Originaltitel: In the Name of the King: A Dungeon Siege Tale__Herstellungsland: Deutschland, Kanada__Erscheinungsjahr: 2007__ Regie: Uwe Boll__Darsteller: Jason Statham, John Rhys-Davies, Ray Liotta, Matthew Lillard, Leelee Sobieski, Burt Reynolds, Ron Perlman, Will Sanderson, Claire Forlani, Kristanna Loken u.a. |
Boll. Dr. Uwe Boll. Kaum ein Mensch im Showbiz dürfte den meisten Kritikern ein beständigerer Dorn im Auge sein, als der Produzent einer ganzen Latte an Bollshit. Und wenn man den Dr. Boll kritisiert, kann es sogar passieren, dass man von ihm höchstselbst eine eingeschwenkt bekommt, denn der Dr. Boll boxt auch noch nebenher! Ein echter Tausendsassa. Doch glücklicherweise bin ich ja kein böser Uwe Boll Basher. Nope. Immerhin waren seine Streifen „House of the Dead“ und „Alone in the Dark“ durchaus unterhaltsamer Trash. „Bloodrayne“ obendrein ziemlich blutig saftender, unterhaltsamer Trash. Beseelte Spätwerke wie „Tunnel Rats“ und „Darfur“ machten sogar manchen Hardcore-Kritiker Staunen.
Allerdings, und jetzt kommt’s, hat der Uwe auch ziemlichen Mist auf dem Kerbholz. Wer „Bloodrayne 2“ gesehen hat, dürfte ungefähr eine Ahnung haben, worauf ich hinauswill. Es ist also nicht alles Boll was glänzt. Und da sind wir beim Thema. Denn der Uwe, der liebt alles, was glänzt. Daraus macht er auch gar keinen Hehl, wie man in seinen wirklich brillanten Audiokommentaren immer wieder zu hören bekommt. Denn der Dr. weiß, worauf es beim Filmemachen ankommt: Geld! Genauer: Geld besorgen, Geld ausgeben und Geld wieder reinbekommen.
Das Problem ist nur: Filmen wie den hier zu besprechenden „Schwerter des Königs“ merkt man eben auch an, dass sie nichts anderes als Geldmaschinen für Boll sind. Dementsprechend schafft er es nicht einmal ansatzweise, derartigen Bollwerken einen Hauch von Seele zu geben. Doch lasst uns erst einmal einen Gang herunter schalten. Denn das macht Uwe Boll bei seinem Streifen „Die Schwerter des Königs“ auch recht häufig. Zu häufig.
Also, worum geht es? Es geht um einen Farmer namens Farmer (ein Hoch aufs Drehbuch), der mit seiner kleinen Familie irgendwo in einem weit entfernten Königreich, namens Ehb, vor sich hin farmt. Eines Tages schauen die Krugs (gesprochen wie die Crux aus diversen Sprichwörtern und damit das zweite Hoch aufs Drehbuch!) vorbei, meucheln Farmers Spross und entführen sein zartes Pflänzchen von Frau. Befehligt werden die tumben Lumpenhunde von dem missgünstigen Nachbarn Gallian, der einfach die Schnauze voll hat von der Ehbschen Misswirtschaft und das Land an sich reißen will. Klar, dass Farmer dies nicht auf sich und seinen Kombinatsmitgliedern sitzen lassen kann und freilich seine Frau wieder befreien will. Ergo zieht er los, immer auf der Suche nach seinem Schatzzzz und darauf bedacht, Gallians Gesicht mal so richtig zu beackern …
httpv://www.youtube.com/watch?v=fLdX_xQqtYg
Wer sich schon immer gefragt hat, wie wohl „Herr der Ringe“ als Bollwerk ausgesehen hätte, der kann sich davon derzeit in den deutschen Lichtspielhäusern ein Bild machen. Also zunächst einmal braucht es viele Orgs, ich meine Krugs, die ausschließlich einem bösen Zauberer gehorchen. Der lebt am liebsten in einem weit entfernten Schloss herum und dank Magie kann er überall hingucken. Dann braucht es noch einen Helden, der loszieht, um etwas Heldenhaftes zu erledigen. Ein paar Kumpel, damit er nicht so alleine ist, lebendige Wälder, n’bisserl esoterisches Gefasel und obendrauf eine Frau, die auch endlich mal mitkämpfen möchte, auch wenn ihr das keiner erlaubt.
Schöne Berge mag der Uwe auch, zumeist aus Hubschraubern gefilmt, mit schönen Chorälen versehen. Und haben ihn die Berge gelangweilt, drehte er halt vor CGI Schlössern. Auch net schlecht. Und freilich braucht es Schlachten. Boah, riesige Schlachten! Gigantomanische Schlachten. Die Mutter aller Schlachten. Und Leute! All das hat „Schwerter des Königs“! Nur … es ist absolut egal, denn der Film ist so derbe langweilig geraten, dass es vollkommen egal ist, was der Uwe da gerade wieder abfilmt.
