Originaltitel: Class of 1999 Part 2: The Substitute__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Spiro Razatos__Darsteller: Sasha Mitchell, Caitlin Dulany, Nick Cassavetes, Gregory West, Rick Hill, Jack Knight, Diego Serrano, Bernie Pock, Denney Pierce, Loring Pickering, John Cothran Jr. u.a. |
In „Class of 1999“ sollten für den Kriegseinsatz gedachte Cyborgs besonders schwer erziehbare Jugendliche einer US-Highschool auf den rechten Weg bringen. Das Experiment schlug grandios fehl. Am Ende waren die halbe Schule zerstört und ihre Schüler ausradiert. Doch auch die Cyborgs hatten das Zeitliche gesegnet. Doch, so postuliert vorliegender Film, bei dem Testlauf kamen nicht alle damals existenten Cyborgs zum Einsatz. Ein Modell sei noch da. Und ebenjenem folgen wir in „Class of 1999 Part 2: The Substitute“. Es macht sich selbst zum neuen Aushilfslehrer an einer Problemschule, indem es den eigentlich dafür vorgesehenen Lehrer killt und dessen Identität übernimmt. Ab sofort hört der Cyborg auf den Namen John Bolen…
Und er setzt die Arbeit seiner mechanischen Kumpanen 1:1 fort. Ein wenig Lehrer killen hier, ein paar Schüler um die Ecke bringen da. Währenddessen wird er von einer undurchsichtigen Type verfolgt, die den Ereignissen aus dem Vorgängerfilm auf den Grund geht und diverse Flashbacks in die besten Actionszenen des Vorgängers ermöglicht. Nebenbei wird John Bolen zum Beschützer einer jungen Lehrerin. Diese hatte einen besonders abgefuckten Schüler dabei beobachtet, wie er einen anderen umbrachte. Sie will nun gegen diesen Lump aussagen, wird von ihm aber immer wieder drangsaliert. In der Folge fleht nicht nur ihr Liebhaber sie an, die Aussage sein zu lassen. Bei einem großen Paintball-Manöver der Schule werden sich alle Probleme und Zwistigkeiten blutig klären…
Das klingt alles so innovativ, wie es letzten Endes auch ausschaut. „Class of 1999 Part 2: The Substitute“ ist Fließbandware sondergleichen, die ihrem anvisierten Vorläufer zu keiner Sekunde das Wasser reichen kann. Das Hauptproblem ist, dass der Film einfach nie ins Rollen kommt. Weder will der Film seinen eingeschlagenen Weg um den killenden Cyborg so richtig verfolgen noch die Story um die Lehrerin und deren Probleme richtig angehen. Alles bleibt in Ansätzen stecken und wird mit einer Extraschicht langweiligem Gelabers zugekleistert. Und dass man in einer Schule mit chronisch gewaltbereiten Kids ein Paintball-Manöver für eine gute Idee hält, zeigt nur, wie bescheuert der Film wirklich ist.
Die unentschlossene Erzählweise hat auch Auswirkungen auf die Action, die ebenfalls nie richtig durchstarten will. Sasha Mitchell („The Sword and the Sorcerer 2“) darf zwar ein oder zweimal kicken, hatte aber anscheinend keinen wirklich fähigen Choreographen an seiner Seite. In der Folge wirken die Martial-Arts-Einlagen arg drucklos und teilweise etwas unbeholfen umgesetzt. Was bei dem Namen des Regisseurs – Spiro Razatos (“Fast Getaway“) – mehr als nur aufhorchen lässt. Der weiß nämlich eigentlich, wie Action geht. Die Kills, die Mitchell als Cyborg zu bestreiten hat, sind auch eher harmloser Natur: Hier ein Genickbruch, da ein Aufknüpfen. Interessant wird es eigentlich immer nur dann, wenn Mitchells Figur ihrem offenkundigsten Faible frönt: Mit dem Rücken zu einem Feuerball stehen und cool in die Kamera gucken. Das passiert erstaunlich oft und hat zumindest eine nette Sequenz um eine menschliche Fackel zur Folge.
Wirklich Action kommt eigentlich erst im Finale auf. Wenn sich das Paintball-Manöver zum blutigen Überlebenskampf mausert, bei dem der Cyborg via Fallen und Schusswaffengebrauchs die Menschlein ausdünnt. Leider passen auch in dem Showdown Tempo und Schauwerte nicht. Alles bleibt arg verhalten und gebremst. Ja, es platzen ein paar Blutbeutel, keine Frage. Spannung oder gar Szenen, die in Erinnerung bleiben, generiert „Class of 1999 Part 2: The Substitute“ keine. Das liegt aber auch daran, dass einem die agierenden Figuren reichlich egal sind.
Die Schüler sind nämlich nur karikierte Abziehbilder einer zukünftigen, verlotterten Gesellschaft. Die einen rennen in Blaumännern rum, die anderen in Kluften der Müllabfuhr und sogar Mad-Max-Verschnitte gilt es zu bestaunen. Das Witzige ist, dass bis auf die Kids und deren Äußeres nichts an dem Film irgendwie an eine Art der Zukunft erinnert. Alles sieht nach 90er Jahre Mief aus. Wirklich alles.
Dazu kommt, dass die Heldin des Filmes so unfassbar selbstgerecht und nervig angelegt ist, dass man ihr wirklich alles an den Hals wünscht, um sie endlich loszuwerden. Da hilft es nicht einmal, dass sie ihre Moppen freilegt, denn ihre Figur ist schlicht und ergreifend einfach nur dumm. Da fragt man sich tatsächlich, was Nick Cassavetes’ (Regisseur von „John Q“) Figur eigentlich an ihr findet. Und Sasha Mitchell ist als Cyborg eine große Lachnummer. Er wirkt wie ein Milchbubi, aber sicher nicht wie eine Kampfmaschine. Und einen Vertretungslehrer nimmt man den tumb aus der Wäsche starrenden Darsteller erst recht nicht ab.
„Class of 1999 Part 2: The Substitute“ kann dem Vorgänger nicht das Wasser reichen
Gegen Ende gelingt dem Film ein durchaus interessanter Twist. Er stellt den Film vielleicht nicht auf den Kopf, versucht aber zumindest zu erklären, warum einige eigentlich zu erwartende Guilty Pleasures eines Cyborg-Actioners bisher nicht erfüllt worden. Als kundiger Filmfan weiß man allerdings, dass in Wirklichkeit nur das Budget zu knapp war. Und zwar sichtlich. Denn „Class of 1999 Part 2: The Substitute“ kommt in mal wirklich langweiliger Optik daher und hat einen Score zum Davonlaufen im Gepäck. Und wäre mehr Geld da gewesen, hätte sicherlich auch die Action mehr rocken können. So bleibt ein unterdurchschnittlicher Actioner, der vor allem im Vergleich zu dem megaunterhaltsamen Vorläufer in jedweder filmischen Kategorie einfach nur abkackt.
Eine deutsche DVD erschien von Evolution/Laser Paradise und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Seit dem 19. April 2024 gibt es den Film auch auf Blu-ray von WMM / Cargo Records.
In diesem Sinne:
freeman
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