Originaltitel: Raiders of the Lost Shark__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Scott Patrick__Darsteller: Candice Lidstone, Jessica Huether, Catherine Mary Clark, Dan Desmarais, Lawrence Evenchick, Richard Groen, Mel Guibz, Kitty Kamieniecki, Pavel Lubanski, Caren Macnevin u.a. |
Haie haben aktuell eine erstaunliche Lobby im Horrorgenre. Und da immer gleich ablaufende „Weißer Hai“-Epigonen irgendwann langweilig werden, überbietet man sich neuerdings mit immer seltsameren Hai-Kreaturen: Riesige Haie, Megalodons, zweiköpfige Haie, Tornado-Haie, Sandhaie, Haie, die im Schnee schwimmen, Geisterhaie und demnächst fliegende Haie, die von Nazi-Zombies geritten werden.
In diesem Umfeld muss ein Film mit dem klingenden Titel „Raiders of the Lost Shark“ eigentlich mit Leichtigkeit punkten können. Zumal, wenn er obendrein mit einem grandiosen Cover-Artwork aufwartet, das einen beinahe wehmütig an gute alte Videotheken-Zeiten zurückdenken lässt. Nichts wie rein mit der DVD in den Player…
Wir müssen hier weg! Wo geht es lang?
Da war so ein Verrückter, wo ich hergekommen bin…
Dann lass uns dahin gehen!
Fünf Minuten später ist man schlicht und ergreifend ernüchtert. Mehr noch: Eigentlich möchte man das gute Stück nur noch ausmachen. Bei „Raiders of the Lost Shark“ geht leider gar nichts zusammen. Das beginnt schon bei der miesen No-Budget-Optik. Fad, farblos, trist und grau schlägt der Film von Sekunde eins an aufs Gemüt. Hier gibt es keine leckeren Bikinigirls in Urlaubsstimmung erzeugenden Bildkompositionen. Stattdessen werden hier Speckbarbies in Bikinis gesteckt, damit sie sich im 1,20 Meter tiefen Badesee um die Ecke zu Heavy-Metal-Geröhre von einem „Hai“ verschlingen lassen.
httpv://www.youtube.com/watch?v=Y3c82Psn5jQ
Wie der in den Tümpel gekommen ist, erklärt man uns nur. Für die Vorgeschichte war offensichtlich kein Geld da. Für brauchbare Effekte erst recht nicht.Zum Einsatz kommen eine Handpuppe und mal wirklich richtig miese CGI-Effekte, gegen die schlechte „The Asylum“-Effekte oscarwürdig wirken. Eine Geschichte kommt auch nicht zustande. Stattdessen steigen einfach alle fünf Minuten irgendwelche Nasen an immer exakt der gleichen Stelle in den Tümpel und werden verhackstückt. Dann soll eine Professorin dem Hai den Garaus machen. Die hat damit aber ein Problem, weil genau an der einen Stelle auch ihre Schwester von einem Hai gekillt wurde. Letzten Endes reisen dann ihre Studenten zu dem Tümpel und bringen sich selbst in Gefahr, so dass die Professorin heldenhaft hinterher reisen muss. Irgendwie so halt…
Gegen Ende wird der Film dann einfach total bekloppt. Der Hai kann auf einmal fliegen, was mittels noch üblerer Effekte umgesetzt wird. Ein weiterer Wissenschaftler taucht auf und labert wirres Zeug. Die Helden ermahnen sich, immer den Himmel im Auge zu behalten und der Hai macht einen auf Sperling… und holt Passagierflugzeuge vom Himmel. Was aber keinen weiter juckt. Schon gar nicht den ermittelnden Sheriff, dessen Darsteller als einziger zu verstanden haben scheint, in was für einen Müll er hier mitspielen muss.
Wie um das Elend perfekt zu machen, spendierten die deutschen Verleiher von Maritim Pictures dem Film eine wahrhaft pornöse Synchronisation, die es vom ersten Augenblick an schwer macht, dran zu bleiben. Highlight sind die Szenen, in denen die Damen des Filmes in die Tümpel-Fluten gleiten. Die Geräuschkulisse würde jedem Analporno zur Ehre gereichen. Der im Übrigen in jedem Fall der bessere Zeitvertreib wäre.
„Raiders of the Lost Shark“ ist ein Film von ganz unten in der filmischen Nahrungskette. Weder ist der Film spannend noch witzig oder irgendwie unterhaltsam. Er hat keine echte Geschichte, die Dialoge sind zum Schreien blöd und die bemühten Klischees so durchgekaut, dass es scheppert. Die vollkommen überzogene FSK Freigabe kann nur als Versuch der Einrichtung gewertet werden, bestimmte Menschengruppen vor diesem Film zu beschützen. Das einzig Positive: Hat man sich wirklich vorgenommen, den Film durchzustehen, ist das Elend relativ schnell durchgestanden. Denn „Raiders of the Lost Shark“ hat große Probleme, auf eine Nettolaufzeit von 60 Minuten zu kommen. Der lange Vor- und Abspann strecken ihn gerade so auf 67 Minuten. Eine weitere unfassbare Zeitschinderei-Maßnahme ist eine Szene, bei der ein Boot von einem Bootssteg ablegt. Untermalt mit übelster Heavy-Metal-Mucke zieht sich die in einer Einstellung abgefrühstückte, wundervoll idyllische Kaffeefahrt über mehrere Minuten. Weitere grandiose Highlight-Szenen: Ein Sicherheitsmann, der an einem offensichtlich ausgeschalteten Monitor arbeitet. Ein Hai-Überflug, der eine Gruppe Flüchtender auseinandersprengt wie eine Atomexplosion. Und last but not least die räudigst montierte Hai-Ungetüm-Finishing-Sequenz aller Zeiten. Muss man eigentlich alles gesehen haben, um es glauben zu können. Aber eigentlich solltet ihr es nun besser wissen…
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt am 23. Juni von Maritim Pictures und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Zumindest das Cover rockt und der Datenträger gibt dank des Labeldrucks mit dem Covermotiv einen stylischen Untersetzer ab…
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Maritim Pictures__Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |