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Der Tag des Falken

Originaltitel: Ladyhawke__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Richard Donner__Darsteller: Matthew Broderick, Rutger Hauer, Michelle Pfeiffer, Leo McKern, John Wood, Ken Hutchison, Alfred Molina, Giancarlo Prete, Loris Loddi, Alessandro Serra, Charles Borromel u.a.
Der Tag des Falken

Ritterliche Fantasy von Richard Donner mit Rutger Hauer, Matthew Broderick und Michelle Pfeiffer in den Hauptrollen: „Der Tag des Falken“

Ursprünglich sollte Kurt Russell die Heldenrolle in „Der Tag des Falken“ spielen, stieg aber aus dem Projekt aus und wurde kurzfristig durch Rutger Hauer ersetzt – was dem Film alles andere als schlecht zu Gesicht steht.

Erzählt wird die Geschichte aber durch die Augen des Sidekicks: Der Dieb Phillipe Gaston (Matthew Broderick), genannt die Maus, der seine Fähigkeiten gleich beim Ausbruch aus dem Gefängnis beweist, in das in die Schergen des fiesen Bischofs von Aquila (John Wood) gesteckt haben. Der richtet die Ungewollten nämlich reihenweise hin und knechtet das Volk, weshalb Sprücheklopfer Gaston schnell das Weite sucht. Ein Dieb, ein Sprücheklopfer, kein Kämpfer, alles andere als eine klassische Heldenfigur, aber das Identifikationsangebot für den Zuschauer.

Der eigentliche Held, der ehemalige Hauptmann Etienne Navarre (Rutger Hauer), ist nämlich reichlich unnahbar, auch wenn er Gaston aus einer brenzligen Situation hilft und dabei etliche Schergen des Bischofs über den Jordan schickt, doch mit dem hat er eine persönliche Rechnung offen, von der Gaston freilich noch nichts weiß. Der Zuschauer dagegen schon, ist es doch die Prämisse des Films: Navarre und seine Geliebte Isabeau d’Anjou (Michelle Pfeiffer) wurden von dem Bischof verflucht, der dafür sogar teuflische Mächte anrief: Bei Tag verwandelt sich Isabeau in einen Falken, Navarre bei Nacht in einen Wolf; in ihrer menschlichen Form können sie sich bestenfalls für Sekundenbruchteile bei Tages- und Nachtwechsel sehen.

Der unwissende Gaston soll nun als Vermittler zwischen den Liebenden dienen, hinter deren Geheimnis er nach und nach kommt. Eventuell gibt es sogar einen Weg den Fluch rückgängig zu machen, doch der Bischof setzt seine Leute auf das Paar an, darunter auch den Wolfjäger Cezar (Alfred Molina)…

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Das klingt auf dem Papier nach einem epischen Märchen und der Aufwand ist sichtbar: Man drehte große Teile des Films in Europa, darunter auch in drei Schlössern, die Arthouse-Legende Luchino Visconti gehörten. Das sieht teilweise fantastisch aus, sehr stimmungsvoll etwa die Szenen im dunklen Wald, wenn Wolfsjäger Cezar auf der Jagd nach Navarre in seiner felligen Form durchs Unterholz streift. Dabei verzichtet Regisseur Richard Donner („Fletchers Visionen“) auf allzu phantastische Elemente und große Spezialeffekte: Der Verwandlungsplot bleibt das einzige übernatürliche Element, die Transformationen werden nie in Effektform gezeigt, sondern durch Montage und Kameraarbeit suggeriert.

Doch was sich auf dem Papier gut anhört, das muss es nicht immer in Filmform sein und tatsächlich weist „Der Tag des Falken“ merkliche Defizite in Sachen Drehbuch und stellenweise auch Inszenierung auf, obwohl mit Richard Donner eigentlich ein versierter Mann auf dem Regiestuhl saß. Doch teilweise holprig zusammengesetzt wirken die Szenenwechsel zwischen Nacht und Tag, unsauber sind die Übergänge und die sich daraus ergebenden Zeitsprünge. Auch die Soundtrackwahl ist nicht die allerglücklichste: Andrew Powell vom Alan Parsons Project kleistert eine typische 1980er-Synthiemucke unter die Szenen, die so gar nicht zum angestrebten Fantasy-Epos-Charakter des Films passen will – beim Locationscouting hörte Donner zwar Musik vom Alan Parsons Project, was den Film für ihn untrennbar mit der Musik verband, doch für den Zuschauer ohne diese persönliche Verbindung wirkt die Klanguntermalung wenig angebracht.

Doch auch das Drehbuch bekleckert sich nur bedingt mit Ruhm. Die abrupten Wechsel von Tages- und Nachtszenen ohne Flow sind schließlich ursprünglich dort verankert (auch wenn die Regie sie wenig glättet) und es passiert wenig auf der Reise: Der manchmal so blitzgescheite Gaston steht reichlich auf dem Schlauch, bis er begreift wer die Frau ist die bei Nacht erscheint und wohin Navarre bei Anbruch der Dunkelheit verschwindet, was angesichts des Zuschauervorwissens reichlich unspannend ist, hin und wieder tauchen mal ein paar einfach dahinzumetzelnde Schergen auf, ehe dann der Showdown angesagt ist, in dem es um die Heilung des Paares und den Sturz des fiesen Bischofs geht. Der befiehlt zwar Hinrichtungen und das Ausquetschen des Volkes, ist also auf dem Papier ein Bilderbuchschurke, wird jedoch nie bei bösen Taten gezeigt, kann nie als Oberfiesling glänzen, was diese Figur abschwächt, so wie auch die Liebe zwischen Navarre und Isabeau zwar Gegenstand vieler Erzählungen ist, aber selten auf der Leinwand spürbar wird.

So bewegt sich Donners Film episodisch auf das von Anfang an feststehende Ziel zu und steht und fällt mit der Qualität der jeweiligen Passage. Nett sind die auflockernden Sprüche Gastons, wenn auch manchmal etwas gewollt, durchschaubar dagegen die Episode bei einem alten Freund des Paares, ansonsten gibt es Kampfszenen von wechselnder Qualität – da bewies Donners zwei Jahre später entstandener „Lethal Weapon“ ein ganz anderes Actiongespür. Hier hat nur das Finale so richtig Pep, das überzeugt dann aber auch als Höhepunkt, in dem Navarre hoch zu Ross und später zu Fuß den Bischof nebst Leibgarde auseinandernimmt, während er in den vorigen Konfrontationen meist zu souverän und die Opponenten zu hilflos wirken.

Rutger Hauer („The Scorpion King 4“) mag zwar nur zweite Wahl für die Hauptrolle gewesen sein, kann aber richtig darin aufgehen: Den übermenschlichen, verhärteten, unnahbaren Kämpfer nimmt man ihm ab, den gebrochenen Lover, der nur von Rache getrieben wird. Für den menschlicheren Faktor sorgt Matthew Broderick als Sprücheklopfer und Frechdachs schon mal für die Rolle üben konnte, die er später mit „Ferris macht blau“ perfektionieren sollte. Michelle Pfeiffer („The Family“) ist etwas unterfordert, macht aber das Beste aus ihrer Rolle als verfluchte Schönheit. Alfred Molina („Swelter“) als fieser Wolfsjäger ist ein Gewinn, wird aber total verschenkt, da er kaum Auftritte hat und unwürdig aus dem Film befördert wird, während John Wood („WarGames“) und Ken Hutchison („Wer Gewalt sät…“) als Hauptschurke und dessen rechte Hand leider nie genug Charisma entwickeln und daher als Antagonisten enttäuschen.

So bleibt ein Auf und Ab der Gefühle bei Donners Fantasyfilm: Eine interessante Prämisse und sichtbarer Aufwand bei Kostümen, Sets und Ausstattung stehen ein etwas ereignisfreies Script und eine holprige Erzählweise gegenüber, während die Actionszenen von durchwachsener Qualität sind und den überzeugenden Hauptdarstellern nur schwache Fieslinge gegenüberstehen.

Die deutsche DVD und Blu-Ray von „Der Tag des Falken“ sind bei 20th Century Fox erschienen, bieten den Film in ungekürzter Form und guter Bild- wie Tonqualität, haben aber an Bonusmaterial lediglich den Kinotrailer an Bord.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: 20th Century Fox__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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