Der Comicband „Terminator – Die Erlösung: Die letzte Schlacht“ schließt direkt an den vierten filmischen Eintrag ins „Terminator“-Franchise, „Terminator: Salvation“, an und nimmt einige lose Handlungsfäden des gesamten Franchises auf, um sie zu einem finalen, erstaunlich gut funktionierendem Ganzen zu verknüpfen.
Wie kam es zu den Zeitreisen in den Terminator-Filmklassikern?
Gleich zu Beginn hat man als Kenner des aktuell in den Kinos laufenden „Terminator: Genisys“ ein erstaunliches Déjà-vu-Erlebnis. Denn sowohl in dem Film als auch in dem Comic beginnt alles mit einem letzten großen Ansturm der Menschheit auf die Skynet-Hauptzentrale. Hier wie da sind die Menschen erfolgreich. Hier wie da schicken die Maschinen Terminatoren durch eine Zeitmaschine, um diesen Ausgang der Geschichte zu verhindern. Und hier wie da schicken die Menschen ihre besten Männer hinterher. So Kyle Reese, der den ins Jahr 1984 geschickten Terminator verfolgt. Des Weiteren einen modifizierten T-800, der im Jahre 1997 John Connor beschützen soll. In beiden neuen „Terminator“-Einträgen erfährt man also endlich, wie es eigentlich dazu kam, dass Kyle Reese und andere Vertreter des Widerstandes in der Zeit zurückgeschickt wurden. Eine interessante Parallele.
Danach trennen sich dann die Wege des Comics und des neuen Filmes. Der Comic fokussiert nun auf mehrere Handlungsebenen. Eine spielt in der Zukunft, wo die Mannen um John Connor zu verhindern versuchen, dass die Maschinen die Zeitmaschine wieder unter ihre Kontrolle bekommen. Ein zweiter Handlungsstrang erzählt von drei Terminatoren und einem Widerstandskämpfer, die sich im Jahre 2003 bei der Suche nach einem flüchtigen Serienkiller namens Thomas Parnell einen tödlichen Wettlauf liefern. Während der menschliche Widerstandskämpfer den Killer umbringen will, wollen die Terminatoren den Kerl lebend einfangen, um ihn zu einer Ärztin namens Dr. Kogan zu bringen.
Ebenjene Ärztin, die in „Terminator: Salvation“ das Hirn und damit das Bewusstsein des Schwerverbrechers Marcus Wright mit einer Maschine vereint hatte. Ziel ihrer Forschungen war eine wirksame Medizin gegen ihren langsam voranschreitenden Tod. Dafür geht sie sozusagen einen Pakt mit dem Teufel ein. Denn die in der Zeit zurückgeschickten Terminatoren nehmen Kontakt mit ihr auf und versprechen ihr in der Zukunft Heilung, wenn sie 2003 den Serienkiller mittels ihrer erprobten Verfahren tiefkühlt und nach einer Zeitreise in der Zukunft wieder auftaut. Danach soll sie das Bewusstsein des Killers mit Skynet koppeln. Skynet hat nämlich bemerkt, dass es die Menschheit nie besiegen kann, weil seine Waffen, die Terminatoren, niemals die Effizienz im Töten entwickeln können, wie sie den Menschen seit Jahrtausenden innewohnt.
Das an Marcus Wright erprobte Verfahren funktioniert erneut, allerdings entwickelt das mit Skynet gekoppelte Bewusstsein Parnells ein beängstigendes Eigenleben. Wie ein Virus verschafft sich der Killer immer mehr Zugang zu Skynet und steuert mit seiner enormen Mordlust mehr und mehr Terminatoren. Die Folge ist ein beispielloses Gemetzel an John Connors Männern und eine mehr als heftige Niederlage für die Menschheit kündigt sich an. Da Skynet allerdings ebenfalls Gefahr läuft, von Parnells Bewusstsein ausgelöscht zu werden, muss die künstliche Intelligenz reagieren und mit seinem eigentlich ärgsten Feind zusammenarbeiten…
Die in den Filmklassikern entworfene Story wird zu einem runden Ende gebracht
Wie „Terminator: Genisys“ gelingen auch „Terminator – Die Erlösung: Der letzte Kampf“ unzählige Bezugnahmen auf das „Terminator“-Franchise, wobei der dritte Teil geflissentlich ignoriert wird. In kleinen und kleinsten Nebenhandlungen werden hier diverse offene Fäden im Franchise aufgenommen und zu einem gut funktionierendem Abschluss gebracht. Das klappt so gut, dass man beinahe traurig sein muss, das „Salvation“ damals nicht gut genug lief, um die Reihe mit einem weiteren Film abzuschließen, der dann am besten auf dem hier besprochenen Comic hätte basieren sollen.
