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Revenge – Eine gefährliche Affäre

Originaltitel: Revenge__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__ Regie: Tony Scott__Darsteller: Kevin Costner, Anthony Quinn, Madeleine Stowe, Tomas Milian, Joaquin Martinez, James Gammon, Jesse Corti, Miguel Ferrer u.a.
Revenge - Eine gefährliche Affäre

Kevin Costner stürzt in Tony Scotts “Revenge” in eine gefährliche Affäre.

Cochran, Pilot der US-Navy, hat gerade seinen aktiven Dienst beendet und möchte nun das schöne Leben abseits von Dienstplänen und Kampfflugzeugen genießen. Just in diesem Moment lädt ihn sein alter Kumpel Tiburon Mendes auf sein Anwesen in Mexiko ein, was Cochran nicht ausschlagen möchte. Also bricht er gen Mexiko auf und genießt erste friedliche Tage mit seinem Freund Tiburon und dessen wunderschöner Frau Miryea. Obwohl er seinem Freund gegenüber sehr viel Loyalität empfindet, begeht er den großen Fehler mit Miryea anzubandeln. Ein unglaublicher Fehltritt, wie er bald schmerzlich erfahren soll …

Als nämlich Cochran und Miryea einen heimlichen Liebestrip in das mexikanische Hinterland unternehmen, steht auf einmal Tiburon mit ein paar Schergen zwischen Tür und Angel des Liebesnestes und lässt seiner Wut auf beide freien Lauf. Cochran wird daraufhin als menschlicher Fleischklumpen in einer Wüste zum Sterben ausgesetzt. Miryea wird entstellt und in ein Bordell verbracht, wo sie – gefügig gemacht mit Drogen – wirklich jedem Mann zu Diensten sein muss. Während Miryea so mehr tot als lebendig vor sich hin darbt, wird Cochran von einem mexikanischen Bauern gefunden und wieder aufgepäppelt. Wieder gesundet, kennt er nur ein Ziel: Rache!

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Revenge - Eine gefährliche Affäre

Cochran und Miryea überschreiten eine Grenze.

„Revenge – Eine gefährliche Affäre“ stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Die Vorlage war eine 1979 erschienene Romantrilogie namens „Legend of the Fall“ von Jim Harrison, die sowohl Kevin Costner („3 Days to Kill“) als auch der Produktionsfirma Rastar Productions sehr zusagte. Man setzte sich zusammen und beschloss, das Werk filmisch umzusetzen. Mit Costner in der Hauptrolle und in der Funktion eines Executive Producers. Zu dieser Zeit war Tony Scott als Regisseur schon fest gebucht und hatte mit den Streifen „The Hunger“, „Top Gun“ und „Beverly Hills Cop II“ bereits seine Duftmarken als New-Wave-Regisseur gesetzt.

New-Wave-Regisseur stand damals für die jungen Wilden wie eben Tony Scott oder seinen Bruder Ridley, die erfolgshungrig aus dem Werbegeschäft ausbrachen und viele der optischen Spielereien aus der zeitgenössischen Werbung in den Film hineintrugen. Costner und Scott verstanden sich anfangs sogar recht gut und waren beide mit den bisherigen Drehbuchentwürfen nicht glücklich. Beide mochten die Grundessenz der Romantrilogie, nicht aber das gesamte Werk. Es wirkte zu unplausibel auf beide. So ließ man verschiedenste Drehbuchfassungen erstellen, doch wirklich glücklich wurden beide mit dem Script nicht.

Dann drückte Costner massiv aufs Tempo, lief ihm doch allmählich die Zeit weg. Immerhin plante er eines der damals tollkühnsten Projekte überhaupt: Einen Film über Indianer, drei Stunden lang, weitgehend untertitelt. Also begann man unter Zeitdruck ein ungeliebtes Script zu verfilmen… Das Ergebnis ist legendär: „Revenge“ wurde einhellig von der Kritik verrissen. Selbst im Fahrwasser des riesigen Blockbusters „Der mit dem Wolf tanzt“ lief eine erneute Kinoauswertung miserabel. Erst im Videotheken-Geschäft konnten die Kosten egalisiert werden. Costner selbst machte für den Film auch keine Werbung oder Promotion, die erwähnenswert gewesen wäre. Er hatte das ungeliebte Kind zugunsten von „Der mit dem Wolf tanzt“ längst ad acta gelegt!

