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Jules Verne: Die geheimnisvolle Insel

Originaltitel: Mysterious Island__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2005__ Regie: Russell Mulcahy__Darsteller: Kyle MacLachlan, Danielle Calvert, Gabrielle Anwar, Patrick Stewart, Jason Durr, Omar Gooding, Vinnie Jones, Tom Mison, Roy Marsden, Chris Larkin, Dom Hetrakul u.a.
Die geheimnisvolle Insel

“Highlander”-Regisseur Russell Mulcahy verfilmt Jules Vernes “Die geheimnisvolle Insel” neu.

Jules Vernes Roman „Die geheimnisvolle Insel“ wurde 1874/75 in drei Bänden veröffentlicht und gilt Fantasy- und Abenteuer-Fans als echtes Highlight. Das machte die Story zu einer Steilvorlage für die Produktionsschmiede „Hallmark“, die für ihre familienfreundlichen TV-Eventmovies bekannt ist. Das Ergebnis ist ein dreistündiger TV-Film, den man auf zwei Teile aufsplittete. Dabei dreht sich alles um den Nordstaaten-Offizier Cyrus Smith, der aus einem Gefangenenlager der Südstaaten entfliehen will. Er wählt einen Nachrichtenballon als Fluchtgefährt und flieht mit einem wild zusammengewürfelten Haufen aus Nord- und Südstaatlern.

Das Problem ist nur, dass sich der Ballon nicht so wirklich steuern lässt, weshalb Cyrus und seine Wegbegleiter ziellos aufs offene Meer treiben. Gerade als der Ballon abzustürzen droht, erblickt man eine Insel am Horizont. Selbstlos stürzt sich Cyrus aus dem Ballon, um den anderen dank weniger “Ballast” die Möglichkeit zu eröffnen, halbwegs heil auf der Insel anzukommen. Deren Landung verläuft allerdings alles andere als sanft. Cyrus wird erstaunlicherweise ebenfalls an den Strand der Insel gespült, doch bevor ihn seine Wegbegleiter finden können, wird er von jemandem anderweitig in Sicherheit gebracht.

Derweil erkunden Cyrus’ vormalige Begleiter auf eigene Faust die Insel und müssen feststellen, dass hier Seltsames vorzugehen scheint. Vor allem die Tierwelt muss auf der Insel einen seltsamen Wachstumsschub erfahren haben und so kämpft man bald gegen riesige Gottesanbeterinnen, Ameisen, Schlangen und Ratten. Cyrus bemerkt derweil, dass sein Retter niemand geringerer ist, als der weltberühmte Captain Nemo, der einst mit seinem U-Boot, der Nautilus, kriegsentscheidend in die Konflikte zwischen den Indern und ihren britischen Besatzern eingriff.

Die geheimnisvolle Insel

Captain Picard ääääh Nemo!

Nemo möchte den gebildeten Cyrus überreden, ihm bei der Vollendung seiner aktuellsten Erfindung zu helfen: Einer gigantischen Waffe! Diese will Nemo einmalig zünden, um der Welt deren verheerende Wirkung zu präsentieren und dann damit zu drohen, weitere derartige Superwaffen zur Detonation zu bringen, sollte der Mensch auch nur einen einzigen weiteren Krieg beginnen. Doch Cyrus lehnt ab und macht Nemo damit wütend. Der setzt Cyrus und dessen Wegbegleiter, die Nemo inzwischen auch bei sich aufgenommen hatte, in der freien Wildnis aus und überlässt sie ihrem Schicksal.

Doch Gefahr droht nicht nur von der Flora und Fauna des vormals rettenden Eilandes: Eine ganze Schiffsladung an Piraten ist auf dem Weg zu der Insel, weil hier ein sagenumwobener Schatz versteckt sein soll…

Russell Mulcahy gibt im Bonusmaterial des erstmals 2005 veröffentlichten Abenteuerstreifens mit glänzenden Augen zu Protokoll, dass die ersten Verfilmungen des Jules-Verne-Romanes im Verbund mit anderen Abenteuerstreifen wie „Jason und die Argonauten“ seine Liebe für das Filmemachen geweckt hätten und es ihm darum ein Anliegen war, die ihm angebotene TV-Neuauflage so aufwändig wie möglich auf Film zu bannen.

Dabei diente ihm die literarische Vorlage eher als eine grobe Richtlinie, denn er wich in vielen Punkten von Jules Vernes Roman ab. Schon die Zusammensetzung der Heldenparty hat mit der der Vorlage nicht viel gemein. Auch die Rolle von Kapitän Nemo wird deutlich ausgebaut. Ist selbiger im Roman lange Zeit nicht mehr als ein „unsichtbarer“ Wohltäter, der den Gestrandeten immer mal wieder unter die Arme greift, gehört dem von Patrick Stewart („X-Men“) sehr wankelmütig angelegten Kapitän in der „Hallmark“-Produktion mal eben der gesamte erste Teil. Hier präsentiert er auf dem Höhepunkt der Story einen Vorläufer der Atombombe und offenbart seine ab und an durchaus fragwürdigen Pläne zur Sicherung eines dauerhaften Friedens.

Die geheimnisvolle Insel

Cyrus Smith soll Nemo helfen, eine Vorstufe der Atombombe zu entwickeln.

