Originaltitel: Xiu Chun Dao__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Lu Yang__Darsteller: Chang Chen, Liu Shishi, Wang Qianyuan, Li Dongxue, Zhu Dan, Nie Yuan, Zhou Yiwei, Chin Shih-Chieh u.a. |
Shen Lian, Jin Yichuan und Lu Jianxing sind Blutsbrüder und als solche Mitglieder der kaiserlichen Assassinen. Meisterliche Kämpfer, die im Auftrag der chinesischen Krone die Schmutzarbeit übernehmen und im ganzen Land berühmt und berüchtigt sind. Ihr aktueller Auftrag besteht darin, den Eunuchen Wei und dessen Wegbegleiter aufzuspüren und zu töten. Wei ist der ehemalige Chef der Geheimpolizei, der der dahinsiechenden Ming Dynastie mit seinem Wissen mehr als gefährlich werden könnte.
Die drei Blutsbrüder sind bei ihrem Auftrag so erfolgreich, dass sie eines Tages Wei höchstselbst gegenüberstehen. Doch der unterbreitet ein verlockendes Angebot. In der Folge täuscht man Weis Tod nur vor und lässt ihn weiterleben. Doch Wei hat nun großes Interesse daran, die Assassinen zu töten, sind sie doch die einzigen, die wissen, dass er noch lebt. Um sein Geheimnis zu wahren, schickt er ihnen seinerseits Killer auf den Hals. Doch auch die Vorgesetzten von Shen Lian, Jin Yichuan und Lu Jianxing haben ihre Zweifel an der Geschichte der drei Assassinen.
Die Schlinge um die Hälse der drei Freunde zieht sich immer weiter zu. Und sie bemerken, dass sie das Bauernopfer in einer viel weitreichenderen Verschwörung sein sollen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=LQv-mKmuDcc
„Brotherhood of Blades“ macht zunächst alles richtig. In flottem Tempo wird die Ausgangssituation initiiert und die Story angeschoben. Doch dann verheddert sich der Film in seiner Geschichte. Noch bevor wir die eigentlichen Hauptfiguren so richtig kennengelernt haben, spannt der Film eine Menge Nebenschauplätze auf, die sich zwar allesamt um die drei handlungsantreibenden Figuren drehen, das Hineinfinden in die Geschichte mit immer neuen Charakteren aber deutlich erschweren. Auch im weiteren Verlauf scheinen diese Subplots der eigentlichen Story immer ein wenig im Weg zu stehen. Zwar helfen sie, die Charaktere und ihre Handlungen zu verstehen, so richtig organisch wollen sie sich aber nicht ins große Ganze einfügen. Das wirkt dadurch ein wenig gehemmt in seiner Entwicklung.
Es ist in der Folge auch mehr eine Ahnung als ein konkreter Verdacht, dass die drei Hauptfiguren in zunehmendem Maße von irgendwelchen Strippenziehern im Hintergrund manipuliert und gegeneinander ausgespielt werden. Doch nach etwa 60 Minuten Film greift dann plötzlich alles wie geschmiert ineinander! Es wird eine atemberaubende Grundspannung aufgebaut, die nun auch durch die Nebenschauplätze grandios befeuert wird. Selbst die unwichtigsten Handlungen haben auf einmal schreckliche Konsequenzen und so reiht sich ein dramatischer Moment an den nächsten. Das mag in der Anhäufung ein wenig melodramatisch wirken, aber insgesamt erntet „Brotherhood of Blades“ nun, was das Drehbuch in den Minuten vorher gesät hat, und wird zu einem grandios packenden Swordplay-Actioner, bei dem die Emotionen ordentlich hochkochen.
Doch auch der Weg zu diesem Finale ist alles andere als langweilig. Denn obschon die Story ein wenig zu holpern scheint, passt das Drumherum auf den Punkt: Der Film ist grandios bebildert. Die Kamera fliegt durch die Settings und fängt die atemberaubend detailreiche Ausstattung in breiten Bildern ein. Beständig tönt ein großartiger, sehr themenaffiner Soundtrack und sobald die Action losbricht, brodelt der Bildschirm. Die Martial-Arts-Sequenzen sind stark choreografiert und rangieren zwischen verspielt und brachial. Bevorzugt wird mit Schwertern zu Werke gegangen und der Bodycount ist mehr als beachtlich. Die Fights bekommen ausreichend Raum zum Atmen und präzise Zeitlupensequenzen und einige wenige Upspeeding-Einlagen bringen zusätzlichen Style in das Gebotene. Im Grunde hakt die Action nur in einem Punkt: Sie setzt zu sehr auf blöde CGI-Bluteffekte, die dem Treiben die Wucht nehmen und aus dem Filmerlebnis herausreißen – einfach weil man sich so über sie ärgert.
