Originaltitel: Howaitoauto__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 2000__Regie: Setsurô Wakamatsu__Darsteller: Yûji Oda, Nanako Matsushima, Ken Ishiguro, Mitsuru Fukikoshi, Satoshi Hashimoto, Saishin Kudo, Kairi Narita, Hirokazu Hayashi, Manabu Hamada, Kôichi Satô u.a. |
„Stirb langsam“-Varianten aus Hollywood gab es noch und nöcher, da wollte sich auch Japan mal mit rund zwölfjähriger Verspätung an dem Rezept versuchen und schickte anno 2000 „White Heat“ ins Rennen.
Eines der weiteren Vorbilder ist dann „Cliffhanger“, denn auch hier steht eine ähnlich geartete, missglückte Rettungsaktion am Anfang des Films. Staudammtechniker Teruo Togashi (Yûji Oda) zieht mitsamt Kumpel Kazushi Yoshioka (Ken Ishiguro) los um einige eingeschneite Bergarbeiter aus der Schneehölle zu retten, ist dabei aber nur semierfolgreich, weil es den Kumpel dabei in den weißen Tod reißt, was gewohnte Trauma in der Hintergrundgeschichte zur Folge hat.
Dass Yoshioka kurz vor der Eheschließung stand, macht die Sache noch schlimmer, zumal die Holde dann, drei Monate dem Vorfall, noch den Arbeitsplatz des Verstorbenen besuchen will. Doch kurz nachdem Chiaki Hirakawa (Nanako Matsushima), besagte Verlobte, den Damm, den größten Japans, besucht, überschlagen sich die Ereignisse: Terroristen nehmen das Gebäude ein und stellen enorme Geldforderungen an die Regierung, allerdings mit ganz besonderem Übelkeitsfaktor. Denn wird nicht gezahlt, dann werden nicht nur die Geiseln dahingemetzelt, sondern auch der Staudamm gesprengt, was eine Flutkatastrophe deluxe bedeuten würde.
Während machtlose Behörden außerhalb lamentieren und verhandeln, ist Togashi als einziger den Terroristen entkommen und sieht die Chance sich zu rehabilitieren – vor allem in Chiakis Augen. Also nimmt den Kampf gegen die Geiselgangster auf…
Das klingt potentiell nach zwei Stunden zünftiger Action im „Die Hard“-Format, doch das Projekt von „White Heat“ ist ein anderes: Realistisch soll’s sein. Also hat der Held Probleme mit dem Töten, ist noch anfälliger für Verwundungen und allzu dicke Actionszenen werden angesichts angestrebter Glaubwürdigkeit auch nicht angestrebt. Das ist sicher löblich, doch die offensichtlichen Vorbilder „Stirb langsam“ und „Cliffhanger“ bekamen den nötigen Spagat zwischen Überlebensgröße und für Actionverhältnisse nicht zu übertriebenen Heldenleistungen besser hin. Denn wenn Togashi im Gegensatz zu McClane und Walker doch nur ein Durchschnittstyp sein soll, dann hält er es dafür extrem lang unzureichend bekleidet im Schnee auf; gleichzeitig ist der Film dann doch zu sehr im Genre drin, als dass man ernsthaft an seinen Kältetod glauben würde, zumal er dann in Einzelszenen doch schon fast zu gute Leistungen im Schergen-Metzeln erbringt.
Noch dazu ist die Action teilweise etwas zu unspektakulär und klein skaliert, da wären etwas mehr Choreographie und eine pfiffigere Inszenierung schon vonnöten gewesen, trotz eines ganz netten finalen Set-Pieces mit Hubschrauber („Cliffhanger“ lässt schon wieder grüßen), aber da dreht der Film dann etwas zu spät auf. Auch seine Spannung torpediert der etwas zu lang geratene Film zwischendurch immer wieder, gerade die Nebenhandlung um Chiakis Misstrauen Togashi gegenüber bremst den Film immer wieder aus, da hilft auch ein kleiner Plottwist im letzten Drittel kaum, der noch etwas Leben in die Bude bringt.
Das ist schade, denn immerhin kann „White Heat“ mit winterlicher Stimmung punkten, die auch schon Vorbildern wie „Stirb langsam 2“ und dem mehrfach erwähnten „Cliffhanger“ gut zu Gesicht stand, gerade wenn der Film seinen Damm verlässt und den Helden in die unwirtliche Außenwelt im Tiefschnee schickt. Der innere Kampf des Helden ist ein netter Ansatz, gerade sinnig in der sehr auf Ehre bedachten japanischen Kultur, die Actionszenen sorgen schon für Laune und auch das Szenario, gerade die Bedrohung durch die mögliche Dammsprengung, hat durchaus Potential, aber mit gut zwei Stunden ist „White Heat“ einfach zu lang geraten, verlabert viele Situationen statt auf den Punkt zu kommen, dass ein Sich-Kürzer-Fassen von vielleicht zwanzig Minuten sicher gelohnt hätte.
Dabei gibt Yûji Oda einen durchaus brauchbaren Hauptdarsteller ab, der sich bemüht die schwere Verbindung von Einer-von-uns-Realismus und Actionheldentaten zu stemmen und das ganz gut hinbekommt, soweit das Drehbuch im das erlaubt. Kôichi Satô als an den Rollstuhl gefesselter Oberschurke hinterlässt am ehesten Eindruck, während Nanako Matsushima unter der undankbaren Rolle leidet fast nur als Meckertrine herumstehen zu müssen und dementsprechend wenig überzeugt.
So bleibt dann alles in allem okayes Genrefutter, das seine realistischere Herangehensweise leider nicht so ganz gestemmt bekommt und unter diversen Tempoproblemen leidet. Immerhin: Die atmosphärischen Schneeszenen lassen den Zuschauer auf dem Sofa frösteln, die Action ist brauchbar, wenn auch nicht überragend, und manche Ansätze, gerade in Sachen Rettung der eigenen Ehre, sind interessant – man hätte aber deutlich mehr draus machen können.
In Deutschland ist der Film bei mehreren kleinen Labels als Budget-DVD erschienen, zuerst bei M.I.B./Best Entertainment, stets ungekürzt ab 16 Jahren.
© Nils Bothmann (McClane)
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