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Left Behind

Originaltitel: Left Behind__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Vic Armstrong__Darsteller: Nicolas Cage, Chad Michael Murray, Lea Thompson, Nicky Whelan, Martin Klebba, Cassi Thomson, Donny Boaz, Laura Cayouette, William Ragsdale, Stephanie Honoré u.a.
Left Behind

Nicolas Cage ringt sich für “Left Behind” kein wirkliche schauspielerische Glanzleistung ab.

Rayford Steele ist Pilot einer amerikanischen Airline und als solcher vielbeschäftigt. Seit einem Jahr ist ihm das sogar mehr als recht, denn seit seine Frau ihren Glauben entdeckt hat, will er so wenig Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Das bekommt auch seine Tochter Chloe zu spüren, als sie anlässlich seines Geburtstages extra von ihrem Studienort anreist und erfahren muss, dass Ray an seinem Ehrentag arbeiten und gen London fliegen muss. Sie möchte ihm dennoch gratulieren und passt ihn nach ihrer Landung am Flughafen ab. Dabei muss sie feststellen, dass ihr Vater wohl eine Affäre mit einer Stewardess pflegt…

Enttäuscht von dieser Entwicklung wälzt sie die Gründe dafür fast vollumfänglich auf ihre Mutter ab, deren neu entdeckten Glauben auch Chloe höchst wundersam findet. Da passiert etwas Ungewöhnliches: Als sie mit ihrem kleinen Bruder Raymie in einer Mall unterwegs ist, verschwinden auf einen Schlag alle Kinder (auch Raymie) und einige wenige Erwachsene. Das Gleiche passiert auch auf Rays Flug. Plötzlich sind alle Kinder und sogar sein Co-Pilot verschwunden. Zurück bleiben nur weltliche Sachen wie Uhren, Schmuck und Klamotten. Als ein anderer, führerlos dahinfliegender Linienflug beinahe Rays Flugzeug vom Himmel rammt, schlagen die Tanks seiner Maschine leck und er muss versuchen, gen New York zurückzukehren. Hier bricht derweil Panik aus und Chloe versucht herauszufinden, was eigentlich passiert ist…

„Left Behind“ ist der Titel einer amerikanischen Bestseller-Buchserie, die in Deutschland als „Finale – Die letzten Tage der Erde“ vertrieben wurde. In diesen geht es um die Entrückung, die im Glauben bestimmter christlicher Gruppierungen eine große Rolle spielt und sich darum dreht, dass die auf Erden lebenden Christen verschwinden und im Himmel mit Jesus Christus zusammentreffen. Die Romanreihe beschäftigte sich dann vorwiegend damit, wie die auf Erden Zurückgebliebenen mit der Situation umgingen. 2000 kam mit „Left Behind“ die erste filmische Aufbereitung der Romanreihe heraus, die zwei Sequels nach sich zog. 2014 wagte man sich an eine Neuverfilmung, die sich in Sachen Handlung nur am ersten Roman orientiert und daher im Vergleich zum „filmischen Original“ von 2000 den Fokus anders legt. Während das Original mit der Landung von Rays Flugzeug erst so richtig beginnt, ist ebenjene Höhe- und Schlusspunkt des Remakes.

httpv://www.youtube.com/watch?v=X8b22Z7HxTA

Interessant an dem Remake ist, dass es das religiöse Fundament der Story zwar nicht verleugnet, es über lange Zeit hinweg aber auch nicht wirklich offensiv bedient. Klar, an fast allen Schauplätzen liegen Bibeln herum und es geht überdurchschnittlich oft um Glauben, Gott und Hoffnung. Davon abgesehen wird aber nicht ansatzweise so viel in „Left Behind“ herum gefrömmelt, wie man es wohl oder übel erwarten musste. Es ist sogar eher so, dass diverse Gläubige erstaunlich unvorteilhaft und eifernd inszeniert werden. Auch im weiteren Verlauf spielt der religiöse Background der Story erst einmal kaum eine Rolle. So kommt man beispielsweise erst extrem spät auf den Gedanken, dass ausschließlich gläubige Menschen verschwunden sind. So erleben wir hier also keinen verfilmten Bibelkreis, wie zuletzt in dem unsäglichen „The Mark 1 und 2“, aber alleine dieser Fakt macht „Left Behind“ nicht zu einem guten Film. Im Gegenteil.

