Originaltitel: The Final__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Joey Stewart__Darsteller: Marc Donato, Jascha Washington, Whitney Hoy, Justin Arnold, Travis Tedford, Julin, Lindsay Seidel, Mark Nutter, Hunter Garner, Eric Isenhower, Preston Flagg, Matthew Pose u.a. |
„The Final“ wurde fürs After Dark Festival ausgewählt und daher mit dem Label Horror bedacht, jedoch ist diese Kennzeichnung ein wenig mit Vorsicht zu genießen.
Denn Joey Stewarts Spielfilmdebüt lässt sich dem Genre zwar zuordnen, zeigt aber auch wie weit das Label Horror reichen kann: Trotz der Geschichte um die Rache gemobbter Schüler an ihren Peinigern greifen Kategorisierungen wie Slasher oder Torture Porn nicht. Gerade der Auftakt hat viel von einem Drama, stellt uns die fünf Opfer vor, die unter den Jocks, Cheerleadern und Beliebten zu leiden haben: Dane (Marc Donato), Emily (Lindsay Seidel), Andy (Travis Redford), Jack (Eric Isenhower) und Ravi (Vincent Silochan). Sie werden geschnitten, beschimpft oder körperlich angegangen – oft mit der simplen Begründung, dass sie sich eben nicht gegen die Überlegenen wehren können.
Bei den Beliebten regiert das Klischee, die Mädels sind auf ihre Figur bedachte, zickige Schicksen, die Jungs um Footballprolet Bradley (Justin Arnold) verwöhnte Bullies. Über das Quintett der potentiellen Rächer erfährt man auch wenig, doch mit einfachen Tricks verdeutlich „The Final“ wie sehr ihnen andere Bezugspersonen fehlen: Fast jeder hat eine Szene mit seiner Familie, doch deren Gesichter sieht man fast nicht im Bildkader, da die Köpfe außerhalb des Bildes sind oder hinter Gegenständen wie einer Zeitung oder einem Auto versteckt sind – ein Sinnbild dafür, dass die Jugendlichen hier kein Gehör finden, was aber nicht bedeutet, dass sie ihre Eltern nicht lieben, wie z.B. Jacks Abschied verdeutlich.
Ihr Plan ist eine riesige Kostümparty zu veranstalten, ihre Feinde einzuladen und das Event im Internet zu broadcasten. Mit Drogen betäubt man die Gäste und als sie wieder aufwachen, sind sie mit Ketten gefesselt: Nun erteilen die fünf Unterdrückten in ihren Maskierungen Lektionen an die unausstehlichen Bullies…
httpv://www.youtube.com/watch?v=9ISv8eDEmRY
Das klingt nach Torture Porn, doch im Gegensatz zu zeigefreudig-inhaltsarmem Folterquatsch der Marke „Hostel“ hat „The Final“ eine Geschichte, die mit diesen Szenen erzählt werden will, und hält sich noch dazu bei den Effekten zurück. Oft sind die Brutalitäten offscreen, was sie aber nicht minder heftig wirken lässt, und zudem geht es dem Quintett nicht um langsames Zutodefoltern der anderen, sondern jede der unterschiedlichen Qualen ist mit einer Lektion verbunden, die das Äußere der Schönen entstellt, Sportlerkarrieren zertrümmert oder den Zusammenhalt der Beliebten torpediert – und sie dennoch am Leben lässt.
Man sollte „The Final“ dabei nicht als sozialen Kommentar überbewerten, dafür ist er dann doch zu sehr Genrefilm, doch der Film rechnet durchaus mit dem Kastenwesen an den Highschools ab und das erfreulicherweise ohne Lösungen anbieten zu wollen: Die Bullies sehen meist erst bei Gefahr für Leib und Leben ein, was sie getan haben, oder begreifen es gar nicht, aber auch die fünf Schüler sind alles andere als Identifikationsmodelle – selbst ihr Plan, sofern er überhaupt zu Ende gedacht ist, wird bald durch verschiedene Komplikationen erschwert.
Insofern erscheint „The Final“ zwischendurch ein wenig planlos, aber genauso agieren seine Figuren, was man dem Film nicht als Schwäche anlasten kann. Und trotz aller Horrorattribute, seien es nun Masken, seien es nun kleinere Hetzjagden oder sei es Folter, die Dramatik dahinter ist zu erkennen, gerade wenn das Killerquintett wie eine böse Variante des Breakfast Club am Lagerfeuer sitzt und kurz vor der Tat über Leben und Tod sinniert. Als einzig wirklich positive Figur wird Kurtis (Jascha Washington) angeboten, der durch Schauspielengagements beliebt ist, sich aber für Ravi stark macht. Es bleibt jedoch die Frage, ob das genug war, und ob solche Leute Einzelfälle sind.
Doch so interessant und auch ungewöhnlich „The Final“ ist, so gibt es neben der (nicht so ganz negativ auffallenden) Unentschlossenheit des Plots doch die eine oder andere Schwäche zu bemängeln. Zum einen merkt man der Inszenierung an, dass es sich um ein Frühwerk handelt, denn Joey Stewart mag zwar über einige Erfahrung als Second Unit Regisseur verfügen, als Numero Uno fehlt ihm hier und da noch Gespür für Stimmungen – gelegentlich entgleitet ihm die Schauspielerführung und dem Finale fehlt es etwas an Atmosphäre. Zudem mag man bei den Szenen mit den Häschern im Walde an Anschlussfehler glauben, ehe einige Enthüllungen (die ein früher Ausspruch bezüglich der Kostümierungen eigentlich schon andeutet) gegen Ende diese Annahme wieder ins rechte Licht rücken.
Bei der Darstellerwahl kann man dem Film ein sicheres Händchen attestieren, wobei vor allem das Quintett der Folterer gefragt ist – der Rest ist in eher einseitigen Rollen gefangen. Marc Donato („Bone Daddy“) übertreibt es teilweise ein wenig, aber auch ihm ist ebenso Talent zu attestieren wie seinen Mitstreitern, wobei vor allem Eric Isenhower („The Mentalist“) sich als Nachwuchshoffnung erweist.
Im Angesicht von School Shootings und ähnlichen Vorfällen ist ein Film wie „The Final“ nicht nur aktuell, sondern auch durchaus gesellschaftskritisch. Inszenatorisch schwächelt der Film gegen Ende ein wenig, sonst aber ist der eigenwillige Mix aus Horror, Drama und Thriller ziemlich gelungen und erfrischend ironiefrei, sieht man vielleicht von der Eingangssequenz ab, deren bösartiger Charakter erst gegen Ende klar wird.
In Deutschland ist der Film ungekürzt bei Savoy Film/Schröder Media/MIG Film auf DVD und Blu-Ray erschienen. Das Bonusmaterial umfasst eine entfallene Szene, einen Audiokommentar und ein Making Of.
© Nils Bothmann (McClane)
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