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[REC] 4: Apocalypse

Originaltitel: [REC] 4: Apocalipsis__Herstellungsland: Spanien__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Jaume Balagueró__Darsteller: Manuela Velasco, María Alfonsa Rosso, Héctor Colomé, Emilio Buale, Paco Manzanedo, Mariano Venancio, Ismael Fritschi, Críspulo Cabezas, Khaled Kouka u.a.
[REC] 4: Apocalypse

“[REC] 4: Apocalypse” soll die [REC]-Reihe abschließen.

„[REC]“ war seinerzeit ein durchaus effektiver Wiedergänger des damals gerade groß werdenden Mockumentary-Genres. Reporterin Angela Vidal wollte in diesem Streifen mit ihrem Kameramann eine Nacht lang hinter die Kulissen einer Feuerwehreinheit blicken und landete in einem Mehrfamilienhaus in einer Art Vorhölle mit zombiefizierten Einwohnern. „[REC] 2“ schloss direkt an die Ereignisse in Teil I an und enttäuschte viele Fans mit seiner etwas abseitigen Erklärung für die in Teil I und II präsentierten Vorgänge. Beiden Teilen gemein war, dass sie von Jaume Balagueró und Paco Plaza gemeinsam inszeniert worden. Bei „[REC] 3“ sollte sich das ändern. Da inszenierte nämlich nur Paco Plaza. Und der warf nach einem furiosen Einstieg im Mockumentary-Stil genau dieses Stilmittel über Bord und inszenierte seine aus jedwedem Rahmen fallende Untoten-Hochzeit wie einen ganz gewöhnlichen Spielfilm mit extra viel Blut. Interessant war, dass dieser Film parallel zu den Ereignissen in Teil I angesiedelt war.

„[REC] 4: Apocalypse“ setzt nun direkt an Teil II an und nimmt diverse Ereignisse aus den Teilen I und III ebenfalls auf. In der Folge beginnt „[REC] 4“ mit der Rettung von Angela Vidal aus dem Horrorhaus. Von hier wird sie gemeinsam mit ihrem Retter auf ein Schiff verfrachtet, das als eine Art Quarantäne-Station herhalten soll. Was Angela nicht ahnt: Auf dem Schiff ist auch eine Forschungsstation untergebracht, die nach einem Heilmittel für den Zombie-Virus forscht. Die Forscher vermuten, dass Angela Trägerin des Urvirus und daher immun gegen die Zombie-Krankheit ist. Doch irgendjemand sabotiert die Arbeit der Ärzte und setzt einen Virenträger auf freien Fuß. In wenigen Sekunden bricht auf dem Schiff das blanke Chaos aus und der Überlebenskampf beginnt von Neuem…

httpv://www.youtube.com/watch?v=9dnTqxwKciw

[REC] 4: Apocalypse

Angela Vidal ist wieder in Action!

Dieses Mal übernahm ausschließlich Jaume Balagueró die Regie von „[REC] 4“ und er steigt dank der Rettung von Angela mit einem wirklich ordentlichen Tempo ein. Dabei macht er sogleich klar, dass auch er seinen Soloflug fernab jedweden Mockumentary-Ansatzes inszenieren wird. Er inszeniert aber deutlich hektischer und mit einer rasanteren Montage als sein Kollege Plaza in Teil III. Die Kamera ist ständig in Bewegung, zittert, wankt und hat auch fernab des Schiffsettings einen ordentlichen Schaukelkurs. Diesen nervösen Inszenierungsstil schraubt er in der folgenden Einleitung aber erst einmal deutlich zurück. Hier braucht er nämlich einige Zeit, um die Grundsituation zu etablieren. Während die Vorgänger vor allem deshalb so gut funktionierten, weil sie den Zuschauer ohne irgendeinen Anlauf mitten ins Chaos stürzten, muss Balagueró in Teil IV erst einmal eine ganze Menge erklären. Er muss den Schauplatz einführen, viele neue Charaktere vorstellen und so manch falsche Fährte legen.

