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Presidio

Originaltitel: The Presidio__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Peter Hyams__Darsteller: Sean Connery, Mark Harmon, Meg Ryan, Jack Warden, Mark Blum, Dana Gladstone, Jenette Goldstein, Marvin J. McIntyre, Don Calfa, John DiSanti, Robert Lesser, Patrick Kilpatrick u.a.
Presidio

Sean Connery und Mark Harmon in “Presidio” von Peter Hyams

Als Regisseur genießt Peter Hyams („Enemies Closer“) eher den Ruf eines Handwerkers, seine Filme stehen für kerniges Männerkino – und „Presidio“ gehört zu den Filmen in seinem Schaffen, die beide Thesen eher bestätigen.

Der Aufhänger seines 1988er Actionkrimis ist Mord, nämlich der an einer Militärpolizistin, die nachts einige Eindringlinge in der Basis überrascht. Auf der Flucht sorgen die Mordbuben noch für Sach- und Personenschäden in San Francisco, was für einen knalligen Opener sorgt, aber auch die Zivilpolizei involviert, womit „Presidio“ mal wieder über das Militär als geschlossenen Kosmos berichtet, in dem Schnüffler von außen gar nicht gern gesehen sind, wodurch Ermittlungen in dem Milieu gar nicht leicht sind (man denke auch an „Wehrlos – Die Tochter des Generals“ oder „Eine Frage der Ehre“).

Hier wird der Konflikt noch dadurch verstärkt, dass der ermittelnde Cop Jay Austin (Mark Harmon) früher selbst bei der Militärpolizei war, nach Knatsch entlassen wurde und aus dieser Zeit auch noch Lieutenant Colonel Alan Caldwell (Sean Connery) kennt, der ihm vom Militär zur Seite gestellt wird. Allerdings sind die beiden sich nicht grün – und die Ermordete ist Austins ehemalige Partnerin, womit der Film ein leichtes Buddy-Element hineinbringt, das aber nur selten in spitzzüngigen Wortgefechten aufgeht, sondern eher in bodenständigen Reibereien und Kompetenzgerangel.

Mehr oder minder freiwillig ermitteln die beiden aber gemeinsam an dem Fall, wobei es nicht gerade hilft, dass sich Caldwells Tochter Donna (Meg Ryan) mit Austin einlässt. Doch bald kommen die Partner wider Willen einer Verschwörung auf die Spur…

Schaut euch den Trailer zu „Presidio“ an

Tatsächlich hat „Presidio“ viel was einen guten Genrefilm ausmacht, vor allem handwerklich kann man über Hyams’ Regie- und Kameraarbeit nicht meckern, wenn der Film in den Bildern nächtlicher Straßen und im Hellen aufgesuchter Tatorte schwelgt. Actionpuristen sollten freilich weniger von dem Film erwarten, denn abgesehen von der Auftaktverfolgungsjagd gibt es in der Mitte nur noch eine Schlägerei und eine Verdächtigenhatz, ehe die stark choreographierte und recht fetzige Finalschießerei immerhin einen schicken Showdown bietet.

Das Problem des Films liegt jedoch nicht im dosierten Actioneinsatz, sondern in seinem unausgegorenen Mix verschiedener Elemente. So treten die Subplots stark in den Vordergrund, während der eigentliche Mainplot, nämlich die Mordermittlungen keinen großen Raum einnehmen und dementsprechend enttäuschen. Wenige Verdächtige treten auf, wenige Hinweise werden gesammelt, fast schon banal ist dann der Hintergrund der Bluttat, weshalb „Presidio“ ein wenig enttäuscht.

Demgegenüber sind die Nebenhandlungen unterschiedlich interessant: Die Liebesgeschichte zwischen Donna und Austin verkompliziert zwar das Verhältnis zwischen Austin und Caldwell und sorgt für etwas Bettakrobatik, die in der R-Rated-Fassung beschnitten wurde (eigentümlicherweise in der zwar längeren, aber weniger freizügigen der beiden Sexszenen), aber leider fehlt es diesem ausführlichen Handlungsstrang an echter Romantik und Emotion, wodurch das Liebesgeplänkel stets zum Bremsklotz wird. Interessanter sind da schon die Dispute zwischen Austin und Caldwell zum Stellenwert der Army, bei denen Caldwell seinen Arbeitsort durchaus kritisch sieht, die Armee beispielsweise mit einem großen, hässlichen Hund vergleicht, den man zum Schutz einsetzt, bei Besuch von Gästen aber lieber wegsperrt.

Tatsächlich trägt Sean Connery („The Rock“) den Film an vielen Stellen auch fast im Alleingang mit seiner bärbeißigen wie charmanten Art, vor allem wenn er beweist, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört und Schlägertypen ausschaltet. Dagegen liefert Mark Harmon („Navy CIS“) als freundlicher Sunnyboy bloß eine Routineperformance ab, während Meg Ryan („Top Gun“) als rebellische Tochter durchaus ihr Können zeigt, aber leider nur soweit wie das Drehbuch sie lässt. Zurückhaltend, aber auch etwas blass kommt der Supportcast daher.

Es bleibt ein routinierter Actionkrimi, der leider in fast jedem Bereich eben nicht mehr als besagte Routine ist: Wenige, aber kompetent gemacht Action, nicht uninteressante Ansätze in den Subplots, die aber leider den Mainplot dadurch an den Rand drängen, der sich im Endeffekt als recht schwachbrüstig erweist, ein solides Darstellerensemble, aus dem sich allerdings einzig und allein Sean Connery hervortut.

Die deutsche DVD von Paramount ist ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben und beinhaltet sogar die Unrated-Fassung des Films, die allerdings nur in einer Liebesszene minimal freizügiger als die amerikanische Version ist.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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