Originaltitel: Airiseu 2__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Pyo Min-soo, Kim Tae-hoon__Darsteller: Jang Hyuk, Lee Da-hae, Lee Beom-soo, Oh Yeon-soo, Yoon Doo-joon, Im Soo-hyang, Lee Joon, Kim Yeong-cheol u.a. |
„Iris“ bzw. „Airiseu“ heißt eine erfolgreiche Serie aus Südkorea, die sich teilweise überdeutlich an Jack Bauer und dessen Abenteuern in „24“ orientiert. Bei den Dreharbeiten zur ersten Staffel drehte man parallel auch Szenen, die dediziert dabei helfen sollten, im Nachgang beinahe 20 Stunden „Iris“ auf einen funktionierenden Film für einen eventuellen Kinoeinsatz und den internationalen Abverkauf einzudampfen. Ausschließlich ebenjener Film fand dann den Weg gen Deutschland und machte offenkundig, dass diese Herangehensweise interessant sein mag, letztlich aber kein rundes Filmerlebnis garantiert.
In Südkorea ließ man derweil dem Erfolg der ersten „Iris“-Staffel ein Spin Off folgen. Der Ableger hieß „Athena: Goddes of War“. Erneut ging man den gleichen Auswertungsweg: Südkorea erhielt eine actionreiche Fernsehserie, der Rest der Welt einen holprigen Zusammenschnitt. Und irgendwie wollte man wohl aus den Erfahrungen nicht lernen und exerzierte das Prinzip auch bei der offiziell zweiten Staffel von „Iris“ noch einmal durch. Die Serie ist in Südkorea längst gelaufen, da schlägt auch in unseren Breiten das Filmdestillat auf. Dieses dürfte Actionfans durchaus zufriedenstellen, verschreckt ansonsten aber mit ziemlich wirren Story-Überresten…
Etwa drei Jahre nach den Ereignissen in „Iris“ befreit die nordkoreanische Fieslingsorganisation „Iris“ den ehemaligen Direktor des südkoreanischen Geheimdienstes „NSS“ von einer Gefängnisinsel. Doch der Direktor kann den Lumpen entfleuchen und stellt sich der „NSS“. Denn er hat Informationen, die den Nordkoreanern niemals in die Hände fallen dürfen: Er weiß, wo fünf Atombomben lagern. „Iris“ will ebenjene Bomben in Seoul und Pjönjang zünden und beide Staaten in einen Krieg stürzen. Ein Krieg, aus dem ein wiedervereintes, unter nordkoreanischer Herrschaft stehendes Korea erwachsen soll…
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Dies sei einmal als grundlegender Plot von „Iris – Der Spion aus der Kälte“ postuliert. Freilich passiert in einem Film, der aus einer 20teiligen Serie zusammengeschnitten wurde, viel viel mehr. Infolgedessen stürzt der Film sein Publikum von einer Actionszene in die nächste und es kracht und scheppert zwei Stunden lang ohne Unterlass. In den wenigen Minuten zwischen den Actionszenen zündet der Film dann eine Wendung nach der anderen. Im Grunde ist „Iris – Der Spion aus der Kälte“ nach jeder Actionszene ein anderer Film: Bündnisse werden durcheinander gewürfelt, Seiten gewechselt und sogar die Bösewichte werden in rasanter Folge mal eben durchgetauscht. Es werden sogar Abschnitte eingewoben, die wirken, als hätte man sie nur in dem Film gelassen, um ein paar internationale Settings einbinden zu können. Abstecher nach Ungarn und Kambodscha seien genannt. Zur Handlung selbst tragen sie nichts bei.
Doch es ist nicht einmal die Story-Entwicklung, die am meisten unter dem Zusammenschnitt leidet. Viel schlimmer erwischt es die Charaktere. Da wir es hier ursprünglich mit einer Serie zu tun haben, ist das Figuren-Interieur entsprechend groß. Um dieses einzuführen, fehlt „Iris – Der Spion aus der Kälte“ jedwede Zeit. Man erfährt nicht einmal, wo der deutsche Verleih seinen Titel her hat, denn bis auf eine Verfolgungsjagd im Schnee spielt Kälte in dem Film keine Rolle. Also abgesehen von den Figuren-Beziehungen, da herrscht Eiseskälte vor. So abgefuckt abgeklärte Charaktere bekommt man wirklich selten zu sehen. In der Folge werden einem sogar die Helden schnell unsympathisch. Und bis in die letzten Minuten hinein tauchen immer wieder Charaktere auf, die unfassbar wichtig für die Story zu sein scheinen, doch man kann sie überhaupt nicht zuordnen, da man sie bisher noch nicht ein einziges Mal gesehen hat. Das Ergebnis ist einfach nur wirr, unübersichtlich, wenig spannungsfördernd und kulminiert in einen unfreiwillig komischen, emotional vollkommen danebenliegenden Schluss.
Doch wie bereits angedeutet wird zumindest dem Actionfan ordentlich Ablenkung geboten. Zwar wirken einige Actionszenen irgendwann arg redundant und scheinen nach dem immer gleichen Muster abzulaufen, Bodycount, Aufwand und Härtegrad stimmen aber durchgehend. Die Action setzt sich dabei aus knackigen Martial Arts Fights und ausgiebigen Shootouts zusammen, bei denen einige Male der rote Lebenssaft spritzen darf. Zudem ist die Action zupackend und sauber inszeniert. Auch die darunter tönende Musik, die insgesamt leider etwas zu eintönig ausfällt, treibt die Action gut an. Und auch die Abwechslung hinsichtlich der Settings passt. Da wird in Großstädten geballert, auf gut befahrenen Autobahnen, in der verschneiten Wildnis und freilich in diversen Gebäuden. Kurzum: Die Südkoreaner zeigen wieder auf, dass sie Action definitiv beherrschen. Was negativ auffällt, sind die immer mal wieder startenden und landenden CGI-Hubschrauber und einige wenige CGI-Blutfontänen.
Auch abseits der Action schaut „Iris – Der Spion aus der Kälte“ sehr ordentlich aus. Man sieht zwar, dass auch in Südkorea das Budget für TV-Serien nicht annähernd so üppig ist wie für die großen Kinoepen, aber der Streifen hat dennoch viel Stil und ist ansprechend umgesetzt. Die Darsteller mühen sich derweil durchaus redlich, leiden aber eben am Konzept hinter „Iris – Der Spion aus der Kälte“, das ihren Charakteren keinerlei Eigenschaften und erst recht keine Motive zugesteht/zugestehen kann.
Was bleibt ist eine handwerklich absolut solide „24“-Variante. Nur dass hier Superman Jack Bauer auf drei Charaktere aufgeteilt wird, die zumeist getrennt in immer neue Actionszenarien gestürzt werden. Die rasante Abfolge der aufwändigen Szenen ist es dann auch, die für ordentlich Kurzweil und ein hohes Tempo sorgt. Ob man dabei die besten Actionszenen aus der Serie entnommen hat, vermag ich leider nicht zu sagen. In Sachen Story dagegen ist es auch für Nichtkenner der Serie offensichtlich, dass das Eindampfen der Serienvorlage keine gute Idee war. Zusammenhänge, nachvollziehbare Figurenkonstellationen und eine funktionierende Spannungskurve sucht man hier leider absolut vergebens.
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Sunfilm/Tiberius Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Bild- und Tonqualität sind dabei makellos, die deutsche Synchronisation ist sehr gelungen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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