Originaltitel: Skin Traffik__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Ara Paiaya__Darsteller: Mickey Rourke, Daryl Hannah, Eric Roberts, Dominique Swain, Michael Madsen, Jeff Fahey, Alan Ford, Gary Daniels, Charlotte Rickard, Natasha Goulden, Alexandra Fraser u.a. |
„A Hitman in London“ aka „Skin Traffik“ bedient diverse, hinlänglich bekannte Genre-Topoi des B-Actionfilmes. Es geht um Bradley, einen Killer, der sich selbst eine gewisse Integrität bewahren will und darum nur Leute killt, die wirklich fies sind. Sein aktuellster Auftrag führt ihn nach London. Hier soll er eine Daten-Disc ausfindig machen. Sollte sich der aktuelle Besitzer gegen die Aushändigung sträuben, ist er zum Abschuss freigegeben. Bradley ist alsbald im Besitz der Disc, doch als er sich zurückziehen will, kommt es zur Katastrophe. Die Ereignisse überschlagen sich und Bradley killt die schwangere Tochter des Disc-Besitzers.
Mit der Schuld kann er nicht leben. Er taucht in England unter und bricht alle Kontakte zu seinen früheren Auftraggebern ab. Doch er lebt in einem sozialen Brennpunkt. Um ihn herum floriert die Zwangsprostitution, weshalb er eines Tages nicht mehr tatenlos zuschauen kann. Er rettet eine junge Nutte vor ihrem brutalen Zuhälter und verspricht ihr, ihr bei der Suche nach ihrer verschollenen Schwester zu helfen. Dazu muss er wieder in Kontakt mit seinen ehemaligen Auftraggebern treten, die aber erstaunlich wenig Interesse daran haben, ihn lebendig durch London latschen zu lassen. Ehe sich Bradley versieht, hat er zig Killer an den Hacken kleben…
httpv://www.youtube.com/watch?v=AR9B_H4mO1M
Das hat man alles schonmal gesehen. Nichts an „A Hitman in London“ ist irgendwie innovativ oder gar überraschend. Und mehr noch: Regisseur Ara Paiaya hat große Probleme, die hinlänglich bekannte Story am Laufen zu halten. Sein größtes Problem sind die vielen bekannten Gesichter, die anscheinend alle in ihrem Vertrag festhalten ließen, dass sie sich in dem Film kaum bewegen, dafür aber umso mehr quatschen wollen. Und so kommt es dann auch. Der erstaunlich prominente Cast labert und labert und labert, ohne auch nur ansatzweise irgendetwas Interessantes zum Film beizutragen. Michael Madsen („Piranhaconda“) und Daryl Hannah („Sights of Death“) bilden dahingehend das traurige Highlight. Beide salbadern ewig vor sich hin und obwohl sie als Killer ebenfalls auf Bradley angesetzt sind, begegnen sie ihm nie. Stattdessen bringen sie sich irgendwann einfach gegenseitig um.
Als Zuschauer geht man irgendwann unbewusst in Deckung, sobald irgendwer auch nur ansatzweise den Mund aufmacht. Spannung kommt so freilich keine auf und das Tempo geht während den Redeschwällen extrem in die Knie. Allgemein hat der Film echte Probleme mit seinem Timing, weshalb man häufiger versucht ist, zwischen den Actionszenen zu spulen. Letzten Endes überrascht nur, wie harsch manche Figur hier wieder aus dem Spiel genommen wird und gegen Ende wird die Story gar ein wenig komplexer, ohne allerdings einen gelungenen Twist oder dergleichen lancieren zu können.
Während es in der Story also gewaltig hakt, geht die Action richtig steil! Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass „A Hitman in London“ seinen Hauptdarsteller Gary Daniels („Hunt to Kill“) so actionorientiert in Szene setzt, wie die letzten DTV-Vehikel des B-Stars insgesamt! Daniels kickt und ballert wie zu seinen besten Zeiten! Sprungkicks, Drehkicks, Roundhousekicks, Genickbrüche, fliegende Fäuste, krachend einschlagende Beine, Daniels zeigt endlich mal nicht nur in einem Final-Fight, was er auf dem Kasten hat. In jeder seiner Actionszenen darf er die Lumpen umtreten oder umballern. Vor allem die Schießereien geraten dabei sehr saftig, da Daniels’ Bradley vornehmlich in Gesichter und Köpfe ballert. Daraus resultiert eine ziemlich derbe Anmutung, die nur aufgrund diverser CGI-Blutfontänen geerdet wird. Echtes Kunstblut darf dafür großräumig auf Wände und Fußböden klatschen. Und der finale Kill hat sogar einen leichten Splattereinschlag.
