Originaltitel: Libertador__Herstellungsland: Spanien, Venezuela__Erscheinungsjahr: 2013__ Regie: Alberto Arvelo__Darsteller: Édgar Ramírez, María Valverde, Iwan Rheon, Juana Acosta, Imanol Arias, Leandro Arvelo, Jon Bermúdez, Alejandro Furth, Jesus Guevara, Danny Huston u.a. |
Der 1783 in Venezuela geborene Simón Bolivar war eine wichtige Lichtgestalt des südamerikanischen Kontinents im Kampf gegen die spanischen Besatzer und gilt infolgedessen noch heute als Nationalheld vieler Länder Südamerikas. Seine erfolgreiche Invasion Venezuelas im Jahre 1813 brachte ihm den Ehrennamen „El Libertador (Der Befreier)“ ein, der Jahrhunderte später zum Titel eines Epos’ über den Freiheitskämpfer wurde. Selbiges möchte den Mann hinter dem Mythos in den Mittelpunkt stellen…
Simón Bolivar hat dank seines Mentors und Lehrers über Jahre hinweg den Freiheitsgedanken in sich aufgesogen wie ein Schwamm. Das ist im spanisch besetzten Venezuela nicht ungefährlich. Die spanische Krone unterdrückt und drangsaliert das Land und mit ihm beinahe den gesamten südamerikanischen Kontinent. Allerdings erlaubten es die Spanier Bolivars Familie, einen gehörigen Haufen Geld anzusammeln, was Simón freilich auch veranlasste, seine Freiheitsbestrebungen zum Wohle seiner Familie immer ein wenig im Zaum zu halten. Seine große Liebe, eine Spanierin, impft ihm aber den Gedanken an ein freies Südamerika wieder ein.
Als Simón seine Liebe an die unberechenbaren Gefahren seiner Heimat verliert, ist da nichts mehr, was ihn noch aufhält. Er investiert das Familienvermögen in eine Revolution, die heftig scheitert. Simón wird in den Dschungel verbannt, aus dem er gestärkt zurückkehrt und eine weitere Revolution startet. Echter Erfolg ist ihm allerdings erst im nächsten Anlauf vergönnt. Dieses Mal gelingt es ihm sogar, ausländische Investoren und Mitstreiter zu gewinnen, um ein geeinigtes und freies Südamerika zu erstreiten. Auf dem Höhepunkt seiner Ziele beginnt allerdings erst der eigentliche Kampf für Simón…
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„The Liberator“ – so der internationale Titel – fokussiert auf die wichtigsten Jahre im Leben Simón Bolivars. Seine Kindheit und Jugend spielt für den Film darum keine große Rolle. Stattdessen steigt der Film in Bolivars Geschichte ein, wenn dieser seine große Liebe und zukünftige Ehefrau Maria kennenlernt. Feinfühlig, aufgrund des etwas zu süßlichen Soundtracks immer hart am Kitsch und mittels großer Naturpanoramen wird diese Liebe in Szene gesetzt und bricht den zukünftigen Helden gewaltig auf. Sofort schließt man ihn ins Herz, was auch deshalb leicht fällt, weil Darsteller Edgar Ramirez („Erlöse uns von dem Bösen“) ihn als echtes Charismabiest anlegt.
Nach dieser Episode startet der Film in das umfangreiche Kapitel der Befreiungskämpfe. Siege und Niederlagen reihen sich aneinander. Starke Dialoge um Freiheit dominieren das Drehbuch. Gewaltige Massenszenen, eine fantastische Ausstattung, reizvolle und vielfältige Schauplätze sowie unendlich schöne Naturbilder dominieren das Geschehen. Die Handlungsszenen und die Actioneinlagen werden im Stile großer Historienschinken eingefangen und bedienen sich einer wuchtigen Bildsprache. Auch der Soundtrack läuft jetzt deutlich runder als noch zu Beginn. Mit der Überquerung der Anden und einer sich direkt anschließenden Schlacht bietet der Film zudem seine beiden größten Augenfutter-Momente überhaupt auf.
Danach wirkt „The Liberator“ dann ein wenig gehetzt. Wer sich mit der Geschichte Bolivars ein wenig auseinandersetzt, weiß, dass nun eine äußerst interessante Phase begann. Die Republik Großkolumbien wird ausgerufen, große Schlachten werden geschlagen, wichtige Bündnisse eingegangen und am Ende steht ein gewaltiger Staat mit Namen Bolivien… Die Ordnung darin kann der Namensgeber nur aufrecht erhalten, indem er sich zum Diktator ausrufen lässt, was die Wogen allerdings nicht glättet, sondern die Lage deutlich verschärft. „The Liberator“ fokussiert nun etwas unentschlossen auf diese Machtspielchen. Deutet an, dass Bolivars Leben beständig in Gefahr war. Diese Fokussierung lässt den Film auf einmal unrund wirken. Sprunghaft in seiner Dramaturgie. Und beschönigend, was die geschichtlich verbürgten Tatsachen rund um Bolivar angeht. Dafür bleibt der Film aber immer spannend, denn die Winkelzüge von Bolivars Gegnern verfehlen ihre Wirkung nicht.
Dennoch wirkt es, als hätte der Film eine längere Laufzeit gut vertragen können. Denn so manch interessanter Punkt aus Bolivars Leben fällt bei der augenblicklichen Fassung unter den Tisch. So machte er, der ehemalige Sklavenhalter, sich selbst stark für die Abschaffung der Sklaverei. Aus diesem Umkreis rekrutierten sich auch viele seiner Kämpfer. Im Film wird dies nicht einmal angeschnitten, was angesichts des Scheiterns seiner geschichtlich verbürgten Bemühungen wieder ein wenig geschichtsverzerrend wirkt (da eben eine große politische Niederlage ausgeblendet wird). Wenngleich das gute Making Of nahe legt, dass dahingehend Szenen gedreht wurden.
Doch natürlich leben Biopics immer auch von der Verdichtung. Weshalb so manche historische Lücke verziehen sei. Denn der Rest ist dramaturgisch mit Sinn auf eine ordentliche Spannungskurve ausgelegt und hat ein tolles Gespür für Timing und das genau richtige Erzähltempo. Weitere Spannung bezieht der Film aus der Tatsache, dass der Kampf Bolivars in unseren Breiten kaum bekannt ist, was dem Film etwas Originäres verleiht.
Am Ende bleiben große Bilder, große Gefühle, große Schlachten und eine große Geschichte um einen großen Mann. Ramirez dominiert als Bolivar den Film in jeder Minute. Dagegen mutieren selbst „Game of Thrones“-Stars (Iwan Rheon) und ein Schwergewicht wie Danny Huston („Stolen“) zu Randnotizen. Machen aber wie der restliche Cast einen guten Job. Der prachtvoll ausgestattete und die Schönheit Venezuelas zelebrierende Film leistet sich einerseits zwar so manche historische Freiheit und läuft immer Gefahr, Bolivar zu sehr zu idealisieren, unterhält andererseits aber prächtig und ist in seinen besten Momenten richtiggehend mitreißend. Das Ergebnis ist ein im besten Sinne altmodischer Kostümfilm, dem man einfach noch einen etwas epischeren Atem gewünscht hätte.
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 14. August 2015 von Pandastorm Pictures und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten. Das interessanteste Extra bildet ein kleines Booklet, in dem ein Bolivar Biograph die Person genauer einordnet und historische Ungenauigkeiten im Film erstaunlich offen herauskehren darf. So sollten Begleitmaterialien zu historischen Filmen immer aussehen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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