Left Behind

Ray, untreu, ungläubig, auf der Erde zurückgelassen…

Dessen Handlung wird nun als Mischmasch aus Mystery- und Katastrophen-Film aufgezogen, ohne dass eines der beiden Genres wirklich effektiv bedient werden würde. Je länger der Film läuft, umso belangloser, naiver und schlechter wird er. Er konfrontiert den Zuschauer vor allem ab der Entrückung mit immer neuen, nicht nachvollziehbaren Sequenzen. So ist klar, dass wenn von einem Moment auf den anderen manche Vehikel unbemannt dahin rasen, diese von den Leuten drum herum als Gefahr angesehen werden. Dass dabei Panik aufkommt, ist noch nachvollziehbar. Dass die Menschen aber nun allgemein allesamt in Panik verfallen, macht vor allem mit zunehmender Laufzeit, wenn keine direkte Bedrohung mehr vorhanden ist, überhaupt gar keinen Sinn.

Erstaunlich ist auch, dass die auf Erden verbliebenen Menschen eigentlich den Verlust ihrer Lieben beklagen müssten, stattdessen aber umgehend marodierend, krakeelend und plüdernd um die Häuser ziehen. Dabei will man gar nicht so fies sein und den Drehbuchschreiberlingen unterstellen, dass für sie alle Nichtchristen nur Abschaum sind. Aber ganz kommt man um derartige Denkmuster nicht herum.

Doch nicht nur auf Erden wird es zunehmend abstruser, auch in Rays Flugzeug mehren sich die dummen Szenen. Dort verbleiben nach der Entrückung NATÜRLICH erst einmal alle andersgläubigen Menschen an Bord. Wäre ja noch besser, wenn ein Muslime zu Gott gerufen werden würde. Ganz zu schweigen von der Schwarzen, der Drogenabhängigen, dem reichen Texaner, der dementen Omi und dem Kleinwüchsigen. Für derartige Gestalten ist auch kein Platz im Garten Eden. Seltsamerweise bleiben auch so gut wie alle Mütter an Bord, während ihre Kinder rundweg verschwinden. Wird den Frauen ihre vermutlich befleckte Empfängnis vorgeworfen? Oder warum dürfen sie nicht in den Himmel zu ihren Kindern? Dieses Auswahlverfahren wirft echt ein seltsames Licht auf den Herrn im Himmel. Doch auf den kommen die Passagiere erst einmal gar nicht. Wie sollten sie auch, diese Ungläubigen? Stattdessen werden Alien-Entführungen ins Spiel gebracht (Wat?) und eine Dame meint sogar, das Flugzeug sei mal eben kurz auf dem Atlantik gelandet und man habe alle Kinder entführt. Dabei fuchtelt sie mit einer Waffe herum, die einfach so in der Handlung auftaucht.

Und auch dramaturgisch wird es immer verquaster. Wenn etwa Ray mit seiner Affäre im Cockpit über den Glauben seiner Frau redet, ist das schon per se eine ziemlich dumme Szene. Wenn dann Rays Affäre genau das Gespräch auch noch zum Anlass nimmt, sauer auf ihn zu sein und eifersüchtig tobend die Pilotenkanzel zu verlassen, fragt man sich als halbwegs geradeaus denkender Mensch schon, was hier Phase ist.

In Richtung Showdown mehren sich dann die unfreiwillig komischen Szenen. Da räumt Rays Tochter Chloe im Alleingang eine 1600 Meter lange Straße, nachdem sie sich kurz vorher noch von einer Brücke stürzen wollte. Dann präsentiert man uns extrem langsam dahinrollende Straßenwalzen und abgebrochene Fahrwerke als Spannungsbringer oder versucht anzudeuten, dass ein auf zwei Rädern landendes Flugzeug mal eben durch einen Ruckler am Steuerrad in die Gleichgewichtsposition zurückgebracht werden kann, nachdem es schon umgekippt ist. Kurzum: Wenn es in „Left Behind“ so richtig scheppert und die Spannung am Siedepunkt angekommen sein soll, kommt man aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.

