Originaltitel: Barbarossa__Herstellungsland: Italien, Rumänien__Erscheinungsjahr: 2009__Regie: Renzo Martinelli__Darsteller: Rutger Hauer, Raz Degan, F. Murray Abraham, Christo Jivkov, Antonio Cupo, Cécile Cassel, Kasia Smutniak, Ángela Molina, Elena Bouryka u.a. |
Der deutsche Kaiser Barbarossa (=Spitzname von Friedrich I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1155 bis 1190) versucht während seiner Regentschaft ein Imperium zu errichten, das in seinen Ausmaßen jenem von Karl dem Großen entsprechen soll. Um dies zu schaffen, muss er irgendwie auch Italien unter seine Knute zwingen. Doch der Kaiser ist des Krieges allmählich müde und fast scheint es, als wolle er sein Vorhaben aufgeben. Da wird er von der italienischen Stadt Mailand düpiert. Barbarossa überquert sogleich die Alpen und macht die Stadt dem Erdboden gleich. Und da Mailand als Tor zum südlichen Italien gilt, beschließt Barbarossa, einfach weiter zu ziehen. In Rom krönt er sich selbst zum Kaiser von Italien und will von da gen Sizilien aufbrechen, als ihm die Pest einen Strich durch die Rechnung macht. Ganz langsam beginnt er sich gen deutsche Heimat zurückzuorientieren. Doch wieder kommen ihm Mailänder in die Quere. Ein junger Mann aus Mailand scharte Hunderte junge Männer um sich und bildete mit ihnen die Kompanie des Todes. Ihr Ziel: Italien von Barbarossas Fremdherrschaft befreien. Es kommt zu einer unausweichlich scheinenden Schlacht …
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Die Pest, Hexenverbrennungen, Aberglaube, Visionengelaber, düsteres Mittelalterflair, ausladende und brutale Schlachten und ein souverän aufspielender Rutger Hauer verleihen dem Streifen “Barbarossa” eine beinahe tadellose B-Note, lenken aber nicht davon ab, dass es bei dem Streifen an anderen Stellen teils gar heftig knarzt. Da wäre zum einen die Geschichte. Diese nimmt erstaunlich langsam Fahrt auf, nur um gegen Ende plötzlich überfrachtet und gehetzt zu wirken. Dabei wirkt die erste Hälfte dank Rutger Hauer als umsichtigen und intelligent agierenden Barbarossa in sich geschlossener und runder. In der zweiten Hälfte, in der die Dramaturgie merklich anzieht und ein Ereignis das andere jagt, verlagert der Film seinen Fokus auf den eigentlichen (warum heißt der Film noch mal “Barbarossa”?), blassen, unglaublich unsympathischen „Helden“ des Streifens, der als Kind offensichtlich in einen Topf mit Pathos gefallen ist und selbst im Liebesspiel mit seiner Geliebten heroische Durchhalteparolen zum Besten gibt. Tja, damals gab’s halt noch kein Viagra. Warum man aber mit diesem Strolch mitfiebern soll, das erschließt sich zu keiner Sekunde und auch seine Kompagnons sind blass und langweilig bis zum Erbrechen. Die Folge: Fast schon mitleidiges Lachen, wenn diese im großen Endfight den Heldentod sterben und man sich teils verzweifelt fragt, wer das gleich noch mal war, der da gerade die Lanze quer eingestellt bekommen hat. Doch die Verzweiflung hält nicht lange vor, denn jeder Tote bedeutet auch, dass er ab sofort die Schnauze hält und sich endlich die Soap-Opera Dialoge verkneifen muss, die das Drehbuch allen Darstellern abseits von Rutger Hauer in den Mund legt. Auch die dramatischen Momente wirken unglaublich seifig und die eingestreuten Liebesgeschichten wirken wie sinnlose Anhängsel, die eingefügt wurden, um noch ein paar Darstellerinnen in den Cast zu bekommen.
Dass man dennoch dran bleibt, liegt an der hektischen Abfolge der Ereignisse, die zwar keinerlei Spannung aufzubauen versteht, ABER zumindest das Interesse an den weiteren Ereignissen oben hält. Und freilich am starken Rutger Hauer. Der bekommt zwar keinerlei glaubwürdigen Antagonisten gestellt, dafür müht sich aber F. Murray Abraham als sein „Lakai“ sichtlich, um seiner schrecklich geschriebenen Figur Leben einzuhauchen. Optisch ist der Film solide. Er strahlt solides Mittelalterflair aus, gibt sich also betont düster, wenig glatt geleckt und versucht eine raue Anmutung auszustrahlen. Das gelingt abseits des Liebesgeschwurbels und um die Schlachtfelder herum auch ziemlich gut. Auch die subtil eingestreuten CGI Effekte überzeugen (genannt sei das historische Mailand). Die offensiveren dagegen sind teils haarsträubend und vollkommen überflüssig. Man achte auf die – jedweden physikalischen Gesetzen widersprechenden – Blutfontänen in den hübsch blutig gehaltenen Schlachten. Dafür hat die Handmadeabteilung des Filmes in Sachen Kriegsgesplatter durchaus ein zwei Schmankerl zu bieten. Und der Soundtrack weiß rundweg zu gefallen, da bei ihm der sonst eher verzweifelt wirkende Pathos des Streifens durchweg funktioniert und überzeugt.
Was bleibt ist ein atmosphärisch dicht beginnender Historienstreifen, der dank eines souverän und sympathisch aufspielenden Rutger Hauers große Erwartungen an den Rest des Filmes weckt, diese aber nicht befriedigen kann. Ab der Hälfte wirkt “Barbarossa” plötzlich, als habe man mehrere Teile eines TV Mehrteilers zusammen geschnitten, weshalb der Film auf einmal sehr gehetzt wirkt und sich das Drehbuch deutlich oberflächlicher auf Holzhammerdialoge und arg seifige Romantik- und Dramaeinlagen verlassen muss, um das Konstrukt zusammenzuhalten. Wenig subtil werden dann im Sekundentakt Braveheartreden geschwungen und Helden aufgebaut, die durchweg nicht überzeugen und auch in ihrer Motivation arg gewollt wirken. Zumindest ist der in Rumänien gedrehte, sehr ordentlich budgetierte Film sauber inszeniert und bleibt durchweg interessant, wirklich mitreißen kann er aber zu keiner Sekunde. Und warum ein “Barbarossa” genannter Streifen selbigen dann weit vorm Showdown aus dem Film verschwinden lässt, will sich auch nicht so recht erschließen. Dabei hätte Rutger Hauer den Rest vom Film sicher auch mühelos retten können …
Die deutsche DVD kommt von Sony Pictures Home Entertainment und ist mit einer FSK 16 uncut.
In diesem Sinne:
freeman
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