Denn auch wenn es im „Herr der Ringe“ eben irgendwo immer nur um einen Ring ging, verstand es Peter Jackson über weite Strecken dennoch, so etwas wie Spannung und eine schlüssige Dramaturgie zu entwickeln. Und nach Ansicht der „Schwerter des Königs“ kann man nur vermuten, dass der Uwe bzw. seine Drehbuchautoren beide Begriffe noch nie gehört haben. Die Folge: Farmer latscht durch Wälder, kickt Krugs, latscht durch Wälder, kickt Krugs und dann latscht er weiter. Zwischendrin darf Gallian in seinem Schloss Dünnes labern, sich in seinem (ich nenne es mal) Virtual Reality Raum aufhalten und wieder Dünnes labern. Dann erfahren wir von der wahren Herkunft Farmers und auch sein wirklicher Name wird enthüllt. Nur interessant ist das alles nicht die Bohne!
Zähflüssig mäandert „Schwerter des Königs“ durchs Gemüt des Zuschauers und will einfach nicht zünden. Zu keiner Sekunde. Nicht ganz unschuldig daran sind die nicht vorhandene Charakterzeichnung, die wirklich saumäßig bekloppten Dialogbonmots und Uwes selbstherrliche Inszenierungsweise, die er von Soundtracklieferantin Jessica de Rooij gnadenlos zukleistern lässt, bis sich die Gehörgänge vor lauter Kitsch zu erbrechen drohen.
Technisch haben es dem Doktor diesmal die langen Kamerafahrten angetan. Immer schön aus einem Helikopter raus aufgenommen oder von einem Kamera-Dolly aus gefilmt. Das sieht zwar ohne Frage gut aus, nur wenn die ersten 30 Minuten zu 15 Minuten aus diesen Kamerafahrten bestehen, wird es dann schon einmal öde. Und Boll hatte noch eine tolle Idee: Ein Historien-/Fantasyfilm muss eine alte Anmutung haben, also her mit den Sepia-Farbfiltern! Am Besten gleich drei oder vier übereinander. Und so sind seine Bilder keine sepiafarbenen Bilderwelten, sondern brauner Matsch bar jeder Möglichkeit irgendwelche Details zu erkennen. Es ist einfach alles braun. Fast wie ein Schwarz-Weiß-Film, nur dass der Kontrast vergessen wurde. So versinken denn auch groß angelegte Massenszenen im Farbmatsch. Groß, ganz groß!
Im Vorfeld erhoffte ich mir persönlich vom Mitwirken Ching Siu-Tungs als Choreograph der Actionszenen ungemein viel. Denn wenn Könner Jason Statham auf fähige Mitarbeiter trifft, muss doch einfach die Bude brennen. Doch oh weh. Auch hier scheitert der Film kläglich. Denn entweder präsentiert er die Action aus Totalen (wir erinnern uns daran, was man in diesen Einstellungen sieht: braunen Matsch) oder er geht mitten in die Action und zerstört Ching Siu-Tungs Choreographien mit dämlichem Kamerageschwenke oder unübersichtlichem Schnitt. So blitzt das Potential des Chinesen nur in minimal kurzen Szenen auf, in denen dann meist Jason Statham die Krugs umkickt.
Stellvertretend für die Misere sei nur einmal der Showdown genannt. In dieser gigantischen Abfolge von Actionszenen stehen sich drei Actioneinlagen gegenseitig komplett im Weg! Die erste präsentiert ein Scharmützel bei Nacht. Bei Nacht dreht der Uwe gerne mit blauem Farbfilter. Ohne Kontrast. Das Ergebnis sind schemenhafte Umrisse, die ständig grunzen und Krach machen. Gleichzeitig beharken sich ein paar Männel in einem Minengang. Hier ist uns Uwe nah an der Action und zoomt und schwenkt die Kamera, bis der Zuschauer benommen zu Boden geht. So verpasst er dann fast den Fight zwischen Farmer und Gallian, die EINZIGE Actionsequenz im Showdown, die nicht irgendwie kaputt inszeniert wurde. Nur leider blendet Uwe halt immer wieder zu den beiden anderen Katastrophen von Actionszenen und nimmt damit dem Farmer / Gallian Fight alle Wucht.
Kurzum: Es hat zwar Action, allerdings in viel zu geringen Dosen (vor allem bei der Laufzeit) und wirklich funktionieren will sie nicht. Irgendwie fehlt ihr auch alle Wucht. Alles an „Schwerter des Königs“ schreit nach einer martialischen Actioneinlage nach der anderen. Doch martialisch wird es nie. Im Gegenteil, was man hier zu sehen bekommt, ist dann doch arg kindgerecht und vor allem viel zu harmlos geraten.
