Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Men of War

Originaltitel: Men of War__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__ Regie: Perry Lang__Darsteller: Dolph Lundgren, Charlotte Lewis, B.D. Wong, Tony Denison, Tim Guinee, Don Harvey, Tommy ‘Tiny’ Lister, Tom Wright, Catherine Bell, Trevor Goddard u.a.
Men of War

Dolph Lundgren stellt eine thailändische Insel ordentlich auf den Kopf. Den er uns seine Handlanger sind die “Men of War”.

Seit die Mediabooks inflationär auf den Markt drängen, hört man es immer wieder: „Ich gebe doch keine 35 Euro für einen Film aus.“ Echte Filmfans können darüber nur müde lächeln und werden sich vermutlich an Situationen erinnern, in denen sie für deutlich „weniger“ Produkt deutlich mehr hingelegt haben. Fragt mal eure Freunde und Bekannte, was sie für das Jewel Case von „Blade 1“ hingelegt haben. Damals. Bei mir war es irgendwas zwischen 60 und 65 DM. Für eine DVD und eine Hartplastikhülle. Da sind Mediabookfans noch weit vorne. Die haben schonmal mindestens eine Blu-ray mehr. Trotzdem kann ich auch über diese 65 DM nur müde lächeln. Wieso?

Nun, schon zu VHS-Zeiten war ich Filmfan und als solcher in Kontakt mit einem Versand, der mir auch aktuelle Videothekenware verkaufte. 100-150 DM waren für ein neuwertiges Verleihtape keine Seltenheit. 100 DM wurden damals auch bei „Men of War“ fällig. Ein Dolph Lundgren Actionhauer. In einer Zeit, in der ich mir noch gar nicht so bewusst war, wie stark ausgerechnet Lundgrens Oeuvre immer wieder ins Fadenkreuz des deutschen Jugendschutzes geriet. OFDB? Schnittberichte? Internet? Was war das bitte nochmal? Ich besaß ja nicht einmal einen Computer. Doch ich hatte in vielerlei Hinsicht richtig Glück bei diesem Kauf: Zum einen erwarb ich das Video-Ring-Exemplar, also die uncut Version (alle anderen VHS waren derbe zensiert)! Zum anderen empfand und empfinde ich den Film als echten Rocker! Auch heute noch. Und just in den nächsten Tagen erscheint nun das Mediabook. Ob ich noch einmal 30 Euronen investieren werde? Vielleicht kann ich euch ja die Entscheidung erleichtern…

httpv://www.youtube.com/watch?v=wEU1Qz9pnGM

In „Men of War“ dreht sich alles um Nick Gunar. Schwede. Söldner. Der wird von zwei Geschäftsmännern engagiert, um mit einer Handvoll anderer Söldner die Bewohner einer Südseeinsel zu „überzeugen“, ihre Insel an die Geschäftsmänner zu veräußern. Warum und weshalb, das sind Fragen, die Nick nicht interessieren. Er sammelt einen Haufen verwegener Kämpfer um sich und bricht gen Thailand auf. Hier gerät er schnell mit einem alten Hassgegner aneinander: Keefer. Durch und durch ein Soziopath. Dieser lässt ab sofort auch nicht mehr locker, will er doch wissen, was Nick in „seinen“ Gefilden umtreibt.

Der bekommt zudem immer mehr Schwierigkeiten, seine eigenen Leute unter Kontrolle zu halten. Die wollen nämlich sehr wohl wissen, wieso die Insel so wichtig ist. Sie vermuten schnell, dass sich bei dem Auftrag alles um Jade drehen könnte. Dass die Wahrheit um einiges banaler ausfällt, können sie freilich nicht ahnen. Doch eines Tages eskaliert die Situation derart, dass die Söldner Farbe bekennen müssen: Helfen sie den Inselbewohnern, damit diese ihre Insel behalten können? Oder führen sie eiskalt ihren Job aus und scheißen auf das Inselparadies und seine Einwohner? Die Gruppe spaltet sich auf und es kommt zum großen Actionfest…

Selbiges geht dann so richtig durch die Decke. „Men of War“ ist in den letzten 30 Minuten der feuchte Traum eines jeden Actionfans: Angereichert mit derben Brutalitäten wird behände am Bodycount gedreht. Sämtliche Trefferwirkungen bei den ausufernden Shootouts sind handgemacht. Gewaltige Explosionen füllen den Bildschirm aus. Einige Thai-Stuntleute gehen gewohnt halsbrecherisch zu Werke und mittendrin Dolph Lundgren („The Expendables“) mit seiner Standardwaffe – einem Raketenwerfer! Die Krönung ist dann ein derb brutaler Endkampf zwischen Keefer und Gunar, der mit einem splattrigen Finisher ausklingt und den Actionfan „Yeah“-brüllend auf dem heimischen Sofa Freudenhüpfer machen lässt. Das ist schon die ganz derbe Schiene…

Bis dahin braucht der Actionfan aber ein wenig Sitzfleisch. Denn leider passiert in den 60 Minuten vor dem Showdown nicht so viel. Während die Zusammenrottung der Söldner flott montiert und durchaus humorvoll vonstatten geht und eine Strip-Schuppen-Prügelei richtig viel Spaß bringt, wird es mit Ankunft auf dem Eiland deutlich ruhiger. Regisseur Perry Lang stürzt sich nun auf die tollen Schauplätze, die ihm sein Drehort bietet, und versucht zumindest ansatzweise, Grundlagen für die finale Entscheidung seiner Protagonisten für oder gegen die Verteidigung des Inselparadieses zu legen. Es wird nämlich sehr schnell klar, wer sich auf der Insel besser zurechtfindet und wer hier so gar nicht hinpasst. Lundgren bandelt derweil mit Charlotte Lewis („Decoy“) an, die der Film dankenswerterweise auch nackt macht. Richtigen Esprit will diese Lovestory im Eilverfahren aber nicht versprühen.