Teil zwei des Event-Movies dreht sich um einen Schatz, welcher in der Buchvorlage ebenfalls keine Rolle spielt. Zwar haben auch in Jules Vernes Vorlage Piraten eine kleinere Rolle inne, aber die geraten eher zufällig mit den Gestrandeten aneinander und sind eigentlich nicht auf der Suche nach einem obendrein verfluchten Schatz. Hier setzt das „Hallmark“-Drehbuch dann wirklich auf jedes Piratenklischee und lässt es im Pantoffel-Kino explodieren. Damit bereitet der Film Vinnie Jones („Escape Plan“) die Bühne. Selbiger amüsiert mit lausig sitzender Langhaarperücke und poltert ordentlich über den Screen, ohne dass man ihm für eine Minute einen Piraten abnehmen würde. Auch weil er in den Schwertkampfszenen mal so richtig megasteif rüberkommt.

Man merkt es schon: Russell Mulcahy („Scorpion King – Aufstieg eines Kriegers“) war vor allem daran gelegen, seine 170 Minuten Film immer in Bewegung zu halten. Da muss die Buchvorlage, die deutlich größeren Wert auf die Überlebensstrategien der Gestrandeten legte, ordentlich bluten. Wann immer sein Film droht, stillzustehen, stürzt er ein Crewmitglied in ein Abenteuer. Meist wird es dann von einem der gigantischen Tiere der Insel gejagt und kann selbigem nur knapp entkommen.

Diese Tiere stammen leider samt und sonders aus dem Rechner und lassen in ihrer Qualität von Minute zu Minute mehr nach. Während die ersten demzufolge sogar noch glaubhaft mit den Menschen interagieren, passt nach etwa 90 Minuten nicht einmal mehr das Compositing, so dass die Tiere irgendwann nur noch wie Störfaktoren in der Umwelt wirken. Das Negativ-Highlight bildet der immer mehr eskalierende und dabei immer mieser umgesetzte Kampf gegen einen riesigen Skorpion. Der Vulkanausbruch gegen Ende des Filmes amüsiert dann mit Trash-Effekten, die zu der Zeit sogar „The Asylum“ besser hinbekommen hätte. Mit zunehmender Laufzeit mehren sich auch arg künstliche und leicht durchschaubare Blue- und Greenscreen-Aufnahmen rund um die Hauptdarsteller.

Die geheimnisvolle Insel

Auf der geheimnisvollen Insel gilt es viele Abenteuer zu er- und überleben.

Der Drehort Thailand liefert tolle Naturpanoramen und fantastische, lichtdurchflutete Sets. In diesen Momenten wirkt „Die geheimnisvolle Insel“ nicht einmal ansatzweise wie eine Fernsehproduktion. Hier schnuppert es direkt nach Kinoluft. Das hat auch Russell Mulcahy bemerkt, weshalb er vor allem seine Naturschauplätze mit dynamischen Kamerafahrten und Lust an tollen Bildern inszeniert. Leider geht seine eigene Handschrift in den „Hallmark“-Vorgaben ziemlich unter. Von seiner Vergangenheit als Videoclip-Regisseur merkt man in der wahrhaft gediegenen Umsetzung wirklich gar nichts. Nicht einmal in der Action geht die Schlagzahl irgendwie nach oben. Mulcahy beugt sich dem Anspruch, eher klassische Abenteuerkost zu inszenieren. Auch was den Gewaltpegel angeht. In der „Hallmark“-Welt wird zwar häufig, dafür absolut sauber und ja nicht zu brutal gestorben.

Am Ende bleibt ein unterhaltsames, trotz Überlänge nur in wenigen Momenten durchhängendes Abenteuer vor prächtiger Kulisse und in toller Ausstattung. Vor allem Nemos Behausungen, zumeist eingebracht in die steilen Felslandschaften der geheimnisvollen Insel, wissen dabei zu begeistern. Neben Patrick Stewart und Vinnie Jones sind auch Kyle MacLachlan („Showgirls“), Gabrielle Anwar („Burn Notice“) und Omar Gooding (der jüngere Bruder von Cuba) mit sichtlichem Spaß bei der Sache. Und das obwohl ihre Rollen sehr klischeelastig daherkommen und sich keinen Deut entwickeln dürfen. Denn wie bereits erwähnt: Russell Mulcahy war es offensichtlich wichtig, eine möglichst flotte Neubearbeitung des Stoffes auf die Beine zu stellen. Die Probleme dabei: Die Vorlage wird schon heftig verändert, das Ergebnis wirkt nicht nur formal in zwei Teile zerlegt und die Mittel zum temposteigernden Zweck, dabei vor allem die Effekte, wollen nicht so wirklich funktionieren. Das wird durch die bei Kochmedia am 10. September 2015 erscheinende HD-Fassung von „Die geheimnisvolle Insel“ nur noch offensichtlicher. Während hier die Natur Thailands in unfassbarem Detailreichtum wiedergegeben wird, haben die Effekte maximal SD-Qualität.

Die deutsche DVD und Blu-ray zum Film erscheint bei Koch Media und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten. Einige Interviews zum Film und eine Featurette zum Set-Design bilden die Extras zum Film.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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