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Silk

Originaltitel: Silk __ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Rob Himebaugh__ Darsteller: Elle Alexandra, Justin Beahm, Benjamin Pollack, Puya Abbassi, Abiel Bruhn, Nilou Rahmani, Murat Izmirli, Chris Cuthbert, …
"Silk" (2014)

“Silk” (2014)

 

Bei „Silk“ handelt es sich um einen düster-ungemütlichen „Short“ aus dem Jahre 2014, der (ohne Abspann) knapp 13 Minuten lang läuft, definitiv „NSFW“ ist und an dessen Entstehung ich mich seinerzeit als „Associate Producer“ beteiligt hatte. Erzählt wird die Geschichte der im kriegszerrütteten Afghanistan agierenden CIA-Agenten Kelly (Elle Alexandra) und Oren (Justin Beahm), welche sich unmittelbar zu Beginn an einem entlegenen Ort in der Wüste mit einem Beduinen (Puya Abbassi) treffen, der sich von ihnen eine Million Dollar zum Zwecke der Unterstützung einer einheimischen Gruppierung erhofft, um auch nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte den Kampf gegen ihre gemeinsamen Feinde im Land zumindest einigermaßen effektiv weiterführen zu können. Aufgrund der Höhe der Summe bietet er ihnen folgenden „Deal“ an: Er selbst befindet sich im Besitz eines Gefäßes voller Spinnen-Seide, welche eine exquisite Qualität vorweist, von einer der weltweit seltensten und gefährlichsten Arten stammt und dem richtigen Käufer gar noch weitaus mehr wert als die genannte Zahl sein dürfte. Sollten sie sich um die Abwicklung des Geschäfts kümmern, wäre ihm „halbe-halbe“ recht, wodurch beide Parteien mit einem reizvollen Vorteil aus der Sache hervorgehen würden…

In ihrem in einem ehemaligen Gebäude des „Roten Kreuzes“ eingerichteten Arbeits- und Wohnquartier in einem der Außenbezirke Kabuls erörtern sie bedachtsam ihre nächsten Schritte – wobei sich Kelly u.a. besorgt darüber äußert, dass das Geld am Ende eventuell doch in die Hände der Taliban gelangen könnte. Da sie zugleich auch privat ein Paar bilden, schlägt Oren irgendwann vor, mit dem in Aussicht gestellten „Vermögen“ einfach unterzutauchen – ihren zehrenden Job also hinter sich zu lassen und woanders ein neues Leben anzufangen. Kelly willigt ein: Der Plan steht. Was sie beim Betrachten der Seide allerdings nicht bemerkt hatten, war dass sich in dem Behältnis ebenfalls noch ein Exemplar des besagten Spinnentieres befindet, welches sich im Laufe der Nacht nun aus dem Glas heraus über den Boden bis ins Bett der Schlafenden hinein bewegt – wo es dann zwischen Kelly´s Beinen „weiter aufwärts“ krabbelt und sich schließlich „in ihr einnistet“. Fortan geht es ihr körperlich zunehmend schlechter – und so setzt sich Oren allein mit einem Interessenten (Benjamin Pollack) zusammen, während sie unpässlich auf der Couch zurückbleibt. Es ist in den anknüpfenden Stunden, dass ihre jeweiligen Schicksale (unabhängig voneinander) plötzlich in sehr „schmerzhaft-entsetzliche Bahnen“ einmünden…

Regisseur und Skriptautor Rob Himebaugh, welchem es zuvor mit seinem 2012er Bigfoot-Horror-Kurzfilm „Eaglewalk“ gelungen war, in gewissen Genre-Kreisen auf sich aufmerksam zu machen, ließ sich beim Verfassen von „Silk“ nicht allein durch bestimmte klassische B-Movie-Inhalte und vage Überlieferungen inspirieren, sondern auch seitens eines speziellen Artikels, in dessen Rahmen eine Dame behauptete, ihr wäre auf einem Camping-Trip etwas ganz ähnliches passiert. Bereits die Vorstellung, dass ein Insekt oder ein anderweitiges Geschöpf bei einem (beispielsweise) Eier unter der Haut ablegt, ist seit jeher überaus schauerlich: Derartige Berichte über real existierende Parasiten (Maden, Würmer etc.) lassen kaum jemanden kalt – was ex aequo auf entsprechende Szenen in Streifen á la „the Believers“ oder „the Thaw“ zutrifft. Aber der Reihe nach: Gedreht wurde in Kalifornien – doch sorgt die Ansiedlung der Geschehnisse in Afghanistan auf Anhieb für eine bedrohliche Atmosphäre, u.a. im Hinblick auf die Sicherheit der zwei ohne Verstärkung tätigen US-Geheimdienstler. Könnte es sein, dass sie der Beduine in einen Hinterhalt zu locken gedenkt? Ist sein Angebot mit irgendwelchen verborgenen, potentiell sinisteren Absichten verwoben – oder will er seine Leute auf jenem Wege tatsächlich nur finanziell unterstützen?