Die Geschichte, die erstaunlich locker einsteigt und dann gehörig Fahrt aufnimmt, wurde von J. Michael Straczynski erdacht und von Pete Woods in Bilder gegossen. Beide gehen sowohl bei der Geschichte als auch den Bildern keinerlei Kompromisse ein. Sie begreifen das Terminator-Franchise als sehr gewalttätig – vor allem die brutalen Fights in der Zukunft – und setzen dies genauso um. Wenn dann Parnell die Herrschaft über die Terminatoren übernimmt, färbt sich der umfangreiche Sammelband, der 12 Einzelhefte vereint, blutrot ein und fährt diverse Splatterszenarios auf. Derweil schlägt die Story interessante Kapriolen. So ändert sich mitten in der Story auf einmal der Status Quo so sehr, dass beinahe eine Art Neustart der Geschichte anberaumt werden muss – ohne dass dies irgendwelche Auswirkungen auf die Spannungskurve hätte. Die bleibt durchgehend extrem knackig.
Sehr interessant sind manche philosophische Ansätze der Story. So stellen die Menschen irgendwann fest, dass sie in ihrem Bestreben, die Maschinen zu zerstören, ihnen immer ähnlicher geworden sind. So sind sie etwa noch härter und effizienter geworden und bedienen sich vor allem im Krieg größtenteils einer genauso kalten Logik wie die Maschinen. Dagegen versuchen sich die Maschinen mit den Terminator-Modellen, die sie mit lebenden Gewebe überziehen, ebenfalls immer mehr an ihre Gegner anzugleichen. Mit erstaunlichen Ergebnissen. Denn die Maschinen merken schnell, dass derartige Modelle nur funktionieren, wenn sie bei der Erschaffung ästhetisch denken. Sie wissen, dass grobschlächtige Modelle, die nach Arnold Schwarzenegger aussehen, nicht funktionieren. Also entwickeln die Maschinen einen Sinn dafür, was menschlichen Augen gefällt. Sie werden zu Schöpfern schöner Sachen, zu Künstlern mithin… Ein großartiges Denkkonstrukt, wie ich finde…
Sehr interessant sind auch die Erklärungen, warum Skynet einst den Atomschlag gegen die Menschheit führte/führen wird. Des Weiteren begeistern die diversen neuen Terminator-Modelle. Während das eine eher der Kommunikation dient, verfügt ein anderes über Waffen, die es aus seinen Extremitäten ausfahren kann. Das erstaunlichste Modell ist jedoch ein Weibliches, das seine Haare wie einen Greifarm befehligen kann und zudem chemische Kampfstoffe ausspeit. Obendrein kehrt auch Marcus Wright von den Toten zurück…
Kurzum, J. Michael Straczynski fährt für sein Finale der ursprünglichen „Terminator“-Reihe alles auf, was Spaß macht: Zünftige, teilweise extrem brutale Terminator-Action. Eine coole Story, die das ganze Franchise gekonnt abrundet und einige offene Fragen klärt. Einen verrückten Serienkiller als ultimative Bedrohung der Menschheit und der Maschinen. Sowie düstere, dystopische, wundervoll detaillierte Bilder, die die Geschichte mit Schmackes vorantreiben. Einzig das arg süßliche Happy End und diverse Zeitreise-Paradoxien trüben den definitiv nicht jugendfreien Spaß, der jedem Terminator-Fan ans Herz gelegt sei.
Der deutsche Sammelband vom Cross-Cult-Verlag vereint die 12 Einzelhefte der als „Terminator Salvation: The Final Battle“ veröffentlichten amerikanischen Miniserie und bietet neben 286 Seiten zünftiger „Terminator“-Action ein Portrait Straczynskis, Arbeitsskizzen und ein Panorama-Bild, auf dem alle Einzelheftcover zu einer großen Collage vereint worden.
Alle Informationen zu „Terminator – Die Erlösung: Die letzte Schlacht
Terminator – Die Erlösung: Die letzte Schlacht
Autor: J Michael Straczynski, Illustratoren: Pete Woods, Matthew W. Wilson
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Cross Cult; Auflage: 1., 13. April 2015, Limitiert auf 1.111 Exemplare
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3864255878
In diesem Sinne:
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