen mit ihrem Boyfriend Kyle (Freddie Stroma) und den drei Freunden Melanie (Melanie Papalia), Lex (Anja Savcic) und Seth (Jesse Moss) für ein Wochenende „raus aufs Land“ zu dem Ferienhäuschen ihrer Eltern fährt, um dieses möglichst ansehnlich auf Fotos festzuhalten, da es im Rahmen der Scheidung eben jenes Besitzerpaares demnächst verkauft werden soll. Am liebsten hätte sie die Zeit mit Kyle allein verbracht, um sich mit ihm in Ruhe mal über „ihre Zukunft“ zu unterhalten – primär da ihr gerade ein toller Job in New York angeboten wurde – doch hatte er das besagte Trio kurzerhand eingeladen, ohne diesen Schritt mit ihr abzusprechen, u.a. da er sie genau dort mit einem (vorfreudig geplanten) Heiratsantrag zu überraschen gedenkt…
In Echo Lake eingetroffen, beginnen sie stracks mit dem Verleben einiger ausgelassener, von Alkohol und Marihuana „beeinflusster“ Stunden – und das unwissend einer Reihe mysteriöser, nicht nur den örtlichen Sheriff (Gil Bellows) vor Rätsel stellender Vorfälle, die sich zuletzt in der Gegend ereignet hatten und zu denen sich spurlos verschwundene Menschen plus getötete Tiere (mit präzise herausgeschnittenen Körperpartien) zählen lassen. An einem bestimmten Punkt des Abends werden sie dann aber plötzlich Zeuge, wie ein brennendes Objekt „vom Himmel fällt“ und in einem Waldgebiet nahebei einschlägt: Vom Absturz eines Flugzeugs ausgehend, brechen sie sofort zu jener Stelle hin auf – wo sie stattdessen jedoch ein Raumschiff (im klassischen „UFO“-Design) sowie seltsame Fußspuren vorfinden, die vom Wrack aus ins dichte Unterholz führen. Zur Hütte zurückgekehrt, kommt es prompt zu einer fatalen Konfrontation zwischen den jungen Leuten und einem bedrohlich auftretenden Wesen, im Zuge derer April es schwer verwundet und somit eine „Eskalation der Lage“ auslöst – denn wie ihnen im späteren Verlauf berichtet wird, existiert(e) seit dem 1947er „Zwischenfall“ in Roswell ein geheimes, sozusagen „den Frieden wahrendes“ Abkommen mit den Außerirdischen, welches durch den betreffenden Schuss (aus einer doppelläufigen Schrotflinte) nun allerdings gebrochen wurde…
„Extraterrestrial“ vermengt verschiedene vertraute Klischees und Versatzstücke aus den Bereichen (bzw. Sub-Genres) „Cabin in the Woods“-Flick, „Alien Abduction“-Thriller sowie „Creature Feature“-Horror miteinander zu einer B-Movie-Kombination, die eigentlich einen Zacken mehr Spaß machen sollte, als es im Vorliegenden letztlich leider bloß der Fall ist. Ich will damit jetzt aber keineswegs anmerken, dass der Streifen an sich über keinen echten Unterhaltungswert verfügt – wohl jedoch, dass sich u.a. ein höchst offenkundiger Mangel an Originalität (ergänzt um diverse weitere aus der Skriptqualität resultierende Schwächen) ganz unweigerlich auf das „Sehvergnügen“ des Betrachters auswirkt. Nach einer effektiven, an einer nächtlichen Tankstelle angesiedelten Eröffnungssequenz wird einem sogleich die künftige Heroine des Geschehens vorgestellt – und zwar in Form einer Kamerabewegung, die zu allererst ihren nur von einem Slip verhüllten Po fixiert: Nicht unbedingt die inspirierteste Art der Einführung einer durchaus starken, selbstsicheren Hauptprotagonistin. Zum Glück wird sie einem im Folgenden jedoch einigermaßen zügig in einem ergiebigen Umfang sympathisch – im Gegensatz zu ihren versammelten Begleitern, die entweder überwiegend „blass“ verbleiben oder nach und nach gar immer heftiger zu nerven beginnen…
