Originaltitel: Conspiracy Theory__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Richard Donner__Produktion: Joel Silver, Richard Donner__Darsteller: Mel Gibson, Julia Roberts, Patrick Stewart, Cylk Cozart, Steve Kahan, Terry Alexander, Alex McArthur, Rod McLachlan, Michael Potts, Jim Sterling, Rich Hebert, Brian J. Williams u.a. |
Nicht nur als Mad Max war Mel Gibson etwas verrückt, sondern auch als Martin Riggs und noch als Jerry in „Fletcher’s Visionen“, wieder für das „Lethal Weapon“-Team aus Regisseur Richard Donner („Die Goonies“) und Produzent Joel Silver („Stirb langsam“).
Jerry Fletcher (Mel Gibson) ist Taxifahrer in New York und recht paranoid. Beim Fahren erzählt er seinen Gästen andauernd die neuesten Verschwörungstheorien und zeigt nebenbei seinen Verfolgungswahn ganz offen. Er gibt sogar eine Zeitschrift raus, die „Conspiracy Theory“ heißt. Mel Gibson läuft schon in den ersten Minuten des Films zu Höchstform auf: Seine Darstellung des etwas durchgeknallten Jerry ist komisch und liebenswert zugleich.
Jerry verehrt die Anwältin Alice Sutton (Julia Roberts) abgöttisch. Er rettete sie vor zwei Junkies und besucht sie seitdem regelmäßig in ihrer Kanzlei, auch wenn ihr das auf den Wecker geht. Darüber hinaus beobachtet er sie abends heimlich und analysiert alles, was sie tut. Diese seltsame Art von Geschichte über wahre Liebe ist zwar etwas ungewöhnlich für den Plot eines Verschwörungsthrillers, wird hier aber nichtsdestotrotz sowohl passend als auch sehr romantisch in die Geschichte eingefügt.
Doch dann will Jerry einer seiner Verschwörungstheorien nachgehen – und wird dabei von geheimnisvollen Männern gekidnappt. Deren Anführer Dr. Jonas (Patrick Stewart) unterzieht ihn einem seltsamen Verhör, aber Jerry kann verletzt fliehen. Er sucht Alice auf, die seine Geschichte nicht glaubt. Doch im Krankenhaus häufen sich die Anzeichen dafür, dass Jerry wirklich verfolgt wird und eine seiner Theorien wohl stimmt…
httpv://www.youtube.com/watch?v=-f3Igk7WF0E
„Fletcher’s Visionen“ ist ein recht spannender Verschwörungsthriller, wenn auch vielleicht etwas zu lang. So hätte man sich vor allem in der Schlussphase ruhig kürzer fassen, da nach Aufdeckung der wahren Hintergründe der Film seinen größten Clou offengelegt hat. Doch bis dahin werden geschickt Fährten gelegt, von denen sich auch einige als falsch herausstellen – kein Wunder, bei derart vielen Verschwörungstheorien. Die Wendungen sind gut eingebaut und nur ganz selten vorhersehbar, die Spannung an sich immer auf hohem Niveau (nur gegen Ende hätte man den Film trotz des hohen Tempos wie gesagt etwas kürzer fassen können, was etwas auf die Spannung drückt).
Sehr schön ist der romantische Subplot von Drehbuchautor Brian Helgeland und Regisseur Richard Donner eingebaut worden, die hier nach dem überaus gelungenen „Assassins“ erneut zusammenarbeiteten. Zwar ist es nicht nur bedingt realistisch wie die Lebensgefahr die Gefühle von Alice Jerry gegenüber verändert, aber andrerseits gibt dies dem Film den schön romantischen Anstrich, dass die Bemühungen eines wirklich Verliebten am Ende belohnt werden und dem Film einen teilweise auch positive Weise altmodischen Touch geben, unterstützt durch ebenso altmodische Swing-Musik.
Ein wenig darf das Duo Gibson/Donner auch an „Lethal Weapon“-Zeiten erinnern: Da wäre zum einen der sehr treffende und spritzige Humor, wobei der Film jedoch nie die komödiantischen Züge von „Lethal Weapon“ annimmt. Stattdessen heitern vor allem Jerrys trockene Sprüche das Geschehen auf ohne es ins Lächerliche zu ziehen. Zum anderen wären da die gewohnt gut inszenierten Actionszenen, die hier aber in erster Linie Verfolgungsjagden sowie ein paar kurze Prügeleien und Schießereien bieten. Doch trotz der überzeugenden, aufwändigen Machart ordnen sich die Szenen dem Plot unter und stehen nicht so sehr im Vordergrund. Ist zwar unspektakulärer, betont die Handlung aber mehr.
Mel Gibson („Get the Gringo“) liefert eine absolute Glanzleistung ab, ist auf sympathische Weise verschroben und kann später auch mit dramatischen Facetten punkten. Auch Julia Roberts („Blood Red – Stirb für dein Land“) überzeugt, bekommt von Gibson allerdings regelmäßig die Schau gestohlen. Patrick Stewart („X-Men“) gibt einen charismatischen wie eindrucksvollen Bösewicht ab und auch die Nebendarsteller sind so gut, dass es absolut keinen Grund zur Klage gibt, darunter Cylk Cozart („Eraser“) als Regierungsbeamter auf Jerrys Spuren.
Schade, dass der Film zum Ende vor allem spannungstechnisch nachlässt, denn so bleibt ein guter wie spannender Thriller, der es leider nicht ganz zum Genrehighlight schafft. Dafür kann Donners Film mit Humor voller Understatement und einer Romantikkomponente punkten, die „Fletcher’s Visionen“ in ihrer Beschwingtheit vom Gros des Genres abheben.
Im Hause Warner ist der Film in guter Qualität auf DVD und Blu-Ray erschienen, Extras sind bei allen Veröffentlichungen allerdings Mangelware: Die Blu-Ray hat gar keine, die DVD einige mäßig interessante Texttafeln.
© Nils Bothmann (McClane)
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