Originaltitel: Ha prang__Herstellungsland: Thailand__Erscheinungsjahr: 2009__ Regie: Paween Purijitpanya, Visute Poolvoralaks, Songyos Sugmakanan, Parkpoom Wongpoom, Banjong Pisanthanakun__Darsteller: Paiboon Dumrongchaitum, Bussaba Daoreung, Visute Poonvoralaks, Jina Osotsilp, Chenchonnee Soontornsantool, Yongyuth Thongkongtoon, Wunruedee Pongsittisuk, Suwimon Thechasupinunt u.a. |
Aufgefallen ist mir der thailändische Horrorfilm „Phobia 2“ dank der Startnext-Crowdfunding-Kampagne des deutschen Labels „Frozen Dice Media“, das die Filmlizenz für den deutschsprachigen Raum erworben hatte und besonderes Augenmerk auf eine ordentliche deutsche Synchronisation legen wollte. Dafür sammelte man dann auch Geld über die Internet-Spendenplattform.
Der Trailer zum Film überzeugte mich. Die Worte der Macher hinter dem deutschen Label über ihr Vorhaben trafen ebenfalls einen Nerv, immerhin ist mir als Asia-Filmfan durchaus bewusst, wie lieblos hingerotzt manche Synchronisationen in dem Bereich ausfallen können. Also steuerte ich ein paar meiner hart verdienten Euros bei und verfolgte gespannt jede neue Statusmeldung zu dem Projekt. Am 24. Juli 2015 war es dann soweit: Ich fischte das fertige Endprodukt, sprich eine deutsch synchronisierte Blu-ray des Filmes, aus meinem Postkasten und schaute gleich, ob sich meine Investition gelohnt hatte.
httpv://www.youtube.com/watch?v=GTrwDL6WEsM
Bei „Phobia 2“ handelt sich um eine Anthologie, die aus insgesamt fünf Kurzfilm-Segmenten besteht. Die Segmente im Einzelnen:
Novice
Für einen wahrhaft üblen Fehltritt mit Todesfolge wird ein junger Teenager von seiner Mutter zu einer Handvoll Mönche verbracht. Hier soll er über seine Taten nachdenken und versuchen, eine neue Richtung für sein Leben zu finden. In dem neuen Umfeld scheint sich der Junge zwar flott zurecht zu finden, einzig mit den Essensportionen hapert es. Als er eines Abends von seinem knurrenden Magen geweckt wird, beschließt er, die Opfergaben zu verspeisen, die ihm am Tag vorher in dem angrenzenden Wald aufgefallen sind. Mit diesen wollen die Einwohner eines nahe gelegenen Dorfes eigentlich die Geister besänftigen. Doch darum schert sich der nicht abergläubige Junge kein Stück. Er macht sich über die Opfergaben her und stürzt so Hals über Kopf in sein eigenes Unglück…
„Novice“ stellt einen gelungenen Einstieg in die Anthologie dar. Vor einem reizvollen Natursetting wird in flottem Tempo die Handlungsgrundlage installiert und ein insgesamt recht reduziert wirkendes Szenario entwickelt. Dementsprechend wird wenig gesprochen und der handelnde Personenkreis ist eher klein. Die Kameraarbeit weiß von Anbeginn an zu begeistern und die gut getricksten Schocks sitzen auf den Punkt. Probleme hat das Segment nur in Sachen Atmosphäre. Diese könnte viel dichter sein, hätte dafür aber ein deutliches Mehr an Laufzeit benötigt. Die surreale, coole Pointe entschädigt aber für das eine oder andere Atmosphäre-Problemchen.
Ward
Das kürzeste Segment von „Phobia 2“ hört auf den Titel „Ward“ und handelt von einem jungen Mann, der mit seinem Motorrad einen Unfall baut. Er landet im Krankenhaus. In seinem Zimmer liegt nur noch ein alter Mann, der bereits hirntot ist. Dennoch wird er regelmäßig von Leuten besucht, die ihn immer wieder als Meister bezeichnen. Eines Nachts hört der junge Mann unheimliche Geräusche von dem Bett nebenan. Das ist erst der Auftakt für eine wahrliche Horrornacht…
„Ward“ erzeugt mit den simpelsten Mitteln Spannung: Ein Krankenzimmer, ein junger Mann, ein toter Körper und eine zugezogene Trennwand. Mehr braucht die Episode nicht, um richtig aufs Horrorgas zu treten. Seien es brachiale Jump Scares oder mal wirklich exzessiv ausgespielte Spannungsmomente, „Ward“ geht in seiner kurzen Laufzeit und mit seinen sepiafarbenen Bildern so richtig unter die Haut. Wortwörtlich…
Backpackers
In „Backpackers“ folgen wir zwei chinesischen Rucksacktouristen, die in Thailand unterwegs sind und auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen. Irgendwann hält ein LKW an und gegen die Entrichtung eines Obolus’ dürfen die beiden mitfahren. Ist die Stimmung schon zu Beginn eher sehr unterkühlt, wird es in dem Führerhäuschen des Fahrzeuges zunehmend beklemmender. Die Laune des Fahrers und seines Beifahrers ändert sich immer mehr in eine aggressive Richtung. Plötzlich dringt auch noch ein Klopfen aus dem Laderaum an die Ohren der beiden chinesischen Fahrgäste…
„Backpackers“ war die Episode, die mich am wenigsten überzeugte. Sie setzt vor allem auf Tempo und türmt einen abgefahrenen Moment auf den anderen, ist aber im Bezug auf die anderen „Phobia 2“-Kurzfilme der belangloseste, zumal seine Pointe nur darin besteht, irgendwann alle über den Jordan zu bringen. Im Mittelteil, wenn offenbart wird, was sich auf der Ladefläche des LKWs befindet, hat die Episode ihren stärksten Moment. Ab da geht es nur noch abwärts. Was gefällt, sind die vielen verschiedenen Schauplätze, der coole Score und die nervöse Handkamera, die in den actionreicheren Momenten nochmal für zusätzlichen Druck sorgt.
Salvage
Mit der Episode „Salvage“ entwickelt sich „Phobia 2“ wieder in die richtige Richtung. Hier geht es um Frau Nuch, die einen Gebrauchtwagenhandel betreibt, der in erster Linie aufgemotzte Unfallwagen als hochwertige Gebrauchtwagen vertreibt. Die Vergangenheit ihrer Karossen verschweigt Frau Nuch aber wohlweislich. Das wird ihr zum Verhängnis, als eines Abends ihr eigener Sohn inmitten des Fuhrparks verschwindet und ihr die Geister der Unfallopfer die Suche brachial erschweren…
„Salvage“ setzt auf einen begrenzten Schauplatz und nutzt hier alle Möglichkeiten, um Gänsehaut zu erzeugen. Die Suche nach dem Sohn zwischen den Autos hat etwas Labyrinthisches, die grobkörnigen Überwachungskamera-Bilder lassen einen Schlimmes erahnen, die eingewobenen Jump Scares reißen einen mehrfach richtig herum und erneut werden ein paar Schockmomente so unnachgiebig ausgespielt, dass man sich als Zuschauer fast schon wünscht, endlich wieder von der Angel gelassen zu werden. In dem Zusammenhang gibt es auch grandiose Bilder, etwa jene um ein Unfallopfer, das in seinem Auto verbrannt ist. Nur die Schlusspointe, die ist misslungen. Gründlich.
In the End
Die letzte Episode ist zugleich das Schmuckstück von „Phobia 2“. Sie spielt auf dem Set eines Horrorfilm-Drehs. Hierbei soll die Fortsetzung eines thailändischen Kassenschlagers entstehen. Blöd nur, dass die Darstellerin des notwendigen Geistes am Set in Ohnmacht fällt und anschließend im Krankenhaus stirbt. Ihr Geist allerdings, der kehrt an den Set zurück…
Und sorgt für humorigen Schrecken. Denn „In the End“ ist in erster Linie eine Horrorkomödie. Voller ironischer Brechungen und Anspielungen auf das Genre an sich. Plus herzhafter Übertreibungen dahingehend, was auf einem Filmset wohl alles abgeht. Die vornehmlich sehr jungen Darsteller sind mit sichtlichem Spaß bei der Sache und die Story schlägt nach einem eher ruhigen Beginn einige unvorhersehbare, klasse Volten und mündet in einen überdrehten Schlussakt.
Der Gesamteindruck
Diese einzelnen Episoden sind nicht durch eine Rahmenhandlung verbunden. Eine lange Schwarzblende kündigt jeweils den Beginn eines neuen Segmentes der Anthologie an. Das funktioniert insgesamt ganz gut, dennoch fällt manchmal das Umswitchen von einer Episode auf die nächste etwas schwer. Vor allem, wenn man noch an der Pointe des vorhergehenden Segmentes zu knabbern hat. Insgesamt sind die Kurzfilme erstaunlich nah dran an westlichen Sehgewohnheiten. Es wird kaum overacted, es setzt keine überkandidelten Figuren und auch der Humor funktioniert richtig gut, ohne aufgesetzt oder bemüht zu wirken.
In technischer Hinsicht sind alle Segmente sauber umgesetzt. Erstaunlich ist, dass sich die einzelnen Teile abgesehen vom inhaltlichen nicht sonderlich voneinander unterscheiden. Bei fünf verschiedenen Regisseuren hätte ich in Sachen Inszenierung ein deutlich unhomogeneres Ganzes erwartet. In Sachen Gewalt hat „Phobia 2“ einige brutale Schauwerte zu bieten. Diese fallen aber eher kurz und knackig aus und wirken niemals selbstzweckhaft, weshalb die deutsche FSK 16 Freigabe rundweg in Ordnung geht.
In der Umsetzung seiner Schockeffekte wusste mich „Phobia 2“ wahrlich zu beeindrucken. Die Jump Scares saßen größtenteils auf den Punkt und waren richtig effektiv. So richtig beeindruckend waren aber die Szenen, bei denen die Regisseure den Schockmoment nicht einfach freiwillig auflösten, sondern die Daumenschrauben immer weiter anzogen. Hier entstand wirklich ein richtiges Terrorgefühl, zumal dann begleitend zu dem optischen Schreckmoment auch die Tonspur richtig Amok lief. Das habe ich so wirksam bisher eher selten in Horrorfilmen gesehen.
Im Endeffekt verhält es sich bei „Phobia 2“ jedoch genauso wie bei allen anderen Anthologien: Es gibt richtig gute Segmente („In the End“ und „Ward“), ganz ordentliche („Novice“ und „Salvage“) und enttäuschende („Backpackers“). Angenehm ist, dass selbst die schwächste Episode von „Phobia 2“ immer noch im soliden Genre-Mittelmaß schippert und ein paar echt coole Momente aufbietet. Sauber inszeniert, gut gespielt, überzeugend getrickst und spannend sind alle Einzelteile des Ganzen, weshalb ich nur zu folgender positiver Bewertung kommen kann:
Und die Synchronisation? Die ist wirklich richtig gut geworden. Ausreißer sind mir ausgerechnet nur in meiner Lieblingsepisode „In the End“ aufgefallen. Hier wirken manche Intonationen recht steif und ein thailändischer Geist, der mit deutscher Mundart spricht, ist auch ein wenig seltsam. Doch selbst diese „Ausrutscher“ sind noch meilenweit von den bekannten miesen Eindeutschungen entfernt, in denen ein Sprecher mit verstellter Stimme gleich mal mehrere Charaktere spricht. Kurzum: Daumen hoch und weiter so @ Frozen Dice Media!
Die deutsche DVD und Blu-ray wird demnächst von dem Label „Frozen Dice Media“ kommen. Ab dem 27. August 2015 versucht man das gute Stück zunächst als ungeprüftes Mediabook unter die Horrorfans zu bringen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Frozen Dice Media__Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |