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Son of a gun

Originaltitel: Son of a gun__Herstellungsland: Australien__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Julius Avery__Darsteller: Brenton Thwaites, Ewan McGregor, Alicia Vikander, Matt Nable, Damon Herriman, Nash Edgerton, Jacek Koman, Tom Budge, Eddie Baroo, Jesse McGinn u.a.
Son of a gun

Ewan McGregor gibt einen formidablen Bad Ass im australischen Thriller “Son of a gun”.

Als der 19jährige JR für sechs Monate in einen australischen Knast einwandert, hat er zunächst keine großen Probleme sich anzupassen. Als er sich jedoch vermehrt für einen deutlich schwächeren Mithäftling einsetzt, fällt er damit dem Schwerverbrecher Brendan Lynch auf. Der schätzt JRs Loyalität und bietet ihm an, ihn für die restlichen sechs Monate seiner Haftstrafe zu schützen. Als Gegenleistung soll JR nach Absitzen seiner Haftstrafe von draußen mithelfen, Brendan zur Flucht zu verhelfen.

Natürlich willigt JR ein und bereitet nach seiner Entlassung die Flucht von Brendan vor. In dieser Phase hat „Son of Gun“ seine besten Momente. Zwar ist der im Film gezeichnete Knast-Alltag durchsetzt mit hinlänglich bekannten Knastfilm-Klischees (eigentlich fehlt nur der Häftling mit dem Tier), doch die aufgebaute, von einem starken Score begünstigte Atmosphäre ist sehr dicht und die Beziehung zwischen JR und Brendan wird nachvollziehbar entwickelt. Auch wenn JR außerhalb des Knastes die Vorzüge genießt, die daraus resultieren, dass er ein Kumpel von Brendan ist, läuft „Son of a gun“ richtig rund und bewegt sich schnellen Schrittes auf die Befreiung von Brendan zu. Diese gelingt dank einem spektakulären Manöver und man ist wirklich gespannt, wie der Film nun versuchen wird, die vorerst aufgelöste Spannung wieder neu aufzubauen.

Doch „Sun of a gun“ denkt nun lange Zeit gar nicht daran, einen neuen Spannungsbogen zu etablieren. Stattdessen schauen wir dem mal wirklich uninspirierten Balztanz zwischen JR und einer sehr unnahbar und kalt wirkenden jungen Dame namens Tasha zu. Jene wird zum Ende hin für viel emotionalen Sprengstoff zwischen JR und Brendan sorgen. Wobei niemals klar wird, wieso JR einen Charismatiker wie Brendan gegen eine Zicke wie Tasha eintauscht…

httpv://www.youtube.com/watch?v=pmUdl8kMgq0

Auf jeden Fall tritt „Son of a gun“ in seinem Mittelteil vollkommen auf der Stelle. Selbst als klar wird, dass Brendan plant, einen millionenschweren Supercoup rund um eine Ladung Gold abzuziehen, startet der Film nicht durch. Weder ist dem Spielfilm-Regie-Debütant Julius Avery die Vorbereitung des Diebstahls wichtig noch die eigentliche Durchführung. Die steht nämlich von einem Moment auf den anderen an und endet zumindest in einer ordentlichen Autoverfolgungsjagd, die mit einem netten finalen Stunt aufwartet.

Son of a gun

Brendan mit seinen Spießgesellen…

Im letzten Drittel geht es dann vornehmlich um Vertrauen und Misstrauen und den Versuch, Spannungen zwischen JR und seiner Ersatzvaterfigur Brendan zu lancieren. Solange „Son of a gun“ hier die langweilige Tasha ausblendet, funktioniert das ganz gut. Dennoch endet dieser Abschnitt und damit der gesamte Film auf eher unspektakuläre und leider auch arg vorhersehbare Art und Weise.

Was auf jeden Fall für „Son of a gun“ spricht, ist Ewan McGregor („Haywire“) in seiner Rolle als Brendan. McGregor beherrscht jede seiner einzelnen Szenen und spielt offensiv gegen seine eher schwach gezeichnete Figur an. Sein Brendan wird in der Folge angenehm unberechenbar, da McGregor in wirklich jedem seiner Auftritte etwas unterschwellig Bedrohliches mitschwingen lässt. Damit macht McGregor vor allem seinem Co-Darsteller Brenton Thwaites (zuletzt deutlich präsenter in „The Signal“) das Leben zur Hölle. Dessen Figur ist nämlich so langweilig, dass er teilweise arg hilflos wirkt und leider hier und da auch genauso spielt. Nur in den gemeinsamen Szenen mit McGregor spürt man deutlich, wie Thwaites sich mitziehen lässt. Nur um in den Szenen mit Tasha wieder komplett baden zu gehen. Das liegt aber auch daran, dass zwischen Thwaites und Tasha-Darstellerin Alicia Vikander zumindest auf der Leinwand die Chemie so überhaupt gar nicht stimmen will.

Son of a gun

Trotz Hubschraubers wird es nur selten temporeicher…

Inszenatorisch ist der eher schmal budgetierte „Son of a gun“ sehr wertig umgesetzt. Die nervöse Kamera sorgt für eine gewisse Dynamik, ohne ihn Wackelkamera-Arien zu verfallen. Die kargen australischen Landschaftsbilder haben einen ganz eigenen Reiz und heben den Streifen zumindest von seinen im Ostblock gedrehten Kollegen aus Hollywood mühelos ab. Die beiden längeren Action-Momente (Die Autoverfolgungsjagd und ein Shootout) haben Schmackes, hätten aber von weitaus mehr ähnlichen Einlagen flankiert werden können. Sehr angenehm fallen sowohl der atmosphärische, immer treffende Score als auch die Songauswahl zum Film aus. Köstlich ist etwa die Szene, wenn JR bei einem VoKuHiLa-Typ im „New Kids“-Modus Waffen kauft und von „Boys don’t cry“ zugedröhnt wird.

Ich muss zugeben, dass ich mich sehr auf „Sun of a gun“ gefreut habe. Schon während ich den Streifen goutierte, trat allerdings Ernüchterung ein. Vieles bleibt einfach in Ansätzen stecken. So wird den ganzen Film über eine Schach-Analogie aufgebaut, nur um dann im Finale vollkommen unspektakulär zu verpuffen. Da gelingt dem Film im Knast ein atmosphärisch stimmiger Einstieg, ohne dass „Son of a gun“ irgendwas davon in den Rest der Laufzeit retten könnte. Und anstelle auf die Beziehung zwischen JR und seinem „Ersatzvater“ Brendan zu fokussieren, diese zu verdichten und zu dynamisieren, drängen Regisseur und Drehbuch ihren größten Pluspunkt, Ewan McGregor, zugunsten einer öden Liebelei unter Jugendlichen in den Hintergrund. Und als der Film selbst mit dem Goldraub keinerlei Fahrt mehr aufnimmt und sogar eine persönliche Abrechnung mit einem Verräter beiläufig abfrühstückt, fühlt man sich als Zuschauer irgendwie gar nicht mehr verstanden. Trotzdem: Ein gewisses Unterhaltungspotential kann man dem Film nicht absprechen und sowohl die wertige Inszenierung als auch ein fantastischer Ewan McGregor sind mir folgende Punktzahl wert:

Die deutsche DVD/Blu-ray stammt von Ascot Elite und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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