Originaltitel: Wonder Woman__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2011__ Regie: Jeffrey Reiner__ Darsteller: Adrianne Palicki, Elizabeth Hurley, Cary Elwes, Tracie Thoms, Pedro Pascal, Edward Herrmann, Justin Bruening, Joseph Gatt, B.J. Britt, Geoff Meed, … |
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„Wonder Woman“ ist eine Superheldin des amerikanischen „DC“-Comic-Verlags, welche der Psychologe William Moulton gemeinsam mit seiner Ehegattin Elizabeth (Sadie) Holloway Marston erschaffen hat. Bei der Figur handelt es sich um eine von Göttern zum Leben erweckte Krieger-Prinzessin eines auf der griechischen Mythologie basierenden Amazonen-Volkes, die erstmals in der im Dezember 1941 veröffentlichten achten „All Star Comics“-Ausgabe in Erscheinung trat, u.a. sehr hübsch, intelligent, schnell, stark und nahezu unverwundbar ist sowie über unterschiedliche Waffen verfügt, zu denen zwei unzerstörbare „Armreifen“ und ein spezielles Lasso gehören, mit dem sie Leute dazu bewegen kann, bestimmte Wahrheiten sowohl zu erkennen als auch preiszugeben. Trivia in Verbindung mit letzterem Punkt: Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit entwickelten William und Elizabeth eine zentrale Komponente des von John Augustus Larson einige Jahre später optimierten Lügendetektors. Aber zurück zu unserer Heroine – also „Princess Diana of Themyscira“, wie ihr vollständiger Geburtsname lautet – welche außerhalb ihrer ursprünglich als „Paradise Island“ bekannten Heimat seit jeher als engagierte Botschafterin sowie toughe Kämpferin für Frieden und Gerechtigkeit agiert…
Je nach Autor, Zeichner und Ära gab es bei „Wonder Woman“ im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen festzustellen – etwa auf ihre Charakter-Eigenschaften, ihr Äußeres (nicht nur da sie eingangs noch einen Rock trug) oder den „inhaltlichen Ton“ ihrer Geschichten bzw. Abenteuer bezogen. Zu Beginn markant von Feminismus, Patriotismus und amerikanischer Propaganda geprägt, kamen nach Ende des zweiten Weltkriegs zunehmend fantastischere Elemente (á la Fabelwesen) mit ins Spiel, wechselten die Jobs ihrer „Alter Egos“ (Sekretärin, Krankenschwester, Model, Schauspielerin, Kolumnistin etc.) und erhielt sie sogar eine neue „Origin-Story“ zugestanden. Weit über die Comics hinaus wurde sie zu einer weiblichen Ikone, welche u.a. die Erstausgabe des renommierten „Ms.“ Magazins zierte und in den ’70ern zur Heldin einer populären, bis heute Kult-Status genießenden TV-Serie (mit Lynda Carter in der Titel-Rolle) avancierte. Abgesehen von einigen animierten Werken scheiterten fortan jedoch alle weiteren Versuche einer filmischen Umsetzung der Materie – bis sich David S. Goyer, Chris Terrio und Zack Snyder der Sache annahmen und den Part in ihren 2016er Blockbuster „Batman v Superman: Dawn of Justice“ mit einbanden. Als Besetzung erwählte man die Israelin Gal Gadot („Fast & Furious 6“) – eine ebenso kontroverse wie reizvolle Entscheidung…
Hier soll es nun aber um ein anderes innerhalb des geschilderten Kontexts zu verortendes Projekt gehen – nämlich um eine vom US-Fernsehsender „NBC“ 2011 (anlässlich des 70. Jubiläums) in Auftrag gegebene „Pilot-Episode“, auf deren Basis man eine neue Reihe zu starten gedachte. Dass daraus nichts wurde, ist ja fern eines Geheimnisses – allerdings verbleibt die Frage, was die eigentlichen Gründe dafür waren, zumal sich die Verantwortlichen diesbezüglich weitestgehend bedeckt hielten. Für das rund 42-minütige Werk – welches mir nach einer ganzen Weile jüngst erst wieder in den Sinn geriet, als ich Hauptdarstellerin Adrianne Palicki in dem 2014er Action-Thriller „John Wick“ erblickte – vermochte man keinen Geringeren als den preisgekrönten Serien-Profi David E. Kelley („L.A. Law“, „Ally McBeal“, „the Practice“, „Boston Legal“ etc.) als Executive Producer und Teleplay-Autor zu gewinnen, während Jeffrey Reiner (TV´s „the Event“) den Posten des Regisseurs übernahm. Nie öffentlich ausgestrahlt, weist die vorrangig zu Test-Zwecken zusammengestellte Fassung u.a. unvollendete F/X-Arbeit, eine unfertige Ton-Abmischung sowie einen provisorischen Score auf. Tja, mal schauen, ob auszumachen ist, warum der Show schon derart früh „der Stecker gezogen“ wurde…
