Originaltitel: The Scorpion King: The Lost Throne__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Mike Elliott__Darsteller: Victor Webster, Esmé Bianco, Michael Biehn, Barry Bostwick, Stephen Dunlevy, Lou Ferrigno, Leigh Gill, Rodger Halston, Rutger Hauer, M. Emmet Walsh, Ellen Hollman, Don Wilson u.a. |
„The Scorpion King“ mit The Rock als Akkadier Mathayus war für mich von jeher ein eher uninspirierter Ableger des Mumien-Franchises. Den Film hatte man im Schneideraum derart auf die Action und seinen Hauptdarsteller zugeschnitten, dass von einer Story nichts mehr zu spüren war. Leider, denn selbige, das offenbarten die Deleted Scenes zum Film, hatte durchaus Potential. Erfolgreich war der Film dennoch. Für einen zweiten Streich stand The Rock aber nicht mehr zur Verfügung, weshalb man das Sequel gleich direkt in die Videotheken schickte. „Scorpion King – Aufstieg eines Kriegers“ geriet meiner Meinung nach zum formvollendeten Rohrkrepierer. Dass man dann tatsächlich ein weiteres Sequel nachlegte, überraschte schwer. Doch es sollte sich lohnen, denn unter der straffen Regie von Roel Reine ging es bei „The Scorpion King 3 – Kampf um den Thron“ dank flotter Action und schmucker Schauplätze mit der Formkurve wieder deutlich nach oben. Dementsprechend konnte ein vierter Teil gerne kommen…
Dieser heißt „The Scorpion King 4 – Der verlorene Thron“ und erzählt erneut von Mathayus. Dieser ist auf der Suche nach einer Urne, die eine geheimnisvolle Inschrift besitzen soll. Das gute Stück ist schnell gefunden, doch da wird Mathayus von seinem Sidekick Drazen nach Strich und Faden verladen. Dieser greift sich die Urne und bringt sie seinem Vater Yannick. Der weiß um das Geheimnis der Urne und dass sie den Weg zu einer Krone weist, welche ihrem Träger unbegrenzte magische Macht verleihen soll. Derweil muss sich Mathayus unverrichteter Dinge seinem eigentlichen Auftraggeber stellen. Doch König Zakkour ist nicht daran gelegen, den Akkadier irgendwie zu bestrafen. Stattdessen entsendet er ihn, um zu verhindern, dass die Krone in die falschen Hände gerät…
httpv://www.youtube.com/watch?v=Whv2IvGwMqw
Die Folge ist eine Art „Indiana Jones“ im „Scorpion King“ Gewand. Man hetzt hinter einem McGuffin her, überwindet fiese Fallen und finstere Unholde und sogar ein Drache stellt sich dem Helden und seinen Kompagnons in den Weg. Das ist bei weitem keine hohe Erzählkunst, die lancierten Dialoge sind ebenfalls nicht oscarwürdig und auch so manche Länge schleicht sich in den knapp 15 Minuten zu langen Film ein. Dafür verwässern keine Subplots das Drehbuch und die Schatzsuche hält die Handlung von „The Scorpion King 4“ ziemlich gut zusammen. Dessen wirkliche Probleme liegen leider an ganz anderer Stelle…
Beginnen wir mit dem Humor des Filmes. Ich habe leider keine Ahnung, welche Zielgruppe mit dem vierten Streich um den „Scorpion King“ angesprochen werden sollte. Geht man nach dem Humor, kann es sich eigentlich nur um maximal 10jährige handeln. Die Witze, Gags und Slapstickeinlagen sind großteils richtig infantil und schlecht im Timing. Von wild krakeelenden Pygmäen über Rülps-Rituale bis zu einem im Hühnerkostüm durch die Luft fliegenden Erfinder ist hier wirklich alles an Bord, was einem die Kinnlade herunterklappen lässt. Und da hat man die Travestie-Nummer der Helden zur Mitte des Filmes noch gar nicht gesehen. Viele als Comic Reliefs geplante Figuren flüchten sich infolgedessen in hemmungsloses Overacting und vergällen einem wirklich den letzten Spaß.
