Originaltitel: Sword of Vengeance__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Jim Weedon__Darsteller: Stanley Weber, Annabelle Wallis, Ed Skrein, Dave Legeno, Karel Roden, Edward Akrout, Peter J. Chaffey, Misa Beric, Gianni Giardinelli, Milica Jevtic, Nenad Pecinar u.a. |
„Wilhelm der Eroberer“ war der letzte Herrscher Englands, der das Land von außen (er startete seine Invasion von Frankreich aus) erobern konnte. Vorangegangen war der Tod von „Eduard dem Bekenner“, der keine Nachkommen hinterließ. Es zeichnete sich früh ab, dass die Frage der Thronfolge in einen kriegerischen Konflikt münden würde. Diesen konnte „Wilhelm der Eroberer“ bei der Schlacht von Hastings im Jahre 1066 für sich entscheiden und er wurde zum König gekrönt.
Auf diese Ereignisse setzt „Sword of Vengeance“ auf und erzählt zunächst von dem Earl Durant. Der ist der gefürchtetste Kriegsherr von Wilhelm und wird von dem neuen König in den Norden Englands entsandt, um die dortige englische Bevölkerung auf Spur zu bringen. Dabei bedient sich der Earl brachialster Methoden und taucht das Land in Not und Elend. Da taucht plötzlich ein schweigsamer Fremder auf…
Von dem hat man noch gar nichts erfahren, da meuchelt er bereits in einem blitzschnellen Handstreich drei Vasallen des Earls. Wenig später bringt der Fremde weitere Getreue des Earls um und zwingt einen seiner Söhne dazu, sich selbst ein Auge auszustechen. Zudem vertraut er dem jungen Adligen eine Botschaft für Earl Durant an, die den Kriegsherr in helle Aufregung versetzt. Er ahnt, dass er von seiner Vergangenheit eingeholt und ihn das sein Leben kosten wird. Doch der Fremde scheint nicht nur eine Vendetta zu verfolgen, er schickt sich obendrein an, die Kräfte der versprengten Angelsachsen im Kampf gegen Wilhelms Truppen zu bündeln…
httpv://www.youtube.com/watch?v=C31NDeJnBu4
Matthew Read war als Autor an „Walhalla Rising“ und „Hammer of the Gods“ beteiligt. Beide Filme entpuppten sich letzten Endes nicht als das, was sich vor allem Actionfans von den Titeln erwartet hatten. Während sich „Walhalla Rising“ schon früh in Richtung Kunstfilm verabschiedete, flüchtete sich auch „Hammer of the Gods“ nach bodenständig brachialem Beginn irgendwann in einen „Reise ins Herz der Finsternis“-Plot. Matthew Reads dritter Ausflug in die frühe Geschichte der britischen Inseln gibt sich nun deutlich bodenständiger und weitaus weniger tiefgründig als die beiden Vorgänger … und zehrt gar von einem ganz anderen Genre.
Rache ist mein einziger Glaube!
Denn der Plot um den einsamen Fremden, der einem drangsalierten Landstrich Hoffnung einimpft, dessen Verteidigung organisiert und neue Kriegstaktiken zu den Geknechteten bringt, erinnert doch stark ans Western-Genre. Genau wie die Zeichnung des Helden. Dieser reitet sozusagen wortlos im Sachsenland ein, hat über den Film verteilt vermutlich zehn Zeilen Text und wird in seiner Coolness und Souveränität gnadenlos überzeichnet. Schon der erste knochentrockene, heftig brutale Auftritt des namenlosen Fremden unterstreicht dies überdeutlich.
Dies ist dann storyseitig auch das einzige interessante Element, denn die Story von „Sword of Vengeance“ kommt schon extrem reduziert daher. Zwar lässt sich der Film etwas Zeit, die wahren Beweggründe des „Shadow Walker“ genannten, kampfstarken Hünen aufzudröseln, Überraschendes oder gar Unerwartbares wird dabei aber nicht zu Tage gefördert. Eher im Gegenteil: „Sword of Vengeance“ ist immer vorhersehbar, was freilich auch den Spannungspegel auf einem eher niedrigen Niveau hält.
