Originaltitel: Dead Rising__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Zach Lipovsky__Darsteller: Keegan Connor Tracy, Meghan Ory, Virginia Madsen, Jesse Metcalfe, Dennis Haysbert, Rob Riggle, Julia Benson, Aleks Paunovic, Sachin Sahel, Carrie Genzel u.a. |
Die USA haben bereits mehrere Zombie-Epidemien hinter sich gebracht. Immer wieder ist es ihnen gelungen, die Gefahr einzudämmen und sogar Infizierten ein einigermaßen angenehmes Leben zu ermöglichen. Sie müssen sich nur einmal am Tag sogenanntes Zombrex spritzen. Diese Medizin hält die Symptome bei den Infizierten unter Kontrolle und soll weitere Epidemien unterdrücken. Doch eines Tages passiert der Supergau: Obwohl die Infizierten mit der Medizin behandelt wurden, laufen sie auf einmal Amok.
In der Folge verwandeln sich Hunderte Zombrex-Patienten in blutrünstige Zombies und drohen das Land erneut ins Chaos zurückfallen zu lassen. Doch die staatlichen Stellen und das Militär reagieren schnell. Sie schließen die Zombies in einer amerikanischen Großstadt ein und suchen nach einer Lösung für das Problem, müssen sie doch davon ausgehen, dass die Zombies resistent gegen Zombrex geworden sind…
Natürlich sind auch noch Menschen in der Quarantäne-Zone eingeschlossen, die weder Zombies noch mit dem Zombie-Virus infiziert sind. Dazu gehört der Online-Journalist Chase, der sich mit zwei anderen weiblichen Überlebenden zusammenschließt, um den blutdurstigen Untoten zu entkommen. Interessanterweise ist eine der beiden Überlebenden eine Infizierte, deren Zombrex offensichtlich hervorragend gegen ihre Infektion wirkt. Die Theorie von der Resistenz der Zombies gegenüber Zombrex scheint also nicht zu stimmen. Damit ist die Neugier des Journalisten geweckt und er stolpert über eine ungeheuerliche Verschwörung…
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Die „Dead Rising“-Videospiele von Konami hatten in Deutschland schon immer einen schweren Stand. Weniger bei den Spielern als vielmehr bei den Jugendschützern, die den Games bis zur Beschlagnahme jedwede Liebesbekundung zuteil werden ließen, die ihnen möglich war. Was bei dem grundlegenden Spielprinzip auch nicht groß verwundert. Dieses besteht darin, inmitten einer Zombie-Apokalypse zu überleben, indem man herumliegende Gegenstände zu immer neuen Waffen gegen die hirnliebenden Knochensäcke kombiniert und ihnen damit die Scheiße aus dem Leib prügelt. Das ist so simpel wie beliebt… was diverse Nachfolge-Games und Ableger auf den unterschiedlichsten Plattformen belegen. Mit Blick auf die aktuell nicht abreißen wollende Zombie-Film-Schwemme beschloss man, das Spiel-Franchise auf die große Leinwand zu übertragen.
Dazu erschuf man eine Spin-Off-Handlung, die immer wieder Bezüge zu den bekannten Spielen aufbaut, dennoch aber eine eigene Geschichte erzählt. Diese bietet zwar hauptsächlich das aus den Spielen hinlänglich bekannte Survival-Motiv als Hauptantrieb, reicht aber in homöopathischen Dosen immer wieder auch interessante Subtexte. So erinnert Zombrex in seiner intendierten Wirkung und Funktionsweise stark an Aidsmedikamente. Auch das aktuell überall grassierende Misstrauen gegenüber höheren Instanzen wird aufgegriffen. Aus diesem Ansatz resultiert eine hübsche Paranoia-Story, die erstaunlich gut funktioniert und dem Film gegen Ende spannungstechnisch über die Runden rettet. Der wird nämlich aufgrund der zunehmend gleichen Zombie-Schnetzelei immer repetitiver.
Das war den Machern augenscheinlich selbst schnell bewusst geworden, weshalb sie noch weitere Bedrohungen für unsere Helden installieren: Da wäre zum einen das hinlänglich bekannte Motiv des militärischen Bombenangriffes, der das Quarantäne-Gebiet ausradieren soll. Dann hätten wir das zunehmend wichtiger werdende „Traue niemandem“ Motiv. Und last but not least taucht auch noch eine marodierende Bikergang auf, die sowohl Zombies als auch Helden killt und gegen Ende mehr und mehr zur Hauptbedrohung mutiert.