In dieser Version des Stoffes kennen und schätzen die Bürger „Wonder Woman“ nicht nur bereits von Anfang an als edelmütige Verbrechensbekämpferin – sondern auch als Diana Themyscira, ihres Zeichens in den Medien präsente Chefin und Werbeträgerin eines großen Unternehmens, welches dank entsprechendem Merchandise (Puppen, Thermoskannen, Lunch-Boxes usw.) viele Millionen Dollar erwirtschaftet, mit denen sie wiederum ihre Aktivitäten gegen das Böse auf der Welt finanziert. Wenn sie gelegentlich mal das Bedürfnis verspürt, sich von all dem Trubel (zugunsten etwas Ruhe und „Normalität“) zurückziehen zu müssen, schlüpft sie immerzu kurzerhand in die „alternative Identität“ einer gewissen Diana Prince – einem unscheinbaren Mädel, das allein (mit ihrer Katze) in einem beschaulichen Appartement wohnt und ihre Einsamkeit in jener Umgebung nicht permanent vor anderen Leuten verbergen muss. Einzig ihr CEO Henry Johns (Cary Elwes) und ihre Assistentin Etta Candy (Tracie Thoms) wissen davon. Eine konkrete (mit ihrer Person verknüpfte) „Mythologie“ wird an keiner Stelle dargereicht. Abgesehen von der in einem Nebensatz verpackten Info, dass sie eine Amazone sei, erfährt man im Prinzip überhaupt nichts über ihre Herkunft. Mit Sicherheit wäre das in späteren Folgen vertieft worden – so aber kommt einem das schlichtweg „zu knapp gehalten“ vor…
Ihre Widersacherin im Vorliegenden ist Veronica Cale (Elizabeth Hurley) – Vorsitzende eines Pharma-Konzerns, der im Verdacht steht, primär unter Sportlern beliebte, offenbar jedoch auch mehrere Todesfälle verschuldende Ergänzungsmittel bzw. Drogen herzustellen. Im Geheimen forschen Veronica und ihre Mitarbeiter obendrein an der Erschaffung von „Super-Soldaten“ – und zwar per Experimente an Menschen. Jip, es ist so lahm und abgedroschen, wie es klingt. Vom Einstieg aus an ist sich Diana der Schuld Cales sicher. Auf welcher Basis sie diese Meinung vertritt, wird nie erklärt. Es geht ihr gezielt darum, sie zur Strecke zu bringen: Ohne über handfeste Beweise zu verfügen, äußert sie unverhohlene Vorwürfe auf einer extra einberufenen Pressekonferenz und greift überdies zu „fragwürdigen Mitteln“, um anvisierte Hinweise einzuholen. Einem überwältigten Flüchtigen nimmt sie beispielsweise gewaltsam eine Blutprobe ab, noch bevor dieser einen Anwalt verlangen kann und von der Polizei in Gewahrsam genommen wird. Kurz darauf sucht sie jenen Herren erneut auf und foltert ihn so lange, bis er ihr die Location des verborgenen Labors verrät! Was ist eigentlich aus ihrem „Lasso of Truth“ geworden?!? Das „Negativ-Highlight“ in dieser Hinsicht markiert dann allerdings ihr Töten eines Wachmanns, dessen Kehle sie mit einem Stahlrohr durchbohrt…
Kelley hat es sich nicht nehmen lassen, diverse „juristische Aspekte“ in die Handlung mit einzuflechten: Die Frage wird aufgeworfen, inwieweit „Wonder Woman“ mit ihren Methoden die Grenzen der Legalität überschreitet. Man droht Diana damit, ihr und ihrer Firma Anwälte auf den Hals zu hetzen – sie zu verklagen und vor Gericht zu zerren. In TV-Sendungen diskutieren Experten wie Alan Dershowitz, Nancy Grace und Dr. Phil (allesamt in Form von Cameos) über sie – selbst das „Department of Justice“ hat Ermittlungen eingeleitet. Und die Sache ist ja: Sie haben Recht! Wenn es nach den allgemein-geltenden Gesetzen geht, sind so einige ihrer Vorgehensweisen definitiv illegal. In einem vorangegangen Skript-Entwurf gab es sogar mal eine Passage, in der Diana vor den US-Kongress zitiert wurde und dort bezüglich ihrer Aktivitäten Stellung beziehen musste. Diplomatische Immunität als Abgesandte Thermysciras wird aber irgendwie zu keiner Zeit erwähnt bzw. aktiv ins Spiel gebracht. Selbst ihre „große Liebe“ Steve Trevor – der im Ursprungsmaterial einst ein Testpilot der Airforce war – ist hier nun im Auftrag des Justizministeriums unterwegs. Mag sein, dass dieser gewählte Ansatz den „Realismus-Gehalt“ steigert – allerdings harmoniert vieles davon nicht unbedingt einträglich mit bestimmten Elementen des „Drumherums“…
Als „Wonder Woman“ nimmt Diana all ihre ins Auge gefassten Absichten mit fester Entschlossenheit in Angriff und sieht sich dabei u.a. dem belastenden Druck ihrer „Vorbildfunktion“ ausgesetzt – sich also keinerlei Fehler erlauben zu dürfen, niemals Schwächen zu zeigen sowie möglichst fortwährend ein geradezu makelloses Aussehen zur Schau stellen zu müssen. Simultan ist sie sowohl „Aushängeschild“ als auch Führungsverantwortliche eines wirtschaftsorientierten Unternehmens – worüber hinaus sie hinter ihrer nach außen getragenen „Fassade“ zudem eine sich nach einem normalen Alltag sehnende „Ader“ verborgen hält: Unter einem Pseudonym lebt sie zurückgezogen mit ihrem Kater in einer „gemütlich-bürgerlichen“ Wohnung, fühlt sich einsam, schaut sich Filme á la „the Notebook“ im Fernsehen an und vermisst Steve. Bevor sie nach L.A. gezogen war, um sich „fürs Gute“ einzusetzen, waren sie einst zwei Jahre lang ein Paar gewesen: Bewusst hatte sie sich damals jedoch gegen eine festere Beziehung entschieden. Als sie ihn nun wiedertrifft und im Zuge dessen erfährt, dass er inzwischen ein verheirateter Mann ist, wandelt sich ihre erkeimte Freude sogleich in noch tiefer gehende Traurigkeit – worauf sie sich dazu durchringt, erstmals das Internet für die Suche nach potentiellen Date-Partnern zu nutzen…
In der Haupt- bzw. Titelrolle hinterlässt Adrianne Palicki eine zwiespältige Impression: Auf der einen Seite besitzt sie prima passende Body-Maße und meistert ihre Szenen als Diana Prince ohne einer Veranlassung zur Klage – auf der anderen mangelt es ihr jedoch an Charme und Ausstrahlung, um eine würdige „Wonder Woman“ abzugeben. Dass ihr physisch fordernde Parts liegen, bewies sie im Folgenden ja im Rahmen von Werken wie „Red Dawn“ oder „G.I. Joe: Retaliation“ – doch hat das ihr zugehörige „Gesamtpaket“ in diesem Fall einfach nicht ausgereicht. Ihre Gegenspielerin portraitiert die topfit und motiviert anmutende Elizabeth Hurley („EDtv“) – welche allerdings keine allzu hochwertige oder in Erinnerung verbleibende Performance abliefert. In Teilen ist letzteres dem Drehbuch zuzurechnen, das in Gestalt Cales schlichtweg keinen prägnanten Villain hervorzubringen vermochte. Cary Elwes („Saw“) tendiert als „Themyscira Corporation“-CEO wiederholt in Richtung Overacting, Pedro Pascal (TV´s „Narcos“) mimt einen örtlichen Detective und als Diana´s Assistentin Etta gefiel mir Tracie Thoms („Looper“) eigentlich recht ordentlich – wohingegen Justin Bruening (TV´s „Knight Rider“, 2008) Steve Trevor arg uncharismatisch verkörpert und Edward Herrmann (TV´s „Gilmore Girls“) kurz mal als Senator in Erscheinung tritt…
Betrachten wir nun das Outfit, welches „Wonder Woman“ in der Öffentlichkeit trägt und von dem frei heraus gesagt wird, dass es von Diana und ihrem Team bewusst so entworfen wurde, um die Merchandise-Verkaufszahlen zu steigern: Gegenüber der Comic-Vorlage sind einzelne Änderungen zu verzeichnen – primär zu Beginn, mit bis zu den Stiefeln reichenden Leggins. Alles in allem hielt man sich (betreffend des Designs und der Farbgebung) jedoch relativ nah an dem seit jeher bekannten Bild der resoluten Kriegerin – zumal sie gegen Ende hin überdies auch eine Variation im klassischen „’70ies-Stil“ (sprich: Hotpants) präsentiert. Das Problem ist bloß: Das Kostüm wirkt schon ein Stück weit „billig“ – inklusive eines Zackens unfreiwilliger Komik. Als Transportmittel steht ihr ein Mini-Flugzeug zur Verfügung, mit dem sie den Luftraum der City durchquert und welches (enttäuschenderweise) weder unsichtbar ist noch wird, ihre Kräfte sind übermenschlich – u.a. kann sie überaus schnell rennen, weit springen und ein Wagen „zieht den Kürzeren“, als er mit ihr kollidiert – während sie mit ihren Armband-Manschetten Projektile abzuwehren vermag und ihr Lasso gern (geschwind und ergiebig) nutzt, um fliehende oder sonstwie renitente Gegner dingfest zu machen (was ich beides gar nicht mal so uncool fand)…
