Originaltitel: Bulletproof__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Steve Carver__Darsteller: Gary Busey, Darlanne Fluegel, Henry Silva, Thalmus Rasulala, L.Q. Jones, René Enríquez, Mills Watson, James Andronica, R.G. Armstrong, Danny Trejo, Cary-Hiroyuki Tagawa u.a. |
McBain ist einer dieser Cops, die morgens Eisentabletten verdrücken und abends panzerbrechende Munition scheißen. Eine brutale Einmannarmee. Das Gesetz in seiner männlichsten Form. Ein Mann, der am Strand gerne Saxofon spielt und zum Spaß auf seine Haustür ballert, wenn es an selbiger geklingelt hat. Vorgestellt wird er uns in „Bulletproof“ mittels einer netten Actionsequenz, in der sich McBain erst an die Bäddies anschleicht, um kurz vorm Zuschlagen alle Heimlichkeit zunichte zu machen, indem er den Bäddies noch einen Spruch presst, bevor er sie abräumt. Ein paar abgefeuerte Panzerfäuste, dicke Explosionen, diverse tote Halunken und dumme Sprüche später sind die Waffenhändler ausgeschaltet und McBain bekommt von seinem Vorgesetzten die Schuhe geküsst. Er ist halt ein Tausendsassa.
Und genau solch einen Tausendsassa braucht es, um eine in Mexiko geklaute Superwaffe wieder zu beschaffen. Diese wird Thunderblast genannt (der Designer des deutschen DVD Covers hat blöderweise Thunderbalst verstanden…) und kann jedwedem Beschuss widerstehen! Egal wie effektiv die abgefeuerte Waffe auch sein mag. Und freilich verfügt das Maschinchen selbst auch über eine beeindruckende Bewaffnung. In der von Nixkönner Fred Olen Ray miterdachten Story wundert McBain freilich nicht, warum eine Ex-Sex-Unterlage von ihm die Waffe bewachte, warum die Amis eine solche Waffe durch Mexiko kutschierten und was in drei Teufels Namen Kommunisten in Mexiko zu suchen haben. Er zieht einfach los, um seine Ex-Sex-Unterlage zu befreien – nebenbei kann er ja auch den Thunderblast mitnehmen…
Ohne irgendwelche Unterstützung und nur mit einer Sporttasche voller Waffen ausgerüstet springt er irgendwo in Mexiko ab und nietet nun alles um, was nach kommunistischen Mexikanern ausschaut. Das macht er so effektiv, dass seine Gegner irgendwann auf den Gedanken kommen, dass die ganze Aktion um den viel zu leicht zu klauenden Thunderblast nur inszeniert worden sein könnte, um eine Tötungsmaschine wie McBain zu entfesseln und Leute wie sie – Feinde der Demokratie – auszulöschen …
Witzigerweise erfährt McBain von diesen Zielen nie etwas. Er mäht sich einfach durch die Gegnerhorden und der Zuschauer fragt sich schon irgendwann, wieso man die eigentliche „Grundidee“ des Filmes so offensiv am eigentlichen Helden vorbeigehen lässt. Vielleicht weil man sie selber so scheiße fand, dass man Hauptdarsteller Gary Busey damit nicht verärgern wollte? Der gibt indes als McBain so richtig Gas! Man spürt, dass der sonst eher auf Bösewichtrollen abonnierte Busey seine Heldennummer mit jeder Faser seines Körpers genießt und brutal overacted. Ein Lächeln zuviel hier, noch ein überflüssiger Spruch da und alles gekrönt mit teils seltsamen Hampelmannposen, die einem coolen Helden eigentlich gar nicht stehen. Doch Busey reißt den Zuschauer irgendwann echt mit und man gönnt ihm diese Rolle echt von Herzen. Auch wenn man nicht umhin kommt, festzustellen, dass ein echter Actionheld der 80er/90er dem Film deutlich besser gestanden hätte. Ein Dudikoff, mit dem Regisseur Steve Carver ein Jahr später „River of Death“ umsetzte, oder ein Norris, ein Bekannter Carvers seit „McQuade – Der Wolf“ oder „Der Gigant“.