Gegen die Biker und die Zombies greift dann die immer mal lustvoll übersteigerte Spielmechanik der Games: Unsere Helden suchen immer neue Gegenstände, die sie als Waffen benutzen können, und veranstalten damit kleinere Splattergelage. Da werden Samurai-Schwerter und Spaten zusammengeklebt, um zweiseitige Waffen zu erschaffen. Baseballschläger und Vorschlaghämmer sind immer gerne gesehen und sogar Waffen erhalten Macheten-Applikationen und dergleichen mehr. Dementsprechend wird in „Dead Rising – Watchtower“ auch nicht nur Zombiehirn auf den Straßen verteilt. Vielmehr wird wie im Spiel ordentlich herumgesaut und zerlegt. Die Zombies sind dabei von der klassischen Art und bewegen sich verhältnismäßig langsam. Zombie-Make-Up und alle Effekte rund um die Schlurfer funktionieren abgesehen von ein paar CGI-Blutfontänen sehr gut. Ausweidungen darf man sich von diesem am Mainstream orientierten, poppig bunten Film nicht erwarten. Ausreichend hart ist er dennoch.
Allgemein fällt sofort auf, dass die Macher von „Dead Rising: Watchtower“ auf ein üppigeres Budget zurückgreifen durften als es aktuell im Zombie-Subgenre üblich ist. Dementsprechend freut man sich über große Zombie-Horden, ordentliche Effekte, erstaunliche Kamera-Perspektiven und weitläufige Sets fernab von Wald- und Wiesen-Schauplätzen. Ferner erlaubte das Budget auch kleinere technische Kabinettstückchen wie eine minutenlange Plan-Sequenz, in der Chase mittels einer Kombination aus Kreissäge und Vorschlaghammer mal so richtig Rambazamba macht und stark choreografiert in und um einen Schulbus aufräumt. Zudem wird die Kamera gerne mal an die diversen Waffen gehangen, so das man aus POV-Sicht dabei ist, wenn es einen Zombie erwischt. Dass das Budget dann allerdings wiederum nicht riesig war, zeigen Sparmaßnahmen wie solche Momente, in denen die Helden viel zu lange an ein und demselben Ort verharren und das Tempo des Filmes in eher belanglosen Dialogen beinahe zum Erliegen kommt. Hier merkt man dann auch die arg langen 120 Minuten Laufzeit überdeutlich.
Darstellerisch wissen Jesse Metcalfe („Gegen jeden Zweifel“) und Meghan Ory („True Justice“) als Heldengespann durchaus zu gefallen. Ihre Figuren sind zwar nichts weiter als eine Anhäufung gängiger Horrorfilm-Klischees, aber zwischen beiden besteht eine gute Chemie und sie verrichten ihren Job grundsolide. Virginia Madsen („Lying in Wait“) darf da als traumatisierte Mutter ein wenig mehr Profil entwickeln, während Dennis Haysbert („Sniper: Legacy“) den 0815 Militär-General gibt. Keegan Connor Tracy („Final Destination 2“) ist als Kollegin von Chase für den Paranoia-Part der Story zuständig und macht ihre Sache sehr gut. Der auf komische Rollen abonnierte Rob Riggle („Die etwas anderen Cops“) spielt Frank West und sitzt als solcher in einem Nachrichtenstudio, von wo er Tipps zum Überleben bei einer Zombie-Plage gibt. Frank West ist natürlich der Held der Videospielreihe, auf die hier nochmals augenzwinkernd verwiesen wird.
Was am Ende bleibt, ist eine Videospiel-Interpretation, die die grundlegenden Spielmechaniken ganz gut auf die Leinwand überträgt und immer wieder kleine und kleinste Bezüge zu den Spielvorlagen aufbaut. Des Weiteren punktet „Dead Rising: Watchtower“ mit seinem flotten Beginn, einem mal wirklich grimmigen Humor, der sich langsam entwickelnden Verschwörungshandlung im Subtext, ordentlichen Darstellerleistungen, netten Actionszenen und echten Highlights wie der grandios coolen Plansequenz. Die etwas zu lange Laufzeit und damit einhergehende Tempoprobleme, diverse Logikbugs (wieso gibt es wenige Stunden nach der Zombie-Apokalypse schon Mad-Max-Bikergangs?), kleinere Effekt-Unzulänglichkeiten (CGI-Geschmodder) in den Splatterszenen, Klischeefiguren und -dialoge und die aufgrund der Actionorientierung eher flache Spannungskurve trüben den Spaß. Leider ist auch das Ende des Filmes unrund. Natürlich sollen hier die Weichen in Richtung einer Fortsetzung oder eines Folge-Spieles gestellt werden, das ist klar. Aber leider wirkt der Schluss von „Dead Rising: Watchtower“ weniger wie ein Cliffhanger und mehr als sei der Film irgendwie unfertig… Unterhaltsam ist „Dead Rising: Watchtower“ trotz diverser Problemherde aber allemal und die landläufige, durch alle Budget-Untiefen watende Konkurrenz macht der Film sowieso platt.
Knappe:
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 31. Juli 2015 von dem Label Polyband und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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