Originaltitel: Preservation__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Christopher Denham__Darsteller: Pablo Schreiber, Aaron Staton, Cody Saintgnue, Wrenn Schmidt, Nick Saso, Michael Chacon u.a. |
Der Irak-Veteran Sean, sein Bruder Mike und dessen Frau Wit wollen gemeinsam in einem Nationalpark auf Rotwildjagd gehen. Während Wit und Mike vorwiegend Probleme zu wälzen scheinen, geht der traumatisiert wirkende Sean in dem Ausflug fast ein bisschen zu sehr auf. Zudem kommen er und Wit sich bei dem Trip sichtlich näher, was Mike alles andere als glücklich stimmt.
Doch als sie eines Morgens erwachen, sind all diese „Probleme“ egal. Denn sowohl das Zelt der drei Jagdausflügler als auch ihre Klamotten und Waffen sind spurlos verschwunden. Zudem wurde allen Dreien ein Kreuz auf die Stirn gemalt! Für Mike liegt der Fall ganz klar: Sean muss eine posttraumatische Stressstörung erlitten haben und ausgetickt sein. Der erzählt dank seiner Spurenlesefähigkeiten aber von drei Gestalten, die sich dem Camp der drei genähert hätten. Mike glaubt Sean kein Wort und bricht mit Wit in Richtung des unweit abgestellten Autos auf.
Schnell muss Mike allerdings feststellen, dass Sean mit seiner Theorie vielleicht doch gar nicht so falsch lag…
httpv://www.youtube.com/watch?v=9XcEo7aL67I
„Preservation“ beginnt wie zig Backwood-Horrorstreifen auch. Eine Gruppe junger Leute fährt in die einsame Wildnis, wälzt Probleme, albert herum und steuert nichtsahnend in eine Katastrophe. Interessant wird es, als sich die Situation der drei Jäger wirklich schlagartig verkompliziert. Dabei geht „Preservation“ nämlich wenig subtil vor und arbeitet gar nicht erst mit Andeutungen oder vorüber huschenden Schatten. Bis auf ein Selfie mit Schockmoment ist da nichts, das signalisiert, dass unsere Helden bald vor vollendeten Tatsachen stehen könnten. Zudem sind sowohl der Zuschauer als auch die Protagonisten des Streifens einige Zeit am Zweifeln, ob Sean nicht doch die Ursache allen Übels sein könnte.
Dass er das nicht ist, macht der Film dem Zuschauer schnell klar, bei den Helden der Chose hält er sich damit zurück. Diese dünnt er stattdessen ruckzuck aus und reduziert das Heldentrio auf eine Figur, die nun gezwungen ist, zurückzuschlagen. Mit aller Gewalt. „Preservation“ wird in der Folge zu einem beinahe surrealen Erlebnis, drängen doch die erdfarbenen starken Bilder und der immer dominanter werdende düstere Elektronikscore, der für atmosphärisch extrem dichte Momente sorgt, deutlich in den Vordergrund. Derweil wird fortan nicht mehr geredet. Unsere verbliebene Heldenfigur leidet stumm vor sich hin und kämpft sich durch das Unterholz. Die Verfolger kommunizieren derweil ausschließlich über ein Chatprogramm auf ihren Handys.
Um die Identität der Verfolger macht der Film lange Zeit ein großes Geheimnis. Dabei macht er es auch dem Zuschauer schwer, zu erkennen, um wen es sich hier handeln könnte. Man ahnt es in gewisser Weise immer schon, dennoch schockt die eigentliche Offenbarung durchaus. Was noch dadurch verstärkt wird, dass der Film den Verfolgern keinerlei Motivation mit auf den Weg gibt, bzw. er sie Sean ganz zu Beginn des Filmes nur mal kurz andeuten lässt:
Der Mensch ist das einzige Tier, das aus Spaß tötet…
Innovativ ist auf jeden Fall die Chemie der Verfolger untereinander, die sich gegenseitig seltsamen Ritualen hingeben. Doch so faszinierend das auch sein mag, der Film verschenkt mit der Zeichnung seiner Bösewichter Möglichkeiten für ein besseres Involvement. In der Folge bleibt man immer ein wenig außen vor. Einfach weil man die gesichtslosen und stummen Fieslinge nicht so richtig von Herzen hassen kann.
Auf der anderen Seite des Spektrums wird man aber auch mit den Helden nie so wirklich warm. Sean ist zu unnahbar, Mike zu ehrgeizig und auf unsympathische Art und Weise mit seinem Job verheiratet und Wit hat arg zickige Attitüden drauf. Letzten Endes darf sich dann auch nur eine der drei Figuren im weiteren Verlauf wandeln, die anderen werden zu schnell aus dem Spiel genommen. Ein richtiges Mitfiebern wird so leider ziemlich schwer. Zudem wirkt der gesamte Jagdausflug ziemlich illegal, was die Motivation, mit den Gejagten mitzuleiden, noch einmal absenkt. Zumindest werden die Helden von ihren Darstellern überzeugend mit Leben gefüllt.
Inszenatorisch wird „Preservation“ straff und ohne unnötige Füllszenen durchgezogen. Er verzichtet auf flashy Stilmittelbombardements und kommt sehr geerdet herüber. In Sachen Gewalt hält sich der Film erstaunlich bedeckt. Bar jeglicher Splatter-Arien hat der Film zwar eine raue und unausweichliche Anmutung, die meisten Kills bleiben allerdings in Andeutungen verhaftet oder geschehen Off-Screen. Die wenigen offensiv ausgespielten, recht harschen Momente sind handwerklich einwandfrei und mittels Handarbeit umgesetzt.
Im Grunde ist „Preservation“ eine Art Neuauflage eines britischen Streifens, dessen Titel ich hier allerdings nicht nennen kann, da das „Preservation“ total zerspoilern würde. Dieser Film ist „Preservation“ in vielerlei Hinsicht deutlich überlegen. Er ist intensiver, er ist spannender, er ist einnehmender gespielt und er hinterlässt einen größeren Kloß im Hals. Dennoch hat „Preservation“ definitiv seine Momente! Er kommt schnell zur Sache, er stürzt seine Charaktere radikal in eine Spirale der Gewalt und er bedient sich unvermuteter Bösewichter, die er obendrein überzeugend entmenschlicht. Ganz eigene Qualitäten entwickelt „Preservation“ in seinem intensiven Showdown, in dem sich der Film vor allem inszenatorisch von seinem „Vorbild“ frei strampelt und eigene Wege geht.
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Pierrot Le Fou und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Auch eine Mediabook-Variante von „Preservation“ kann man ab dem 24. Juli 2015 erstehen. Outtakes, eine geschnittene Szene und der Trailer zum Film runden das Extrapaket ab.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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