Originaltitel: Swelter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Keith Parmer__Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Freya Tingley, Alfred Molina, Lennie James, Catalina Sandino Moreno, Guy Wilson, Grant Bowler, Bryan Friday, Brad Carter u.a. |
Baker ist ein kleines Kaff irgendwo im Nirgendwo. Laut einer Dame im Film leben hier nur tote Menschen oder Menschen, die gerade im Begriff sind, zu sterben. Und genauso lebendig kommt die Stadt auch herüber. Doch einen stört das gar nicht weiter. Er heißt Bishop, ist der Sheriff der Stadt und hat in seiner kleinen Familie alles gefunden, was er zum Leben und Glücklichsein braucht.
Da tauchen auf einmal vier Kerle in Baker auf, die gehörig Unruhe in die Stadt bringen. Sie entpuppen sich als eine Bande von Räubern, die allesamt nach ihrem letzten großen Coup eingefahren sind. Als drei der vier ihre zehnjährige Haftstrafe abgesessen haben, befreien sie den verbliebenen Vierten und begeben sich auf die Suche nach der damaligen Beute. Ebenjene ist nämlich spurlos verschwunden und mit zehn Millionen Dollar nicht gerade schmal ausgefallen. Von einem Mechaniker haben sie erfahren, dass ein Arzt in Baker zu plötzlichem Reichtum gekommen sei.
Davon ahnt Bishop jedoch nichts, als sich seine Wege und die der vier Räuber kreuzen. Zudem ist ihm auch nicht bewusst, dass er eine gemeinsame Vergangenheit mit den Räubern hat…
httpv://www.youtube.com/watch?v=eOFQrsthp9E
„Swelter“ ist ein Film, dessen Grundprämisse einen wirklich knackigen Action-Thriller verspricht. Ein paar Lumpen marschieren in eine kleine Stadt ein und bringen alles durcheinander. Obendrein haben sie eine gemeinsame Vergangenheit mit dem guten Gewissen der Stadt, dem freilich daran gelegen ist, sein Leben und seine Lieben zu beschützen. Doch „Swelter“ macht nicht viel aus seinen guten Anlagen.
Schlimmer noch, „Swelter“ zerfasert in seinem Mittelteil heillos. Bekommt sich nicht fokussiert und lässt ein echtes Zentrum missen. Anstelle die gesamte Grundsituation auf ein Mano-a-Mano-Duell zwischen Bishop und dem Chef der Bande einzudampfen, bekommt jeder der vier Räuber einen eigenen Erzählstrang. Der eine freundet sich mit einer Barfrau an. Der andere will die Tochter des Sheriffs verführen. Der Dritte nietet Kühe und Einwohner von Baker um. Und der Chef hat nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit mit Bishop. Nein, er hat freilich auch eine mit dessen aktueller Frau. Dann tauchen noch ein paar Indianer auf. Der Arzt von Baker ist so undurchsichtig wie Brackwasser und freilich müssen auch in Bezug auf Bishop immer neue Geheimnisse aufgedeckt werden.
Dieses Kuddelmuddel an Figuren, angerissenen Plotelementen und leicht undurchsichtiger Handlungsführung erstickt förmlich an seinen klischeehaften Figuren, die zumindest, soviel Ehre muss sein, ganz ordentliche Dialoge aufsagen dürfen. Nicht einmal in Richtung Showdown weiß sich „Swelter“ zu fangen. Die Gangster killen sich lieber gegenseitig und ihre Verbündeten ziehen direkt vor der finalen Konfrontation einfach Leine. Aus welchem Grund auch immer. Allgemein bleiben einem die Motive der meisten Figuren arg schleierhaft und etwas Tiefergehendes über seine Charaktere erzählen, mag „Swelter“ auch nicht.