Im Vergleich zu den vorherigen Teilen mussten die exotischen Schauplätze dem piefigen Ostblock-Look weichen: Rumänische Laubwälder und für Touristenströme ordentlich herausgeputzte Burganlagen strahlen einfach nicht das passende Flair für die „Scorpion King“-Reihe aus. In der Folge wirkt ausgerechnet der Akkadier wie ein Fremdkörper im eigenen Franchise. Zum billigeren Look gesellen sich noch billigere CGIs. Ständig zündeln irgendwelche Flammen aus dem Rechner in der Gegend herum. Der Drache ist ebenso grausig animiert wie die schwach designten Fallen im Umfeld der zu hebenden Schätze. Bei einigen Green-Screen Aufnahmen passt das finale Compositing nicht und so manche CGI-Landschaft fällt ebenso auffällig aus dem Rahmen.
Und auch die Action hat vor allem im Vergleich zum Vorgänger deutlich nachgelassen. Um genau zu sein kickt nur ein einziger Fight zwischen zwei Ladys. Der Rest ist nett choreographiert und hübsch umgesetzt, aber in keiner Weise spektakulär oder sonderlich druckvoll. Blut darf sowieso keines fließen, so dass man beinahe geschockt ist, wenn Mathayus auf einmal Gegner tötet, weil das gar nicht zum restlichen Ton des Filmes passt.
Trotz all der Kritik hat der Film auch einen riesigen Pluspunkt: Seine Darsteller! „The Scorpion King 4“ ist ein witziges Schaulaufen diverser B-Recken und in den Hauptrollen findet man ein paar sehr spielfreudige Darsteller. Beginnen wir mit den Hauptdarstellern: Hier darf erneut Victor Webster („A Good Man“) als Mathayus ran, den er bereits in Teil III verkörperte. Der Darsteller kommt sehr sympathisch rüber und verfügt auch über die geeignete Physis, um als sportlich starker Krieger zu überzeugen. An seiner Seite agiert Ellen Hollman, die man aus dem knackigen „Road House“ DtV-Sequel und der „Spartacus“-Serie kennen könnte. Sie hat wirklich Pfeffer im Hintern und zwischen ihr und Webster stimmt die Chemie absolut. Die beiden geben ein köstliches Pärchen ab. Und wenn sie sich mit WWE-Diva Eve Torres prügelt, bebt der Bildschirm!
Und damit zu den B-Recken: Das Schaulaufen eröffnet Don – the Dragon – Wilson („The Last Sentinel“) als Palastwache. In den Extras gibt es eine Deleted Scene mit ihm, die man köstlicherweise mit „Rise of the Dragon“ betitelte. Und im Gag Reel wird ihm empfohlen, nach seinem Kampf Werbung für seine „Bloodfist“-Reihe zu machen. Wirklich witzig. Im Film selber wirkt er ein wenig überfordert. Obwohl er nur Action machen muss. Danach betritt Rutger Hauer („Hobo with a Shotgun“) als König Zakkour die Bühne. Leider ist sein Auftritt so kurz wie jener von Michael Biehn („Navy Seals“) als Yannick. Beide bringen aber alleine durch ihre Gegenwart Glanz in die Bude. Tja, und dann wütet da noch Lou Ferrigno (TV’s „Hulk“) durch die Kulissen und M. Emmet Walsh („Missing in Action“) kichert sich als Kampfturnierausrichter einen ab. Last but not least wäre da noch Barry Bostwick („The Rocky Horror Picture Show“), der sich aber dank gnadenlosen Overactings eher als Störfaktor erweist.
Ein ganz großes Problem ist, dass man Will Kemp als Bösewicht Drazen einfach nicht ernst nehmen kann. Nicht einmal Mathayus tut es. Die Folge ist, dass die Schatzsuche im Film relativ spannungsarm vor sich hin plätschert. Diese Spannungsarmut sorgt im Zusammenhang mit dem kindischen Humor, den schmucklosen Schauplätzen und der eher laschen Action für einen eher mäßig unterhaltsamen Gesamteindruck. Schwache CGIs, ein wenig effektiver Score, viele schauspielerische Totalausfälle in den Reihen der Ostblock-Crew und die eher uninspirierte Regie runden den unterdurchschnittlichen Eindruck trefflich ab. Zumindest mühen sich die beiden Hauptdarsteller redlich und sorgen für einige amüsante Momente. Das Schaulaufen der B-Stars weiß ebenfalls zu gefallen. Im Großen und Ganzen ist „The Scorpion King 4“ damit schwächer als die Teile I und III, aber auch deutlich besser als der öde zweite Teil.
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 26. Februar 2015 von Universal Pictures Germany, ist mit einer erstaunlich hoch angesetzten FSK 16 Freigabe uncut und hat sogar ein paar nette Specials an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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