Aus technischer Sicht gibt es dagegen erstaunlich wenig zu lachen. Vor allem auch bei der Bruchlandung. Sie ist nicht komplett misslungen, sie ist aber auch kein Wunderwerk der Effekt-Technik. Sie ist definitiv die aufwändigste Szene und funktioniert ganz gut. Vorher gibt es in Sachen Action wenig zu sehen. Was bei dem Regisseur freilich schon verwundert. Immerhin ist Vic Armstrong als Stunt-Koordinator eine Macht in Hollywood und mit „Barett“ hat er zudem einen der B-Holzer schlechthin abgedreht! Doch bis auf einen Autostunt, einen von einer Brücke kippenden Kleinbus und ein abstürzendes Leichtflugzeug mit abschließender Explosion verzeichnet man in „Left Behind“ keinerlei Actionmomente im klassischen Sinn. Schon blöd, wenn die Apokalypse nichts kosten darf. Apropos: Inszeniert ist „Left Behind“ im breitesten Widescreen, wirkt aber leider sehr schmucklos und sieht für einen Kinofilm extrem nach einer DTV-Produktion aus. Und genauso billig wie die Bilder kommt auch die kraftlose Musik daher. Abgerundet durch herrlich schwachsinnige Christen-Popsongs.

Left Behind

Nicolas Cage dürfte wohl das Teuerste am Film gewesen sein.

Einigermaßen schadlos ziehen sich die drei Hauptdarsteller aus der Affäre. Nicolas Cage („Joe“) hat als Ray nicht viel mehr zu tun, als seine Frisur spazieren zu führen und im Cockpit auf einem Rüttelsessel zu sitzen. Gegen Ende darf er zwar ein wenig emotionaler werden, lanciert aber keinen einzigen seiner Nic Cage Momente. Er agiert – selten war es passender – komplett auf Autopilot und wirkt auch in den Extras zum Film alles andere als engagiert oder gar interessiert. Chad Michael Murray („House of Wax“) nimmt man zwar den investigativen Journalisten nicht so wirklich ab, glücklicherweise erwähnt er diesen Umstand aber oft genug, so dass man es nicht vergisst. Davon abgesehen liefert auch er eine zwar wenig inspirierte, dafür durchaus solide Leistung ab. Cassi Thomson legt ihre Rolle als Chloe zwar ziemlich forsch an, nervt aber nicht ganz so doll, wie man es zu Beginn aufgrund ihres ersten Auftrittes befürchtet, steigert sich mit zunehmender Laufzeit und behält auch in einigen dümmlichen Momenten ihre Würde. Die anderen Darsteller werden rundweg vom Drehbuch verraten und flüchten sich ins Chargieren. Was dem Film nicht wirklich gut steht.

Unterm Strich bleibt ein religiös angehauchter Mystery-Katastrophen-Streifen, der an seiner naiven, überholten und puritanischen Weltsicht, zunehmend dümmlichen Dialogen und immer abstruseren Einzelszenen gewaltiger zu leiden hat als an dem befürchteten Botschaften-Overkill. Zwar mahnt auch „Left Behind“ an, dass besseren und vor allem gläubigeren Menschen die Zukunft gehöre, aber diese Szenen fallen nicht ansatzweise so penetrant aus wie in ähnlichen Produktionen. Erstaunlich ist, dass die „Entrückung“, die ja letzten Endes hinter allem steht, niemals erwähnt wird. Nicht einmal angesichts des apokalyptischen Schlussbildes, das den Zuschauer in ein Unhappy Ending schickt und lauthals brüllend ein Sequel androht. Das dürfte sich hoffentlich mit dem Scheitern von „Left Behind“ erledigt haben (Es lohnt sich vermutlich mehr, die HBO-Serie „The Leftovers“ im Auge zu behalten, wenn einen das Thema irgendwie interessiert). Versteht mich nicht falsch: Man kann mit dem Film durchaus seinen Spaß haben. Er ist im Grunde ein Hort des unfreiwillig komischen Humors und amüsiert mehr als einmal mit der „Gottes Wege sind unergründlich“ Plattitüde, wenn Glaube auf logische Rationalität trifft. Auch ist es grandios, zu sehen, wie das Drehbuch mit jeder weiteren Filmminute immer noch schlechter wird. Leider macht das „Left Behind“ noch lange nicht zu unterhaltsamen Trash. Dafür ist der Streifen selbst in seinen unfreiwillig komischen Momenten viel zu langweilig, unpointiert und – sorry – geistlos.

Die deutschsprachigen DVDs und Blu-rays kommen von NEW KSM und sind mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: NEW KSM__Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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