Von Jesse Moss („13 Eerie“) den Vorgaben der Rolle entsprechend verkörpert, ist Seth (in der genannten Hinsicht) „der Schlimmste“ der Clique: Eine tendenziell unausstehliche, pseudo-lässige, dem Alkohol zugeneigte sowie ständig dümmliche Sprüche von sich gebende Figur, welche es u.a. als lustig erachtet, Leuchtfackeln aus einem fahrenden Wagen heraus abzufeuern. Im Angesicht seines an den Tag gelegten Verhaltens hätte er „in der Realität“ gewiss kaum echte Freunde – da es sich hierbei allerdings um einen Film handelt, gehört er nunmal mit zur Gruppe und soll auf jenem Wege wohl vor allem das Publikum dazu anregen, ihm ein möglichst unschönes Schicksal herbeizuwünschen. Ein solches ereilt ihn am Ende tatsächlich – was sein Gebaren bis dato aber auch nicht gerade erträglicher macht. Einer seiner Aktionen haben sie es übrigens zu verdanken, dass sie bereits bei ihrer Anreise seitens des zuständigen Sheriffs verwarnt werden, der sich aktuell mit einer ungewöhnlichen Häufung toter Tiere und vermisster Leute in seinem Bezirk auseinandersetzen muss. Gil Bellows („the Weather Man“) verleiht dem Part eine gediegene Ruhe und Bodenständigkeit – worüber hinaus es mir gefiel, dass ein spezielles „persönliches Motiv“ Schrägstrich Erlebnis aus seiner Vergangenheit nicht irgendwann noch einmal „konkret“ angegangen wurde…
Vor Ort verleben sie einen spaßigen Nachmittag rund um das idyllisch gelegene (relativ geräumige) Ferienhäuschen – bis ein „offenes Gespräch“ zwischen April und Kyle flugs verletzte Gefühle sowie ein schlagartiges Absinken der Stimmung erzeugt. Während sich Melanie – akzeptabel: Melanie Papalia aus „Smiley“ – postwendend (kameradschaftlich) Erstgenannter zuwendet, schließt sich der ernüchtert-enttäuschte Kyle dagegen Seth an und macht sich mit ihm (umso intensiver) über die noch vorhandenen Bier-Vorräte her. Inmitten dieser Phase stürzt jedoch das UFO nur unweit ihrer Position ab – wohin sie umgehend aufbrechen, um ggf. Hilfe zu leisten, da sie bei dem zerschellten Objekt (aus der Entfernung heraus) natürlich nicht von einem Raumschiff ausgehen. Bis ihnen letzteres bewusst wird, erhält der Zuschauer diese paar Minuten (also die Fahrt sowie eine kleine Strecke zu Fuß zum Einschlagskrater hin) aus der Perspektive einer von ihnen mitgeführten Kamera aufgezeigt: Obgleich es heutzutage fraglos als realistisch anzusehen ist, dass einer aus ihren Reihen die Aktion mit seinem Smartphone filmt, ruft dieser (temporäre) Stil-Wechsel nichtsdestotrotz einen recht unnötigen wie „holprigen“ Eindruck hervor. Eventuell haben die „Brothers“ das ja als „Wink“ in Richtung ihrer vorherigen Werke eingebaut – nämlich den beiden „Found Footage“-Flicks „Grave Encounters 1&2“…