In Sachen Wirework hält man sich zwar deutlich zurück und versucht den Fights so einen realistischeren Anstrich zu verleihen, ganz umhin kommt man um unrealistisch herumspringende Chinesen allerdings nicht. Mit zunehmender Laufzeit wird die Action immer auswegloser in ihrer Wirkung. Die gesamte Stimmung des Filmes verfinstert sich. Dennoch haben die Bilder von „Brotherhood of Blades“ immer noch eine poetische Anmutung. Spätestens wenn dann auch noch Schnee die Szenerie zu bestimmen beginnt, bekommen die weitläufigen Sets eine märchenhafte Note, die mehr und mehr einen blutroten Anstrich erfährt.
Gerade in dem langen Finale, das die Schicksale aller drei Blutsbrüder für immer verändern wird, bedient sich der Film eines erstaunlichen dramaturgischen Stilmittels: Der Auslassung. Immer wieder blendet der Film nun zu Szenerien, in denen das Wichtigste bereits passiert ist. Ab und an bekommt man gar nur die letzten Atemzüge eines wichtigen Charakters mit. Bei anderen müssen Anweisungen eines Vorgesetzten reichen, um sich zusammenzureimen, was mit der Figur passiert ist. Und dabei ist der Film wirklich sehr konsequent. So konsequent, dass man bei einem der Charaktere gar nicht glauben kann, dass ihm das entsprechende Schicksal widerfahren sein soll.
Getragen wird der Film von einem topp aufgelegten Schauspielensemble. Allen voran Shen Lian Darsteller Chen Chang. Genau der Schauspieler, der den heißblütigen Banditen in „Tiger & Dragon“ gespielt hatte, welcher sich in Zhang Ziyi verlieben durfte. Er erweckt seinen tragischen Charakter überzeugend zum Leben und darf sich über einige interessante Entwicklungen seiner Figur freuen. So ist es selbige, die die tragischen Ereignisse mit einer falschen Entscheidung überhaupt erst in Gang setzt. Auch im weiteren Verlauf wird Shen Lian zwar als übermächtiger Kämpfer gezeichnet, als unfehlbaren Helden kann man ihn aber zu keiner Zeit bezeichnen. Eine interessante Abweichung im Vergleich zu dem sonstigen aktuellen Ausstoß der Chinesen.
Ähnlich funktioniert das bei dem immer etwas zu jungenhaft und glatt wirkende Jin Yichuan, der von seinem Darsteller Li Dong-xue („1911“) ebenfalls zu ambivalentem Leben erweckt wird. Denn Jin Yichuan hat eine äußerst geheimnisvolle, alles andere als redliche Vergangenheit. Qianyuan Wang hat es da mit seinem Lu Jianxing nicht so gut getroffen, denn über seine eigentlich irre charismatische Figur hat „Brotherhood of Blades“ nicht wirklich viel Interessantes zu berichten. In den weiteren Haupt- und Nebenrollen wird man von groben Overacting-Momenten verschont und bis auf ein oder zwei schwache Performances gibt es hier gar nichts zu mäkeln.
Produziert wurde „Brotherhood of Blades“ von Terence Chang, dem Leib- und Magenproduzenten von John Woo. Mit dem hatte er zuletzt „Red Cliff“ auf den Weg gebracht. Ebenfalls ein zunehmend überzeugender tosendes Ungetüm von einem Film. Im Vergleich dazu ist „Brotherhood of Blades“ zwar eher kleiner skaliert, aber nicht minder wirkungsvoll. Das liegt an den starken Schauspielern, den tollen Bildern, der schönen Musik und der zunächst zerfahren wirkenden, dann besser funktionierenden und gegen Ende immer dramatischere Züge annehmenden Story. Diese dreht sich äußerst effektiv um Intrigen, Ränkespiele und Korruption, aber auch um echte Freundschaft und Aufrichtigkeit. Dabei stützt sich „Brotherhood of Blades“ auf ein teilweise höchst ambivalentes Figureninterieur, in dem es kaum Helden, dafür aber viele echte Menschen mit Schwächen und Fehlern gibt. All das kleidete man in ein Gewand aus flott choreografierter und eindrucksvoll inszenierter Action, die im weiteren Verlauf immer mehr an Intensität zunimmt.
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Pandastorm Pictures und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Neben dem Originaltrailer haben sich leider keinerlei Hintergrundinformationen zum Film auf den Datenträger verirrt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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