Leider, denn das Traurige ist, dass man nach dem Genuss von „Revenge“ gar nicht so recht verstehen kann, was hier im Allgemeinen so schief gelaufen sein soll. Klar, im Grunde geht es um eine Dreiecksgeschichte, die in Eifersüchteleien, Blut und Chaos endet. Nichts Neues also, fürwahr nicht. Doch der Film funktioniert, wenn man sich darauf einlassen kann. Dabei verläuft er fast wie Tony Scotts deutlich größerer Erfolg „Man on Fire“: So widmet er sich in der ersten Stunde komplett seinen Charakteren und der aufkeimenden Liebesbeziehung zwischen Cochran und Miryea. Wenn das Schicksal dann rüde, brutal und alles andere als zimperlich in Form von Tiburon zwischen die Liebenden fährt, nimmt diese Szene aufgrund der langen Exposition unglaublich mit und präsentiert einen Anthony Quinn in Höchstform. Der kommt hier unglaublich ruhig und dadurch noch bedrohlicher und unberechenbarer daher als so manch brillanter Bösewicht der letzten Jahre.

Revenge - Eine gefährliche Affäre

Cochran will sich an seinem ehemals besten Freund rächen.

Nach dieser recht langen Einleitung, in der Scott eben auch sehr wenig zu erzählen hat, da er sich komplett auf das Liebespaar konzentriert, kippt der Film um. Er wird hässlicher (dies findet sogar eine optische Entsprechung in den entstellten Gesichtern von Costner und Stowe), dreckiger, vulgärer und wirft das gesamte romantische Konstrukt vollkommen über Bord (die Parallelen zum Aufbau von „Man on Fire“ sind und bleiben eklatant). Dabei wird zwar durchaus auch einmal dreckig gestorben, doch seltsamerweise wirkt gerade der eigentliche Rache-Aspekt sehr gebremst.

Es gibt keine großen Scharmützel, keinen Shootout und auch das „Duell“ Cochran vs. Tiburon hätte für einen Film mit dem Titel „Revenge“ nicht untypischer ausfallen können. Das Schöne daran ist, dass Cochran so niemals zu einer Rache-Maschine verkommt, sondern immer Mensch bleibt, der sogar im Angesicht des Feindes eigene Fehler einzugestehen bereit ist. Das vollkommen atypische Ende – wunderschön und dennoch alles andere als happy – lässt den Film dann absolut mühelos aus dem Einheitsbrei ähnlicher Filmprojekte herausragen, da er eben keine x-beliebigen Rache-Fantasien bedient, wie es ihm immer wieder angekreidet wird.

Kevin Costner spielt Cochran auf die ihm typisch Art und Weise. Eher zurückhaltend im Umgang mit Frauen, lässt er allmählich seinen Charme und Schmäh wirken und zieht so locker die weibliche Hauptfigur und auch sein weibliches Publikum auf seine Seite. Für uns Männer ist er der Typ, den man hinsichtlich seines Schlages bei Frauen gerne zum Freund hätte, weil er einem Chancen eröffnen zu können scheint, die sonst gar nicht da wären. Und das ist wohl auch das Geheimnis seines wahnsinnigen Erfolges NACH „Revenge“. Immerhin stieg er mit „Der mit dem Wolf tanzt“ zu DEM Superstar der 90er auf. Viel Schauspielern musste er für diesen Status nie, es reichte eigentlich immer sein natürlich vorhandener Charme, um den Zuschauer in die Geschichte hinein zu ziehen.

In „Revenge“ versucht er zudem ein wenig gegen sein damals schon verkrustetes Frauentraumimage anzukämpfen. Zunächst gibt er zwar wie gewohnt den Über-Sunnyboy, wirft dann allerdings gutes Aussehen und Benehmen über Bord, was Mr. Costner auch hervorragend steht. Insbesondere in seinen kleinen Ausraster-Szenen, in denen er Costnertypisch mit verzweifeltem Blick seine Stimme kippen lässt, wissen zu gefallen. Spätestens wenn er einer Frau dann mit der Faust volle Kanüle ins Gesicht schlägt, ist es vorbei mit dem Kuschel-Kevin.

Revenge - Eine gefährliche Affäre

Eine Affäre mit unabsehbaren Folgen.

Madeleine Stowe als Miryea habe ich niemals zuvor und auch nie danach so begehrenswert und erotisch gesehen wie in diesem Streifen. Dazu gesellt sich einiges an verblüffender Freizügigkeit, was einen jeden Moment nachvollziehen lässt, warum Cochran für sie alle guten Vorsätze fahren lässt. Doch auch in den Momenten, in denen sie sich doch sehr devot und zurückhaltend geben muss (im Zusammenspiel mit Quinn) überzeugt sie in jeder Szene. Ihre besten Momente hat sie, wenn Miryeas Martyrium beginnt, was sehr intensiv geraten ist und in einem verzweifelten, drogengeschwängerten Versuch mündet, einem ihrer Freier zu entkommen. Wirklich eine beeindruckende Performance.

Anthony Quinn spielt, wie bereits erwähnt, mit viel Understatement ruhig und beherrscht auf, was seinen Tiburon nur umso beeindruckender werden lässt. In kleinen Rollen kann man einen sehr jungen John Leguizamo („John Wick“) in einer fast stummen Rolle bewundern und in Bezug auf Miguel Ferrer („Robocop“) würde man sich wünschen, er wäre schon früher in dem Film aktiv geworden, hätte seine Figur sicher doch einiges an Zynismus und Härte in den Film hineintragen können.