Es dauert nicht lange, bis sich das Quintett darüber im Klaren ist, dass sie es mit Aliens zutun haben und sich zudem auch (höchstwahrscheinlich) in akuter Gefahr befinden – weshalb sich April (nach ihrer Rückkehr ins Gebäude) u.a. schnell die Schrotflinte ihres Dads schnappt, welche jener noch im Keller deponiert hatte. Grundsätzlich lassen sich bei ihr einige reizvolle, im betreffenden Genre nicht allzu weit verbreitete Eigenschaften verzeichnen – unter ihnen ihre (durch die Scheidung ihrer Eltern geprägte) Einstellung zur Ehe oder die Tatsache, dass sie als einzige über praktische Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Waffen verfügt. Überdies ist sie es, die kurz darauf den (plötzlich in der verregneten Dunkelheit draußen auf der Terrasse auftauchenden) Außerirdischen anschießt – und nicht etwa einer der Männer. „Daytime Emmy“-Preisträgerin Brittany Allen (TV´s „All my Children“) liefert eine anständige, prima zwischen „tough“ und „empfindsam“ ausbalancierte Performance ab: Sie ist ein kompetentes „Final Girl“ und profitiert obendrein merklich davon, dass ihr die Vorlage auffallend besseres Material als ihren Co-Stars zugestanden hat – weshalb einem nicht nur ihr von Freddie Stroma („the Philosophers“) gemimter Lebensabschnittspartner Kyle kaum übers Einsetzen des Abspanns hinaus im Gedächtnis präsent zu bleiben vermag…
Auf eine konventionell gestrickte Weise bewegt sich die Story voran – inklusive regelmäßiger Augenblicke, bei denen sich der Betrachter ernsthaft fragen muss, warum man sie bloß derart „abgegriffen-stereotyp“ verfasst bzw. arrangiert hat. Beispiele gefällig? Eine Flucht per Pkw wird seitens eines Baums verhindert, der die einzige durch diesen Teil des Waldes führende Straße versperrt: Als sie sich den Stamm genauer anschauen, stellen sie fest, dass er absolut präzise (wie von einem Laser) durchtrennt wurde – und dennoch wird spontan mal die Erkundigung geäußert, ob wohlmöglich ein Blitzeinschlag dafür verantwortlich sein könnte!?! Wenn das irgendwie als „Gag“ gemeint war, so ist er definitiv missraten. Geradezu geärgert habe ich mich indes über eine Szene ein wenig später, in der einer der Herrschaften mit einer Pistole durchs nächtliche Gestrüpp hetzt – bis er Geräusche seiner Verfolger nahebei vernimmt und hastig das komplette Magazin (ungehalten wie ungezielt) „in die Finsternis hinein“ verschießt. Generell denke ich, dass sich Ortiz und Minihan bei diesem Projekt schlichtweg für einen zu ernsten „Tonfall“ entschieden und im Rahmen dessen die zugegenen Klischees einfach nicht genügend variiert, mit einem stärkeren (sprichwörtlichen) „Zwinkern“ versehen oder gar gänzlich „ausgehebelt“ haben. Echt schade…
Ein angenehm „campy-amüsantes B-Movie-Feeling“ entwickelt der Streifen jedes Mal, wenn Michael Ironside („Scanners“) die Bildfläche betritt – und zwar als ein zurückgezogen (für sich allein) „in der Nachbarschaft“ lebender, ein gutes Stück weit eigenwilliger Vietnam-Veteran namens Travis, dem diverse Alien- und Regierungs-Verschwörungstheorien vertraut sind, der gern Shirts mit bunten, humorigen Motiven trägt, eine Menge Waffen besitzt, Marihuana in einer eigenen Gewächskammer anbaut und April noch „von früher her“ kennt. Ihr berichtet er u.a. von seinen Beobachtungen und Nachforschungen sowie dem „vertraulichen Abkommen“, welches sie (bis zu jener Offenbarung hin ja unwissentlich) gebrochen hat – bevor er selbst zum Sturmgewehr greifen und seinen „Grund&Boden“ gegen diese feindlich gesinnten „Eindringlinge“ verteidigen muss. Ironside betreibt dabei „Scenery-Chewing“ par excellence – leider jedoch mit limitierter Screen-Time. Überdies wäre ihm ein fantasievoller konzipierter „Abgang“ zu wünschen gewesen – ebenso wie manch anderem Beteiligten. In einer weiteren Nebenrolle lässt sich zudem auch noch Emily Perkins (Brigitte aus der hochgeschätzten „Ginger Snaps“-Reihe) entdecken: Nicht sehr lange mit von der Partie und letzten Endes ziemlich „verschenkt“ – unabhängig dessen aber gern gesehen…
