Originaltitel: Mong-ta-joo__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Jeong Geun-Seop__Darsteller: Jeong-hwa Eom, Hie-bong Jo, Sang-kyung Kim, Young-chang Song u.a. |
15 Jahre. 15 Jahre ist es her, dass die Tochter von Ha-kyung entführt wurde und bei der Lösegeldübergabe zu Tode kam. Doch es gelang nie, den Entführer zu fassen. Darum konnte Ha-kyung auch nie mit den Ereignissen abschließen. Als der Polizist, der ihren Fall niemals wirklich ad acta legen konnte und engagiert jeder noch so kleinen Spur auf den Grund ging, mal wieder vor ihrer Wohnung auftaucht, hofft Ha-kyung natürlich auf eine neue Entwicklung in den Ermittlungen. Doch Cheong-ho ist aus einem anderen Grund da…
Er muss Ha-kyung mitteilen, dass nach koreanischem Recht sogar eine Entführung mit Todesfolge nach 15 Jahren als verjährt angesehen wird. Es blieben nur noch wenige Stunden, bis die Frist verstrichen sei und er jedweden Ermittlungsversuch bleiben lassen müsse. Ha-kyung ist zutiefst verzweifelt und Cheong-ho spürt sofort, dass die Frau nie wieder ihren Frieden finden wird. Doch ihm sind die Hände gebunden. In einem letzten Anfall von Sentimentalität fährt er zu dem Ort, wo Ha-kyungs Tochter einst starb. Er will sich gebührend verabschieden.
Vor Ort findet er eine Blume. Als ihm Ha-kyung auf seine Nachfrage hin versichert, die Blume nicht dort abgelegt zu haben, weiß Cheong-ho, dass der Entführer die Blume dort abgelegt haben muss, denn die genauen Details über das Ableben von Ha-kyungs Tochter wurden nie veröffentlicht! Wie besessen stürzt sich Cheong-ho erneut in die Ermittlungen, doch es ist zu spät. Obwohl er Hinweise auf den Entführer findet, muss er die Ermittlungen fallen lassen. Die Verjährungsfrist ist verstrichen.
Wenige Tage nach diesen Ereignissen wird urplötzlich wieder ein Mädchen entführt. Und zwar nach genau demselben Muster wie einst Ha-kyungs Tochter. Hat der Entführer das Verstreichen der Verjährungsfrist nur abgewartet? Ist ein Nachahmer am Werk? Cheong-ho nimmt sich verbissen des Falles an, nicht gewillt, noch ein Mädchen an einen Entführer zu verlieren. Parallel findet Ha-kyung eine heiße Spur im Fall ihrer Tochter…
httpv://www.youtube.com/watch?v=jE7k1UXfyxc
Mehr von der Handlung von „Verjährung“ zu verraten, käme einer Sünde gleich. Entwickelte der Streifen schon zu Beginn mit dem kurzen Aufflackern von Hoffnung im Fall von Ha-kyungs Tochter eine fantastische Spannungskurve und riss den Zuschauer mitten hinein in die Handlung, wird es nach einem kurzen Zwischenintermezzo, in dem die Grundsituation um ein weiteres entführtes Mädchen installiert wird, richtig spannend. Immer wieder führt einen „Verjährung“ fortan an der Nase herum und fährt fantastische Wendungen auf, die man so niemals hat kommen sehen. Dennoch wirken die Erklärungen der Entwicklungen immer schlüssig und logisch und verblüffen nachhaltig. Am Ende steht ein finaler, ein großartiger, tragischer Twist. Spätestens hier offenbart sich dem Zuschauer, dass „Verjährung“ sogar mit seiner Erzählzeit spielte, um sein Publikum auf immer neue falsche Fährten zu locken. Hier erklärt sich dann auch der Originaltitel, der soviel bedeutet wie Montage. Selbige wird filminhärent zum Schlüssel für die Lösung des Falles werden (keine Sorge, das war kein Spoiler!), geschieht aber eben auch formal: Indem Ermittlungen verschiedener Zeitebenen parallel montiert werden und auf die eine Lösung hinauslaufen.
Der Zuschauer ist in der Folge permanent gefordert und beteiligt sich gerne am Mitraten. Genauso erfreut er sich an der stetig weiter steigenden Spannungskurve. Um diese immer weiter zu verschärfen, braucht „Verjährung“ keinerlei Gewalteskalationen oder Actionszenen. Er fokussiert sich stattdessen vollkommen auf das Erzählen und damit auf seine stark geschriebene Story. Die beiden Hauptfiguren sind zudem sehr sympathisch gezeichnet und fantastisch gespielt, was für eine tolle Involvierung des Zuschauers in die Ereignisse sorgt. Und selbst auf der Täterseite zeichnet der Streifen nicht einfach nur Schwarzweiß. Vielmehr offenbart sich hier eine doppelt tragische Komponente. In der Folge ist der Zuschauer am Ende irgendwo zwischen Mitleid und Rachefantasie gefangen und wird nicht wirklich mit einem guten Bauchgefühl aus dem Film entlassen.
Obwohl mit 115 Minuten doch recht lang, wirkt „Verjährung“ immer konzentriert und auf seine Handlung fokussiert. Vor allem im Vergleich zu den zuletzt stark ausufernden Erzähl-Schemas anderer südkoreanischer Produktionen hat man hier nie den Eindruck, dass Nebenschauplätze aufgespannt werden, die gar nichts mit dem Film zu tun haben – abgesehen von einer Szene, die leider auch aus dramaturgischer Sicht keinen Sinn ergibt und sich um einen fehlgeschlagenen Entführungsversuch dreht. Optisch kommt „Verjährung“ im gewohnt hochwertigen Look daher. Die Südkoreaner haben definitiv ein Händchen für immer kinoreife Bilder, die auch international höchst kompatibel sind. Im Vergleich zum sonstigen koreanischen Hochglanzkino herrscht hier allerdings eine eher düstere, triste Atmosphäre vor, was allerdings auch prächtig mit der Geschichte und dem angeschlagenen Ton korrespondiert.
Schlussendlich kann man gar nicht glauben, dass Regisseur Jeong Geun-seop mit „Verjährung“ nach einem eigenverfassten Drehbuch sein Regiedebüt abgeliefert haben soll. Seine Gespür für die Entwicklung von Spannung, seine Erzählweise, sein Hantieren mit cleveren Twists und seine einfühlsame Schauspielführung machen einen schlicht und ergreifend Staunen. Sein Film hat nur in einigen Details winzig kleine Problemherde (etwa in der Figurenzeichnung der Cops, mit denen Cheong-ho recherchiert), ist ansonsten aber das Spannendste, was mir seit langer Zeit untergekommen ist.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 1. Mai 2015 von dem Label Edel: Motion Film und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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