Originaltitel: Ouija__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Stiles White__Produktion: Michael Bay u.a.__Darsteller: Olivia Cooke, Ana Coto, Daren Kagasoff, Bianca A. Santos, Douglas Smith, Shelley Hennig, Sierra Heuermann, Sunny May Allison, Lin Shaye, Claudia Katz u.a. |
Folgende Personen, Genres und Langwerbespots haben bisher ziemlich gut zusammengepasst:
1. Michael Bay und Spielzeug-Verfilmungen (siehe „Transformers“)
2. Michael Bay und das Horrorgenre (siehe die Neuauflagen von „Texas Chainsaw Massacre“ oder „Amityville Horror“, „A Nightmare on Elm Street“ oder „Freitag der 13.“)
3. Michael Bay und „Sinister“-Produzent Jason Blum (siehe „The Purge“ oder „The Purge: Anarchy“)
Die Michael Bay Produktion „Ouija“, ein Horrorfilm, der das gleichnamige Hasbro-Brettspiel (Hasbro hält seit den 1990ern die Rechte an der Marke) auf die Leinwand wuchten soll und von Jason Blum mitproduziert wurde, packt auf all diese bisher funktionierenden „Symbiosen“ einen fetten Grabstein…
Selbiger thront auch auf dem Grab von Laines bester Freundin. Diese hatte ihren ganzen Freundeskreis mit ihrem vorgeblichen Freitod schockiert. Vor allem Laine kommt mit dem frühen Dahinscheiden ihrer Freundin so gar nicht klar. Sie möchte Antworten. Möchte wissen, was ihre Freundin zu dieser Verzweiflungstat bewegt hat. Und sie möchte sich von ihr gebührend verabschieden. Als letzter Ausweg erscheint ihr ein Ouija-Brett, das sie unter den Hinterlassenschaften ihrer Freundin gefunden hat.
Mit einigen Freunden und ihrer Schwester macht Laine die Probe aufs Exempel. Bei der unverzichtbaren Ouija-Sitzung wird natürlich eine alles andere als freundliche Entität freigesetzt, die fortan die Freunde dezimiert. Diese müssen nun schnell herausfinden, wie sie die freigesetzten Geister wieder loswerden können…
httpv://www.youtube.com/watch?v=3uCMvIjH-9c
„Ouija“ ist das Paradebeispiel eines Horrorfilmes, der auf dem Malen nach Zahlen-Prinzip basiert. Alles an „Ouija“ ist mehr als nur vorhersehbar und schafft es in keinem Augenblick, irgendwelche Spannung zu etablieren. Man weiß zu jeder Sekunde, was als nächstes passieren wird. Wer auch nur einen Film wie „Witchboard“ oder ähnlichen „Ouija“-Board-Unfug gesehen hat, wird sich hier wie in einem eilig und lieblos zusammengerührten Best Of der Versatzstücke dieser Filme vorkommen. Selbst die Dialoge bei den „Quija“-Runden sind 1:1 aus ähnlichen Vorbildern entlehnt. Inklusive dem Moment, wo jeder in der Gruppe den anderen verdächtigt, die „Spielrunde“ zu faken.
So gelingt es dem Film nicht einmal in den „Ouija“-Momenten, so etwas wie Atmosphäre aufzubauen. Einzig die dritte „Seance“, bei der man dann auch einmal die Bedrohung zu sehen bekommt, hat einen creepy Moment zu bieten, der allerdings auch wirkungslos verpufft. Danach übernimmt dann die altbekannte Geisterfilm-Routine: Die einen versuchen, den Aufenthalt der anderen auf Erden abzukürzen. Und die anderen… auch. Hier gelingen ebenfalls keinerlei spannungsfördernde Momente. Ganz im Gegenteil. Würde es nicht permanent von der Tonspur rumpeln und knallen, man würde sicherlich selig entschlafen.
Was auch daran liegt, dass einem die handelnden Figuren allesamt seltsam fremd bleiben. Nicht einmal die von Olivia Cooke (einer der wenigen Störfaktoren im ansonsten grandiosen „The Signal“) mit ein und demselben langweiligen Dackelblick dargebotene Laine kommt als Heldin in dem Film an. Zu weinerlich ist ihr Charakter und zu zurückhaltend ihr Auftreten. Selbst gegen Ende darf sie nicht zur Frau der Tat mutieren. Schnell wird die eigentlich nervige Schwester Laines zur heimlichen Heldin des Filmes, weil sie Ecken und Kanten hat und jene die von Ana Coto gespielte Figur per se deutlich interessanter machen. Die restlichen Charaktere sind allesamt nichts weiter als Kollateralschäden, obendrein gespielt von viel zu alten Darstellern. Konsequenterweise scheren sich neben dem Zuschauer auch Film und Drehbuch einen Scheiß um diese Klischeefiguren, weshalb sie entsprechend unspektakulär (und dank PG-13 Ausrichtung weitgehend unblutig) aus dem Geschehen genommen werden…
Von technischer Seite ist die Michael Bay Produktion sehr sauber umgesetzt. Das niedrige Budget von gerade mal 5 Millionen US-Dollar sieht man dem Film aber dennoch überdeutlich an. Die Schauplätze variieren wenig bis gar nicht. Es gibt keine aufwändigen Set-Pieces zu sehen und auch actionreichere Momente bleiben vollkommen aus. Den Special Effects sieht man das schmale Budget glücklicherweise nicht an. Sie funktionieren ziemlich gut und verpassen kann man sie dank des Lärms von der Tonspur auch nicht… Der Soundtrack funktioniert nach der Devise: Gehört und sofort vergessen.
Gegen Ende versucht „Ouija“ zwar einen – ich bezeichne es mal wohlwollend als – Twist zu lancieren. Doch selbst der ist keineswegs so überraschend wie die Macher vermutlich dachten/hofften. Zumindest ein geübtes Horrorfilm-Publikum riecht hier doch verdammt schnell Lunte. Spätestens hier ist dann auch dem letzten Zuschauer im Kino klar, dass „Ouija“ nicht mehr ist als ein Horrorfilm-Schnellschuss, der bei der eigentlichen PG-13 Zielgruppe dank seines brachialen Sounddesigns und damit verbundenen Jump Scares sicherlich für spitze Schreie sorgen wird. Jene dürfen zu meiner finalen Wertung auch gut und gerne zwei Punkte hinzuaddieren. Für alle anderen Zuschauer, die sich vielleicht sympathische Charaktere, eine weniger vorhersehbare, besser gespielte, eigenständige, dramaturgisch weniger verquaste Story und einen atmosphärischen Spannungsaufbau erhofft haben, ist der im Mittelteil unsagbar öde „Ouija“ nicht mehr als der sprichwörtliche Schuss in den Ofen. Da der Film in den USA erstaunlich erfolgreich lief, besteht zumindest die Hoffnung, dass absehbare Fortsetzungen dem Thema doch noch ein paar spannendere Seiten abgewinnen können…
Der Film ist ab dem 22. Januar 2015 in den deutschen Kinos zu sehen und kommt von Universal Pictures.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures__Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 22. Januar 2015 in den deutschen Kinos |