Einem nicht unbedingt viel bedeutende Charaktere, eine sich simpel und gradlinig entfaltende Handlung von zirka 100 Minuten Spieldauer, die man ruhig um eine knappe Viertelstunde hätte straffen Schrägstrich „komprimieren“ können, einige belanglose „Jump Scares“ sowie verschiedene unweigerlich Erinnerungen an „große Vorbilder“ (á la „Close Encounters of the third Kind“, „Alien(s)“, „Fire in the Sky“ und natürlich die „X-Files“) erweckende Details und Elemente: Eindeutig ist das unoriginelle, formelhafte (kurzum: nicht sonderlich hochwertige) Drehbuch als größter Schwachpunkt des Werks auszumachen. Beim Aussehen der „Besucher“ hat man sich übrigens für die „klassische Variante“ (mit dünnen grauen Körpern und großen schwarzen Augen) entschieden – so wie man sie schon lange von Postern, Büchern und Gummimasken (etc.) sowie verschiedenen Veröffentlichungen (siehe nur mal „Communion“ oder gar „South Park“) her kennt. U.a. da man sie nur selten „direkt“ zu Gesicht bekommt, hatte ich an ihrer Präsentation per se allerdings nichts Wirkliches auszusetzen. Auffällig ist jedenfalls, dass das Talent von Ortiz und seinem „kreativen Bruder“ Minihan ganz eindeutig im Bereich der „technischen Umsetzung“ liegt, an welcher es im Vorliegenden angenehm wenig zu beanstanden gibt…
Unterlegt mit einem effektiven Score und Sound-Design, mit punktuellen Härten (wie einem weggeschossenen Kopf oder abgerissenen Arm), einer kompetenten Editing-Arbeit sowie schicken Farb-Palette und Bebilderung aufwartend, kann sich der Zuschauer an gleich so einigen beeindruckend-coolen Sequenzen erfreuen – unter ihnen alle, in denen UFOs auftauchen, sowie mehrere „Entführungen“, von denen speziell die der hübschen Lex (Anja Savcic aus „Takedown“) herausragend klasse arrangiert wurde. Gerade in Anbetracht des limitierten Budgets weisen die Spezialeffekte eine erstaunlich feine Qualität auf – doch umso deutlicher werden einem (im Kontrast dazu) simultan auch die inhaltlichen Defizite gewahr: Zum Beispiel bei dem handwerklich prima dargereichten, allerdings mit einem uninspirierten, relativ unlogischen Abschluss versehenen „Einsatz“ einer Analsonden-Apparatur. Man darf also erwartungsvoll den Tag herbeisehnen, an dem die „Vicious Brothers“ endlich mal ein wirklich gutes Skript angehen können bzw. dürfen. Bis dahin ist ihnen mit „Extraterrestrial“ insgesamt bloß nur ein recht mäßiger Sci-Fi-Horror-Thriller gelungen – immerhin aber einer (u.a.) mit einigen prachtvollen Momenten als Ausklang, welche ein wahres „Wechselbad der Gefühle“, eine ironisch-beschwingte Musikuntermalung sowie eine imposante Kamerafahrt quer durch eine herrlich düster-morbide Szenerie umfassen…
Hierzulande lief der Streifen im Rahmen des “Fantasy Filmfests” im August und September 2014 in mehreren Städten bzw. Lichtspielhäusern. In den USA kommt er im November nun in einige auserwählte Kinos – in England einen Monat zuvor. Konkrete Veröffentlichungstermine für Deutschland sind mir bis heute (11/2014) indes noch keine bekannt…
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