Technisch präsentiert sich der Film in einem ziemlich unverbrauchten Look. Abgesehen von ein paar lustig kurzen Hosen, die Kevin Costner hier auftragen darf, wirkt der Film nämlich nicht wirklich, als wäre er schon 25 Jahre alt. Der wichtigste Grund hierfür ist das optische Gespür von Tony Scott, der einige gelungene Bildkompositionen präsentieren kann. Farblich orientiert er sich an seinen beiden US Hits „Top Gun“ und „Beverly Hills Cop II“ mit einer warmen Farbpalette und einer Unmenge an Braunfiltern, was seinem Film einen heimelig erdigen und warmen Charakter verleiht und im Grunde eine optische Entsprechung für das in Mexiko vorherrschende Klima liefert.

Leider, zumindest aus meiner Sicht, gibt er der zweiten Hälfte seines Filmes kein anderes optisches Konzept und bleibt bei den Sepiafarben. So wirkt der Film zwar optisch wie aus einem Guss, allerdings hätten die kalten Farbkompositionen aus seinem Debüt „The Hunger (Begierde)“ zu dem Rache-Thema deutlich mehr gepasst. Einerseits kann dieses „Problem“ nun durchaus „nur“ ein subjektives Empfinden sein, andererseits ist es vielleicht auch ein Zeugnis für den allgemein zerfahrenen und gehetzten Produktionsablauf. Ein wirklicher Nachteil entsteht dem Film daraus aber nicht, ist er doch vollkommen up to date was die Technik angeht…!

Ein wichtiger Eckpunkt für das Gelingen von „Revenge“ ist Jack Nitzsches formidabler Soundtrack. Dieser ist zwar vor allem zu Beginn mit seinen leicht schwülstigen Themen der Hauptgrund dafür, dass die Liebesgeschichte nicht immer kitschfrei bleibt, vor allem im letzten Drittel offenbart der Score dann aber all seine Klasse, wenn er unter den noch immer leicht schwülstigen Themen unglaublich bedrohliche Elemente anklingen lässt und damit vor allem das herrliche Schlussbild grandios abzurunden versteht. Was ein wenig enttäuscht, ist, dass der Score leider extrem spartanisch eingesetzt wird…

Revenge - Eine gefährliche Affäre

Das wunderschöne Schlussbild.

Was bleibt, ist ein storytechnisch dünner, über weite Strecken hochästhetischer Reigen um Liebe und Gewalt, verpackt in wirklich schöne Bilder und garniert mit guten Darstellern und einem netten Score. Mit seinem ungewöhnlichen Herangehen an das Thema Rache und einem recht konsequenten Ende hebt er sich obendrein wohltuend aus dem Wust an Rachethrillern ab. ABER: Wer mit einer nicht immer kitschfreien Liebesgeschichte nichts anfangen kann oder eventuell einen Rachefilm aus bestem Schrot und Korn erwartet, ist hier grundlegend verkehrt.

Im übrigen hat „Revenge“ weder Scott noch Costner wirklich geschadet. Scott meldete sich kurz darauf mit „Tage des Donners“ eindrucksvoll zurück und Kevin Costner holte sich mehrere Goldjungen für seinen tanzenden Wolf ab, um daraufhin Hit auf Hit zu lancieren. Das Verhältnis der beiden soll dennoch ein wenig getrübt sein. Costner sprach sich im Nachhinein mehrere Male dahingehend aus, dass er die New-Wave-Regisseure und ihren Style over Substance Ansatz nicht sonderlich schätzt, was er in seinen eigenen Regiewerken auch eindrücklich bewies. Wer nun Schuld am Untergang des Filmes hat, sei einmal dahingestellt. Dennoch ist es schlicht und ergreifend schade, was mit „Revenge“ passiert ist. Er war einfach der sprichwörtliche Film zur falschen Zeit… Was hätte aus dem Film werden können, wenn wirklich alle Beteiligten sämtliche Zeit und Energie auf ihn verwendet hätten?

Eine deutsche DVD zu dem Film gab es lange Zeit nicht. Einzig ein Bootleg konnte den einen oder anderen Kevin Costner Fan glücklich machen. Am 21. September 2015 steuert NEW KSM ENDLICH nach und bringt ein Mediabook mit Blu-ray und DVD des Filmes auf den Markt. Dieses enthält laut offiziellen Angaben die reguläre Fassung des Filmes. Inzwischen kursiert allerdings auch ein Director’s Cut von Tony Scott (etwa als Code 1 DVD aus den USA), in dem er seinem Film einen durchaus etwas anderen Anstrich verleiht. Diesen werden wir in den nächsten Tagen an dieser Stelle ebenfalls etwas genauer betrachten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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