Und wo wir gerade beim Totalverriss sind, machen wir einfach mit den Darstellern weiter. Jason Statham („The Transporter“) als Farmer tut einem einfach nur leid. Er passt auf die Rolle wie Arsch auf Eimer. Er kickt, er springt, er fightet und er stiert wie weiland Frank Martin vor sich hin. Aber der Film hat ihn einfach nicht verdient (genau diese Argumentationsreihe kann und muss man in Bezug auf Ching Siu-Tung verkünden). „Schwerter des Königs“ kann problemlos als Stathams schlechtester Film bezeichnet werden.
Ron Perlman („Pacific Rim“) als Farmers bester Kumpel kommt mit seiner grundsoliden und sympathischen Darstellung noch am Besten weg und hat die besten Gags auf seiner Seite. Sein Ausscheiden aus dem Film ist dann allerdings recht lieblos geraten (ich erwähnte den Seelenfakt bei Boll-Filmen ja bereits). Ray Liotta („Operation Olympus“ führt ihn wieder mit Boll zusammen) als Gallian ist bei weitem nicht so schlecht, wie es der Trailer vermuten ließ. Er overacted zwar ziemlich und sieht extrem scheiße aus, ABER es passt auf seine Rolle und die beiden kaputten Momente des Trailers sind dann auch die kaputtesten im Film. So zieht er sich dann noch einigermaßen schadlos aus der Affäre, kann aber bei allem Augengerolle nicht verhindern, dass sein Bösewicht so bedrohlich wie Lippenherpes daherkommt. Dies liegt vor allem daran, dass Ray einfach nichts machen darf, was Bösewichter sonst gerne mal machen. Kein Meucheln, kein Verraten, nichts. Einfach nur da sein. Egal …
Der Rest vom Cast wusste dann anscheinend, dass man beim Uwe pünktlich sein Geld bekommt, egal, was man macht. So überspannt Matthew Lillard den Bogen extrem und überschattet Liotta im Overactingaspekt bis zur Schmerzgrenze. Burt Reynolds wird auf der Mitte des Filmes vergiftet und spielt danach wie bereits zuvor: Scheintot. Leelee Sobieski wollte der Uwe bestimmt wegen ihren dicken Moppen im Film haben. No Nudity Clauses bekommt man aber anscheinend auch mit Bolldollars nicht weg und so wiederholt sie einfach nur ihre Rolle aus dem TV Mehrteiler „Johanna von Orleans“ und labert Gülle. John Rhys-Davies („Death Connection“) darf endlich mal den Zauberer spielen, den er sicher auch in „Herr der Ringe“ gerne gespielt hätte … und ja, zum Glück reichte es in Peter Jacksons Film dann doch nur für den Zwerg.
Kristanna Loken („Mercenaries“) drehte sich derweil einfach ein paar Rastas rein und baumelt an einem Seil rum. Auch Claire Forlani, die dritte Frau im Bunde, kommt ohne nackte Moppen davon und lässt sich keinen Moment beim Schauspielen erwischen. Und über Eva Padberg meinte der Uwe ja schon in seinem Produktionstagebuch sinngemäß: „Liebe Investoren, die Eva wird unseren Film in Dschörmany übelst bewerben“. Warum Uwe nicht wenigstens sie hat blank ziehen lassen, kann uns wohl nur der liebe Gott und die niedrige Kiddiefreigabe erklären. Und in genau diesen Gefilden bewegt sich der gesamte Cast. Die Krugs dürfen heillos überziehen und die menschlichen Darsteller schlafwandeln vor sich hin oder schwingen peinliche Heldenreden.
Langer Rede kurzer Sinn: „Schwerter des Königs“ ist garantiert kein Film, der die Vorurteile gegenüber Spieleverfilmungen aufheben wird. Und das, wo der Film mit den Spielen wirklich so gar nichts gemein hat. „Schwerter des Königs“ ist eine Art „Herr der Ringe“ in der Sparversion. Der sprichwörtliche Sturm im Wasserglas. Dabei sind die Probleme des Filmes Legion: Verwaschene Optik, ein kitschig banaler Score, gelangweilte Darsteller, eine seltsam sprunghafte, logisch teils nicht nachvollziehbare und unausgegorene Dramaturgie, ein Nichts an Spannung, müde Action, eine uninspirierte Inszenierung in allen Belangen und vor allem eine epische Laufzeit von 127 Minuten, die dem Zuschauer ein ordentliches Pfund länger vorkommt. Denn wenn „Schwerter des Königs“ vor allem eines ist, dann stinklangweilig … achja und braun!
Die deutsche DVD und Blu-ray kommt von Splendid Film und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten. Der Audiokommentar zu diesem Film, sonst immer ein Erlebnis, gerät genauso langweilig und banal, wie der Streifen selbst. Eine Schande. Es erschien auch ein knapp 30 Minuten längerer Extended Cut zum Film. Wirklich besser macht das den Film aber nicht.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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