Ursprünglich sollte sich ein Hauptteil der Story in einem Appartement abspielen und einen eher „klaustrophobischen Vibe“ aufweisen – bis Himebaugh auf eine Wasser-Abfüllanlage stieß und sich spontan dafür entschied, einzelne Örtlichkeiten der Fabrik geringfügig umzugestalten und vom Setting her einen leicht abgewandelten Ansatz zu verfolgen. In dieser geräumigen, nur eingeschränkt behaglichen Umgebung müssen Oren und Kelly leben und arbeiten. Draußen ist es riskant; die Belastung ist hoch. Für letztere markiert dieser Einsatz der erste seiner Art – wohingegen er ihr deutlich erfahrenerer Vorgesetzter ist. Mit der Zeit sind sie einander näher gekommen, denken sogar über einen „Ausstieg“ nach – bislang aber bloß unkonkret sowie ohne über nennenswerte Rücklagen zu verfügen. Mit einer gläsernen Trennwand zwischen ihnen, beobachtet er sie am Abend beim Entkleiden: Ein durchaus „gratuitous“ anmutend arrangierter Strip, mit welchem Himebaugh bewusst (meiner Meinung nach jedoch ein Stück weit „zu unsubtil“ musikalisch untermalt und bebildert) die Schönheit Kellys aufzeigen wollte – sozusagen als akzentuierter Kontrast zu den nur wenig später einsetzenden, ihr Äußeres ebenfalls beeinflussenden „Veränderungen“ innerhalb ihres Körpers…

Klasse eingefangen wurde das nächtliche Herauskrabbeln der Spinne aus dem offen auf einem Tisch (vor einem im Hintergrund noch laufenden Fernseher) stehenden Gefäß – ebenso wie ihr dann eingeschlagener Weg hinüber zur Schlafstätte des Paares, die Matratze hinauf sowie voran unter die Decke, hinein in die Dunkelheit zwischen Kelly´s Beinen. Ich selbst hätte ein Gespräch zwischen ihr und Oren kurz zuvor noch um einige Sekunden erweitert und in diesen ihr Öffnen des Behältnisses direkt aufgezeigt – allerdings hat Himebaugh das betreffende Material am Ende doch nicht verwendet, u.a. da ihm jene Momente ansonsten „nicht straff genug“ erschienen. Nach dem Eindringen des Tieres erwacht sie jedenfalls, kann aber keine klare Zuordnung des „unwohlen Gefühls“ in ihrem Unterleib vornehmen – worauf sie im Angesicht auftretender Blutungen (bei Tage) telefonisch den für sie zuständigen Arzt konsultiert, welcher die Vermutung hegt, dass die geschilderten Symptome (zwei Wochen vor ihrer nächsten Periode) wahrscheinlich mit dem auf sie einwirkenden Stress in Verbindung stehen. Mir ist nicht bekannt, in welcher Weise eine Frau etwas von jener Größe und Form eigentlich „in sich“ spüren würde – oder wie jener Gliederfüßer überhaupt „dort“ überleben können sollte – aber hey, dafür gibt´s ja „Suspension of Disbelief“…

Mit Kelly zu geschwächt und kränklich, um das Gebäude zu verlassen, kümmert sich Oren allein um den Abschluss des angedachten Geschäfts mit dem zwielichtigen Sammler, welches auf einem Privatsanwesen über die Bühne gehen soll. Dabei stellt sich allerdings heraus, dass es dem Mann nur sekundär um die feine Seide geht, sondern in erster Linie um das eben jene produzierende Exemplar – von dem er sogar weiß, dass der Beduine es dem weißen Knäuel der wertvoll-begehrten Proteinstränge beigefügt hat. Als er es beim Kontrollieren der ihm überreichten Ware jedoch nicht vorzufinden vermag, entlädt sich seine Verärgerung sogleich an dem bis dato unwissenden Oren – für welchen die Situation mit einem Mal extrem bedrohliche Züge annimmt. Bis zum Abend hin verschlechtert sich auch Kelly´s Zustand kontinuierlich weiter: Die Ausflüsse und Schmerzen nehmen zu – erfüllen sie mit Angst und Sorge – und münden schließlich (zu ihrem blanken Entsetzen) darin, dass eine wahre Schar an Baby-Spinnen aus ihr „herausströmt“; erwartungsgemäß gefolgt von ihrer sechsbeinigen Mutter. Obgleich sehr „zeigefreudig“ präsentiert – inklusive einer in dieser Phase komplett unbekleideten Kelly – erwecken diese in „Exploitation-Gefilde“ hinein tendierenden Szenen insgesamt aber nicht unbedingt den Eindruck, dass man sie irgendwie „anprangern“ müsste…