Kurzum: Mit seiner Story reißt „Swelter“ keinerlei Bäume aus. Dafür punktet er in anderen Bereichen. Als da wären seine starke Optik und seine durchaus gute Besetzung. In Sachen Optik liegt beständig ein Braunfilter über den Bildern. Die Kamera ist dynamisch und immer um interessante Perspektiven bemüht. Vor allem in der Action macht „Swelter“ einige Punkte gut, denn diese wird ziemlich überstilisiert und atmet ganz viel Westernflair. Denn so gut wie alle Actioneinlagen münden in astreine Standoffs, die recht effektiv bebildert werden. Irgendwann vernimmt man beim Zoom auf die gleich zum Einsatz kommenden Waffen sogar Wolfsgeheul! Da mag jemand Western… Die Action ist dabei gerüttelt brutal, verzichtet weitgehend auf CGI-Blut und setzt auf handgemachtes Blutgespritze. Leider ist das Actionaufkommen insgesamt recht rar gesät:
Die einleitende Rückblende auf den großen Raubüberfall, der noch in einigen Flashbacks weiter geführt wird, ist leider etwas unglücklich inszeniert. Während die stahlblauen Bilder noch halbwegs stylisch aussehen, verliert man aufgrund der Inszenierung irgendwann den Überblick, wer hier gerade warum gegen welches Auto rennt und ob nun einer der Gangster verladen wird oder sich eher durch Zufall eine Kugel einhandelt. Ein Storyelement, das im Übrigen im ganzen weiteren Verlauf nicht geklärt wird, obwohl es eigentlich ein wesentlicher Punkt für die Motivation eines Charakters sein sollte. Die Zerfahrenheit dieser Actioneinlage ist auch deshalb schade, weil sie die aufwändigsten Action-Set-Pieces auffährt. Daran schließt sich die Befreiung des Räuberbanden-Chefs an. Hier darf Van Damme mit einer Riesenwumme eine halbe Kirche wegsprengen und diverse Cops und andere Gefangene werden in Zeitlupe und auch mal aus POV-Perspektive umgemäht. Daran schließt sich ein Standoff mit ein paar Cops an… und ab da wird es fahrig: Es wird in einer Bar geprügelt und es werden noch ein paar blaue Bohnen verteilt, Action im eigentlichen Sinne kommt aber keine mehr auf.
Was eigentlich schade ist bei dem kernigen Cast. Als Chef der Räuber agiert Grant Bowler („Defiance“) und macht einen soliden Job. Flankiert wird er von Daniele Favilli („Lethal Punisher“), der zwar beständig overacted, aber einen hübsch schmierlappigen Waffennarren abgibt. Und Josh Henderson („Over There“) ist für die pubertierenden Teenies an Bord und darf bevorzugt gut aussehen. Als rechte Hand von Grant Bowler agiert ein sehr cooler, extrem souveräner und sehr sympathisch aufspielender Jean-Claude Van Damme („Universal Soldier“), der als eine Art Gentleman-Gangster die glücklichste Hand bei der Rollenauswahl hatte, auch wenn ihn seine Figur actiontechnisch nicht fordert. Er darf mal kurz ballern und im Barfight einen Typ verwammsen, macht dabei aber keinerlei Gebrauch seiner Martial Arts Skills. Alle vier Gangster haben im Übrigen ein sehr sehr cooles Auftreten gemein, was vor allem durch ihre aufgetragenen, edlen Zwirne begünstigt wird. Und auch der Score verpasste ihnen ein paar coole Themen und ist allgemein erstaunlich stilsicher ausgefallen. Als Sheriff agiert ein ordentlich aufspielender Lennie James („Lockout“) und Alfred Molina („Prince of Persia“) hat ein paar witzige Auftritte als Arzt von Baker. Catalina Sandino Moreno („Die Bangkok Verschwörung“) darf die einzige halbwegs wichtige Frau des Filmes geben und sieht zwar sehr niedlich aus, wirkt aber weitestgehend extrem verloren in ihrer Rolle.
Am Ende bleibt ein Streifen, der vermutlich gerne so richtig cool gewesen wäre. Und irgendwie hat er dabei sein eigentliches Ziel aus dem Auge verloren: Den Zuschauer zu unterhalten. Der hat leider spätestens ab Minute 30 gehörig mit einem Aufmerksamkeitsdefizit zu kämpfen. Das liegt vor allem daran, dass das Drehbuch von „Swelter“ einfach nicht zum Punkt kommen mag. Niemals zwingend verläuft und immer und immer wieder Showstopper einbaut, die das Tempo des Streifens beinahe komplett zum Erliegen bringen. Dennoch gelingen hier und da auch ein paar sehr coole oder auch skurrile Einzelszenen, die zumindest das Interesse halbwegs aufrecht erhalten. Sehr schade ist, dass die Action sehr sauber inszeniert ist, aber wirklich auf Ultrasparflamme köchelt. Was funktioniert, sind die stilvolle technische Umsetzung des Filmes, die Darsteller, die Filmmusik und die immer wieder gelungen eingewobenen Western-Elemente, die gehörig Flair aufkommen lassen. Des Weiteren sei der Film vor allem Van Damme Fans ans Herz gelegt. Diese erleben ihren Helden in „Swelter“ als echten Showstealer, der zudem schauspielerisch die beste Leistung abliefert.
Die deutsche DVD erscheint am 8. Januar 2015 auf DVD und Blu-ray, kommt von Eurovideo und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Die Kritik basiert auf der britischen Anchor Bay Entertainment Scheibe, die eine Freigabe ab 15 abbekommen hat.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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