Seine Stärken hat der Film dann auch in ganz anderen Abteilungen. Schauen wir uns dazu einfach einmal das deutsche Artwork an. Wir sehen den „Shadow Walker“ in martialischer Pose. Das Motiv ist beinahe vollkommen in Schwarz-Weiß gehalten, nur der Untertitel und diverse Blutflecken bringen etwas Farbe ins Spiel. Und genauso funktioniert die Optik von „Sword of Vengeance“. Der Film wirkt bis auf wenige Ausnahmen beinahe vollkommen farblos. Neben den blutigen Folgen der Action bringen nur wenige Sonnenstrahlen etwas kräftigere Farben ins Spiel. Dann wird der monochrome Film auch mal etwas erdiger in seiner Anmutung. Diese Momente sind aber rar gesät. Sehr viele Zeitlupen-Sequenzen erzeugen in Kombination mit dem allgegenwärtigen, sehr eigenwilligen Score und einem mächtigen Sounddesign eine ganz eigene, düster bedrückende Atmosphäre. Die tollen Landschaften Serbiens, das die britischen Inseln doubelt, sorgen für erhabene Momente. Einige schräge Perspektiven bringen zusätzlichen Stilwillen in den Film.
Leider greift der Film in der Action auf eine weniger tolle Darstellung zurück. Die Konfrontationen sind hektisch und teils unübersichtlich geschnitten. Die wuchtigen und vor allem brutalen Konfrontationen verlieren so spürbar an Wirkung. Was auch deshalb schade ist, weil die erkennbare Choreografie durchaus gekonnt ausschaut und vom Clash der leichtfüßigen Kampftechniken des „Shadow Walkers“ mit dem brachialen Hack und Slay seiner Gegner lebt. Dafür ist die Action gut über den Film verteilt und steigert sich in ihrem Aufkommen konsequent bis zum großen Finale, das beinahe 25 Minuten auf den Zuschauer einknüppelt.
Eingeleitet wird das Finale mit einer grandiosen „Rambo-Sequenz“, in der der Held in einem Wald auf sechs Berserker trifft, die zuvor vom Drehbuch ins fast schon Unbesiegbare überhöht wurden. Spätestens da hat man als Actionfan nur noch ein breites Lächeln im Gesicht. Das kommt aber nicht aus dem Nichts, denn der Zuschauer wurde bereits bis zu diesem Zeitpunkt von „Sword of Vengeance“ gut unterhalten. Zwar entwickelt der Film aufgrund seiner dünnen Story durchaus auch mal Leerlauf, richtig langweilig wird es aber nie. Was auch an den guten Darstellern liegt, deren Figuren sich durch die Bank und wirklich ausschließlich über ihre Taten definieren. Bekannter sind dabei nur Karel Roden („Running Scared“) als Earl Durant und Neu-Transporter Ed Skrein („The Transporter Refueled“) als Sachse im Gefolge des „Shadow Walkers“. Selbiger wird von dem Franzosen (daher vermutlich auch die wenigen Dialoge seiner Figur) Stanley Weber gegeben, der seinem Charakter vor allem viel physische Präsenz mitgibt und sie durchaus sympathisch rüberkommen lässt. Das heimliche Highlight aber ist Annabelle Wallis als vorgeblicher Love Interest des „Shadow Walkers“. Sie darf nämlich eine für die Zeit angenehm taffe und selbstbestimmte junge Kämpferin entwerfen. Aber selbst derartige Elemente können nicht über das eigentliche Problem von „Sword of Vengeance“ hinwegtäuschen: Das martialische Treiben will einfach niemals so richtig mitreißen. Der Blutzoll stimmt, die Actiondichte auch, die technische Umsetzung ist sehr sehr stark, aber die Abwesenheit jeglicher Form von Spannung kann all das nicht ausgleichen.
Die deutsche DVD/Blu-ray von „Sword of Vengeance“ ist seit Ende September 2015 im deutschen Handel. Die Datenträger sind mit einer erstaunlich sportlichen FSK 16 Freigabe ungeschnitten und kommen von Universal Pictures Home Entertainment.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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