Originaltitel: Paycheck__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2003__Regie: John Woo__Darsteller: Ben Affleck, Uma Thurman, Aaron Eckhart, Paul Giamatti, Colm Feore, Joe Morton, Michael C. Hall, Peter Friedman, Kathryn Morris, Ivana Milicevic, Christopher Kennedy u.a. |
Nach dem großen kommerziellen Erfolg von „Mission: Impossible 2“ reichten zwei Fehlschläge die Hollywoodkarriere John Woos zu beenden: Erst floppte das großbudgetierte Kriegsepos „Windtalkers“ und auch der Science-Fiction-Thriller „Paycheck“ schaffte es trotz geringer Kosten und PG-13-Freigabe nicht in die Gewinnzone – zumal der Film auch diverse Woo-Fans verprellte.
Michael Jennings (Ben Affleck) ist ein genialer Techniker, der halbseidene Tüfteleien durchführt und anschließend seine Erinnerungen löscht, um auf der sicheren Seite zu sein und ein saftiges Gehalt einzustreichen. So klaut er auch das Konzept für einen 3D-Monitor für einen rivalisierenden Konzern, was dem Zuschauer direkt zu Beginn sein Können beweist. Allerdings erinnern schon hier große Teile des Stylings an „Minority Report“, der wie „Paycheck“ aus der Feder Philip K. Dicks stammt.
Für seinen alten Bekannten James Rethrick (Aaron Eckhart) soll Michael einen besonders langwierigen Auftrag durchführen: 3 Jahre Arbeit an der Entwicklung inklusive Erinnerungslöschung. Michael längster Auftrag zuvor ging über 8 Wochen, doch in Aussicht auf mehrere Millionen Dollar nimmt er an. Während des Projektes verliebt er sich auch noch in die Wissenschaftlerin Rachel Porter (Uma Thurman), wohlwissend, dass er sich später nicht an sie erinnern wird. Natürlich ahnt der Zuschauer angesichts des schleimigen Auftretens Rethricks und der mysteriösen Umstände, dass sich Michael einer absolut fiesen Sache verschrieben hat.
So staunt Michael auch nach Erledigung seines Auftrages nicht schlecht: Bei der Bank findet er kein Geld vor, stattdessen einen Umschlag mit 20 Gegenständen, den er für sich selbst hinterlegt hat. Zu allem Überfluss ist auch noch die Polizei hinter ihm her, die mehr über seine Arbeit wissen will und auch Rethrick hetzt Killer auf Michael. Dieser muss herausfinden, was er getan hat und der einzige Schlüssel sind die Gegenstände aus dem Umschlag…
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Die Story von „Paycheck“ ist an sich gar nicht mal schlecht was die Grundidee angeht. Doch leider kann das Drehbuch bei weitem nicht das volle Potential der Geschichte ausschöpfen. Stattdessen beschränken sich einige Teile des Films auf verschiedene Zwickmühlen, aus denen Michael dann nach Schema F wieder und wieder irgendeiner der Gegenstände heraushilft. Zudem ahnt der Zuschauer viel zu schnell, was Michael da zusammengeschraubt hat und auch der Film bestätigt diese Ahnungen dann enttäuschend schnell als richtig.
Im Gegensatz dazu kann immerhin die Umsetzung der Geschichte noch überzeugen. Die Story wird mit recht hohem Tempo abgespult, so dass potentielle Längen gnadenlos eliminiert werden und das Ganze sieht zudem optisch auch recht ansprechend aus, obwohl die visuellen Parallelen zu „Minority Report“ extrem offensichtlich sind (z.B. das 3D-Terminal am Anfang). Leider sieht man „Paycheck“ sein Hollywood-Budget nicht wirklich an, so dass man sich teilweise fragt, wo die Knete überhaupt hineingesteckt wurde.
Als Woo-Fan vermisst man allerdings recht schmerzlich die Action, welche die meisten seiner Werke auszeichnet. Abgesehen von der Motorradjagd und dem Showdown gibt es an sich keine Action. Diese fällt zudem fast ohne Schießereien aus und wirkt nur ganz nett, wobei sie keinesfalls das Niveau eines „Hard-Boiled“ oder „Harte Ziele“ erreicht. So beschränkt sich der Woo-Stil auf eine einzige Taube in Zeitlupe, die allerdings eher peinlich und komplett unpassend eingebaut wurde. Dennoch sind die Actionszenen ganz hübsch anzusehen und nicht vollkommen misslungen, nur eben nicht das, was man vom Mozart der Zerstörung erwartet hätte.
Die schauspielerischen Leistungen, zumindest in den Hauptrollen, sind leider allesamt ziemlich schlecht. Ben Affleck („Reindeer Games“) gibt den Helden dermaßen ohne Ausstrahlung, dass nahezu jeder anderer Darsteller im Film heldenhafter wirkt. Kläglicher spielt nur Aaron Eckhart („Das Versprechen“) als vollkommener Totalausfall von Bösewicht, dessen Verbrechen einer Frisur das Fieseste an ihm ist. Uma Thurman („Jennifer 8“) agiert relativ lustlos, dass es seltsam ist, dass sie Nebendarsteller, vor allem Paul Giamatti („The Amazing Spider-Man 2“), ziemlich gut spielen.
„Paycheck“ ist quasi der Inbegriff filmischen Durchschnitts: Optisch nett anzuschauen, nicht wirklich langweilig, aber so belanglos und höhepunktsfrei, dass man ihn schnell wieder vergessen hat.
Während die DVD des Films bei Universal/DreamWorks erschien, ist die Blu-Ray von Paramount veröffentlicht worden. Alle Veröffentlichungen enthalten den Film ungeschnitten ab 12 Jahren und besitzen interessantes Bonusmaterial (Audiokommentare, entfallene Szenen, Making Ofs).
© Nils Bothmann (McClane)
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