Doch Carver hält sich mit solchen Nebensächlichkeiten gar nicht großartig auf und hält seinen Film beständig in Bewegung. Ob nun der steingesichtige Fiesling Henry Silva („Cusack – Der Schweigsame“) seine rechte Hand eine Geisel nach der anderen richten lässt, McBain Mexikaner um Mexikaner meuchelt oder die Starrköpfigkeit einer „emanzipierten“ Amerikanerin auf die Starrköpfigkeit der muslimisch angehauchten Kommunistenmexikaner trifft, „Bulletproof“ weiß durchweg (unfreiwillig komisch) zu unterhalten. Auch und vor allem dank der gezündeten Action. Der großen Einstiegsactionszene folgt der kurz, knackig und druckvoll inszenierte Diebstahl des Thunderblast. Danach steigen diverse kleinere Scharmützel, bis Gary Busey dann in Richtung Showdown mit auflaffetiertem MG das LKW-Ladeflächen-Splatterszenario aus „John Rambo“ vorwegnimmt und seine Mitstreiterin mit einem AK 47 so lange durch die Gegend holzt, dass sogar Army-Jeeps bildschirmfüllend explodieren. So angeheizt rollt „Bulletproof“ in Richtung eigentlicher Showdown, der allerdings ein wenig abfällt zum vorher Gebotenen. Denn freilich kommt nun der Thunderblast zum Einsatz.
Hierbei rollt der Thunderblast zwar gegen feindliche Panzer und MTWs an, duelliert sich mit einer russischen Helikopterfestung a la „Red Scorpion“ und macht den mexikanischen Schauplatz inklusive Häusern und diversem Kommunisten-Lumpenpack platt, aber diese Materialschlacht rockt bei weitem nicht so sehr wie die vorherigen direkten Feindkontakte von McBain mit den Bösewichtern. Zwar darf Busey gegen Ende auch noch aus dem Panzer raus und die Oberlumpen persönlich richten, so richtige Stimmung kommt aber nicht mehr auf…
Die Action selbst ist durchweg sauber und druckvoll inszeniert. Leider ist sie eine durchwachsene Mischung aus mal explodierenden Bloodpacks und dann wieder unblutig daherkommenden „Peng, peng, du bist tot“ Einlagen. Abseits der Action inszeniert Carver solide. Vor allem zu Beginn wissen seine Schattensetzung und die düsteren Bilder aus Los Angeles absolut zu gefallen. Mit Ankunft in Mexiko zieht Carver zwar die Farbig- und Helligkeit auf, erreicht aber nicht die flirrende Intensität seiner „McQuade – Der Wolf“ Bilder. Der unter der Action tönende Soundtrack entbehrt leider jedwedes Wiedererkennungswertes.
Was „Bulletproof“ neben ein paar Hupen und einer ordentlichen Actiondichte für uns besonders interessant macht, ist eine Flashback-Szene um ein Viertel von Los Angeles mit vornehmlich asiatischer Einwohnerschaft. Hier lanciert zum einen der Score ein hübsches Thema (das Einzige) und zum anderen hat Cary-Hiroyuki Tagawa („47 Ronin“) einen Auftritt als Goon des hier präsentierten Bösewichtes. Sein Auftritt ist so kurz und uninteressant, dass er den Machern nicht einmal einen Credit im Abspann wert war. Auch ein irre jung wirkender Danny Trejo („Machete“) schaut als Möchtegerngangster mit viel Pomade in den Haaren vorbei und bekommt von Gary Busey einen neuen Scheitel gezogen.
Gary Busey („Surviving the Game“) wirkt den ganzen Film über extrem motiviert. Man sieht förmlich, wie gut ihm die Heldennummer tut. Dabei geht er aber deutlich zu engagiert zur Sache und entwirft eine etwas arg seltsame Heldennummer. Was umso mehr auffällt, wenn er auf den stoischen Henry Silva als Antipoden trifft, der mit Buseys Spiel ganz offensichtlich gar nicht erst konkurrieren will und dadurch leider ziemlich untergeht. Die Story des Filmes ist ebenfalls ziemlich Banane, manche Idee schlichtweg hirnrissig, doch „Bulletproof“ übertüncht zumindest mit einer satten Ladung solide inszenierter Action diverse Problemstellen spielend. Aber eben bei Weitem nicht alle …
Die deutsche DVD kommt von Aventi und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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