Die schauspielerischen Leistungen von Justin Beahm („Demonica“), Benjamin Pollack („Dark Room Theater“) und Erotik-Darstellerin Elle Alexandra („Pleasure or Pain“) gehen allesamt in Ordnung – wobei letztere speziell bei der Umsetzung des Finales in einem besonderen Maße gefordert wurde: In einer Nacht musste sie dafür nämlich annähernd zwölf Stunden splitternackt (u.a. mit aufgetragenem Kunstblut und Make-up kriechend und liegend) auf dem nassen Betonboden einer nicht gerade warmen Lagerhalle verbringen. Die sich über ihren Körper hinweg ausbreitenden „Nachkommen“ hat man im Rahmen der Post-Production per CGIs hinzugefügt – welche leider jedoch „recht künstlich“ aussehen – während für die „Auftritte“ des ausgewachsenen Tieres auf „Marionetten“ (mit Hilfe von Draht bewegte echte, präservierte Taranteln) sowie gar auf eine lebendige „Grammostola Rosea“-Vogelspinne zurückgegriffen wurde. Cinematographer Scotty G. Field („Where the Devil dwells”) hat kompetente Arbeit geleistet – für einige ansprechend ruhige, nicht bloß auf kurze „Sekundenhäppchen“ zusammengeschnittene Einstellungen und Kamera-Bewegungen gesorgt sowie die jeweils zu vermittelnden Stimmungen (á la Verunsicherung, Bestürzung und Ausweglosigkeit) auch seitens der Optik zweckdienlich angereichert…

Mit „Silk“ ist Rob Himebaugh ein weiterer anständiger Kurzfilm gelungen, bei dessen Erschaffung er eine Menge aus den eingeschränkten Ressourcen herauszuholen vermochte, die ihm dabei nur zur Verfügung standen. Auf handwerklicher Ebene sieht das fertige Ergebnis absolut vorzeigbar aus – mutet weder „trashy“ noch „billig“ an – und wartet zudem mit einer (im positiven Sinne) „unangenehmen“, sich bis zum Ende hin gedeihlich steigernden Atmosphäre auf. Die erzählte Geschichte verbleibt zwar stets an der Oberfläche der Materie (in Sachen Charakterzeichnungen, Background-Infos etc.) – wirkt im Kontext aber ebenso ausreichend wie die Lauflänge prima bemessen und ausgenutzt. Anfangs hatte Himebaugh noch vor, eine animierte Traum-Sequenz im legendären „Vertigo“-Stil zu kreieren – musste darauf letztlich jedoch Budget-bedingt verzichten: Kein echter Verlust, würde ich einfach mal sagen. Indes sind einzelne Schwachpunkte und „Unebenheiten“ nicht von der Hand zu weisen – wie der an sich klangvolle, gelegentlich jedoch etwas zu vordergründig eingesteuerte Score – allerdings sollte der geneigte Horror-Fan hier dennoch passabel auf seine Kosten kommen, was eine gewisse Empfehlung durchaus legitimiert. Und der „Money Shot“ unmittelbar vorm Einsetzen der Credits – der ist schon verdammt cool geraten…

Bislang ist der Film noch nirgends auf DVD oder BluRay veröffentlicht worden. Als ein an seiner Entstehung Beteiligter habe ich allerdings eine von allen zentralen Mitwirkenden signierte “2-Disc-Edition” (mit dem “Short” auf BluRay sowie dem Score auf CD) erhalten. Wer es denn möchte, der kann sich das Werk aktuell bei “Vimeo.com” online anschauen…

Stefan SeidlSilk

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Silk

Copyright des Postermotivs und der Screenshots/Pics: Rob Himebaugh / Benvention Films

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