Action gibt es zwar nicht allzu viel – doch kann sich das in dieser Hinsicht Gebotene zumindest einigermaßen sehen lassen: Eine unmittelbar am Anfang platzierte Verfolgungsjagd zu Fuß durch die Straßen von Los Angeles (plus über einige Wagendächer hinweg) wurde ordentlich arrangiert – und der finalen Erstürmung der seitens einer Gruppe „Super-Soldaten“ bewachten geheimen Forschungseinrichtung Cales beizuwohnen bereitet durchaus Laune. Leider aber sorgen eben jene Schergen eher für ungewollte Belustigung anstelle eines bedrohlichen Gefühls – was daran liegt, dass man sie mit irgendwelchen „Klischee-Bodybuildern“ besetzt hat, die den Anschein erwecken, als wären sie stracks aus der nächstbesten „Mucki-Bude“ am Set aufgetaucht. Ach, und die arg lahme Schluss-Konfrontation zwischen „Wonder Woman“ und Veronica sollte man besser gleich mehrfach mit dem „Mantel des Schweigens“ umhüllen. Die Post-Production wurde übrigens noch vor der Vollendung einzelner Schritte abgebrochen – und so werden hier und da etwaige Infos (wie z.B. „VFX missing: Pants to be darkend“) eingeblendet und sind diverse Stunt-Kabel noch immer klar erkennbar (also völlig unretouchiert). Nichtsdestotrotz sind einige Effekte bereits vorhanden – allen voran rund um die Verwendung des kleinen Jets – so dass man (im Ganzen) problemlos dazu in der Lage ist, sich eine aussagekräftige Meinung zu bilden…
David E. Kelley´s Herangehensweise an die Materie – komplett mit seinem gewohnten Faible für die Beleuchtung bestimmter Geschlechterverhältnisse – funktioniert nicht gerade optimal: Es herrscht keine vernünftige Balance zwischen den ernsten und Comic-haften Elementen der generell nicht sonderlich aufregenden oder reizvollen Geschichte, den Dialogen mangelt es an „Pfiff“ sowie den meisten Sequenzen an echten inhaltlichen oder stilistischen Highlights. Würde mich einer nach meinem persönlichen Lieblingsmoment fragen, wäre das wohl der, als sich Diana auf einer Vorstandssitzung ihrer Firma danach erkundigt, wer aus den Reihen der Anwesenden denn wahrhaftig glaubt, die auffällig drallen Brüste der neusten Action-Figur würden (von der Größe her) den ihren entsprechen – und sich einer der Männer tatsächlich meldet: Henry´s prompte Reaktion sowie ihr böser Blick – einfach köstlich. Schade, dass der Rest dermaßen belanglos ausgefallen ist – einschließlich der „08/15-Regiearbeit“ Jeffrey Reiners, bei der keinerlei individuelle Handschrift auszumachen ist. Im Grunde erweckt dieser „Pilot“ einen erstaunlich „altbackenen“ Eindruck – und das sowohl im Allgemeinen als auch im Vergleich zu verschiedenen ähnlich gearteten Serien, von denen einige früher, die meisten aber in der Zeit seither entstanden…
Fazit: Ich kann verstehen, warum „NBC“ sein 2011er „Wonder Woman“-Projekt nicht fortgeführt hat. Selbstverständlich hätten gewisse Dinge noch „gerichtet“ werden können – doch wäre es (unter den damals gegebenen Bedingungen und Umständen) mit Sicherheit kein leichtes Unterfangen geworden. Die Chancen auf eine gelungene Realfilm-Adaption in naher Zukunft stehen aber keineswegs schlecht: Man darf gespannt darauf sein, wie Zack Snyder und Patty Jenkins die ikonische Vorlage 2016 und 2017 interpretieren bzw. in Szene setzen. Zumindest kann davon ausgegangen werden, dass es wohl eher in Richtung des coolen 2013er Kurzfilms Sam Balcombs als in die des im selben Jahr veröffentlichten „Faux-Trailers“ Jesse V. Johnsons geht, der einen unweigerlich an B-Movie-Trash á la Albert Pyun´s „Captain America“ (1990) denken lässt…
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