Originaltitel: Nemesis__Herstellungsland: USA, Dänemark__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Albert Pyun__Darsteller: Olivier Gruner, Tim Thomerson, Cary-Hiroyuki Tagawa, Merle Kennedy, Brion James u.a. |
Der Name Albert Pyun ruft bei Filmfans auf der ganzen Welt Angst und Schrecken hervor. Und das nicht etwa weil seine Filme so angsteinflößend wären, sondern weil die meisten seiner „Werke“ purer Schrott sind. Zu Recht kann man denn Großteil seines Schaffens als Bodensatz des Science Fiction und Actiongenres gleichermaßen bezeichnen. (Ticker und Omega Doom seien stellvertretend an dieser Stelle genannt.) Mit entsprechend vorsichtiger Erwartungshaltung empfiehlt es sich also an Nemesis heranzugehen, auch wenn dieser den Ruf hat, zu den besten Filmen des „Meisters“ zu gehören. Denn aus einem Haufen Schrott positiv hervorzustechen, ist bekanntlich nicht sonderlich schwer. Aber, soviel sei an dieser Stelle bereits verraten, Nemesis ist nicht nur nach Pyun Standard ein guter Film.
Los Angeles im Jahr 2027: Die Cybergenetik bestimmt den Lauf der Welt. Statt Organtransplantationen werden Teile des menschlichen Körpers einfach durch künstliche Systeme ersetzt. Der Polizist Alex Rain (Olivier Gruner), selbst mehr Maschine als Mensch, soll Terroristen stoppen, die das System bedrohen. Sein Auftrag wird dabei zu einem Rennen gegen die Zeit, denn in drei Tagen soll eine in ihn implantierte Bombe explodieren. Er kommt dabei Umsturzplänen auf die Spur und beginnt an seinem Auftrag zu zweifeln…
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Auf Storyebene bedient sich Albert Pyun bei den großen Vorbildern aus dem Science Fiction Genre. Die offensichtlichsten Vorbilder sind wohl Terminator und Blade Runner, wobei von ersterem die Cyborgs und von letzterem einige der tiefergehenden Motive entliehen sind. Ansonsten werden einem die üblichen Cyberpunkstandards dargeboten. Trotz dieses wüsten Sammelsuriums schafft es Nemesis inhaltlich einige interessante Fragen aufzuwerfen. Leider werden diese sehr plump präsentiert und zudem sehr häufig wiederholt. Der Konflikt Mensch vs. Maschine bleibt aber auch in Nemesis ein interessanter und schafft es mühelos, den Zuschauer in den (wenigen) ruhigen Passagen bei der Stange zu halten. Die wahren Stärken von Nemesis liegen aber ganz woanders.
Da wäre zu einen die dichte Atmosphäre, die sämtlichen Schauplätzen etwas endzeitliches verleiht. Gerade in der ersten Hälfte finden sich einige wirklich starke Momente, Rains Aufenthalt in dem Wüstendorf sei hier genannt. Generell sind die Schauplätze für einen Film dieses Genres recht abwechslungsreich geraten, es geht von Wüsten und tropischen Inseln durch Fabrikgebäude und Städte. Über vielen Szenen liegt zudem ein starker Rotfilter, der zum einen die Atmosphäre vortrefflich unterstützt und den Film zu anderen sehr wertig aussehen lässt. Zwar können die B-Movie Wurzeln zu keinem Zeitpunkt geleugnet werden, aber gerade für einen Albert Pyun Film macht Nemesis optisch verdammt viel richtig.
Die größte Stärke des Films ist aber die Action. Diese setzt sich zum größten Teil aus Shootouts zusammen, was in Anbetracht des Hauptdarstellers zunächst ein wenig verwundert. Dabei ist die Action nicht nur zahlreich über den Film verteilt, sondern, und das ist wohl eine der größten Überraschungen, auch sehr gut inszeniert. Pyun scheint, ein entsprechendes Budget vorausgesetzt, ein durchaus guter Handwerker zu sein. Die Action hat sichtbar asiatische Einflüsse (z.B. beidhändiges Ballern), ist dabei immer in Bewegung und wird von dynamischen Kameraperspektiven eingefangen. Da folgt die Kamera schon mal einem Geschoss oder bewegt sich geschmeidig an den Kontrahenten vorbei. Zeitlupen an den richtigen Stellen runden die Konfrontationen ab. Diese bieten zudem noch reichlich Eyecandy in Form von funkensprühenden Treffereffekten und Explosionen. Was hier an Umgebung kaputt geht, erfreut das Actionherz ein ums andere Mal. Erwähnen möchte ich als Beispiel eine der spektakulärsten Szenen des Films. In dieser ballert sich Gruner durch den Boden eines Gebäudes um seinen Verfolgern zu entgehen – und das zehn Jahre vor Underworld. Leider fällt der Showdown etwas ab und bietet nur ein mäßig getrickstes Stop Motion Gerangel. Von dieser Szene abgesehen sind die Spezialeffekte aber zum größten Teil sehr gut, und vor allem handmade umgesetzt.
Selbst schauspielerisch gibt es an Nemesis nicht viel auszusetzen. Natürlich findet sich im Cast keine überragende Darstellung und auch die eine oder andere Nullnummer, aber gerade Olivier Gruner in der Hauptrolle liefert eine überraschend solide Leistung. Zwar hat er selten mehr als einen Gesichtsausdruck drauf, doch eine gewisse Ausstrahlung kann man ihm nicht absprechen. Zudem passt die geringe emotionale Bandbreite einfach gut zur Rolle des an seiner Menschlichkeit zweifelnden Polizisten. Ansonsten finden sich neben Pyun Standards wie Vincent Klyn in den Nebenrollen noch einige bekannte Gesichter der Marke Brion James und Cary-Hiroyuki Tagawa. Den Oberlumpen darf Tim Thomerson geben, hinterlässt dabei aber keinen bleibenden Eindruck.
Fazit: Übrig bleibt am Ende die Erkenntnis, dass Albert Pyun unter passenden Voraussetzungen gute Filme machen kann. Im vorliegenden Fall fehlt nur ein besserer Showdown zum Genrehighlight. Aber auch so überzeugt Nemesis als wirklich krachiger Science Fiction Film mit jeder Menge explosiver Action. Sowohl in Albert Pyuns als auch Olivier Gruners Karriere dürfte Nemesis das Highlight darstellen.
Eine deutsche DVD kommt von Laser Paradise/Evolution Entertainment und ist mit einer Freigabe ab 18 Jahren uncut. Die Qualität ist aber bestenfalls solide.
© MasonStorm
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