Dafür braucht er gute 30 Minuten, die durchaus zackig verfliegen und ein gut funktionierendes Grundgerüst entwerfen. Tja, und dann tritt Balagueró das Gaspedal durchs Bodenblech. Sobald das erste Schiffscrew-Mitglied infiziert ist, kennt der Spanier kein Halten mehr und macht nur noch Tempo. Das sorgt zum einen für eine wahnwitzige Spannungskurve, die Balagueró mittels kleinerer Twists noch weiter zu verschärfen vermag, zum anderen lässt dies „[REC] 4“ fast zu einer Art Actionfilm werden. Der wirft in seiner Hektik allerdings Horrorstandards wie Jump Scares oder atmosphärische Kamerafahrten für den ultimativen Adrenalinschub allzu leichtfertig über Bord. Denn was hätten die engen Gänge des Schiffes für tolles klaustrophobisches Potential gehabt! Zwar kommt auch in „[REC] 4“ gerade wegen der Enge des Schauplatzes einiges an Panik auf, wenn die wieselflinken Infizierten auf einmal am anderen Ende eines Ganges stehen, das Suspense-Niveau der Restlicht-Kamerabilder aus Teil I erreicht Teil IV aber in keiner Sekunde.

[REC] 4: Apocalypse

Bald bricht an Bord des Forschungsschiffes die Panik aus.

Und mit dem Anziehen des Tempos läuft dann auch Balagueró Amok. Beziehungsweise sein Kameramann. Die Action ist so kurzatmig und schnell geschnitten, dass man bei dem aufkommenden Bildgewitter kaum hinterherkommt. Erstaunlicherweise behält man dennoch größtenteils den Überblick und erkennt recht schnell, dass diese temporeiche Umsetzung die Abkehr von der hektisch wackelnden POV-Optik der ersten beiden Teile kompensieren, eventuell sogar ein Stück weit nachahmen soll. Unter den gehetzten Bildern flirrt im Übrigen ein Score, der in vielen Momenten an die Arbeit von J.J. Abrams Stammkomponisten Michael Giacchino erinnert.

Die Maskeneffekte des Filmes sind sehr gelungen und lassen die Infizierten sehr fies rüberkommen. Zudem atmet der Film eine wirklich gesunde Härte, prinzipiell geht die FSK 16 Freigabe trotz eines mit einem Außenbordmotor zermatschten Kopfes aber durchaus in Ordnung. Die CGI-Effekte des Filmes funktionieren bis auf einige Einstellungen einer fetten Explosion sehr gut. Vor allem die Bilder rund um den aufkommenden Sturm sind beeindruckend effektiv.

[REC] 4: Apocalypse

Rennet, Rettet, Flüchtet!

Heldin der Chose ist Manuela Velasco, die man dank Teil I und II bereits kennt und die ihre Rolle problemlos wieder aufzunehmen versteht. Sie wuchtet sich erneut mit vollem Körpereinsatz und nur im Unterhemd durch die Handlung und darf in Bezug auf ihren Charakter einige Entwicklungen durchmachen. Die restlichen Darsteller des Filmes machen durch die Bank einen tollen Job, wobei vor allem Paco Manzanedo als Manuelas Retter und Fels in der Brandung Guzman und Hector Colome als sinisterer Zombie-Forscher zu überzeugen wissen.

Am Ende bleibt ein Horrorstreifen, der nach einem verhaltenen, aber durchaus unterhaltsamen Einstieg zu einer echten Albtraum-Achterbahnfahrt mutiert. Hat Regisseur Balagueró seine Grundsituation einmal etabliert, macht er irgendwann nur noch Tempo und türmt Ereignis auf Ereignis. Dabei stellt er nie das Erzählen ein: Wiederholt legt er falsche Fährten aus, vollführt interessante Volten und lässt Zombie-Chaos und Unwetterfront sehr gelungen gemeinsam kulminieren. Dazu kommen wieselflinke, top maskierte Zombies und diverse brutal blutige Momente. Schade ist, dass Balagueró sein Setting nicht in dem Maße zu nutzen versteht, wie es sich so mancher sicher gewünscht hat. Gedreht auf einem russischen Handelsschiff werden die sich bietenden verwinkelten, schwach beleuchteten Gänge nicht für den Aufbau einer creepy Atmosphäre oder das Abfeuern einiger subtiler Schockeffekte genutzt. Interessant ist in jedem Fall, welchen Weg die Reihe inzwischen gegangen ist. Vom düsteren Mockumentary-Zombie-Horror über das ebenso düstere Dämonengeschwurbel und die abgedrehte Splatterkomödie hin zum actionreichen Brachialhorror. Und obwohl „[REC]4: Apocalypse“ von den Machern als finaler Akt bezeichnet wird, lassen sie sich selbst erneut alle Türen offen für eventuelle Fortsetzungen… Die gerne kommen können!

„[REC] 4: Apocalypse“ ist ab dem 19. Dezember 2014 auf DVD und Blu-ray von Universum Film erhältlich und ab 16 freigegeben. Beide Datenträger werden mit einem netten Making Of zum Film abgerundet.

In diesem Sinne:
freeman

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