Originaltitel: Heaven’s Fire__Herstellungsland: Deutschland, Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 1999__Regie: David Warry-Smith__Darsteller: Eric Roberts, Jürgen Prochnow, Venus Terzo, Kaj-Erik Eriksen, Cali Timmins, Lisa Marie Caruk, Sheila Moore, Don McKay, Craig Veroni, Alf Humphreys, Steve Bacic u.a. |
Dean war jahrelang ein Angestellter des US-Schatzamtes, bis er wegen Sparmaßnahmen seinen Hut nehmen musste. Doch Dean hat sich mit der Situation arrangiert, hält sich mit Jobs als Sicherheitsmann über Wasser und lebt ein gemütliches Leben mit seinem Sohn Jeremy. Dem will er eines Tages eröffnen, dass er sich mit seiner neuen Flamme Fiona verlobt hat, die im US-Schatzamt für die Touristenführungen verantwortlich zeichnet. Als Vorwand lanciert Dean einen großen Besuch bei einer Sportveranstaltung, bei dem neben Jeremy auch Fiona und deren Tochter, die von der Verlobung ebenfalls nichts weiß, dabei sein sollen. Da man gemeinsam zu dem Sport-Event schlendern will, sucht man sich das Gebäude des Schatzamtes als Treffpunkt aus, weil Fiona hier noch eine Tour durchzuführen hat. Dean und Jeremy schließen sich aus Langweile ebenjener Führung an…
Dabei stolpert die Gruppe mitten in einen Überfall. Denn Quentin, ebenfalls ehemaliger Angestellter des US-Schatzamtes und ein ewiger Rivale von Dean, will sich für die Entlassung rächen, indem er die neuesten Druckplatten der Behörde klaut und sie zu seinen Gunsten einsetzt. Natürlich versucht Dean dies zu verhindern. Ein Feuergefecht später stürzt Quentins Flucht-Helikopter ab und zerstört dabei eine Gasleitung. Eine unbedacht weggeworfene Zigarette bringt das Gas und damit das Dachgeschoss des Schatzamtes zur Explosion. Gleichzeitig kracht der Helikopter mitten in die Hausfront, explodiert und wird zur Quelle eines zweiten Brandherdes. Dean und Co. sind nun zwischen zwei Feuern eingeschlossen und müssen sich obendrein der Gangster erwehren…
Und schon ist die Kreuzung aus Stirb-Langsam-Rip-Off und Katastrophenfilm-Szenario etabliert und es kann munter vor sich hin scheppern. Allerdings agieren die Gangster und die Touris um Dean mit Ausbrechen des Feuers relativ autark voneinander. Beide Parteien suchen ihren Ausweg aus dem „Flammenden Inferno“. Und nur wenn die Katastrophenfilmthematik zu sehr zu lahmen beginnt, prallen die Kontrahenten aufeinander und dürfen aus allen Rohren ballern. Dabei fällt schnell auf, dass die Co-Produktion der ARD/Degeto und dem Fox Family Channel bevorzugt auf Handmade-Effekte setzt. Selbst wenn der Helikopter in die Hauswand kracht, löst man dies über kompetent gemachte Effekte um einen Hubschrauber, der auf einer Soundstage durch ein paar Fenster in einen vorgegaukelten Büroraum scheppert. Auch in den Ballereien wird beherzt das Interieur des Schatzamt-Gebäudes zerballert und die Feuersbrünste, die natürlich kein „Backdraft“-Niveau haben, sind ebenfalls echt und ansprechend inszeniert! Zumindest jene in den Räumlichkeiten. Sieht man das Inferno in der Totalen, und damit das brennende Schatzamt, wird eine sehr gute Computeranimation eingesetzt, die den Eindruck eines in Flammen stehenden Gebäudes formidabel transportiert.
Schade ist, dass „Heaven’s Fire“ abseits dieser guten Effektarbeit etwas ärmlich rüberkommt. Die Schauplätze (Büros, Aufzugschächte, Flure, Treppenhaus) wirken so austauschbar, dass man schnell den Eindruck bekommt, dass hier immer dieselben Sets mehrfach benutzt wurden. So mancher Raum wirkt zudem so abgerissen (auch ohne Feuer), dass er für ein Behördengebäude, in dem sogar Touri-Führungen steigen, nicht glaubwürdig erscheint. In dieser faden Umgebung gelingt es nur selten, aufgrund der Feuerbedrohung echte Spannung aufzubauen. Es entstehen einfach nie Cliffhanger-Momente, wie sie das Genre des Katastrophenfilmes braucht. Dafür funktionieren die Ballereien in den „Stirb Langsam“-Abschnitten weitaus besser. Hier wäre es vermutlich besser gewesen, mehr auf dieses Storyelement zu fokussieren.
Als Held der Chose agiert Eric Roberts („The Expendables“) als Mann aus dem Volk. In Jeanshosen, Turnschuhen und weitem Pullover rettet er den Tag und macht eine gute Figur als Jedermann. Als sein Antagonist funkelt Jürgen Prochnow („Genetic Code“) böse mit den Augen, darf aber niemals so richtig vom Leder ziehen, weshalb sein Quentin immer recht harmlos bleibt. Die restliche Besetzung rekrutiert sich vornehmlich aus Fernsehnasen und muss die langweiligsten Klischeefiguren spielen. Denn mit dem Aufkommen des Katastrophenfilmparts dürfen dann bestimmte Charaktere einfach nicht fehlen: Der Herzkranke, die alte Omi, die Zicke, der alles besser wissende Quertreiber und und und. Das ist wenig erquickend und mündet auch in ziemlich dümmliche Dialoge. Umso erstaunlicher ist, dass gerade über den Helden verdammt viel erzählt wird. Und dass sogar kleinere Twists rund um seine Angehörigen präsentiert werden. Hier scheint wohl ein echter Roberts Fan am Drehbuch geschraubt zu haben.
Schade ist, dass die Bösewichter bereits durch die Feuersbrunst empfindlich ausgedünnt werden und so Eric Roberts als Dean nie so richtig hinlangen darf. Obendrein wird auch immer unblutig gestorben und in der Action fehlt einfach die letzte Wucht. Aber dahingehend sollte man freilich auch die Produzenten im Hinterkopf behalten. „Heaven’s Fire“ war als TV-Movie konzipiert und das merkt man eben auch. So richtig wagemutig oder gar brutal wird man nie, das Gute obsiegt, die Klischees purzeln und selbst die nervigsten Figuren dürfen den Abspann erleben und sich beim Helden brav bedanken. Am Ende bleibt dennoch sympathische, eklatant harmlose Unterhaltung, die aufgrund ihrer Idee der Kreuzung des Katastrophenfilm-Genres mit den Funktionsprinzipien eines „Stirb Langsam“-Abklatsches eine wirklich ordentliche Ereignisdichte zu etablieren vermag und sich so problemlos über die Runden rettet.
Der ab 16 freigegebene Film wurde in Deutschland zunächst von Saban International auf VHS und DVD vertrieben. Danach übernahm Best Entertainment. Restbestände sind noch von dem Label Power Station erhältlich. Des Weiteren ist er Teil einer Katastrophenfilm-Box von Best Entertainment und kann auch im Doppelpack mit dem Streifen „Earthquake“ erworben werden.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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