Toll ist auch, dass Regisseur Paiaya immer ganze Gegnerhorden auf Daniels jagt, so dass der im Verlauf des Filmes einen beeindruckenden Leichenberg anhäuft. Die Action rekrutiert sich dabei vorwiegend aus Ballereien und Kickereien. Einzig eine Autoverfolgungsjagd sorgt für etwas Auflockerung. Bei der geht es aber auch mehr um harsche Kopfschüsse und die eine oder andere kleine Explosion. Richtig aufgedreht wird dann im Showdown. Hier bewerfen die Kräne eines Autofriedhofes unseren Helden mit Karossen. Doch der lässt sich davon gar nicht erst unterkriegen und schmeißt seine Gegner beherzt in sich drehende Rotorblätter eines Helikopters oder lässt sie meterweit durch die Lüfte segeln, um sie im Flug abzuknallen.
Ausgerechnet im Finale ging dem Film dann aber anscheinend auch das Budget aus, denn auf einmal häufen sich kleinere Unzulänglichkeiten: Das CGI-Blut sieht nicht mehr sonderlich gelungen aus, kleinere Explosionen kommen sichtlich aus dem Rechner und der eine oder andere Splattermoment sieht auch ziemlich pixelig aus. Dennoch rockt das Finale und macht genauso viel Spaß wie die Actionszenen zuvor. Diese sind samt und sonders cool choreografiert und nett inszeniert und haben eigentlich nur ein echtes Problem: Der Score passt einfach nicht zu den aufgefahrenen Bildern. Ist teilweise sogar antiklimaktisch. Etwas schade ist, dass man für Daniels keinen ebenbürtigen Gegner installiert bekommt. Zwar darf der eine oder andere Gegner mal länger gegen ihn bestehen, einen echten Könner als Antipoden liefert „A Hitman in London“ aber leider nicht.
Daniels macht auch in den Szenen neben der Action eine ganz gute Figur, leidet aber eben auch unter der allgemeinen Qualität der Storyentwicklung und des Drehbuchs. Noch schlimmer erwischt es allerdings Dominique Swain („Face/Off“). Die hübsche Darstellerin erkennt man zunächst gar nicht. Auch dank eines niedlichen, antrainierten Ostblock-Akzentes. Ihre Figur ist dazu da, die Story anzuschieben und Bradley für den Zuschauer zugänglicher machen. Eigentlich, denn das Drehbuch oder der Regisseur haben das nicht wirklich bemerkt. So bleiben die Interaktionen zwischen dem Killer und „seiner Hure“ herzlich egal. Leider. Eric Roberts („The Expendables“) darf als Chef von Daniels süffisant lächelnd in einem Bürostuhl herumhocken und Grütze labern. Mickey Rourke („Im Jahr des Drachen“) wirkt derweil einfach nur wie eine Karikatur von Mickey Rourke. Sein Gesicht hat gar keine Konturen mehr, seine Perücke sitzt lächerlich schlecht und seine Figur ist für den Film vollkommen zwecklos. Jeff Fahey („Operation Rogue“) darf zumindest etwas zu den gelungeneren Handlungsabschnitten gegen Ende beitragen, verschwindet dann aber auch sang- und klanglos von der Leinwand. Außerdem wird Alan Ford (der fiese Brick Top aus „Snatch“) in seinem dreiminütigen Auftritt komplett verheizt…
Alan Ford, Roberts, Hannah, Madsen, Fahey, Rourke, Swain,… klar, um seinen Film international zu verkaufen, ist dieser Auftrieb an B-Nasen mit Sicherheit nicht verkehrt. Doch schnell fragt man sich als Zuschauer, ob es nicht besser gewesen wäre, sich ausschließlich auf Daniels zu konzentrieren und das gesparte Geld für die „Stars“ anderweitig einzusetzen. Beispielsweise beginnt „A Hitman in London“ nämlich mit angenehm wertigen Bildern, die uns San Francisco vorgaukeln sollen. In breitem Widescreen setzt es hier gelackte Bilder, die sich gerne durch den ganzen Film hätten ziehen dürfen. Doch der taucht mit dem neuen Schauplatz London ab in mausgraue, öde Bilderwelten. London wirkt unattraktiv, langweilig und niemals wie eine lebendige Metropole. Der ganze Film wirkt urplötzlich um einige Klassen billiger. Auch dem einen oder anderen misslungenen Special Effect hätte etwas mehr Geld sicherlich nicht geschadet. Vielleicht wäre mit etwas mehr Geld sogar ein fähiger Drehbuchautor drin gewesen? Sicher sogar. So bleibt ein actiontechnisch richtig geiler Streifen, in dem Gary Daniels wie zu seinen besten Zeiten kickt und ballert und ordentlich einen raushaut. Blöderweise läuft man als Zuschauer immer Gefahr, diese Highlights zu verschlafen, da die Handlungsszenen zwischen den Actionmomenten gnadenlos vergurkt sind und pomadig und langweilig dahin kriechen.
In England erschien der Film von dem Label 4 Front Films auf DVD und ist mit einer hochverdienten Freigabe ab 18 ungeschnitten. In Deutschland erscheint der Film am 3. Dezember 2015 auf DVD und Blu-ray von dem Label Sunfilm/Tiberius. Hierzulande trägt er den ursprünglich angedachten Originaltitel “Skin Traffik”. Der Film kommt mit einer FSK 18 Freigabe und ist laut Label-Angabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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