Kurz bevor das Tempo auf der Insel vollends zum Erliegen kommt, zündet „Men of War“ eine kleine Ballerei, die schon ungefähr andeutet, in welche Richtung die finale Schlacht gehen könnte. Ab diesem Zeitpunkt nimmt der Film dann auch wieder deutlich mehr Fahrt auf. Keefer bringt sich auch wieder mehr in die Handlung ein und ein guter Freund von Nick taucht ebenfalls auf und bringt nochmal etwas mehr Schwung rein. Tja, und dann scheppert es gar königlich…

Inszenatorisch ist Perry Lang sowohl in der Action als auch abseits des Gemetzels sehr versiert unterwegs. In breiten Bildern zelebriert er die Schönheit des Inselschauplatzes. In der Action dürfen die Perspektiven gerne mal richtig schräg ausfallen. Wenn man beispielsweise den menschlichen Berg Tiny Lister („American Justice“) beim Wüten von schräg unten filmt, meint man einem Riesen beim Wirken zu beobachten. Auch kleinere Spielereien mit der Fokussierung und der Schärfe bringen interessante Momente in den Film. Zeitlupen sorgen für zusätzlichen Style in den hektischeren Momenten und eine auf den Raketenwerfer montierte Kamera sorgt für einen grandios fiesen Gag. Gerade in der Action ist der Film auch großartig montiert und auf den maximalen Effekt hin ausgerichtet. Das Ergebnis sind durchaus kinotaugliche Bilder, nach denen man sich vor allem heute, dank zig gleich aussehender Ostblockactioner wirklich alle Finger leckt! Mehrfach!

Darstellerisch ist in „Men of War“ nicht soviel los. Muss es auch nicht. Der Film braucht ein kerniges Figuren-Interieur und genau das bietet der Film in seiner pursten Form. Er fährt absolut unverwechselbare, individuelle Charaktere auf, die bei jedem Schritt pure Männlichkeit verströmen – was auch für die einzige Frau im Cast gilt. Catherine Bell („Crash Dive“) macht als Actionheroine eine prächtige Figur und hätte gerne mehr Filme mit einer solchen Powerhouse-Performance bereichern dürfen. Lundgren macht als Chef der wilden Truppe richtig Laune und hat auch einige hübsche Oneliner abbekommen. Leider darf er von seinen Martial-Arts-Skills nicht soviel zeigen.

Fast noch cooler sind aber die Übelwichte geraten. Hier überzeichnet „Men of War“ nämlich hemmungslos. Vor allem Keefer-Darsteller Trevor Goddard („Fluch der Karibik“) darf hier so richtig abgehen und einen schrägen Moment an den nächsten reihen. Der Effekt: Man hasst seine Figur wirklich abgrundtief und er wird mit jedem Auftritt immer mehr zum wohl eindrucksvollsten Gegner Lundgrens überhaupt. Doch auch die anderen Übelwichte des Filmes dürfen sich darüber freuen, zerhackt und verbrannt zu werden, ohne dass dies bedeuten müsste, dass sie aus dem Film ausscheiden. Die Folge sind schlotzige Make-Up-Effekte und Szenen, in denen sich Finsterlinge genießerisch Aufputschspritzen in die Arme rammen. Nur geil…

„Men of War“ ist für mich persönlich ein echtes Highlight in Lundgrens Filmographie. Deshalb konnte ich nie verstehen, warum der Film eine eher schwache Lobby in der Action-Fanbase hat. Doch halbwegs objektiv betrachtet, kann man auch diese Nörgler verstehen. „Men of War“ hat wirklich große Temposchwächen in den ersten 60 Minuten. Regisseur Lang versucht mit tollen Bildern und kernigen Typen gegenzusteuern, richtig in den Griff bekommt er das Problem auch aufgrund der sehr dünnen Story nicht. Doch ich persönlich werde durch die finalen 30 Minuten immer wieder für das Warten entschädigt. Denn was „Men of War“ hier auffährt, ist ein brachiales Brett an Action: Abgerissene Beine, aufgeschlitzte Kehlen, zersprengte Menschen, abgeschlagene Köpfe, brennende Lumpen, saftigste Durchschüsse, knackige Genickbrüche und rundherum derbe, teils extrem menschenverachtende Einzeiler… Welche Filme können das heutzutage noch aufbieten? Ganz genau!

Ende September 2015 erscheint der Streifen im Mediabook von 84 Entertainment. Angekündigt ist die ungeschnittene Unrated-Version. Diese gab es in stark schwankender Qualität bereits in Bootlegform für den deutschen Markt. Man kann nur hoffen, dass die 84 Entertainment Version eine bessere Qualität auffährt. Darüber können wir aber leider keine verbindliche Aussage machen, da diesem Review die bereits seit langer Zeit erhältliche, ungeschnittene UK-DVD von Anchor Bay zugrunde lag.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: 84 Entertainment__Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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