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Treffpunkt Todesbrücke

Originaltitel: The Cassandra Crossing__Herstellungsland: Großbritannien/Deutschland/Italien__Erscheinungsjahr: 1976__Regie: George Pan Cosmatos__Darsteller: Sophia Loren, Richard Harris, Martin Sheen, O.J. Simpson, Lionel Stander, Ann Turkel, Ingrid Thulin, Lee Strasberg, Ava Gardner, Burt Lancaster, Lou Castel, John Phillip Law u.a.
Treffpunkt Todesbrücke

Ein Mix aus Katastrophenfilm und Actionthriller von George Pan Cosmatos: Der starbesetzte „Treffpunkt Todesbrücke“

Mit „Cassandra Crossing“ durfte George Pan Cosmatos („Of Unknown Origin“) erste Schritte in Richtung Actionregisseur tun, denn für seine Arbeiten in diesem Genre ist er am ehesten bekannt.

Anfangs hat der Film etwas von einem Agententhriller, wenn eine Horde von Öko-Terroristen eine Attacke auf das Hauptquartier der WHO in Genf und sich ein entkommender Terrorist mit einem gefährlichen Krankheitserreger infiziert. Doch kein Agent, kein Spion, kein James Bond wird auf den Fall angesetzt, stattdessen informiert Colonel Stephen Mackenzie (Burt Lancaster) über das Geschehen, der nun zum einen als Antagonist fungiert, zum Ende aber auch lediglich als Befehlsempfänger dargestellt wird – ganz im Sinne des Paranioafilms der 1970er.

Eigentlich hätte der Erreger gar nicht dort sein dürfen, es klingt zwischen den Zeilen an, dass es sich hier eventuell um eine Biowaffe im Teststadium handelt, und dementsprechend ist Spurenverwischen für den Colonel angesagt – gerade als der Terrorist einen Zug besteigt und dort Passagiere mit dem Erreger infiziert. Hiermit wechselt „Cassandra Crossing“ dann in das Genre des Katastrophenfilms und bleibt auch dort, trotz gewisser Einsprengsel von Verschwörungsthriller und frühem Actionkino.

Den Regeln das Katastrophenfilms folgend werden einige der Zugpassagiere nun besonders genau vorgestellt, die im weiteren Verlauf zum einen gegen die Krankheit kämpfen müssen, zum anderen gegen den Plan des Colonels den Zug auf eine einsturzgefährdete Brücke zu schicken und die Spuren so zu verwischen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=oI0yW4m9aaE

Gelegentlich blitzt bei „Cassandra Crossing“ schon der spätere Actionregisseur durch und gerade in diesen Szenen läuft Cosmatos’ Film zu Höchstform auf: Wenn die Passagiere sich zur Bewachung gestelltes Militärpersonal stellen, wenn es zu Feuergefechten kommt und auch die Stuntmen gefragt sind, dann hat „Cassandra Crossing“ richtig Schmackes. Doch all diese Szenen kommt erst im letzten Drittel, das in einem durchaus herben Finale endet, das sich den Friede-Freude-Eierkuchen-Konventionen verweigert: Für einige endet der Film durchaus happy, aber „Cassandra Crossing“ ist kein Film, in dem Kinder und kleine Hunde davonkommen, weil sie ja ach so süß sind.

Den radikalen Mut des Endes erbringt der vorige Film nicht, so bemüht er auch ist amerikanischen Terror darzustellen: Wenig subtil erfährt man, dass die Passagiere in einem ehemaligen KZ in Polen unter Quarantäne gestellt werden sollen, was den jüdischen Passagier Herman Kaplan (Lee Strasberg) um den Verstand bringt, das Abriegeln des Zuges durch Wachen und Zuschweißen der Ausgänge darf als plumpe Internierungsmetapher herhalten.

Auch im Bereich der Figurenzeichnung ist der Film mal mehr, mal weniger gelungen. Haley (O.J. Simpson), ein Priester, der anscheinend wenig über Religion weiß, und der kantige Robby Navarro (Martin Sheen) gehören zu den besseren Figuren des Drehbuchs, Jonathan Chamberlain (Richard Harris), der Stararzt, und seine Ex-Frau Jennifer (Sophia Loren) sind auch noch recht interessant, da sie genauso wenig miteinander wie ohneeinander können und so für scharfzüngige Streitereien sorgen, der Rest vom Fest hingegen ist schnell vergessen.

Insofern ist der Film immer nur so interessant wie eben die Figur, die er gerade fokussiert, und außerhalb der Actionszenen fehlt Cosmatos teilweise inszenatorisches Geschick. Mancher Heldentod wird erschreckend nebensächlich präsentiert, im Mittelteil gibt es immer wieder Längen zu bemängeln und einige Szenen, wie z.B. der Versuch den infizierten Terroristen via Hubschrauber aus dem Zug zu bekommen, wirken etwas unbeholfen dargeboten. Zudem ist „Cassandra Crossing“ stellenweise etwas plump, z.B. wenn Cosmatos den Terroristen erstmal kräftig das Essen in der Küche vollhusten lässt, damit auch der letzte Depp kapiert, dass bald die große Infektionswelle losgeht.

Demgegenüber steht ein starkes Ensemble, das auch die eher mau geschriebenen Charaktere mit Leben zu füllen weiß und die gut geschriebenen erst recht zur Geltung bringt, denn trotz der Anhäufung prominenter Namen (Sophia Loren („Firepower“), Burt Lancaster („Die gefürchteten Vier“), Richard Harris („Gladiator“), Martin Sheen („The Departed“), O.J. Simpson („C.I.A – Codename: Alexa“), Lee Strasberg („Der längste Tag“), Ava Gardner („Erdbeben“), John Phillip Law („Chinaman’s Chance“)) ist hier nicht nur Starpower, sondern auch Schauspieltalent am Werk, was gerade dem etwas drögen Mittelteil des Films noch ganz gut über die Runden hilft.

Sicher, mit der Besetzung und der Prämisse hätte man mehr hinkriegen können, erst im letzten Drittel weiß Cosmatos das volle Potential des Stoffes (trotz einiger Schnitzer) auszunutzen, doch ein recht brauchbarer Katastrophenthriller ist ihm schon gelungen. In seinen antiamerikanischen Seitenhieben etwas plump, aber immerhin recht ambitioniert und durchaus unterhaltsam insgesamt.

Die deutsche DVD von New KSM ist mit FSK 16 ungekürzt, bietet allerdings keinerlei nennenswertes Bonusmaterial und nur deutschen Ton.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: New KSM__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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